Seethaler | Alpengold 307 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 307, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Seethaler Alpengold 307

Entscheidung an Johanni
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8667-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Entscheidung an Johanni

E-Book, Deutsch, Band 307, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7325-8667-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Entscheidung an Johanni
Heimatroman um Liebe und Leid
Von Steffi Seethaler Als die blutjunge Tessi Schindler spätabends von einem Ausflug mit Klaus Fentschtaler zurückkehrt, erwartet sie daheim ein gewaltiges Donnerwetter. Der Vater hat es ihr schließlich ausdrücklich verboten, sich mit dem Sohn des Gastwirtes, diesem ausgemachten Hallodri und Mitgiftjäger, zu treffen.
Jetzt fackelt der Schindler nicht lange und bringt Tessi zu entfernten Verwandten auf einen abgelegenen Berghof. Alles Bitten und Betteln der Tochter stößt bei ihm auf taube Ohren. Er meint es gut und ahnt nicht, dass er mit diesem Schritt eine Tragödie ungeahnten Ausmaßes auslöst, die nicht nur Klaus und Tessi in größtes Unglück stürzt ...

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Entscheidung an Johanni Heimatroman um Liebe und Leid Von Steffi Seethaler Als die blutjunge Tessi Schindler spätabends von einem Ausflug mit Klaus Fentschtaler zurückkehrt, erwartet sie daheim ein gewaltiges Donnerwetter. Der Vater hat es ihr schließlich ausdrücklich verboten, sich mit dem Sohn des Gastwirtes, diesem ausgemachten Hallodri und Mitgiftjäger, zu treffen. Jetzt fackelt der Schindler nicht lange und bringt Tessi zu entfernten Verwandten auf einen abgelegenen Berghof. Alles Bitten und Betteln der Tochter stößt bei ihm auf taube Ohren. Er meint es gut und ahnt nicht, dass er mit diesem Schritt eine Tragödie ungeahnten Ausmaßes auslöst, die nicht nur Klaus und Tessi in größtes Unglück stürzt … „Wo ist das Madl? Versuch net, ihr zu helfen, ich will genau wissen, wo sie hingeht um die Zeit“, fuhr Albert Schindler, der Bauer auf dem Kainzenbachhof, zornig seine Frau an. Er hatte einen langen Tag hinter sich und war müde. Bis nach Innsbruck war er gefahren, um die Ausstellung der neuen Mähmaschinen zu sehen, denn er würde bald eine neue brauchen. Der Platz der Tochter, wo sie für gewöhnlich in der Küche saß, war wie so oft an den vergangenen Abenden leer. Albert hatte da einen ganz bestimmten Verdacht. Veronika Schindler war an die Zornesausbrüche des Bauern gewöhnt. Als junger Bursch war er schon so gewesen, und mit seinen sechzig Jahren würde er sich nicht mehr ändern. Sie war immer der Ausgleich zu ihm gewesen, sanft und still. Auch heute legte sie ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Du vergisst, dass Tessi bald mündig ist, Vater! Und ein Madl mit fast achtzehn Jahren kann man net anbinden daheim. Sie hat uns doch nie Anlass zur Sorge gegeben!“ Schwer seufzend ließ sich der Bauer auf seinen Stuhl fallen. Seine Miene hellte sich erst auf, als der Bierkrug mit einer schäumenden Maß vor ihm stand. Er nahm einen tiefen Zug und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. „Solange sie hier daheim ist, will ich wissen, wo sie sich am Abend herumtreibt! Bestimmt in der Nähe der ‚Goldenen Rose‘. Und ich müsste schon blind sein, wenn ich net merken tät, dass ihr der Klaus schöne Augen macht.“ Die Bäuerin kam mit einem Holzteller, auf dem Speck und Käse lagen, an den Tisch. „Den Fentschtaler-Klaus, meinst du? Aber Tessi weiß doch, dass der net viel taugt. Der war doch immer schon ein Tunichtgut.“ Der Bauer lachte höhnisch. „Hast du schon einmal was von blinder Liebe gehört, Mutter? Aber meine Tochter kriegt der net. Wenn ich den kleinsten Anlass dazu sehe, dann werde ich mir seinen Vater, den Wirt, kaufen. Dann hab ich meinen Stammtisch die längste Zeit in der ‚Goldenen Rose‘ abgehalten.“ Die Bäuerin hatte sich wieder an den Tisch gesetzt. Sie war noch immer eine sehr hübsche Frau, mit silbernen Fäden in ihrem dunklen Haar. Der Bauer nahm ihre Hand. Er liebte sie noch immer so wie am ersten Tag, auch wenn er ihr das in den letzten Jahren nicht immer gezeigt hatte. „Schau, Vroni, Tessi ist doch alles, was wir haben auf der Welt! Und sie wird einmal unseren schönen Hof erben. Da gehört ein Bursch an ihre Seite, der es würdig ist, hier Bauer zu werden.“ Ihre Hand fühlte sich rau und rissig an, und eine seltsame Rührung überkam ihn. Er wusste, dass sie nicht immer glücklich gewesen war auf seinem Hof, aber nie hatte er ein Wort der Klage gehört. Lange hatte sie sich zu der Tochter noch ein zweites Kind gewünscht, aber dies war ihr nicht vergönnt gewesen. Der Fentschtaler-Klaus war wirklich net der Richtige, ging es der Bäuerin durch den Kopf. Da hatte der Vater schon recht. „Warum redest du denn von dem Klaus? Hast du die beiden schon zusammen gesehen?“, wollte sie wissen. Albert Schindler schüttelte den Kopf. „Ich hab ein ungutes Gefühl. Beim Erntedankfest ist er um sie herumgeschlichen wie ein Pfau, und seitdem fällt mir auf, dass sie oft am Abend net daheim ist. Was hat sie dir denn gesagt, wo sie hingeht?“ Die Bäuerin zuckte mit den Schultern. „Ins Dorf wollt sie, vielleicht zu einer Freundin. Ich hab sie net weiter gefragt.“ Albert stand auf. „Dann werd ich es tun, wenn sie heimkommt“, erklärte er mit finsterem Gesicht, „und wenn ich bis morgen früh in meinem Sessel sitzen muss, ich will es wissen.“ Er langte nach seiner Zeitung und setzte sich in den abgewetzten Lehnstuhl, der schon dem Urgroßvater gehört hatte. Die Bäuerin machte sich an den Abwasch. Wenn wirklich etwas dran war an einem Gspusi von der Tessi mit dem Klaus, dann würde es bald ein gehöriges Donnerwetter auf dem Hof geben. Und warnen konnte sie die Tochter nicht mehr. Denn der Bauer saß, auf eine längere Wartezeit eingerichtet, mit seiner Zeitung im Lehnstuhl, und sein Gesicht verhieß nix Gutes. *** Der junge Bursch hielt das schlanke Mädchen mit den großen dunklen Augen dicht an die Hauswand gepresst. Über sein leichtsinniges Gesicht ging ein Lächeln. Er war sich seines Erfolges sicher, auch wenn sich die Tochter vom Kainzenbachbauern noch zierte. „So ein Busserl bei der Nacht ist doch keine Sünd? Oder hast du noch keinen geküsst vor mir?“ Sein Händedruck auf ihren Schultern wurde fester. „Puh“, kam es verächtlich von den schönen roten Lippen, „meinst du, ich lass mich von jedem küssen?“ „Ich bin net ein jeder, das musst du dir zu allererst merken, Tessi! Mich hat keine so schnell vergessen, und geküsst hab ich auch net jede. Gehört schon ein bisserl was dazu, dass mir eine gefällt. Und du gefällst mir, das leugne ich net. Nur ein bisserl zutraulicher musst du noch werden. Oder bist du vielleicht net wegen mir da um unseren Gasthof herumspaziert?“ Sie wand sich aus seinen Armen. Allzu überlegen brauchte er net zu tun. Aber verderben wollte sie es sich auch net mit ihm, denn dazu gefiel er ihr viel zu gut. „Es ist ein so schöner Herbstabend. Deswegen bin ich noch einmal von daheim fort“, gab sie schnippisch zurück. Da war er wieder bei ihr, und seine Hände umfassten sie. „Und wie zufällig grad an der ‚Goldenen Rose‘ vorbei, was?“ Sein Gesicht war dicht über dem ihren. Tessis Herz klopfte zum Zerspringen. Tag und Nacht hatte sie an ihn denken müssen seit dem Erntedankfest, und nur wegen ihm machte sie sich an vielen Abenden noch auf den Weg ins Dorf. Was man von ihm sagte, wusste sie, aber seit sie ihn kannte, glaubte sie nicht mehr alles, was der Dorfklatsch so erzählte. Einem Burschen wie ihm würden immer die Madln nachlaufen, bis eben die Richtige kam. Dass sie das war, daran zweifelte die hübsche Tessi keinen Augenblick. Und sie wollte ihn und keinen anderen. „Lass dich küssen“, sagte er heiser, „ich bitte net gern zweimal darum.“ Und ehe sie sich’s versah, hatten sich seine Lippen auf die ihren gelegt, hart und fordernd. Für Tessi war es der erste Kuss, und sie fühlte, wie ihr der Boden unter den Füßen wegsank. Ihre Arme schlangen sich wie von allein um seinen Nacken. Als er sie endlich freigab, grinste er zufrieden. „Das hätt ich dir gar net zugetraut, so ein Temperament! Oder hast du vielleicht schon öfters geübt, was?“ Darauf gab Tessi ihm keine Antwort. „Ab heut gibt es nur noch mich, hast du verstanden? Ich lass mir net gerne Hörner aufsetzen. Du bist jetzt mein Madl, und alle sollen es wissen. Und am Sonntag sehen wir zwei uns wieder. Da nehme ich dich mit hinüber nach Kitzbühel. Warst du schon einmal in der Spielbank?“ Klaus lachte, als er in ihre erschrockenen Augen sah. Tröstend legte er den Arm um ihre Schultern. „Es ist net alles wahr, was über mich geredet wird. Aber dass ich ab und zu dort drüben ein Spielchen mach, das gebe ich zu. Das ist doch auch net weiter schlimm, oder?“ Tessi dachte daran, was man im Dorf erzählte. Dass es mit der „Goldenen Rose“ nimmer zum Besten stand. Neue moderne Gasthöfe waren in St. Johann entstanden, einer neben dem anderen. Seitdem die Mutter gestorben war, fehlte es in der Wirtsküche an allen Ecken und Enden. Das Essen war weniger und schlechter geworden, was den Wirt, Klaus’ Vater, aber nicht daran hinderte, mit den Preisen in die Höhe zu gehen. „Du sagst ja gar nix“, hörte sie ihn vorwurfsvoll sagen. „Wenn du net mitkommen willst, lässt du es eben sein.“ „Doch, freilich“, versicherte das Mädchen da hastig, „ich muss schauen, dass ich von daheim wegkomme. Bis Sonntag wird mir schon etwas einfallen.“ „Hoffentlich“, sagte er und zog sie wieder an sich. „Ich muss jetzt hineingehen, Tessi, und kann dich net heimbringen. Und vergiss net, was ich dir gesagt hab!“ Sein letzter Kuss war schnell und flüchtig, er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. *** Etwas enttäuscht stand Tessi in dem dunklen Kastaniengarten. Sie wurde von ihren Gefühlen hin- und hergerissen. Manchmal war Klaus so lieb und zärtlich, in der...



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