Seitz | Die Hexe von Burg Weißenstein | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 509 Seiten

Seitz Die Hexe von Burg Weißenstein


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7438-8656-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 509 Seiten

ISBN: 978-3-7438-8656-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
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Inquisition, Macht, Intrigen. Ein Mordfall im bayerischen Mittelalter - Anno 1467/68: Nach Jahren in der Fremde kehrt Lambert von Bärnstein, ein junger Ritter, auf die Burg seines Vaters zurück. Sein Weg kreuzt sich mit Annas - einer jungen Frau, die wegen dem 'bösen Blick' als Hexe verfolgt wird. Kaum zu Hause angekommen, trachten alte Feinde ihm nach dem Leben. Er muss fliehen. Auf der Suche nach dem Mörder seiner Mutter gerät er immer tiefer in den dunklen Sog, der zwischen den Fronten der bayerischen Herzöge entsteht. Auf der anderen Seite zieht die geheimnisvolle Herrin von Burg Weißenstein ihre Fäden in einem dunklen Intrigenspiel. Der junge Mann muss sich entscheiden! Als dann auch noch Anna spurlos verschwindet, erkennt Lambert die Wahrheit - jenen Weg, den die alten Göttinnen ihm gewiesen haben ... Meinungen 'Dieser erste Roman von Michael Seitz zeigt, dass der Autor Potenzial hat und er das Erzählen, was seine Stärke ist, liebt.' (histo-couch.de) 'Von dem schlichten Cover dürfen sich Fans von historischen Romanen nicht abschrecken lassen, denn dafür ist die Handlung umso bildgewaltiger.' (leser-welt.de über die Originalausgabe, September 2013, Morsak-Verlag) 'Ein historischer Roman mit WOW-Effekt' (chattys bücherblock, 2. November 2013)

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Prolog
  1 Einen Moment ihrer Unachtsamkeit nutzend, leckte der Welpe mit seiner weichen Zunge über das Ohrläppchen seiner Herrin. Die junge Edelfrau frönte inmitten des Burghofes dem schaurigen Spektakel. In einem jähen Anflug des Erschreckens drohte das Jungtier ihren Armen zu entgleiten. Das Winseln des Hundes kündete von der Unruhe, die mit dem Erscheinen der Delinquentin von den Menschen auf das Tier übergriff. Jungen begannen, Schneebälle nach der Verurteilten zu werfen. Der Welpe kläffte; die Edelfrau kämpfte darum, ihn mit beiden Händen festzuhalten. Silberne Ohrringe blitzten an ihren Ohrläppchen … – Mathilda wandte ihren Blick von der Edelfrau ab und endgültig der Delinquentin zu, die von den Bütteln durch den Schnee teils geschleift, teils getragen wurde. »Welch ein Frevel! Was haben diese Teufel bloß mit ihrem blonden Haar gemacht?« »Gib endlich Ruh´, Mathilda! Wen kümmert`s?«, erwiderte eine Frau mit grobschlächtigem Gesicht, deren Nase auf groteske Weise an einen Falken erinnerte. »Diese Locken, die ausgesehen haben wie reines, gesponnenes Gold!« Mathilda seufzte und bemerkte, dass sie mit sich selbst redete. »Zum Teufel, Mathilda! Ein Engel wird sie früh genug!« Tatsächlich glichen die wenigen verbliebenen Haare auf dem Hinterkopf des Mädchens einem Heiligenschein. Der zierliche Körper glitt, nur mit dem Büßerhemd bekleidet, durch den Schnee. Die Büttel stellten sie auf die Füße, schlugen sie mit Stöcken, woraufhin sie ins Wanken geriet. Um ihr Handgelenk schlingerte ein Armband. Von den blauen Perlen, die einst neckisch angemutet haben mochten, blätterte die Farbe. Das Mädchen ließ sich in seiner Not abermals zu Boden fallen. Die Büttel ergriffen es unter den Schultern, trugen es an den Menschen auf dem Burghof vorbei in Richtung des Blutgerüstes. »Wie soll ein Frauenzimmer in Zeiten wie diesen ihre Unschuld bewahren?«, haderte Mathilda. Da der Comeatus-Zwang die Burgherren verpflichtete, fahrenden Händlern Unterkunft und Schutz zu gewähren, wimmelte es auf dem Burghof von Waffenknechten. Mathilda las die Sehnsüchte in den Blicken der Männer: Um dem armen Geschöpf ein letztes Mal zu Leibe zu rücken, hätte manch einer sein Seelenheil aufs Spiel gesetzt! Ein Dutzend Männer stand neben der Schankstube und trank in der Eiseskälte warmes Bier und grölte Lieder. Die Morgenröte verhieß Regen. Der Henker musste sich beeilen, dachte Mathilda in einem Anflug von Zynismus, wollte er nicht riskieren, dass auch die anderen Frauen, Männer und Kinder sich in der Eiseskälte den Tod holten! Die Waffenknechte schritten mit Lanzen ein, um die Schaulustigen vom Blutgerüst fernzuhalten und damit die Prozedur in ihrem Ablauf zu stören. Mathilda beobachtete angewidert die Edelfrau, die unermüdlich einen weißen Fleck auf der Brust des Welpen inmitten des schwarzen, glatten Fells kraulte. Die Lefzen offenbarten Reißzähne, die von der Gefährlichkeit des ausgewachsenen Jagdhundes dereinst kündeten. Die Frau wirkte völlig unberührt, ihre Gesichtszüge versteinert. Das Krächzen eines Habichts entlockte dem Hund ein Jaulen. »Gott sei ihrer Seele gnädig!«, schrie die junge Frau mit dem grobschlächtigen Gesicht an Mathildas Seite. Die Delinquentin versuchte, sich den Männern mit Händen und Füßen zu entwinden. Diese hatten sichtlich Mühe – fluchten lauthals; Mathilda konnte ihnen ansehen, dass ein Mann ihnen in dieser Hinsicht weniger Mühe bereitet hätte als eine zierliche Frau, die sich wie eine Schlange wand. Eine Frau, die eigentlich noch ein halbes Kind war – eine Sechzehnjährige, die einfach nur leben wollte – deren Überlebenswille ihr übermächtige Kräfte verlieh … Der Habicht schwebte tief über dem Burghof. Mathilda konnte die Maserung auf seiner Brust mit bloßem Auge erkennen. »Gott … Seele …«, meldete sich Karli zu Wort, und Mathilda wurde sich seiner Anwesenheit bewusst. Er sprach mit tumber Zunge – äffte gleich einem Echo das Gesagte nach. »Ist schon gut!«, versuchte Mathilda den kleingewachsenen Mann zu beruhigen. Sie bereute, dass sie ihn auf die Burg mitgebracht hatte. »Die rote Göttin wird dem armen Wesen beistehen.« Sie streichelte über den klobig anmutenden Kopf Karlis, dessen Miene sein kindliches Gemüt verriet. Eine dicke Träne rann über eine seiner Backen. Erst das Krächzen des Habichts riss ihn aus seinem starren Entsetzen. »Gick, gick, gick!«, ahmte er die Laute des Vogels nach, der zwischen den beiden Türmen seine Kreise zog. »Gleich hat sie dieses irdische Jammertal hinter sich«, sagte die Frau neben Mathilda. Im letzten Winter hatte sie den Henker geheiratet. – Die Tochter eines Abdeckers, der von der Entsorgung von Tierkadavern lebte – und der Sohn des Henkers! Zwei Jungvermählte vom selben Stand, wie der Brauch es vorschrieb! Jetzt las Mathilda in ihrem Antlitz dunklen Grimm. Die Henkerin, wie die Menschen sie seit ihrer Heirat nannten, verschränkte die Arme in dem Moment, da die Türen des Pferdestalls auseinander schwangen. Ein Raunen ging durch die Menge. Die Jungen hörten auf, Schneebälle nach der Verurteilten zu werfen. Am Vortag hatten sie am selben Platz, wo die Enthauptung stattfinden sollte, einer Katze das Fell über die Ohren gezogen. Der Kadaver des Tieres lag noch an Ort und Stelle. »Der fremde Ritter!«, hauchte die Frau des Henkers voller Ehrfurcht. Die Maschen eines Kettenhemdes funkelten im Licht der Januarsonne. Rabenschwarzes Haar lugte unter seiner Kapuze hervor. Auf der rechten Wange des feingeschnittenen Gesichtes offenbarte sich eine Narbe, die von einer Verletzung durch einen Säbel herrühren mochte. »Wie ein Ritter und Mönch sieht er aus!«, befand die Henkerin. »Ein wahrer Teufel!«, fluchte Mathilda. »Er soll eben erst aus der Stadt Konstantinopel zurückgekehrt sein. Die Stadt befindet sich jetzt in den Händen der Ungläubigen.« »Warum ist er nicht in Konstantinopel geblieben?« »Angeblich verbringt er die meiste Zeit im Stall und redet mit den Pferden. – Ein sonderbarer Mensch, wenn Ihr mich fragt …« Die Henkerin verstummte, als die Büttel die Verurteilte auf die Planken des Holzgerüstes niederrangen. Die Arme und Hände auf den Rücken gefesselt, bewegte sie den Kopf unruhig auf und ab, als versuchte sie dadurch, dem nahenden Ende auszuweichen. Der Burggeistliche rezitierte lateinische Formeln. Das Mädchen weinte, ohne dass Tränen aus den Augen kamen. »Möge die schwarze Göttin des Todes dich in ihrem Reich aufnehmen«, murmelte Mathilda. »Ihr seid eine alte Hexe!«, ereiferte sich die Henkerin. Der Burgherr trat vor, eine Schriftrolle zwischen seinen Händen ausbreitend: »Wie das hohe Gericht befunden hat, soll der Henker am heutigen Tage seines Amtes walten. Dafür, dass du in der Nacht des Heiligen Thomas in einer Scheune auf der Burg heimlich ein Kind geboren und mit bloßen Händen erwürgt hast, sollst du durch das Schwert sterben.« Drei Tage zuvor hatte er beim Prozess als Beisitzer das Urteil bestätigt. Jetzt betrachtete er seine Fingerspitzen, als sehne er sich nach einem Gefäß, um sich die Hände darin reinzuwaschen. »Mögest du auf diese Weise von deiner Schuld Erlösung finden!« Der Geistliche erteilte der jungen Frau die Absolution, wie er es häufig tat, seit die Pest den Rittern, die aus Konstantinopel kamen, in die Heimat gefolgt war. Die Waffenknechte griffen an den Salzsäumerstraßen, die an der Burg vorbei nach Böhmen führten, fast täglich lichtscheues Gesindel auf. Der Henker trug eine lederne Maske, die den Ausdruck auf Stirn, um Nase und Augen verhüllte. Allein Mundwinkel und Kinn traten zum Vorschein. In seinem Nacken zeigte sich langes, schwarzes Haar, zu einem Zopf geflochten. »Die bösen Geister haben das Frauenzimmer zu ihrer Tat getrieben. Jetzt muss sie büßen!« Die Henkerin bekreuzigte sich. »Ein halbes Kind …« Mathilda unterdrückte ihre Tränen. Der Henker setzte einen Schritt zurück, drehte sich aus den Hüften – eine Bewegung, die in ihrer Eleganz einem Tanz ähnelte. Er hob einen Bihänder und sprach mit wohltönender Stimme die Formel: »Kurze Not, sanfter Tod – find´ Gnad´ bei Gott!« Der Stahl der Waffe blitzte im gleißenden Licht der Sonne. Dann sauste die Klinge in hohem Bogen nieder. Die Delinquentin wich zur Seite aus. Die Waffe verfehlte ihr Ziel. Schreie der Empörung und des Entsetzens wurden laut. Der Henker holte ein zweites Mal aus, ein drittes Mal … Schließlich trugen die Büttel einen Pflock heran. Einer ergriff den Kopf der Verurteilten und drückte ihn in eine Mulde. Der Henker holte erneut aus. Ein letztes Mal dachte Mathilda an die Lockenpracht, die den Liebreiz der Sechzehnjährigen zu Lebzeiten ausgemacht hatte, als der Stahl durch Fleisch und Knochen drang … Ein Aufschrei ging durch die Menschenmenge. Der Kopf flog in den dafür vorgesehenen Weidenkorb. Eine...



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