E-Book, Deutsch, Band 3, 119 Seiten
Shaw Majorin Barbara
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7521-2920-5
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 3, 119 Seiten
Reihe: Die vielleicht besten deutschen Übersetzungen
ISBN: 978-3-7521-2920-5
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Oscar- und Literaturnobelpreisträger Bernard Shaw ist schon lange tot, aber seine Bühnenstücke leben fort. 1909 schrieb der englische Schriftsteller und Journalist Gilbert Keith Chesterton über Majorin Barbara: 'Fast jedes Bühnenstück von Shaw ist ein erweitertes Epigramm. Aber das Epigramm wird (wie bei den meisten Menschen der Fall ist) nicht auf hundert Gemeinplätze erweitert. Vielmehr wird das Epigramm auf mehrere Hundert andere Epigramme erweitert. Diese Erweiterung ist in allen Einzelheiten genauso brillant wie im Design. Aber es ist prinzipiell jedoch möglich, das ursprüngliche und zentrale Epigramm zu entdecken, das das Zentrum und den Zweck des Stückes darstellt. Auch unter blendenden Schmuckstücken Millionen Witzen ist es prinzipiell möglich, den schärfsten Spott und den tiefsten Sinn zu entdecken, weshalb das Stück geschrieben wurde.' Sogar wenn Entdeckungsgeist vorhanden ist, scheitert oft seine Ausführung an der menschlichen Schwäche. Nach dem bekannten Glockenton beginnt der Speichel dem Pawlowschen Hund zu fließen. Wenn wir manche Beurteilungen künstlerischer Leistungen von Bernard Shaw lesen, entsteht oft der Eindruck, dass sein Name bei manchen Chesterton's Berufskollegen auch eine bedingte Reaktion auslöst. Es wird naiven Leuten reflexartig suggeriert: Irgendwas stimme nicht mit dem Literaturnobelpreisträger und seinen Bühnenstücken. Die Liste ist lang und langweilig. Zur Erinnerung: Majorin Barbara ist wohl eines der wenigen Theaterstücke überhaupt, das fragwürdige Rüstungsgeschäfte im Visier hat, und zwar seit seiner Uraufführung 1905. Folglich beschrieb Bernard Shaw den militärisch-industriellen Komplex 56 Jahre davor, als dieser Begriff durch den US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower 1961 eingeführt wurde und eine Popularität erlangte. Trotzdem wiederholte sich immer wieder das gleiche Verhaltensmuster: Fake News greifen Majorin Barbara und Dramatiker Shaw an, weil ihre Verfasser lustlos sind und nicht die Eier haben, um gegen Waffenexporte Stellung zu beziehen. Der Dramatiker kann sich nicht gegen Fake News wehren, weil er 1950 starb. Aber trotz aller Widrigkeiten lassen sich denkende Menschen weder suggerieren noch bevormunden, da sie erkennen, dass Shaw über Probleme schrieb und Fragen stellte, die nach mehr als einem Jahrhundert größtenteils immer noch ungelöst und unbeantwortet sind. Also, wenn der Name Shaw fällt, suchen wir nach den Antworten: Wieso hat sich nicht viel geändert?
Der ehemalige Hochschuldozent Vitaly Baziyan ist Linguist, Anglist und Shavian. Er hat die meisten Originalbriefe von Bernard Shaw ausführlich studiert. Insgesamt hat er sechs Theaterstücke von Bernard Shaw aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt: Candida, Majorin Barbara, Die Millionärin, Weh euch, ihr bunten Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset, Wie er ihren Ehegatten belog und Pygmalion. Alle diese Übersetzungen gehören zur Büchreihe Die vielleicht besten deutschen Übersetzungen.
Weitere Infos & Material
Bernard Shaw Major Barbara German translation John Bull’s Other Island and Major Barbara: also How He Lied to her Husband, Constable and Company Ltd, London 1920 Translated from English by Vitaly Baziyan Copyright © 2021 Vitaly Baziyan Imprint: Independently published All rights reserved You can reach us via e-mail: info@bestdreams.de Majorin Barbara Tragikomödie in drei Akten Die vorliegende Übersetzung folgt der im Jahr 1920 erschienenen sechsten Auflage der englischen Edition. Aus dem Englischen übersetzt von Vitaly Baziyan Den Bühnen und Vereinen gegenüber Übersetzung. Aufführungsrecht nur durch den Übersetzer zu erwerben Lieber Leser und Leserinnen! Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Zuschriften an info@bestdreams.de Kommentar des Übersetzers Oscar- und Literaturnobelpreisträger Bernard Shaw ist schon lange tot, aber seine Bühnenstücke leben fort. 1909 schrieb englischer Schriftsteller und Journalist Gilbert Keith Chesterton über Majorin Barbara: „Fast jedes Bühnenstück von Shaw ist ein erweitertes Epigramm. Aber das Epigramm wird (wie bei den meisten Menschen der Fall ist) nicht auf hundert Gemeinplätze erweitert. Vielmehr wird das Epigramm auf Hundert anderer Epigramme erweitert. Diese Erweiterung ist in allen Einzelheiten genauso brillant wie im Design. Aber es ist prinzipiell jedoch möglich, das ursprüngliche und zentrale Epigramm zu entdecken, das das Zentrum und den Zweck des Stückes darstellt. Auch unter blendenden Schmuckstücken Millionen Witzen ist es prinzipiell möglich, den schärfsten Spott und den tiefsten Sinn zu entdecken, weshalb das Stück geschrieben wurde.“ Sogar wenn Entdeckungsgeist vorhanden ist, scheitert oft seine Ausführung an der menschlichen Schwäche. Nach dem bekannten Glockenton beginnt der Speichel dem Pawlowschen Hund zu fließen. Wenn wir manche Beurteilungen künstlerischer Leistungen von Bernard Shaw lesen, entsteht oft der Eindruck, dass sein Name bei manchen Chesterton’s Berufskollegen auch eine bedingte Reaktion auslöst. Es wird naiven Leuten reflexartig suggeriert: Irgendwas stimme nicht mit dem Literaturnobelpreisträger und seinen Bühnenstücken. Die Liste ist lang und langweilig. Zur Erinnerung: Majorin Barbara ist wohl eines der wenigsten Theaterstücke überhaupt, das fragwürdige Rüstungsgeschäfte im Visier hat, und zwar seit seiner Uraufführung 1905. Folglich beschrieb Bernard Shaw den militärisch-industrieller Komplex 56 Jahre davor, als dieser Begriff durch den US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower 1961 eingeführt wurde und eine Popularität erlangte. Trotzdem wiederholt sich immer wieder das gleiche Verhaltensmuster: Fake News greifen Majorin Barbara und Dramatiker Shaw an, weil ihre Verfasser lustlos sind und nicht die Eier haben, um gegen Waffenexporte Stellung zu beziehen. Der Dramatiker kann sich nicht gegen Fake News wehren, weil er 1950 verstarb. Aber trotz aller Widrigkeiten lassen sich denkende Menschen weder suggerieren noch bevormunden, da sie erkennen, dass Shaw über Probleme schrieb und Fragen stellte, die nach mehr als einem Jahrhundert großenteils immer noch ungelöst und unbeantwortet sind. Also, wenn der Name Shaw fällt, suchen wir nach den Antworten: Wieso hat sich nicht viel geändert? Ist es fair, George Bernard Shaw dafür verantwortlich zu machen und wie in der griechischen Mythologie dem Überbringer schlechter Nachrichten und Fragesteller den schwarzen Peter zuzuschieben? Was ist mit unseren Zeitgenossen? Sind sie weiter? Sind sie über Majorin Barbara eigentlich hinaus? Eine nette englische Familie – ihre Staatsangehörigkeit könnte austauschbar sein – genoss das Leben in einem mehrstöckigen Haus im Londoner Zentrum. Fünfzigjährige, alleinerziehende, adelige Lady Britomart Undershaft hat drei Kinder: Stephan, Barbara und Sarah. Eines Tages lud die Mutter ihren bürgerlichen Ex Andrew ein, der beruflich ein Waffenfabrikant und Waffenhändler war. Andrew Undershaft hat seine Familie seit mehreren Jahren nicht gesehen, weil sie wegen Streitigkeiten moralischer Natur getrennt lebten. In der Zwischenzeit erlangten seine Kinder die Ehemündigkeit, fortan fanden die Töchter heiratswilligen Männer. Aber weil ihre Verlobten Adolphus Cusins respektive Charles Lomax nicht flüssig waren, brauchten Barbara und Sarah Geld für ihre eigenen Häuser und sonstige Bedürfnisse. Als der einzige Erwerbstätige sei der Vater unterhaltspflichtig gewesen. Das war Mutti’s Businessplan und der Grund für die Einladung. Der vorsorgliche Vater freute sich auf das Wiedersehen und erklärte sich netterweise bereit, das nötige Geld zuzuschießen. Kriegswaffen herzustellen und zu verkaufen, war und ist ein lukratives Geschäft. Sein Unternehmen existierte schon in der achten Generation. Andrew, der sich selbst als Industrieller bezeichnete, der Waffen für Verstümmelung und Mord produziert, hielt nicht viel von einer restriktiven Rüstungsexportpolitik. Gegenteilig war seine flexible Vertriebspolitik der Bestandteil des Erfolges. Sie bestand darin, „keine Rücksicht weder auf Persönlichkeit der potenziellen Käufer noch auf ihre Prinzipien zu nehmen und hergestellte Rüstungsgüter an alle, zu allen Zahlungs- und Lieferungsbedingungen abzusetzen, die einen guten Preis anbieten. …Waffen sowohl für eine gerechte Sache als auch für eine schwere Straftat zu verkaufen, und zwar an Aristokraten und Republikaner, an Nihilisten und den Zaren, an Kapitalisten und Sozialisten, an Protestanten und Katholiken, an Einbrecher und Polizisten, an Schwarzen, Weißen und Gelben; an Personen aller Nationalitäten, aller Verrücktheiten, aller Glaubensrichtungen.“ Der Waffenfabrikant selbst war nicht besonders religiös: „Ich bin ein Millionär. Das ist meine Religion… Euer Christentum, das euch vorschreibt, dem Bösen nicht zu widerstehen, sondern wenn Sie jemand auf die rechte Wange schlägt, ihm auch die linke hinzuhalten, wird mich bankrott machen.“ Seinem naiven Sohn Stephan erklärte der Waffenhändler, wie der militärisch-industrieller Komplex funktioniert: „Dein frommer Mob füllt Wahlzettel aus und sich einbildet, dass er seine Herrscher regiere... Ich bin die Regierung deines Landes: ich und [mein Geschäftspartner] Lazarus. Meinst du, dass du und ein halbes Dutzend Amateure wie du, die in diesem albernen, schwätzenden Laden hintereinander sitzen, Undershaft und Lazarus regieren können? Nein, mein Freund: Du wirst tun, was uns den maximalen Gewinn einbringt. Du wirst einen Krieg führen, wenn er uns passt und du wirst den Frieden bewahren, wenn der Krieg uns nicht passt. Du wirst herausfinden, dass die Wirtschaft bestimmte Maßnahmen braucht, wenn wir uns für diese Maßnahmen entschieden haben. Wenn ich etwas will, um meine Gewinne hochzuhalten, wirst du feststellen, dass mein Wunsch im nationalen Interesse ist. Wenn andere Leute etwas wollen, um meine Gewinne niedrig zu halten, wirst du die Polizei und das Militär rufen. Und als Gegenleistung erhältst du die Unterstützung und den Beifall meiner Zeitungen und die Freude der Einbildung, dass du ein großer Staatsmann sei. Regierung deines Landes! Pack dich deiner Wege, mein Junge, mit deinen Fraktionssitzungen, Leitartikeln, Volksparteien und großartigen Anführern und brennenden Fragen und dem Rest deiner Spielzeuge. Ich gehe in mein Büro zurück, um die Melodie zu bestimmen und die Musik zu bezahlen.“ Mit seiner Tochter Barbara kam der Waffenfabrikant nahe, obwohl sie eine Heilsarmee Majorin war. Die Heilsarmee ist eine militärisch strukturierte Freikirche mit dem Schwerpunkt Sozialarbeit und christliche Verkündigung. Effizient und effektiv bekehrte Barbara viele Menschen zu Sinnesänderung und zum Christentum, daher wurde ihre Arbeit sehr geschätzt. Sie bekam nach einer kurzen Zeit ausnahmsweise einen Offiziersrang Majorin, den man in der Heilsarmee gemäß den Regelungen nur nach 20 Dienstjahren bekommen darf. Feuer und Flamme für Heilsarmee, wurde Barbara von ihrem Vater durch seine Spendenaffäre im übertragenen Sinne geköpft: Nachdem ihre Leitung große Geldspenden von ihm und einem Whiskyhersteller angenommen hatte, sah sie sich gezwungen, freiwillig zurückzutreten. Die edle Seele war offen mit ihrem Vater: „An Ihren Händen klebt ein böses Blut und nur ein gutes Blut kann sie reinwaschen. Das Geld nützt nichts.“ Wie die Leidensgeschichte Majorin Barbara’s religiöser Prototyp exemplarisch zeigt, ist eine Vater-Tochter-Beziehung häufig prägend für das Leben und Tod einer jungen Frau. Die frühchristliche Nothelferin Barbara von Nikomedien wurde der Überlieferung zufolge von ihrem Vater Dioscuros, einem reichen Kaufmann, im wahrsten Sinne enthauptet, weil sie sich zum Christentum bekehrte. Barbara starb den Märtyrertod. Am 4. Dezember, dem Barbaratag, wird die Märtyrerin, Heilige und Schutzpatronin gedacht. Aber unserer Geschichte wurde ein unerwarteter, glücklicher Ausgang betriebswirtschaftlich eingeleitet. Andrew Undershaft plante die Unternehmensübergabe aus Altersgründen. Traditionelle Nachfolgeregelung sah vor, dass er seine Waffenfabriken nur an einen Findling übergeben durfte. Deswegen konnte (auch wollte) der Waffenfabrikant nicht seinen leiblichen Sohn zu seinem Erben einsetzen. Naturgemäß war seine Ex-Frau Lady Britomart dadurch über die Maßen verärgert. Eines Tages machte die ganze Familie samt Verlobten einen Ausflug nach betriebseigener Werkssiedlung St....