E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Shatner Star Trek - Classic: Der Rächer
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11497-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
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ISBN: 978-3-641-11497-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein verheerendes Virus bedroht die Galaxis. Von Fanatikern in einem Genlabor gezüchtet, um die Föderation zu vernichten, befällt es Menschen, Tiere und Pflanzen. Bislang ist es noch nicht gelungen, ein Gegenmittel herzustellen. Der totgeglaubte James T. Kirk macht sich auf die Suche nach dem Ursprung der Seuche. Doch dabei stellt sich ihm ein Mann in den Weg: Jean-Luc Picard, Captain der Enterprise ...
William Shatner ist Schauspieler, Produzent, Regisseur und Musiker. Berühmt wurde er durch seine Rolle als Captain Kirk, den er in der Serie Star Trek (1966 – 1969) und in sieben Star-Trek-Filmen mimte. Für seine Rolle als Anwalt Denny Crane in der Serie Boston Legal gewann er einen Emmy und einen Golden Globe. William Shatner lebt mit seiner Frau Elizabeth in Los Angeles.
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Kapitel 1
Dies war das erste Mal. Als alles angefangen hatte. Als schon das Atmen in der eisigen Luft von Tarsus IV schmerzhaft gewesen war.
Blendender Schnee umwirbelte ihn, glitzerte im Licht der planetaren Zwillingsmonde. Er verwischte seine Spuren so schnell, wie er sie erzeugte. Er war von Hunger geschwächt und zitterte vor Angst und bitterer Kälte, als er in die Finsternis floh, und doch wusste er, dass er nicht ewig davonlaufen konnte.
Bei diesem ersten Mal war er dreizehn Jahre alt. Er war allein, und der Schatten war hinter ihm her. Er rannte sogar noch schneller.
Es konnte keinen Zweifel geben. Der Tod war ihm auf den Fersen. Gnadenlos. Unausweichlich.
Der Junge verlor im Schnee den Halt, knallte gegen die eisige, kratzende Borke eines Dolchbaums und fiel mit einem schmerzlichen Aufkeuchen nach hinten.
Er war außer Atem. Er schmeckte das Blut des Schnittes an der Wange.
Tränen strömten aus seinen Augen.
Er spürte die Kälte in seinem ganzen Körper. Aber ihn schmerzten auch die Frustration und die Angst, die mehr waren, als ein Kind oder ein Erwachsener ertragen konnte.
Als der Junge auf allen vieren im Schnee lag, schloss er die Augen und gab auf.
Er sah Kodos' Gesicht, als dieser ihn erblickt hatte. Ein Gesicht, das er nie wieder vergessen würde.
Lauf weiter, Junge …
Jimmy Kirk riss die Augen auf. Er schaute überrascht hoch und rechnete damit, in die aufblitzende Mündung eines Lasergewehrs zu blicken. Wer ihm da auch zugeflüstert hatte – er konnte nur Zentimeter von ihm entfernt sein.
Aber es war niemand in seiner Nähe.
Der Junge rappelte sich auf. Er war davon überzeugt, dass er nicht allein war. Aber er sah nur den stechenden Lichtstrahl der durch die finsteren Umrisse der Bäume tanzenden Taschenlampe seines Verfolgers.
Lauf weiter …
Der Junge torkelte schluchzend weiter. Seine Zehen brannten vor Kälte in den erstarrten Stiefeln.
Aber er lief.
Achttausend Menschen hatten auf diesem Planeten gelebt, als er hier angekommen war.
Es war ein Kolonialplanet. Seine Eltern hatten Freunde hier. Er hatte ein Vierteljahr bei ihnen verbringen und dann seinen Vater treffen sollen, um zurück nach Hause zu fliegen. Zur Erde.
Aber die Romulaner hatten in der Neutralen Zone irgend etwas angestellt. Die Flotte hatte seinem Vater den Urlaub gestrichen. Die Raumstraßen waren geschlossen.
Und dann hatte der Pilz zugeschlagen.
Er hatte das Getreide vernichtet. Und die Tiere vergiftet.
Auf Tarsus IV hatten viertausend Menschen überlebt.
Gouverneur Kodos hatte die anderen viertausend umgebracht, damit die Nahrungsvorräte länger reichten.
Es sei ›eine Notwendigkeit‹ hatte er jenen erzählt, die sich an den offenen Gruben versammelt hatten, die ihr Grab werden sollten.
Der Junge hörte die Laser noch immer. Und die Schreie.
Und es gab noch immer nicht genug Nahrung.
Und so hatte man den dreizehnjährigen Jimmy Kirk, der keine ihn beschützenden Eltern und keine Lebensmittelkarten hatte, die ihn ernährten, auf die zweite Liste gesetzt, da niemand für ihn Partei ergriffen hatte.
»Unnützer Esser«, hatte der Gouverneur gesagt.
Ein Lichtstrahl blitzte über ihn hinweg.
Der Junge wäre beinahe hingefallen. Er wusste, dass man ihn entdeckt hatte.
Doch die nahe und gleichzeitig ferne Stimme flüsterte erneut … Lauf weiter …
Der Junge wankte verwirrt. Ihm war fast so, als höre er die Gedanken eines anderen.
Ein Lichtstrahl hatte ihn voll im Visier.
Er spannte die Muskeln an, wartete auf den sengenden Schmerz des Lasers, verlor den Halt, rutschte in Eis und Schnee aus, überschlug sich, ruderte mit den Armen und rief laut nach seinem Vater. Er fiel hin … allein …
… in zwei kräftige Arme, die ihn auffingen.
Und retteten.
Dann sprach eine fürsorgliche Stimme auf ihn ein – sie war über jede vernünftige Erklärung hinaus beruhigend und besänftigend. Die gleiche Stimme, die in seinem Geist geflüstert hatte, sprach nun persönlich zu ihm.
»Ich helfe dir«, sagte die Stimme. Drei Worte, die im Leben des Jungen für alle Zeiten widerhallen würden.
Er wehrte sich nicht mehr. Er wusste, dass es nicht Kodos war, der ihn festhielt. Es war auch keiner der Männer des Gouverneurs.
Er schaute sich um, und ihm wurde plötzlich klar, dass sein Lauf durch den Wald ihn zu dem Feld gebracht hatte, auf dem sich die Landepisten befanden.
Dort stand ein neues Schiff. Sein Umriss war durch den fallenden Schnee kaum sichtbar. Doch die Bullaugen und der Laderaum wurden deutlich von blendenden Strahlen hellen Lichts aus dem Inneren markiert. Wirbelnde Schneeflocken – verzerrt wie die Sterne, wenn man sie im Warpflug sah.
Vor dem Licht entluden dunkle Gestalten mit Hilfe von Antigraven Kisten.
Proviant. Die Kolonie war gerettet.
Mit einer Erleichterung, die größer war, als er ausdrücken konnte, schaute der Junge den hochgewachsenen Fremdling an, der ihn aufgefangen hatte. Irgendwie rechnete er damit, seinen Vater zu erblicken.
»Sind Sie von der Raumflotte?«, fragte er mit vor Kälte klappernden Zähnen.
Der Fremdling zog die Kapuze seines Parka zurück.
Der Blick des Jungen richtete sich auf die Ohren des Mannes.
»Sind Sie Vulkanier?«, stotterte er.
»Ich bin Sarek«, sagte der Vulkanier. »Und du bist jetzt in Sicherheit.«
Einen Moment lang glaubte Jimmy Kirk ihm.
Doch dann ertönte Kodos' Stimme hinter ihm: »Er ist ein Zeuge. Er muss sterben.«
Jimmy Kirk drehte sich in Sareks Griff und erblickte Kodos, der nur drei Meter hinter ihm stand. Er hielt einen Laser auf ihn gerichtet, dessen Mündung glühte. Der Junge kniff aufgrund der Helligkeit die Augen zusammen.
Sarek wandte sich jedoch nicht von dem Licht ab. »Niemand stirbt mehr«, sagte er. »Wir haben uns geirrt.«
Kodos hob sein Gewehr. »Wie sagt ihr doch immer so schön? Dass die Bedürfnisse Vieler schwerer wiegen als die des Einzelnen?«
Sareks Hand hielt das Gelenk des Jungen fest, damit er bei ihm blieb. Gleichzeitig trat er vor und schob sich wie eine Wand zwischen Jimmy Kirk und Kodos.
»Das Experiment muss aufhören«, sagte er. »Das Vorgehen der Romulaner war nicht vorhersehbar.«
»Nicht vorhersehbar? Darum ging es doch bei dieser Lektion: dass Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Sie müssen es kapieren. Der Junge muss sterben, wie die anderen.«
Jimmys Augen wurden groß, als Sarek eine kompakte Laserpistole zog und genau auf Kodos richtete. Die Reaktion des Gouverneurs zeigte, dass der Anblick eines Vulkaniers, der eine Waffe schwang, für ihn offenbar nicht weniger erstaunlich war.
Doch Kodos senkte den Lauf seines Gewehrs nicht.
»Wir erlauben Ihnen, mit unserem Schiff zu verschwinden«, sagte Sarek.
»In der Kolonie leben viertausend, die mich kennen.«
»Wir geben Ihnen eine neue Identität und eine Passage in einen anderen Sektor.«
»Und was ist mit unserer Sache?«, wollte Kodos wissen.
Der Junge vernahm das Zögern in Sareks Antwort.
»Sie muss … neu eingeschätzt werden.«
»Vulkanier.« Kodos runzelte die Stirn. »Eure Logik ist doch nur Tarnung für eure Feigheit.«
Sareks Arm war wie Duranium, seine Waffenhand regte sich nicht.
Der Junge schob sich um Sarek herum und musterte Kodos. Der Gouverneur schaute ihm genau in die Augen. »Selbst wenn ich nie einen der Kolonisten wiedersehe – der Junge hat jedes Wort über mein Verschwinden gehört.«
»Er wird es vergessen.«
Der Klang dieser Worte gefiel Jimmy nicht. Und Kodos schien ähnlich zu empfinden.
»Und wenn nicht?«
»Dann trage ich das gleiche Risiko wie Sie. Wie übrigens jetzt auch.«
Jimmy fing an zu zittern, und das Zittern hielt eine geraume Weile an. Dann hob Kodos sein Gewehr, löste die daran befestigte Taschenlampe und schwang die Waffe über seinen Rücken. Er richtete die Lampe nach unten, auf den Boden. Die Schatten, die nach oben geworfen wurden, machten dem Jungen Angst. Er gab sein Bestes, um sie zu ignorieren.
Sarek steckte die Laserpistole wieder in seinen Parka.
Kodos ging bedrohlich nahe auf Sarek zu, dann hob er die Hand zum vulkanischen Gruß.
»Gesundheit und ein langes Leben.« Die Stimme des Gouverneurs klang geradezu ätzend ironisch. Er warf einen Blick auf Jimmy Kirk. »Wenn du je ein Wort über das verlierst, was du hier gesehen hast, werde ich es erfahren, mein Junge. Die Vulkanier können dich nicht ewig schützen. Eines Tages bist du allein, und ich verspreche dir, es wird der Tag sein, an dem du sterben wirst.«
Sarek zog den Jungen enger an sich. Bei der Berührung durch den Vulkanier verspürte Jimmy das blinde Verlangen, wieder im Wald zu verschwinden.
»Gehen Sie, Gouverneur. Wir werden uns nie wiedersehen.«
»Wollen wir zum Nutzen der Sache hoffen, dass Sie Recht behalten.«
Dann schob Kodos sich an ihnen vorbei und stampfte auf das vulkanische Schiff auf der Landepiste zu.
Jimmy Kirk schaute hinter ihm her. Sein Zittern war fast verflogen. Seine Furcht und seine Wut allerdings nicht. »Warum lassen Sie ihn gehen?«
Sarek schaute ihn mit Augen an, die viel älter wirkten als sein Gesicht. »Ich habe einen Sohn. Er ist nur ein paar Jahre älter als du.«
Der Junge hatte noch nie verstanden, wie Erwachsene über Kinder sprachen. Was hatte die Antwort des Vulkaniers mit seiner Frage zu tun? Er wollte sich aus Sareks Griff lösen. »Er haut ab! Sie lassen ihn einfach abhauen!«
Doch Sareks Griff war eisenhart. »Niemand entgeht...