E-Book, Deutsch, 238 Seiten
Shakespeare Cymbeline
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-2562-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 238 Seiten
ISBN: 978-3-8496-2562-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Cymbeline ist ein Theaterstück von William Shakespeare in fünf Akten. Das Stück wird von Kritikern häufig zusammen mit Perikles, Prinz von Tyrus, Der Sturm, und Ein Wintermärchen zu Shakespeares späten Romanzen gezählt. Die Figur des Königs Cymbeline basiert auf dem britischen Anführer Cunobelinus, der vor der römischen Invasion im heutigen Colchester (Essex) regierte. (aus wikipedia.de)
Weitere Infos & Material
(Daselbst) Ein anderer Raum in Philarios Haus
Posthumus tritt auf.
Posthumus
Kann denn kein Mensch entstehn, wenn nicht das Weib
Zur Hälfte wirkt? Bastarde sind wir alle,
Und der höchst würdge Mann, den ich stets Vater
Genannt, war, weiß der Himmel wo, als ich
Geformt ward, und Falschmünzerwerkzeug prägte
Als falsches Goldstück mich. Doch meine Mutter
Galt als Diana ihrer Zeit; so steht
Mein Weib in dieser gleichlos. – Rache, Rache!
Rechtmäßiges Glück verweigerte sie mir
Und bat mich oft um Mäßigung; tats mit
So rosiger Sittsamkeit; dies süße Bild
Hätt auch Saturn erwärmt. Mir schien sie rein
Wie ungesonnter Schnee – o all ihr Teufel! –
Der gelbe Jachimo, in einer Stunde –
Nicht wahr? – Nein, schneller – gleich, er sprach wohl kaum!
Wie ein gemästeter, deutscher Eber schrie er
Nur Oh! und tats; fand solch Entgegnen nur,
Daß, was ihn hemmen sollte, sie ihm schnell
Als Sieger gab. O fänd ich doch nur aus
Des Weibes Teil in mir! Denn keine Regung,
Die sich zum Laster neigt im Mann, ich schwör es,
Die nicht des Weibes Teil: sei's Lügen, merkt,
Es ist des Weibes; Schmeicheln, ihrs; Trug, ihrs;
Wollüstiger Sinn, ihrs, ihrs; die Rachsucht, ihrs;
Geiz, Ehrsucht, Hohn, Hoffart im steten Wechsel,
Verleumdung, seltsam Lüsten, Wankelmut –
Was Laster heißt, was nur die Hölle kennt,
Ist ihrs, zum Teil, wenn ganz nicht; ja, doch ganz,
Denn selbst im Laster
Sind sie nicht fest, nein, tauschen immer Laster,
Das nur Minuten alt, mit einem andern,
Nur halb so alt. Ich schreibe gegen sie,
Verfluche sie – nein, Rache mehr zu stillen,
Bet ich aus Haß, es geh nach ihrem Willen!
Mehr quälen kann sie nicht der schlimmste Teufel.
Er geht ab.
Dritter Akt
Erste Szene
Britannien, ein Saal im Palast Cymbelines
Es treten mit Zeremoniell auf von einer Seite Cymbeline, die Königin, Cloten und Lords (Gefolge); von der andern Seite Cajus Lucius und seine Begleiter.
Cymbeline
Nun sprich, was uns Augustus Cäsar will?
Lucius
Als Julius Cäsar – des Gedächtnis noch
Lebt in der Menschen Blick; für Ohr und Zunge
Ein ewiger Gegenstand! – im Reich hier war
Und es besiegt', versprach Cassibelan,
Dein Ohm, berühmt durch Cäsars Lob, nicht minder
Als es sein Tun verdient, für sich und sein
Geschlecht Tribut an Rom, dreitausend Pfund
Jedwedes Jahr; seit kurzem hast du diesen
Nicht eingeliefert.
Königin
Und nie wirds geschehn –
Das Staunen gleich zu töten.
Cloten
's gibt viel Cäsars,
Eh solch ein Julius kommt. Britannien ist
'ne Welt für sich, und wir bezahlen nichts
Für unsre eignen Nasen.
Königin
Zeit und Glück,
Die ihnen günstig waren, uns zu drücken,
Stehn jetzt uns bei, zu weigern. – Denkt, mein Herrscher,
Der Könige Eurer Ahnen; und zugleich,
Wie die Natur umbollwerkt unsre Insel.
Sie steht, ein Park Neptuns, umpfählt, verzäunt
Mit unersteigbarn Felsen, brüllnden Fluten,
Sandbänken, die kein feindlich Fahrzeug tragen,
Nein, völlig es verschlucken, bis zum Wimpel.
Wohl ward hier Cäsarn eine Art Erobrung;
Doch ward ihm hier sein Prahlen nicht erfüllt
Von »kam und sah und siegte«; nein, mit Schmach
– Der ersten, die ihn je berührte – floh
Zweimal geschlagen er von unserm Strand;
Sein Schiffszeug, armes, unbeholfnes Spielwerk
Auf unsrer Schreckenssee, wie Eierschalen
Hob es die Brandung, und zerschellt' es leicht
An unsern Klippen. Freudig des Erfolgs,
Cassibelan, ruhmreich, einst Meister fast
– O ungetreues Glück – von Cäsars Schwert,
Erleuchtete Luds Stadt mit Freudenfeuern,
Und siegesstolz schwoll jedes Britenherz.
Cloten
Was da, es wird kein Tribut mehr gezahlt; unser Reich ist jetzt stärker als damals, und, wie gesagt, es gibt nicht solche Cäsars mehr; manche mögen noch krumme Nasen haben, aber so stämmige Arme hat keiner.
Cymbeline
Sohn, laß die Mutter reden!
Cloten
Wir haben noch manchen unter uns, der ebenso tüchtig zugreifen kann wie Cassibelan; ich will nicht sagen, daß ich einer bin, aber eine Faust hab ich auch. Warum Tribut? Warum sollen wir Tribut bezahlen? Wenn Cäsar uns die Sonne mit einem Laken zudecken kann oder den Mond in die Tasche stecken, so wollen wir ihm für das Licht Tribut zahlen; sonst Herr, kein Tribut mehr; kurz und gut!
Cymbeline
Erinnert Euch:
Bis Rom anmaßend den Tribut uns abzwang,
War frei dies Volk. Der Ehrgeiz dieses Cäsar,
So angeschwollen, daß er fast zersprengte
Den Bau der Welt, warf ohne Schein und Vorwand
Dies Joch auf uns; es wieder abzuschütteln,
Ziemt einem tapfern Volk, wie wir zu sein
Uns rühmen. Also sprechen wir zu Cäsar:
Mulmutius, unser Ahnherr, wars, der unser
Gesetz uns schuf, des Kraft der Degen Cäsars
Zu sehr verstümmelt hat; es herzustellen
Und zu befrein durch uns verliehne Macht,
Sei unsre Tugend, wenn auch Rom drum zürnt;
Mulmutius schuf unser Gesetz, der erste
Der Briten, der mit einer goldnen Krone
Die Stirne sich umgab, sich König nannte.
Lucius
So muß ich denn mit Kummer, Cymbeline,
Förmlich verkünden, daß Augustus Cäsar
– Cäsar, der Könige mehr zu Dienern hat
Als Hausgesinde du – nun ist dein Feind.
So hör von mir: Ich ruf Krieg und Zerstörung
In Cäsars Namen gegen dich; erwarte
Unaufhaltbaren Sturm. So ausgefordert
Nimm Dank für mein Teil.
Cymbeline
Sei willkommen, Cajus,
Dein Cäsar schlug zum Ritter mich, und ich
Gewann als Jüngling unter ihm viel Ehre.
Jetzt will er sie mir rauben, und ich muß
Aufs äußerste nun kämpfen, weiß auch sicher,
Daß die Pannonier und Dalmatier wacker
Für ihre Freiheit rüsten, uns ein Vorbild,
Das, nicht befolgt, die Briten furchtsam zeigte;
Das finde Cäsar nicht!
Lucius
Die Tat mag sprechen.
Cloten
Seine Majestät heißt Euch willkommen. Tut Euch hier gütlich mit uns einen Tag oder zwei oder länger; wenn Ihr uns nachher auf andre Art sucht, so werdet Ihr uns in unserm Gürtel von Salzwasser finden; wenn Ihr uns herausschlagen könnt, so ist er Euer; wenn Ihr in der Unternehmung umkommt, so finden die Krähen an Euch um so bessere Mahlzeit; und damit gut.
Lucius
Ja, Prinz.
Cymbeline
Ich weiß den Willen Eures Herrn, er meinen;
Für alles übrige: willkommen!
Alle ab.
Zweite Szene
Ein anderes Zimmer im Palast
Pisanio tritt auf (mit Briefen) einen Brief lesend.
Pisanio
Wie? Ehebruch? Weshalb denn schreibst du nicht,
Welch Scheusal sie beschuldigt? – Leonatus!
O Herr! Was für ein fremder Pesthauch goß
Sich in dein Ohr? Welch falscher Italiener
– Mit Zung und Hand vergiften sie – besiegte
Den allzu leichten Sinn dir? – Treulos? Nein!
Für ihre Treu wird sie gestraft und duldet,
Mehr einer Göttin gleich als einer Frau,
Andrang, dem wohl der meisten Kraft erläge.
O mein Herr,
Deine Gesinnung steht jetzt unter ihr
So tief als sonst dein Glück! Ich sie ermorden?
Bei Lieb und Treu und Pflicht, die deinem Dienst
Ich angelobt? – Ich, sie? – Ihr Blut vergießen?
Nennst du dies guten Dienst, nie heiße man
Mich guten Diener! Wie denn seh ich aus,
Daß ich so bar von Menschlichkeit erscheine,
So sehr, wie diese Tat es fordert?
Er liest.
»Tu es;
Gelegenheit wird ihr Befehl Dir geben,
Auf meinen Brief an sie.« Verdammtes Blatt!
Schwarz, wie die Tint auf dir! Fühlloser Fetzen,
Bist Mitverschworner dieser Tat und scheinst
So jungfräulich von außen? Oh, sie kommt!
Imogen tritt auf.
Ich tu, als wüßt ich nichts von dem Befehl.
Imogen
Was gibts, Pisanio?
Pisanio
Hier ist ein Brief von meinem Herrn, Prinzessin.
Imogen
Wer? Dein Herr? Das ist mein Herr, Leonatus!
Oh, weise wär der Astronom, der so
Die Sterne kennte wie ich diese Schrift;
Ihm wär die Zukunft klar. – Ihr gütigen Götter,
Laßt, was dies Blatt enthält, von Liebe sprechen,
Vom Wohlsein, von Zufriedenheit des Gatten,
Doch nicht mit unsrer Trennung, nein, die schmerz ihn!
Denn mancher Schmerz ist heilsam, so auch dieser:
Er stärkt die Liebe. Drum Zufriedenheit,
Nur damit nicht! – Erlaube, liebes Wachs!
Gesegnet seid, ihr Bienen, die ihr knetet
Der Heimlichkeiten Schlösser! Liebende
Und Schuldbedrängte beten sehr verschieden;
Den Ausgeklagten werft ihr ins Gefängnis,
Hold...




