E-Book, Deutsch, Band 221, 256 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe TaschenGuide
Seidl NLP
5. aktualisierte Auflage 2020
ISBN: 978-3-648-14885-3
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mentale Ressourcen nutzen
E-Book, Deutsch, Band 221, 256 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe TaschenGuide
ISBN: 978-3-648-14885-3
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Barbara Seidl ist Wirtschaftspädagogin und lebt in München. Sie arbeitet seit vielen Jahren als freiberufliche Personalentwicklerin und Coach. Sie berät und unterstützt Führungskräfte und die Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen in Fragen rund um die Themen Mitarbeiterqualifizierung, Personalführung und Kommunikation. Sie ist nach den Richtlinien des DVNLP zertifiziert und ausgebildeter NLP-Master und NLP-Coach.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Teil 1: Praxiswissen NLP
NLP - was ist das?
- Wofür der Begriff steht
- Die 15 Grundannahmen im NLP
- So funktioniert unsere Wahrnehmung laut NLP
NLP-Technik 1: Wie Sie Kontakt herstellen
- Rapport als Basis gelungener Kommunikation
- In drei Schritten zu einer besseren Verständigung
- Durch Wahrnehmungspositionen die Perspektive wechseln
NLP-Technik 2: Ziele erreichen, Ressourcen nutzen
- Die Zielarbeit im NLP
- Neun Regeln für wohlgeformte Ziele
- Persönliche Ziele erreichen
- Mit der Ankertechnik Ressourcen nutzen
NLP-Technik 3: Sprache als wirkungsvolles Instrument einsetzen
- Warum die Verständigung mittels Sprache funktioniert
- Mit Sprache über Sprache reden
- So stellen Sie die richtigen Fragen
NLP-Technik 4: So gelingen Veränderungen
- Was soll anders werden?
- Die Wahrnehmung durch Submodalitäten steuern
- Drei NLP-Methoden für erfolgreiche Veränderungen
Teil 2: Training NLP
Mit allen Sinnen wahrnehmen
- Test: Welcher Wahrnehmungstyp sind Sie?
- Schärfen Sie Ihre Wahrnehmung
- Sinnesspezifische Sprache flexibel einsetzen
Kontakt herstellen
- Rapport aufbauen und verbessern
- Vom Pacing zum Leading
- Wechseln Sie die Perspektive
Wohlgeformte Ziele setzen und erreichen
- Fehler bei der Zielformulierung erkennen
- Konkrete Ziele formulieren
- Eine Zielstrategie entwickeln
Sprache als wirkungsvolles Instrument nutzen
- Persönliche Sprachmuster erkennen
- Kontakt herstellen und begeistern
- Mit Fragen die Kommunikation verbessern
- Lebendige und aussagekräftige Sprache verwenden
Bewusst Impulse für Veränderung einsetzen
- Das Spiel mit den Unterschieden
- Modelling für persönliche Veränderung nutzen
- Situationen umdeuten
Literaturverzeichnis
Stichwortverzeichnis
NLP-Technik 1: Wie Sie Kontakt herstellen
Ein guter Kontakt zum Gegenüber ist die Grundvoraussetzung für gelungene Kommunikation.
Im folgenden Kapitel lesen Sie,
- wie Sie den Kontakt zum Gegenüber systematisch aufbauen und
- wie Sie über Wahrnehmungspositionen ein besseres Verständnis für Ihren Kommunikationspartner entwickeln.
Rapport als Basis gelungener Kommunikation
Der Wert guter, respektvoller Kommunikation zeigt sich darin, dass sich der Gesprächspartner verstanden und angenommen fühlt. Es geht nicht darum, dass sich alle sympathisch sind und mögen, vielmehr sollten Vertrauen und die Bereitschaft, Unterschiede zu akzeptieren und als gleichwertig anzuerkennen, die Basis für das Miteinander sein.
Rapport heißt, Gleichklang herzustellen
Im NLP bezeichnet »Rapport« die Kommunikation, den Fluss zwischen zwei und mehr Personen, das harmonische »Aufeinander-eingestimmt-Sein«. Unsere Sprache hat viele Ausdrücke für diesen Zustand, z. B. »Die gleiche Wellenlänge haben«, »einen guten Draht zueinander finden«. Rapport benennt den respektvollen Umgang mit dem Gesprächspartner, die gemeinsame Basis von zwei unterschiedlichen Welten. Jeder Teilnehmer ist verantwortlich für die Kommunikation, egal ob er Zuhörer, Interpret oder Gestalter ist. Rapport ist die Grundlage, um
- die zwischenmenschliche – verbale und nonverbale – Kommunikation erfolgreich zu gestalten,
- die eigenen bewussten und unbewussten Kommunikationsfähigkeiten zu nutzen,
- die Welt des Kommunikationspartners zu erkunden und zu verstehen,
- tragfähige Beziehungen aufzubauen,
- Veränderungen herbeizuführen (z. B. durch Beratung, im Verkauf, bei der Erziehung oder während Entscheidungsprozessen),
- persönliche Akzeptanz herzustellen,
- die Akzeptanz bei asymmetrischen Kommunikationssituationen (z. B. Angeklagter – Richter, Schüler – Lehrer, Vorgesetzter – Mitarbeiter usw.) zu sichern,
- Kommunikationsprozesse zu schaffen, die auf Vertrauen, Respekt und Bereitschaft zur Kommunikation beruhen.
Auf zwei Ebenen kommunizieren
Den höchsten Rapport erzielen Menschen in ihrer Kommunikation, wenn alle Signale, die sie aussenden, harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Aussage, Sprache, Klang der Stimme, Mimik und Gestik dürfen sich nicht widersprechen. Trifft das nicht zu, bilden also Körpersprache und der Inhalt der Worte einen Gegensatz zueinander, verlassen sich die Menschen mehr auf die nonverbalen Signale und glauben den Worten nicht. Ein Sprichwort sagt: »Der Körper lügt nicht.« Denn Kommunikation besteht in einem weitaus größeren Umfang aus »Nicht-Sprache«, der Körpersprache bzw. nonverbalen Kommunikation, als aus dem gesprochenen Wort. Amerikanische Wissenschaftler haben in zahlreichen Versuchen nachgewiesen, dass die Wirkung, die eine Person mit ihrer Kommunikation erzielt, nur zu sieben Prozent davon abhängt, was sie sagt. Das »Wie« ist entscheidend: Es vermittelt wesentlich mehr Informationen als der reine Inhalt, die Wörter und der Text.
Bestandteile der Kommunikation
Körpersprache gleicht sich an
Wenn zwei Menschen Kontakt zueinander aufbauen oder sich im Einklang befinden, kann man bei ihnen sehr häufig eine ähnliche oder identische Körpersprache feststellen.
BEISPIEL FÜR DEN RAPPORT ZWISCHEN ZWEI MENSCHEN
In einem Café sitzt ein junges Paar. Beide haben einen Eiskaffee vor sich. Immer wieder trinken sie fast im selben Moment – wie auf ein heimliches Zeichen hin – einen Schluck. Ihre Mimik, ihr Lächeln und der Augenkontakt sind im gleichen Rhythmus aufeinander eingestellt. Die Körper- und Sitzhaltung der jungen Leute ist fast identisch: Sie haben die Beine jeweils in die gleiche Richtung übereinandergeschlagen, während des Gesprächs stützt die Frau die Ellenbogen auf und nur kurze Zeit später folgt ihr der Mann in dieser Bewegung. Es scheint, als ob sich diese zwei Menschen im Einklang, wie in einem Tanz befinden.
Nicht nur, wenn Menschen verliebt sind, zeigen und benutzen sie solche Verhaltensweisen und Techniken, um Kontakt zueinander herzustellen. Bei einem Spaziergang gleichen sich die Schrittlängen der Beteiligten an und wer mit einem kleinen Kind spricht, beugt sich ganz automatisch hinunter.
Sprache ähnelt sich
Gleiches geschieht auf der verbalen Kommunikationsebene: Wenn Experten mit Laien über ihre Fachgebiete sprechen, benutzen sie vermutlich wenige Fremd- und Fachwörter. Damit sie verstanden werden, bewegen sie sich in der sprachlichen Welt ihrer Gesprächspartner, suchen die Begriffe, die beide verstehen. Rapport macht genau das aus: das Gemeinsame zu finden. Denn das ist es, was uns mit unserem Gegenüber verbindet, was Vertrauen schafft und sozusagen eine Brücke baut, über die man gemeinsam mit dem Gegenüber gehen kann.
NLP misst diesem Prozess der Vertrauensbildung eine sehr hohe Bedeutung bei: Rapport ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Kommunikation gelingt. Ohne Rapport ist effiziente Kommunikation nicht möglich.
In drei Schritten zu einer besseren Verständigung
Die meisten Menschen verwenden die verbalen und nonverbalen Mittel unbewusst, um einen Kontakt herzustellen und gegenseitiges Vertrauen und Verständnis aufzubauen. NLP-Anwender benutzen dafür ganz bewusst drei Techniken: Pacing, Leading und Kalibrieren.
1. Pacing – aktiv Rapport aufbauen
Das englische Wort »Pace« heißt übersetzt »Schritt, Gangart«. Der Begriff »Pacing« beschreibt im NLP den Vorgang, sich im übertragenen Sinne auf die Gangart, den Schritt des Kommunikationspartners einzustellen, seine Signale aufzunehmen und zurückzugeben. Eine weitere Bezeichnung für diesen Vorgang ist »Spiegeln«. Dadurch, dass sich eine Person auf einer oder mehreren Ebenen an das Verhalten ihres Gegenübers angleicht, baut sie Vertrauen auf. Es geht um das aktive Handeln, um einen guten Rapport zu erreichen.
BEISPIEL
Christine Bauer ist Personalleiterin in einem mittelständischen Unternehmen. Besonders wichtig ist ihr die richtige Auswahl junger Nachwuchskräfte. Die Vorstellungsgespräche mit den jungen Stellenbewerbern sind manchmal schwierig, da diese häufig schüchtern, ängstlich oder angespannt in ihrem Büro sitzen. Für eine realistische Beurteilung wünscht sich Frau Bauer eine angenehme und lockere Atmosphäre. Im ersten Schritt baut sie über Pacing ein Vertrauensverhältnis auf: Sie nimmt zu Gesprächsbeginn eine ähnliche Körper- und Sitzhaltung wie der Bewerber ein und achtet darauf, sich der Stimme des Gegenübers anzupassen – meist sprechen diese etwas leiser und langsamer. Frau Bauer fühlt sich durch Spiegeln in die Sprache und Körpersprache des Bewerbers ein.
Wie kann Pacing eingesetzt werden?
Pacing findet auf allen Kanälen statt, auf denen die Menschen Signale aussenden. Das Spiegeln des Gegenübers kann also stattfinden bei:
- der Körperhaltung (z. B. ähnliche Kopfhaltung oder Beinstellung einnehmen),
- der Gestik (die Sprache der Hände angleichen),
- den Bewegungen (Richtung und Geschwindigkeit übernehmen),
- der Sprechweise (Stimmlage, Betonung, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit anpassen),
- dem Atemrhythmus und dem Ort der Atmung (z. B. ebenfalls in Bauch oder Brust atmen),
- dem sprachlichen Ausdruck (ähnliche Satzlänge, Wortwahl, Sprachmuster und Sprachniveau wählen),
- den Denkstilen und sinnesspezifischen Verarbeitungspräferenzen (z. B. den Gesprächspartner auf seiner bevorzugten sprachlichen Ebene ansprechen),
- Gemeinsamkeiten (z. B. Hobby, Interessen, Werte etc.) herausstellen.
Fehler beim Pacing vermeiden
Bewusst eingesetztes Pacing ist keine einfache Technik. Gerade bei Anfängern besteht die Gefahr, dass daraus ein Nachahmen und »Nachäffen« des Kommunikationspartners wird. Das schafft eher wenig Vertrauen und kann sogar beleidigend sein. Daher ist nicht nur wichtig, genau zu beobachten, an welchen möglichen Ansatzpunkten es sinnvoll ist, seinen Schritt dem Gegenüber anzugleichen. Vor allem geht es darum, das richtige Maß zu finden, das Spiegeln auf mehreren Ebenen wohldosiert und respektvoll einzusetzen, um sich auf den Partner einzustimmen und ihn abzuholen.
Checkliste: Ist Ihr Pacing... |