Seul | Liebe mit Wellengang | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 213 Seiten

Seul Liebe mit Wellengang

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96148-123-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 213 Seiten

ISBN: 978-3-96148-123-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Viel Wind um Frizz! Die turbulente Komödie 'Liebe mit Wellengang' von Michaela Seul jetzt als eBook bei dotbooks. Wenn aus rosa Wolken eine Sturmfront wird ... Eigentlich läuft es super für die Schriftstellerin Sina: Sie soll als Ghostwriterin für die berühmte Schauspielerin Clarissa schreiben und könnte sich ihren Feierabend von Frizz, dem durchtrainierten Windsurfer, versüßen lassen. Dummerweise liegt die Betonung auf 'könnte' - denn dem Sonnyboy sind seine Freiheit und die perfekte Welle wichtiger. Und als wäre das alles nicht schon anstrengend genug, sorgt auch Sinas charmanter Nachbar auf einmal für Gefühlschaos ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Liebe mit Wellengang' von Michaela Seul. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Michaela Seul hat unter ihrem eigenen Namen, Pseudonymen und als Ghostwriterin rund 80 Bücher in den unterschiedlichsten Genres veröffentlicht: Romane, Krimis, Biografien und auch Sachbücher - darunter einige Bestseller. Viele Fans hat auch ihre Krimiserie um Franza und Flipper. Zudem betreibt die Autorin einen Blog, auf dem sie vom Leben mit ihrem Hund berichtet: www.flipper-privat.de Bei dotbooks erschien bereits ihr eBook 'Liebe mit Wellengang' und 'Musikantenknochen - Franza und Flipper ermitteln.'
Seul Liebe mit Wellengang jetzt bestellen!

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Kapitel 1


Schöne Menschen sind erholsam für die Augen, wenn man, so wie ich, täglich stundenlang auf einen Computerbildschirm starrt. Meine neue Kundin war die reinste Linsenwellness. Wallende blonde Mähne mit fruchtig-prallem Dekolleté in einem himmelblauen Kleid. »Kommen Sie doch nach Ammerland«, hatte sie mich am Telefon eingeladen, »das ist am Starnberger See. Ich habe da ein kleines Häuschen.« Clarissa Sandrine Lichtensteins Stimme klang hell und jung – sie war wohl Ende zwanzig, allerhöchstens Anfang dreißig. Das kleine Häuschen hatte sich als Villa im Landhausstil herausgestellt, die in einem parkähnlichen Garten prunkte, wo wir auf edlen Holzmöbeln saßen. Als ich die roten Fensterläden an der Natursteinhauswand entdeckte, wusste ich, dass ich den Auftrag als Ghostwriterin annehmen würde. Ich liebe rote Fensterläden – gerade weil sie selten sind in dieser fetten oberbayerischen Landschaft voller Holzbalkone und Geranien. Doch bayerisches Flair fehlte gänzlich, dafür gab es Spalierrosen und Palmen und Olivenbäumchen in schweren Holzfässern. Alter Obstbaumbestand, Äpfel, Mirabellen, Aprikosen, Zwetschgen, überwucherte Beete, eine Dornenhecke wie aus dem Märchen, an der leuchtend rote Himbeeren sanft im lauen Wind schaukelten, und sogar einen Glaspavillon mit einem Swimmingpool darin.

»Der ist schon lange nicht mehr in Betrieb«, lächelte Clarissa bedauernd. In ihrem rechten Mundwinkel prangte ein Schokoladenfleck, der ihr etwas Unbekümmertes verlieh.

Ich nickte. Ich wies sie nicht darauf hin, dass sie nur ein paar Schritte zum Starnberger See zu gehen hatte. Ich weiß, dass bei gewissen Leuten der Pool dazugehört, egal, wie nah der See sein mag. Im Vergleich zu diesem »Häuschen« hauste ich in einer Hundehütte. Was sind schon drei Zimmer in München, auch wenn sie direkt am Englischen Garten liegen, in der vielversprechenden Himmelreichstraße, solange sie gemietet sind und kein See in Sichtweite lockt. Deshalb empfange ich nur selten Kunden bei mir zu Hause. Und für das erste Treffen leihe ich mir manchmal den Porsche Carrera meines Nachbarn. Ich finde das witzig. Die Ghostwriterin verwischt ihre Spuren. Mein Nachbar leiht sich übrigens manchmal meinen Hund, wenn er sich einsam fühlt. Junge hübsche Frauen lieben große braune Hunde.

Ich hätte gewarnt sein müssen. Denn es gab schon bei unserem ersten Treffen Ungereimtheiten. Doch Clarissa Sandrine Lichtenstein bot mir Schokolade an, was mich für sie einnahm – und außerdem war sie schwanger. Das flößte mir Ehrfurcht ein, wahrscheinlich, weil ich selbst keine Kinder habe. Und ich wusste auch nicht, ob ich das ändern wollte. Ich hatte ja noch viel Zeit mit meinen Anfang dreißig. In dieser Frage war ich relativ blauäugig, wenn auch von Natur aus grünäugig. In der Abendsonne leuchten meine Augen smaragden wie Flaschenglas am Meeresstrand – Zitat meines ständigen Freundes und Exfreundes Frizz. »Grüne Augen, Froschnatur, von der Liebe keine Spur«, wurde ich früher gehänselt. Während ich mir die »blauen Augen, Himmelsstern, küssen und poussieren gern« wünschte oder wenigstens braune Augen, um meine Tugend und Treue unter Beweis zu stellen, denn wer küsst schon gern einen Frosch, bin ich heute zufrieden, auch mit dem ganzen Rest. Meine Nase könnte vielleicht ein bisschen kleiner sein, aber dafür habe ich einen guten Riecher. Meine Figur erscheint sportlicher, als ich es bin, und meine dunklen Locken sehen aus, als würde ich jeden Morgen fluchend vorm Spiegel stehen. Dabei lassen sie sich leicht kämmen. Ich komme gut mit mir zurecht. Das ist nebenbei bemerkt die beste Voraussetzung, um mit Männern zu leben: nicht auf sie angewiesen zu sein. Sie wie einen Luxusgegenstand zu behandeln. Schön, wenn er da ist, und wenn er weg ist, besinnt man sich auf das Wesentliche.

Ich fand Clarissa Sandrine Lichtenstein umwerfend. Bei ihr stimmte einfach alles, und obwohl sie viel und fast ununterbrochen redete, sagte sie keinen Unsinn und aß nebenbei eine dreiviertel Tafel Schokolade auf. Ratzeputz. Manchmal waren ihre Vorderzähne schmierig oder von groben schwarzen Punkten verunziert, aber bei ihr sah das reizend aus, und ich schloss sie sofort ins Herz. Beim ersten Treffen lasse ich meine Kunden drauflosreden. Später reden sie zwar auch viel, doch dann leite ich sie an. Ob sie sich führen lassen, das überprüfe ich gründlich beim ersten Kontakt. Kunden, die sich nicht führen lassen, lehne ich ab. Das sage ich ihnen ganz offen. Alle haben sich daraufhin gebessert. Sogar der berühmte Torwart, dem die Presse meistens mit offenem Mund bis zum Zäpfchen auf den Titelblättern schmeichelte. Denn sie wollten etwas von mir. Und sie wussten, dass sie bei mir an einer guten Adresse waren. An einer der besten.

Ich bin hauptberuflich unsichtbar. Im Auftrag von Verlagen schreibe ich als Ghostwriterin Bücher für Prominente in ihrem Namen. Als ich vor vielen Jahren eher aus Versehen denn aus Absicht mit diesem Job begann, dachte ich, es handle sich um eine vorübergehende Möglichkeit, Geld zu verdienen, denn meine Gedichte fanden keinen Verlag. Damals arbeitete ich halbtags als Online-Redakteurin und verdiente gerade genug, um mir ein Einzimmerapartment in der Peripherie Münchens sowie hochwertiges Hundefutter für meinen Hund und Discountfood für mich zu leisten. Man muss Prioritäten setzen. Eines Abends stellte mir mein damaliger Chef einen Bekannten vor, dessen Frau einst eine berühmte Operndiva gewesen war: Ihr Leben wurde zu meinem ersten – und auch gleich erfolgsgekrönten – Ghostwriting-Projekt, denn die Operndiva massakrierte kurz vor dem Erscheinungstermin des Buches ihren Gatten mit dreiunddreißig Messerstichen. Sie hatte bei dieser dramatischen Handlung übrigens Wert darauf gelegt, jedes seiner Prunkstücke – vom Einhand- zum Jagdmesser über den Hirschfänger zur Saufeder, vom Leatherman zum Rosendamastmesser seiner Bestimmung zuzuführen – also es einmal an ihrem Gatten zu erproben. Die Zahl der Stiche entsprach in etwa der seiner Freundinnen, in erster Linie Blondwild. So etwas hätte ich der Operndiva anfangs gar nicht zugetraut, und erst recht nicht, dass sie die fette Beute schlussendlich ausweidete, zerstückelte und ihren Gästen als Hirschragout vorsetzte, was meines Wissens zum Rotwild zählt.

Ich selbst habe bei der Operndiva nie gespeist, ließ das aber offen – die Agentin, die ich mir zulegen musste, weil das Buch zum Bestseller wurde und ich mich nicht um die internationale Vermarktung kümmern wollte, sondern lieber weiterhin Gedichte schrieb, riet mir dazu. Der Jagderfolg der Operndiva bescherte mir schlussendlich sogar einen Anruf meiner Bank, die mir beflissentlich anbot, die Zinsen auf meinem Cashkonto zu erhöhen. Ich kam mir vor, als hätte ich die Bank gewechselt, dabei war ich lediglich von der Soll- auf die Habenseite in der Kundenbetreuung geglitten. Was ich damit sagen will, ist, dass ich der Operndiva doch einiges verdanke und gern an sie denke. Nicht wegen des Rummels um das Hirschragout. Sondern weil sie eine sehr sympathische und aufmerksame Frau war. Bei jedem unserer Treffen hatte sie einen Kuchen gebacken, und als sie herausfand, dass ich eine Schwäche für Mango-Lassi habe, stand stets ein antiker Steinkrug mit diesem eisgekühlten Getränk auf dem Rokokotischchen neben dem altrosa bezogenen Sofa mit Kissen voller Kordeln und Borten und Troddeln. So wie die Kissen aussahen, hatte ihre Stimme früher geklungen. Die Operndiva hatte mir angeboten, bei den Honoraren halbe-halbe zu machen. Geld hatte sie nicht nötig, und sie glaubte auch nicht an einen Erfolg des Buches, bis sie dann selbst dafür sorgte mit ihrem Hirschragout.

Heute kommt es nur selten vor, dass sich Auftraggeber direkt bei mir melden, ohne Verlag oder Agenten. So wie Clarissa Sandrine Lichtenstein. Beziehungsweise ihre persönliche Assistentin. Ich hätte nein sagen sollen, denn ich fühlte mich urlaubsreif. Doch ich fand die Frau ziemlich heiß. Ein echter Feger. Nicht, dass ich auf Frauen stehe. Aber ich schätze Frauen, die es im Leben ohne Mann zu etwas gebracht haben. Also machte ich mir keine Gedanken, wie genau sie oder ihre Assistentin mich gefunden hatte. Nicht, dass es unmöglich wäre, aber Leute ohne Kenntnis der Verlagsbranche benötigen schon etwas Einfallsreichtum, einen Ghost aufzuspüren. Den hatte sie bewiesen, und das gefiel mir. Außerdem habe ich eine Schwäche für Menschen, die ganz anders sind als ich. Ich selbst käme nie auf die Idee, mir um achtzehn Uhr abends eine Tafel Schokolade auf der Zunge zergehen zu lassen. Wären da nicht eher Cracker angebracht? Das alles ließ mich ahnen – und darin sollte ich recht behalten –, dass Clarissa Sandrine Lichtenstein wirklich ganz anders war als ich. Die Schokolade war nur die Spitze des Kalorienbergs. Ich fand Clarissa interessant. Und attraktiv. Ich bin gern in Gesellschaft schöner Menschen. Das hat etwas Entspannendes. Es beruhigt meine Augen, und da ich täglich stundenlang auf den Laptop starre, brauche ich das. Clarissa Sandrine Lichtenstein war die reinste Augenweide, und ich genoss es, meine Blicke grasen zu lassen. Den Busen habe ich schon erwähnt. Voll und drall und fruchtig. Und rund. Sehr rund. Vielleicht kam das von der Schwangerschaft. Am Bauch zeichnete sich noch nichts ab oder kaum etwas, unter Umständen eine kleine Wölbung. Sie hatte erst vor einer Woche den Test gemacht. Ich war natürlich neugierig, wer der Vater war, aber ich fragte nicht nach. Beizeiten würde sie mir alles erzählen. Freiwillig. So wie sie mir schon im dritten Satz von ihrer Schwangerschaft berichtet hatte. Bald würde sie wie ein offenes Buch vor mir liegen, weil sie genau das werden wollte: ein Buch. Ich könnte sie alles fragen. Auch Dinge, die man andere Leute normalerweise nie fragt. Wenn sie einwenden würde, dass dies doch nichts mit dem Buch...



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