E-Book, Deutsch, 111 Seiten
Shakespeare Das Wintermärchen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-87-26-88600-9
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 111 Seiten
ISBN: 978-87-26-88600-9
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein bewegendes Drama über Eifersucht, Verlust und Vergebung, in dem nicht alles ist, wie es scheint! König Leontes ist außer sich: hat Ehefrau Hermione etwa eine Affäre mit seinem besten Freund Polixenes gehabt? Die beiden beteuern ihre Unschuld, doch der wütende Leontes lässt sich von nichts und niemandem zur Vernunft bringen. Die rasende Eifersucht des Königs hat dramatische Folgen für seine Familie und das gesamte Königreich. Kann Leontes seine Fehler jemals wieder gut machen? -
William Shakespeare (1564 - 1616) ist einer der bedeutendsten Dramatiker und Dichter aller Zeiten. Zunächst machte er sich als Schauspieler in London einen Namen, verfasste dann jedoch auch selbst zahlreiche Dramen und legte so den Grundstein für seinen Erfolg. Shakespeares Theaterstücke, wie etwa 'Romeo und Julia', 'Macbeth' oder 'Ein Sommernachtstraum' werden bis heute auf der ganzen Welt begeistert gelesen, aufgeführt und neu adaptiert.
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Erste Szene
Sizilien. Ein Zimmer in Leontes' Palast. Camillo und Archidamus treten auf. ARCHIDAMUS. Wenn es sich einmal treffen sollte, Camillo, daß Ihr Böhmen besuchtet, bei einer ähnlichen Veranlassung, als mich jetzt in meinem Dienst hieher geführt, so werdet Ihr, wie ich schon gesagt habe, einen großen Unterschied zwischen unserm Böhmen und Euerm Sizilien finden. CAMILLO. Ich glaube, den nächsten Sommer gedenkt der König von Sizilien dem König von Böhmen den Besuch zu erwidern, den er ihm schuldig ist. ARCHIDAMUS. Worin unsre Bewirtung uns beschämen sollte, das wird unsre Liebe entschuldigen; denn, in der Tat – CAMILLO. Ich bitte Euch – ARCHIDAMUS. In der Tat, ich spreche aus der Vollmacht meiner Überzeugung: wir können nicht mit dieser Pracht – in so ausgesuchter –, ich weiß nicht, was ich sagen soll. – Wir werden euch einen Schlaftrunk geben, damit eure Sinne, unsre Unzulänglichkeit nicht empfindend, uns, wenn sie uns auch nicht loben können, doch ebenso wenig anklagen mögen. CAMILLO. Ihr bezahlt viel zu teuer, was gern gegeben wird. ARCHIDAMUS. Glaubt mir, ich sage, was meine Einsicht mich lehrt und meine Redlichkeit mich nötigt auszusprechen. CAMILLO. Sizilien kann Böhmen nie zu viel Huld erweisen. Sie wurden in der Kindheit mit einander auferzogen, und da wurzelte eine solche Liebe zwischen ihnen, daß sie jetzt wohl Zweige treiben muß. Seit ihre reifere Würde und ihre königlichen Pflichten ihr Beisammensein trennten, waren ihre[497] Begegnungen, obwohl nicht persönlich, doch königlich bevollmachtet, und tauschten Gaben, Briefe, liebevolle Botschaften, so daß sie, obwohl getrennt, doch vereint schienen, wie über einen Abgrund einander die Hände reichten, und sich gleichsam von den Enden entgegengesetzter Winde umarmten. Der Himmel erhalte ihre Freundschaft! ARCHIDAMUS. Ich glaube, es gibt in der Welt keine Bosheit oder Veranlassung, die sie erschüttern könnte. Ihr habt einen unaussprechlichen Trost an Euerm jungen Prinzen Mamillius: er ist ein Wesen, das die größten Erwartungen erregt; ich sah nie seines Gleichen. CAMILLO. Gern stimme ich Euch in den Hoffnungen auf ihn bei: er ist ein herrliches Kind, und wahrlich, ein Heilmittel für den Untertan, und eine Erfrischung alter Herzen; die, welche auf Krücken gingen, ehe er geboren ward, wünschen noch zu leben, um ihn als Mann zu sehn. ARCHIDAMUS. Würden sie denn sonst gern sterben? CAMILLO. Ja, wenn sie keinen andern Vorwand hätten, sich ein längeres Leben zu wünschen. ARCHIDAMUS. Wenn der König keinen Sohn hätte, so würden sie wünschen auf Krücken zu gehen, bis er einen bekäme. Es treten auf Leontes, Polyxenes, Hermione, Mamillius und Gefolge. POLYXENES. Schon neunmal gab des feuchten Sternes Wechsel Dem Schäfer Kunde, seit der Bürd' entledigt Wir ließen unsern Thron; so viele Monde Sollt' unser Dank, geliebter Bruder, füllen; Und dennoch gingen wir für ew'ge Zeit Als Euer Schuldner fort; drum, gleich der Null An reichen Platz gestellt, laßt mich dies eine »Wir danken Euch« zu tausenden vermehren, Die ihm vorangehn. LEONTES. Spart noch Euern Dank, Und zahlt ihn, wenn Ihr reist! POLYXENES. Herr, das ist morgen. Mich mahnt die Furcht, was wohl geschehn sein mag, Was unser Fernsein zeugte; bläst nur nicht Ein scharfer Wind daheim und macht uns sagen, »Zu sehr nur traf es ein!« Auch weilt' ich schon Euch zur Beschwer. LEONTES. Wir sind zu zäh', mein Bruder, Damit setzt Ihr's nicht durch. POLYXENES. Ich kann nicht bleiben. LEONTES. Nur eine Woche noch. POLYXENES. Nein, wahrlich, morgen. LEONTES. So laß die Zeit uns teilen, und dann will ich Nicht widersprechen. POLYXENES. Bitt' Euch, drängt mich nicht; Kein Mund, nein, keiner in der Welt, gewinnt mich So leicht als Eurer; und er würd' es jetzt, Trieb' Zwang Euch zum Gesuch, wenn auch mich Zwang Zum Weigern nötigte. Des Staats Geschäfte Ziehn mich gewaltsam heimwärts; Eure Liebe, Dies hindernd, würde Geißel mir; mein Bleiben Euch Last und Unruh'; beides zu vermeiden, Lebt wohl, mein Bruder! LEONTES. Ist unsre Königin verstummt? Sprich du! HERMIONE. Ich dachte, Herr, zu schweigen, bis Ihr Eide Ihm abgezwungen, nicht zu bleiben. Kalt nur Bestürmt Ihr ihn; sagt ihm. Ihr wißt, es stehe In Böhmen alles gut; die frohe Botschaft Sei gestern angekommen; sagt ihm dies, So schlagt Ihr ihn aus seiner besten Schanze. LEONTES. Recht so, Hermione. HERMIONE. Sagt er, er sehnt sich nach dem Sohn, das gilt; Doch laßt's ihn sagen, und dann laßt ihn gehn; Laßt's ihn beschwören, und er soll nicht bleiben, Wir treiben ihn mit unsern Spindeln fort. Doch wag' ich's, Eurer hohen Gegenwart 'ne Woche abzuborgen. Wenn in Böhmen Euch mein Gemahl besucht, geb' ich ihm Vollmacht Für einen Monat länger, als die Zeit Bestimmt zur Reis': und doch fürwahr, Leontes, Kein Haar breit wen'ger lieb' ich dich, als je Ein Weib den Mann geliebt. – Ihr bleibt? POLYXENES. Nein, Fürstin. HERMIONE. O ja. Ihr tut's. POLYXENES. Ich kann nicht, wahrlich! HERMIONE. Wahrlich! Ihr weist mich ab mit leichtem Schwur; doch ich, Wollt Ihr die Stern' auch aus den Sphären schwören, Ich sagte doch: Herr, nichts von Reisen! Wahrlich, Ihr bleibt; das »Wahrlich« einer Frau ist gültig, Wie immer das des Manns. Wollt Ihr noch fort? Ihr zwingt mich, als Gefangnen Euch zu halten, Und nicht als Gast; dann zahlt Ihr, wenn Ihr scheidet, Für Eure Kost, und spart den Dank. Was sagt Ihr? Gefangner oder Gast? Bei jenem »Wahrlich«: Eins müßt Ihr sein. POLYXENES. Eu'r Gast denn, Königin; Gefangner setzt Beleidigung voraus, Die zu begehn mir schwerer fallen würde, Als Euch zu strafen. HERMIONE. Dann nicht Kerkermeister, Nein, liebevolle Wirtin. Kommt, erzählt mir Von meines Herrn und Euren Knabenstreichen; Ihr wart wohl muntre Herrchen? POLYXENES. Schöne Fürstin, Zwei Buben, die nicht weiter vorwärts dachten, Als, solch ein Tag wie heut sei morgen auch, Und daß wir ewig Knaben bleiben würden. HERMIONE. War nicht mein Herr der ärgste Schalk von beiden? POLYXENES. Wir waren Zwillingslämmern gleich, die blökend Im Sonnenscheine mit einander spielten; Nur Unschuld tauschten wir für Unschuld; kannten Des Unrechts Lehre nicht, noch träumten wir, Man täte Böses; lebten wir so weiter, Und stieg nie höher unser schwacher Geist Durch heißres Blut, wir könnten kühn dem Himmel Einst sagen: Frei von Schuld, – die abgerechnet, Die unser Erbteil. HERMIONE. Daraus muß man schließen, Ihr straucheltet seitdem. POLYXENES. O heil'ge Fürstin, Versuchung ward seitdem uns; denn in jenen Unflüggen Tagen war mein Weib ein Kind; Und Eure Schönheit war noch nicht dem Blick Des Spielgenoß begegnet. HERMIONE. Gnad' uns Gott! Zieht daraus keinen Schluß, sonst nennt Ihr mich Und Eure Kön'gin Teufel; doch fahrt fort, Was Ihr durch uns gefehlt, vertreten wir: Wenn Ihr mit uns zuerst gesündigt habt Und nur mit uns die Sünde fortgesetzt Und nie mit andern als mit uns gestrauchelt. LEONTES. Gewannst du ihn? ...