Seul | Musik im Blut | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 354 Seiten

Seul Musik im Blut

Franza und Flipper ermitteln
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95824-498-6
Verlag: dotbooks Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Franza und Flipper ermitteln

E-Book, Deutsch, 354 Seiten

ISBN: 978-3-95824-498-6
Verlag: dotbooks Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Fellnase auf heißer Spur - der vierte Fall für Franza und Flipper: 'Musikantenknochen' von Michaela Seul jetzt als eBook bei dotbooks. Franza und ihr Hund Flipper sollen den weltbekannten Pop-Musiker und Frauenschwarm 'Der Zar' bei seinen drei Konzerten in München vor aufdringlichen Fans beschützen. Doch schnell stellt sich heraus, dass liebestolle Groupies nicht das einzige Problem sind. Hinter den Kulissen des Showbusiness beherrschen Neid, Eifersucht, Lügen und Intrigen die Charts. In all diesem Chaos entgeht dem sechsbeinigen Ermittlerduo dabei fast die größte Bedrohung - ein brutaler Psychopath mit Leidenschaft für altertümliche Foltermethoden plant einen grausamen Mord! Franza und Flipper sind in großer Gefahr - wird Franzas Freund, Kriminalkommissar Felix Tixel, sie noch rechtzeitig finden? Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Musikantenknochen' von Michaela Seul. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Michaela Seul hat unter ihrem eigenen Namen, Pseudonymen und als Ghostwriterin rund 80 Bücher in den unterschiedlichsten Genres veröffentlicht: Romane, Krimis, Biografien und auch Sachbücher - darunter einige Bestseller. Viele Fans hat auch ihre Krimiserie um Franza und Flipper. Zudem betreibt die Autorin einen Blog, auf dem sie vom Leben mit ihrem Hund berichtet: www.flipper-privat.de Bei dotbooks erschien bereits ihr eBook 'Liebe mit Wellengang' und 'Musikantenknochen - Franza und Flipper ermitteln.'
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Kapitel 4


Die Hundeangst-Frau war ein anderer Mensch ohne Hund in ihrer Nähe. Sie reichte mir die Hand. »Ich bin die Lizzie.«

»Franza«, sagte ich.

»Ich bin als Kind mal gebissen worden«, sagte sie.

Ich schwieg. Was sollte man dazu auch sagen? Ich hatte als Kind auch mal auf eine heiße Herdplatte gefasst. War ich deswegen Rohkostlerin geworden?

»Hey, das ist kein Spaß!« Sie riss die Augen auf. Die waren braun und so stark geschminkt mit blauem und grünem Lidschatten, Goldpuder, Lidstrich und Wimperntusche, dass sie vollkommen ausdruckslos wirkten. Ich schätzte sie ein bisschen jünger als mich. Es störte mich, dass ich zu ihr aufblicken musste. Mit den Stöckeln und der auftoupierten Mähne war sie bestimmt 1,85 Meter groß.

»Entschuldigung«, sagte ich. »Aber mein Hund folgt aufs Wort.«

»Das behaupten alle.«

»Die meisten lügen.«

Wir standen nebeneinander im Lift, und es war klar, dass wir keine Freundinnen werden würden. Aber das mussten wir ja auch nicht. »Du arbeitest für den Zar?«, fragte ich.

»Ich bin seine persönliche Assistentin«, sagte sie.

»Und was macht man da so?«, fragte ich.

»Alles«, sagte sie. Dann waren wir auch schon oben. Sie stöckelte vor mir her durch einen Flur mit tiefem mokkabraunen Teppich. An einer Flügeltür standen breitbeinig zwei Männer. Ich hielt sie für Kollegen und nickte ihnen zu. Sie reagierten nicht.

Lizzie öffnete die Tür zu einem Konferenzraum. Darin befanden sich ein halbes Dutzend Leute in einer Besprechung. Alle Gesichter drehten sich zu uns.

»Bibi, das ist dem Zar seine Leibwächterin«, sagte Lizzie.

Ben Beck, der Manager, wie ich von Anton wusste, gesprochen Bibi, geschrieben BB. Er strotzte vor Testosteron. Es gibt solche Kerle, die verspritzen es geradezu, und man muss aufpassen, keine Tröpfcheninfektion zu erleiden.

Bibi war alles andere als mein Typ. Erstens zu alt mit Mitte/Ende 40. Zweitens zu nobel gekleidet in Anzug mit Krawatte, drittens mittelblond. Das bin ich selber. Bibi hatte den Zar als jungen Mann in Amerika unter seine Fittichen genommen und ihn zu Sony gebracht. Der Rest war Musikgeschichte.

Bibi riss mir mit einem Blick die Klamotten vom Leib. Ich fiel nicht in sein Beuteschema. Sicher lag es an meinen bunten Joggingschuhen. Und an der Jeans. Da fehlten schon mal Stöckel und Strapse. Und weiter oben fehlten Silikon und Schlauchbootseitenwülste. Ich erwiderte seinen Blick ebenso messerscharf. Ein exakter Schnitt vom Krawattenknoten bis in den Schritt. Nackt stand er vor mir. Dann waren die Fronten geklärt. Bibi interessierte sich nicht mehr für mich.

Eine sehr dicke Frau kam lächelnd auf mich zu. »Ach, wie schön, Frau Fischer?« Sie warf Bibi einen amüsierten Blick zu und bat mich dann: »Bitte, gehen wir kurz nach nebenan.«

Ich folgte ihr in einen kleineren Besprechungsraum. Dort saß inmitten von Schuhkartons eine blasse junge Frau mit verkniffenem Gesicht und malte etwas. Die Dicke wechselte einige Worte in einer Sprache mit ihr, die mir fremd war. Aus dem Ostblock, vermutete ich. Dann sah ich, dass die junge Frau Autogrammkarten unterschrieb. Hunderte, Tausende, Zehntausende. Sie würde niemals fertig werden. Was ihr wohl auch klar war, denn sie streifte mich nur mit einem flüchtigen, depressiven Blick und machte weiter. Drei Kreuze und dann die Unterschrift des Zar. Jetzt erst stellte sich die Dicke bei mir vor.

»Gudrun Röder, ich bin die Pressesprecherin. Herr Michalski, das ist unser Tournee-Sicherheitschef, ist gerade unabkömmlich.«

»Ich dachte, ich lerne jetzt den Zar kennen?«, fragte ich.

»Es tut mir leid, Zaza ist im Moment nicht da.«

»Aber wir haben einen Termin«, sagte ich.

Sie zog eine Augenbraue hoch. Da begriff ich, dass der Zar über Terminen stand. Und dass es dumm war, auf so etwas wie eine Absprache zu pochen. Hier tickten die Uhren anders.

Wieder wollte ich am liebsten umkehren. Und wieder blieb ich.

»Immerhin soll ich seine Haut retten«, wurde ich ein wenig drastisch.

»Also, entschuldigen Sie, normalerweise sucht sich der Zar seine Bodyguards aus, nicht der Bodyguard den, äh, Zar.«

»Tja, jeder hat seine Geschäftsethik«, sagte ich lockerer, als mir zumute war. Vielleicht wünschte ich mir auch, rausgeworfen zu werden, noch ehe ich angefangen hatte.

Ich hatte zudem den Verdacht, dass Ethik hier das falsche Wort war. Hatte Anton nicht auch von einer Gudrun erzählt, die sieben Sprachen beherrschte und von allen unterschätzt wurde, weil sie aussah wie eine dicke Mami, die den ganzen Tag vor der Glotze hockte und Erdnüsse knackte?

»Gudrun!«, rief jemand.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie und ging zurück in das Besprechungszimmer. Ich folgte ihr, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. In diesem Augenblick wurde die Tür schwungvoll aufgerissen. Und dann stand er da.

Ich wollte es nicht, aber ich bekam Gänsehaut. Er war anders als alle anderen Menschen im Raum. Manchmal merkt man das sogar übers Fernsehen. Man nennt es wohl Charisma. Er stand in der Tür, groß, atemberaubend attraktiv und strahlend, ja strahlend. Als würde jede seiner Zellen leuchten. Und er fachte seine Mitarbeiter an. Ein Ruck ging durch alle, allein Bibi hatte den nicht nötig, er stand wie eine Eins. Lizzie glühte geradezu. Mit offenem Mund starrte sie den Zar an, bedingungslose Ergebenheit im Blick.

Der Zar musterte die Anwesenden, entdeckte mich.

»Dein Bodyguard«, sagte Gudrun.

»Ich brauche einen Kaffee«, sagte der Zar. Er trug eine schwarze Lederhose und ein weißes Hemd. Schwarze Stiefel, eine schwarze Jacke. Er sah wirklich ein bisschen aus wie ... der wilde schwarze Hengst. Unzähmbar.

Lizzie ging zum Telefon und gab die Bestellung auf.

»Hallo«, sagte ich.

»Ich will keinen Bodyguard«, sagte der Zar zu Gudrun.

»Zaza, wir habe doch ausführlich darüber gesprochen«, widersprach sie sanft.

Geschmeidig lief er zum Fenster, schaute hinaus. »Nein.«

Die Atmosphäre knisterte. Lizzie biss sich auf die Unterlippe. Auch die anderen Anwesenden wirkten eingeschüchtert. Nur an Bibi und Gudrun prallte die Stimmung ab. Und vielleicht an dem älteren Herrn mit Goldrandbrille, der am Tischende saß und bis zu diesem Moment mit seinem Laptop beschäftigt gewesen war. Nun hob er zum ersten Mal den Kopf. »Dees isch gar koi echter Bodyguard. Dees isch a Mädle. Des mergt doch koiner. Mir stegged dui en andre Glamodda ond schon gohd se logger als Groupie durch.«

»Nein, Hermann, kein Groupie«, widersprach Gudrun. »Sie kriegt einen Titel. Sie gehört zum Staff.«

»Was für ’nen Titel?«, fragte Lizzie.

Wer ist Hermann?, fragte ich mich. Der passte weder vom Aussehen noch von der Aussprache in die Runde.

»Vielleicht Assistentin der persönlichen Assistentin?«, schlug Gudrun vor.

Der Zar fuhr herum. »Nein«, sagte er.

Es klopfte. Ein Etagenkellner brachte einen Latte Macchiato. Lizzie inspizierte das Glas, dann schüttelte sie den Kopf. »Zu viel Milchschaum«, beschwerte sie sich. »Ich hab doch gesagt, höchstens ein Zentimeter.« Der Kellner entschuldigte sich und ging ab.

»Hol mir meinen Kaffee zurück«, sagte der Zar.

Hermann seufzte leise.

»Mach ich, Zaza, klar.« Lizzie lief nach draußen und stellte dann das Tablett auf den Tisch. »Soll ich den Schaum oben wegmachen?«, fragte sie.

Er nickte.

Lizzie löffelte den Schaum, der dem Zar nicht schmeckte, fort und reichte ihm das Glas. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie davor noch einen Zollstock aus der Tasche gezogen hätte, um die Schaumhöhe zu kontrollieren.

Der Zar nahm einen Schluck. Lizzie hing an seinen Lippen. Als er nickte, entspannte sie sich. Nicht so der Herr mit der Goldrandbrille. Er starrte den Zar weiterhin an, und alles andere als freundlich. Als er meinen Blick bemerkte, senkte er seinen.

»Fahren wir jetzt?«, fragte der Zar.

Gudrun trat vor. Sie war mindestens 1,80 Meter groß und wog sicher 150 Kilo. Ihr schwarzes Haar war zu einem strengen Knoten im Nacken gebunden. Sie trug ein dunkelblaues Kostüm mit einem in gedeckten Rottönen gemusterten Tuch, das locker um die Partie geschlungen war, an der bei schlankeren Menschen der Hals sitzt. Gudrun Röder hatte eine wohlklingende Stimme, ich konnte sie mir gut als Opernsängerin vorstellen. Sie intonierte: »Wir brauchen einen Bodyguard für die Termine, die unsere Kooperationspartner im Bereich Security nicht zufriedenstellend abdecken. Schon wegen der Versicherung, Zaza. Und weil unser Herr Michalski seit Paris krank ist. Das weißt du doch. Du wirst nichts von ihr merken. Niemand denkt bei einer Frau an einen Bodyguard. Sie ist quasi unsichtbar. Sie ist gar nicht da. Sie ist wie ein Schatten. Eine graue Maus, die niemand beachten wird.«

Ich war kurz vorm Platzen. Dies war der dritte Moment, in dem ich beinah gegangen wäre. Doch da klopfte es an der Tür, und ein Angestellter des Hotels brachte einen Blumenstrauß. Der Zar drehte sich genervt weg. Doch die Blumen waren nicht für ihn, sondern für Lizzie. »Die Hoteldirektion bedauert es außerordentlich, dass Sie vorhin Unannehmlichkeiten im Fahrstuhl hatten.«

Lizzie riss die Augen auf. »Echt?«

Der Überbringer des Straußes, ein kahlköpfiger Herr in Livree um die 50 schmunzelte. »Echt.«

»Wieso? Was soll das?«, rief Hermann. Deutsch konnte er also auch.

Lizzie nahm den Blumenstrauß, wusste nicht, wohin damit, schaute mit roten Wangen in die Runde. »Das ist ja total nett!«

»Was war denn da im Fahrstuhl?«, fragte der junge Kerl neben Hermann. Auch er war quasi unsichtbar, jedenfalls nicht in der realen Welt existent, hing mit einem Nabelkabel an...


Seul, Michaela
Michaela Seul hat unter ihrem eigenen Namen, Pseudonymen und als Ghostwriterin rund 80 Bücher in den unterschiedlichsten Genres veröffentlicht: Romane, Krimis, Biografien und auch Sachbücher – darunter einige Bestseller. Viele Fans hat auch ihre Krimiserie um Franza und Flipper. Zudem betreibt die Autorin einen Blog, auf dem sie vom Leben mit ihrem Hund berichtet: www.flipper-privat.de

Bei dotbooks erschien bereits ihr eBook „Viel Wind um Frizz“ und „Musik im Blut – Franza und Flipper ermitteln.“



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