Seven Deers | Auf den Schwingen der Sterneneule | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Ullstein-Bücher, Allgemeine Reihe

Seven Deers Auf den Schwingen der Sterneneule

Indianer-Roman mit der perfekten Kombination aus Action, Liebe und Mystik
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96048-032-7
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Indianer-Roman mit der perfekten Kombination aus Action, Liebe und Mystik

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Ullstein-Bücher, Allgemeine Reihe

ISBN: 978-3-96048-032-7
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Sarah eine Nachricht aus Kanada erhält, in der sie zur Beerdigung der Indianerin Little Drum eingeladen wird, fällt sie aus allen Wolken. Sie hat Little Drum nur ein einziges Mal getroffen, und das ist dreißig Jahre her. Damals war sie eine junge Frau, die mit ihrer Schwangerschaft haderte. Little Drum war diejenige, die ihr bei der Entscheidung für das Kind geholfen hat. Sie lässt sich auf die Reise ein - begleitet von ihrer Tochter Stella und ihrem Enkelsohn Niklas. Doch in Kanada kommt alles anders als erwartet: Im Haus der verstorbenen Little Drum herrscht eine düstere Stimmung. Der eigenbrötlerische Indianer Luke, der ebenfalls bei der Familie lebt, verhält sich sehr merkwürdig, und schließlich geschieht ein Mord. Ist Luke der Täter? Warum fühlt Stella sich so sehr zu ihm hingezogen? Und wer hat politische Interessen in der Gegend? Werden die durch die Eulen herbeigerufenen Ahnen Stella helfen, unbeschadet von der Reise zurückzukehren?

Sanna Seven Deers ist geborene Hamburgerin. Sie heiratete einen kanadischen Indianer und zog mit ihm in die Wildnis der Rocky Mountains. Dort leben die beiden mit ihren vier Kindern.
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1982, BRITISH COLUMBIA, KANADA


1


Die Morgendämmerung hatte kaum eingesetzt, und die Umrisse der Baumkronen zeichneten sich nur schwach gegen den fahlen Horizont ab. Elizabeth Collinson lag wach in ihrem schmalen, niedrigen Bett neben dem alten Holzofen und lauschte. Aus der Küche waren leise Geräusche zu hören. War etwa eines ihrer Kinder so früh schon auf den Beinen? Sie sollte wohl besser nachsehen. Seufzend warf sie die Decke zur Seite. Sie brauchte einen Moment, bis sie aufgestanden war, denn seit ein paar Wochen war ihr ihr runder Bauch überall im Weg.

»Es dauert nicht mehr lange, mein Süßes«, murmelte sie zärtlich und legte ihre Hand liebevoll auf ihren Leib.

Die Dielen des kleinen Holzhauses waren kalt, die Luft im Zimmer kühl – es war Herbst. Schnell schlüpfte Elizabeth in ihre Hausschuhe und schlang sich ein Wolltuch um die Schultern.

»Wer ist denn hier schon auf?«, fragte sie leise, als sie in die Küche kam. Sie wollte den Rest der Familie nicht wecken. Vielleicht konnte sie noch einmal kurz zurück ins Bett kriechen, bevor ihr geschäftiger Tag endgültig begann.

Doch zu ihrer Überraschung fand sie keines der Kinder vor, sondern eine zierliche Frau Anfang siebzig mit langem, schneeweißem Haar. Ihre Gestalt war gebeugt, ein Zeichen der schweren körperlichen Arbeit, die sie ihr Leben lang geleistet hatte. Aber ihre dunklen Augen funkelten noch immer wie Sterne.

»Großmutter, fehlt dir etwas?«, fragte Elizabeth besorgt. Sie sprach in ihrer indianischen Muttersprache, denn die alte Dame weigerte sich, English zu lernen.

Little Drum lächelte ihre Enkeltochter wohlwollend an.

»Es ist alles in Ordnung, mein Kind«, erklärte sie mit sanfter, leiser Stimme. »Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich war draußen. Du weißt, die Zeiten des Wechsels zwischen Tag und Nacht gehören den Geistwesen. Und heute Morgen hatten sie eine besondere Botschaft für mich.«

Elizabeth musste nun ebenfalls lächeln. Ihre Großmutter sprach oft mit den Geistwesen. Im Stamm war sie aufgrund dieser besonderen Gabe hochangesehen.

»Etwas Gutes, hoffe ich?«

»Jede Nachricht von den Geistwesen ist gut«, erwiderte Little Drum nachsichtig. »Denn sie lassen uns wissen, dass sie uns Menschen nicht vergessen haben und uns ihre Hilfe anbieten. Zugegeben, einige ihrer Worte sind angenehmer als andere.« Sie wurde ernst.

»Kurz vor der Morgendämmerung ist die Eule zu mir gekommen, die mächtige Botschafterin der Ahnenwelt. Der anbrechende Tag wird viele wichtige Ereignisse mit sich bringen. Die Eule sagte mir, dass heute jemand meine Hilfe brauchen wird. Es ist sehr wichtig. Ich werde gleich nach dem Frühstück in den Wald gehen, um Beeren zu pflücken. Dort werde ich auf den Hilfesuchenden treffen.« Sie blickte Elizabeth bestimmt an. »Du machst dich besser bereit, mein Kind, denn die Eule sagte mir, dass du mich begleiten sollst.«

Elizabeth sah Little Drum forschend an. Dann drehte sie sich wortlos um, um der Aufforderung ihrer Großmutter Folge zu leisten. Eine Gänsehaut überkam sie, und sie sprach ein leises Gebet für diejenigen, die in die Ereignisse des heutigen Tages verwickelt waren. Denn so viel stand fest: Little Drum hatte die Botschaften der Geisterwelt noch nie falsch gedeutet.

Außer Atem hastete Sarah Stadler die lange Abflughalle des Vancouver International Airport entlang. Die Handtasche war ihr beim Laufen von der Schulter gerutscht, und der große braune Koffer, den sie hinter sich herzog, drohte umzukippen. Warum hatte ausgerechnet ihr Flug Verspätung haben müssen? Ohne ihre Schritte zu verlangsamen, warf sie einen flüchtigen Blick auf die Schalternummer ihres Anschlussfluges, die auf dem Ticket vermerkt war.

»A14?«, rief sie auf Englisch einem Mann zu, der sie verwundert beobachtete.

»Immer weiter geradeaus!«, entgegnete er hilfsbereit.

»Danke!«, rief Sarah ihm über die Schulter zu.

Ein paar Minuten später hatte sie ihr Ziel erreicht. Ihr Puls raste, Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, und sie hatte Seitenstiche. Zudem war ihr auch noch übel geworden.

»Völlig aus der Übung«, keuchte sie und lächelte die junge Frau hinter dem Schalter entschuldigend an. Das war nicht die ganze Wahrheit, aber darüber wollte sie mit niemandem sprechen. Noch nicht. Sie schob ihr zerknittertes Ticket über den Tresen. »Sarah Stadler. Ich habe einen Platz in der 13-Uhr-Maschine nach Victoria. Mein Flug aus Frankfurt hatte Verspätung. Und erst die Schlange bei der Passkontrolle. Ich bin froh, dass ich es doch noch rechtzeitig geschafft habe!«

Die junge Frau sah sie teilnahmsvoll an.

»Mrs Stadler, es tut mir sehr leid, aber die Maschine nach Victoria ist vor fünf Minuten gestartet.«

Das Lächeln verschwand aus Sarahs Gesicht.

»Aber es sind doch noch zehn Minuten bis zur Abflugzeit«, meinte sie und blickte verdutzt auf ihre Armbanduhr.

»Ihre Uhr muss falsch gehen«, antwortete die Bodenstewardess. »Es tut mir wirklich sehr leid. Wir haben Sie ausrufen lassen, und der Pilot hat auf Sie gewartet, so lange es ging.«

Sarah stützte sich am Tresen ab. All das Laufen, all das Unwohlsein – alles umsonst. Sie strich sich eine lockige, rotbraune Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Wann geht der nächste Flug nach Victoria?«

»Morgen früh um neun Uhr.«

»Morgen früh um neun? Aber ich muss heute noch dort ankommen«, erklärte Sarah aufgebracht. »Es ist sehr dringend. Beinahe lebensnotwendig. Ich habe einen neuen Job, und morgen ist mein erster offizieller Termin. Bitte – ich darf ihn nicht verpassen!« Sie sah ihr Gegenüber eindringlich, fast flehentlich an.

»Sie könnten die Fähre von Tsawwassen nehmen. Als Passagier ohne Auto müssten Sie dort auf jeden Fall einen Platz bekommen.«

Eine Fähre? Dann konnte Sarah den Job gleich vergessen. An eine Seefahrt war bei ihr nicht zu denken, besonders im Augenblick nicht.

»Danke, aber ich kann keine Fähre nehmen. Ich werde immer furchtbar seekrank.« Sie ließ entmutigt den Kopf hängen. Ihre Schläfe begann schmerzhaft zu pochen.

»Ich könnte versuchen, Sie im 16-Uhr-Flug nach Nanaimo unterzubringen«, meinte die Bodenstewardess unvermittelt und griff nach dem Telefonhörer. »Von dort sind es nur knappe hundert Kilometer bis nach Victoria. Sie könnten sich einen Mietwagen nehmen und noch heute Abend dort sein.«

Sarahs Miene hellte sich auf.

»Bitte versuchen Sie es!«

Ein paar Stunden später fragte Sarah sich, was wohl schlimmer war: seekrank zu sein oder flugkrank. Sie saß in einem kleinen Flugzeug – einem sehr kleinen Flugzeug – und betete inständig, dass sie Nanaimo bald erreichen würden. Sarah wusste, dass sie grün im Gesicht war. Sie konnte es an den Blicken der anderen Fluggäste erkennen. Und ihr war auch wirklich speiübel. Zugegeben, sie wusste, dass es auch körperliche Ursachen hatte, aber das kleine Flugzeug trug nicht gerade zu ihrer Besserung bei: Die Propeller dröhnten laut, und die gesamte Maschine ruckelte bedenklich. Sarah sah sich vorsichtig um. Die wenigen Mitreisenden störten sich anscheinend nicht daran; sie unterhielten sich entspannt.

Sarah schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Sie hätte den Job ablehnen sollen. Sie hätte sich gegen alle Vernunft, gegen alle noch so rosigen Zukunftsaussichten stemmen und den Job ablehnen sollen. Doch jetzt war sowieso alles egal, denn aus diesem alten klapprigen Ding würde keiner von ihnen lebend herauskommen.

Vielleicht ist das meine Strafe, weil ich keinen Mut habe, eine Entscheidung zu treffen, dachte Sarah verzagt. Was für eine vertrackte Situation es doch war, in die sie so unvorhergesehen hineingeraten war! Und dabei hatten sich die Dinge gerade so zu entwickeln begonnen, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Vor einem guten Jahr hatte sie einen schweren Entschluss getroffen. Sie hatte sich von dem Mann, den sie über alles liebte, getrennt – zugunsten ihrer Karriere. Sarah seufzte schweren Herzens, als sie sich jetzt an den Moment erinnerte. Philip war Musiker und mit Abstand der aufrichtigste und beste Mensch, der ihr je begegnet war. Aber – finanziell würde er es nie zu etwas bringen. Materielle Dinge waren ihm vollkommen unwichtig. Sarah hingegen hatte hochfliegende Pläne: Sie wollte ein neues Auto haben und ein eigenes Haus, wollte weite Reisen unternehmen. Vor allem aber wollte sie Karriere machen. Und um genau diesen Punkt ging es bei ihrer Trennung. Philip wollte, dass sie abends früher nach Hause kam, mehr Zeit mit ihm verbrachte, wenn möglich sogar ihren Job als Dolmetscherin bei einem großen Konzern ganz aufgab, um mit ihm von einem Auftritt zum nächsten zu reisen. Die Situation war eskaliert – wie es wirklich dazu gekommen war, wusste Sarah selbst nicht mehr. Aber sie hatte sich entscheiden müssen, von einem Tag auf den anderen: ein Leben mit Philip oder ihre Karriere mit allem, was daran hing. Sie hatte ihren Entschluss getroffen und nach vorn geschaut. Es gab kein Zurück.

Die Ironie dabei war, dass Sarah vor ein paar Monaten mit einem Arbeitskollegen angebändelt hatte. Er hieß Günter Ammersbach, war bei der Firma, für die sie arbeitete, im Verwaltungsbereich tätig. Beruflich befand er sich auf dem aufsteigenden Ast, und er war wirklich ein netter Kerl. Eine richtig »gute...


Seven Deers, Sanna
Sanna Seven Deers ist geborene Hamburgerin. Sie heiratete einen kanadischen Indianer und zog mit ihm in die Wildnis der Rocky Mountains. Dort leben die beiden mit ihren vier Kindern.



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