Seethaler | Alpengold 263 - Heimatroman | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 263, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Seethaler Alpengold 263 - Heimatroman

Die Magd aus gutem Hause
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-5984-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Magd aus gutem Hause

E-Book, Deutsch, Band 263, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7325-5984-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Vier Mägde hat Baron von Hatzach in den letzten zwei Jahren entlassen müssen, weil sie sich in schamloser Weise an seinen Sohn herangemacht haben. Und nun sitzt wieder so ein junges, bildhübsches Ding vor ihm und bewirbt sich um die freie Stelle. Am liebsten will er Martina gleich wegschicken, doch die traurige Geschichte, die sie ihm mit zitternder Stimme erzählt, rührt den Gutsbesitzer. Sie seien zu viele Kinder im Haus, und die Mutter sei froh, wenn eines weniger am Tisch sitzen würde, behauptet sie.
Die Lüge geht Martina leicht über die Lippen. Nun schaut sie den Baron mit bittendem, fast ängstlichem Blick an. Ihr Schicksal hängt von seiner Antwort ab ...

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»Du heiratest den Hans, das sag ich dir. Seit Generationen haben die Amrainerbauern aus Gmund und die vom Hirtbichlerhof drüben in Moosrain untereinander geheiratet. Du bist nix Besonderes, und der Hans ist ein fescher Bursche. Manches Madl würd einen Luftsprung machen, wenn er um sie anhalten tät.« Der rundliche Bauer vom Amrainerhof trat ganz nah vor seine Tochter Martina hin. »Ich hab deine Mutter auch net genommen, weil wir verliebt ineinander waren, sondern unsere Eltern haben es so bestimmt. Die Liebe ist erst später gekommen, und das ist auch besser. Das Verliebtsein ist schnell verflogen, und wenn dann kein Zusammenhalt mehr da ist, schaut’s schlecht aus.« »Ein bisserl mögen muss man seinen künftigen Mann aber doch, Vater. Und den Hans, den kann ich nun einmal net ausstehen«, antwortete Martina trotzig. Der Vater betrachtete seine hübsche Tochter skeptisch. Kein Madl weit und breit konnte neben ihr bestehen. Wie die Mutter war sie schlank und hochgewachsen, hatte mittelblonde Haare und blaugrüne Augen. »Warum kannst du ihn denn net leiden? Weil er net so um dich herumscharwenzelt wie die anderen Burschen, die hinten und vorn nix haben?« Martina sah ihren Vater mit einem spöttischen Lächeln an. »Wir haben doch eh genug, Vater. Wo sollen wir denn hin mit dem vielen Geld?« Der Vater setzte sich seufzend. Die ewige Streiterei mit der Tochter ging ihm auf die Nerven. »Ich hab immer gedacht, du hättest ein bisserl Verstand, Madl. Wo wir hin sollen mit dem Geld, das kann ich dir sagen. Der Stall müsste ausgebaut werden, noch bevor das Vieh heuer von der Alm kommt. Der Traktor ist alt und wird bald seinen Geist aufgeben.« »Das kannst du doch leicht von unserem Geld bezahlen«, unterbrach ihn die Tochter. »Keiner hat eine so gute Ernte gehabt wie du. Deine Kasse könnt net voller sein.« Der Vater dachte nicht daran, sich von seiner Tochter auf der Nase herumtanzen zu lassen. »Morgen ist Sonntag, da machen wir einen Besuch beim Hirtbichler. Und weh, du machst ein Gesicht, dass der Hans gleich Angst kriegt. Dann kannst du mich auch anders erleben.« Für ihn war das Gespräch beendet. »Die Mutter ist noch net im Haus, da geh ich noch eine Weile zum Wirt«, fügte er noch hinzu und nahm den Filzhut vom Haken. Die Tochter trat ans Fenster und schaute dem Vater nach, wie er aufrecht durch den Garten ging. Sein Haar hatte sich in den letzten Jahren stark gelichtet und war grau geworden. Nichts mehr erinnerte an den jungen Mann, der auf dem Hochzeitsbild der Eltern zu sehen war. Martina liebte ihren Vater abgöttisch, wenn sie auch nicht immer einer Meinung waren. Ihren Hitzkopf hatte sie von ihm geerbt. Diesmal würde sie bestimmt seinem Wunsch nicht nachgeben. Sie sah die Mutter kommen und ging ihr entgegen. »Ich geh noch ein bisserl spazieren, Mutter. Das Vieh ist versorgt.« »Wo ist der Vater?«, wollte die schlanke, immer noch gut aussehende Frau wissen. Etwas verlegen schaute das Mädchen drein. Martina wusste nicht so recht, ob sie der Mutter die Wahrheit sagen sollte. Doch da winkte die Bäuerin schon lachend ab. »Brauchst mir nix zu sagen, ich hab ihn davonschleichen sehen. Er hat wohl geglaubt, ich würd mich bei der Huberbäuerin länger aufhalten, aber ich gönn ihm die kühle Maß bei der Hitze.« Martina war froh, dass die Mutter heute so guter Laune war. Sonst machte sie für gewöhnlich ein Gesicht, wenn der Vater den Stanzlwirt aufsuchte. Meistens wurde es sehr spät, weil er einfach nicht den Nachhauseweg fand, und oft wurde sie geschickt, um ihn heimzuholen. Obwohl es längst Abend war, war es noch drückend schwül. Gern hätte Martina ihre dicken Zöpfe abschneiden lassen, weil man im Sommer viel zu arg damit schwitzte. Doch der Vater war dagegen. »Wir leben auf dem Land und net in der Stadt«, pflegte er zu sagen. »Möchtest du gar ausschauen wie ein Mannsbild?« Heimlich beneidete Martina ihre Freundin Gretel, die Tochter vom Moserbauern, um ihre kurzen Locken. Martina verließ das Haus und schlug den Weg zum Waldrand ein. Dort war es angenehm kühl, und sie setzte sich unter eine hohe Tanne. Sie liebte den herrlichen Blick, den sie von hier oben hatte. Tief unter ihr lag der Tegernsee, und sein Wasser schimmerte silbern. Gern wäre sie noch am Abend schwimmen gegangen, aber der Vater sah es nicht gern, wenn sie zu später Stunde fortging. Der Amrainerhof lag am Ortsende von Gmund, und zum See war es noch ein gutes Stück. Noch fuhren die Gondeln hinauf zum Wallberg und glänzten in der Abendsonne. Die Kirche von Rottach läutete zur Abendandacht. Samstägliche Ruhe herrschte allenthalben. »Ich hab gewusst, dass ich dich hier finde«, ertönte plötzlich eine fröhliche Stimme. Ein hübsches, etwas molliges Mädchen stand vor ihr. »Gretel!«, rief Martina erfreut und umarmte die Freundin. Gretel blies eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ sich rückwärts auf die Wiese fallen. »Der Vater meint, das Heu müsst noch bis morgen liegen bleiben. Deshalb gab es eher Feierabend für mich. Dafür muss ich morgen, am heiligen Sonntag, arbeiten.« Gretel war schon in der Schule Martinas beste Freundin gewesen. Sie hatte den Lehrern manchen Kummer bereitet. Heute, als erwachsenes, hübsches Mädchen, verdrehte sie den Burschen den Kopf, ohne sie ernst zu nehmen. Auch jetzt hatte sie wieder Lachgrübchen in den Wangen. »Man könnt schon den Verdacht haben, du triffst dich mit einem Burschen, Martina, weil du so gern hier oben am Waldrand bist.« Die Freundin lachte hellauf. »Da würd ich net hierhergehen, wo du jederzeit aufkreuzen könntest. Da wüsst ich schon etwas Besseres.« Gretel zog ein beleidigtes Gesicht. »Von mir tät keiner etwas erfahren, das weißt du genau. Ich kann schweigen wie das Grab.« Martina legte den Arm um ihre Schultern. Es war bekannt, dass die Gretel für ihr Leben gern tratschte. »Geh weiter, ich hab keinen Schatz. Du kennst doch meinen Vater, der hätt bestimmt gegen jeden etwas.« Die Freundin schaute sie neugierig an. »Ich hab gehört, du sollst den Hans vom Hirtbichlerbauern heiraten. Ist da etwas Wahres dran?« Ärgerlich schüttelte Martina den Kopf. »So ein Schmarrn. Ich denk gar net daran! Den aufgeblasenen Kerl hab ich noch nie leiden können!« Der Meinung war Gretel auch, und voller Empörung streckte sie ihre kleine Nase in die Luft. »Der kriegt keine von uns beiden«, sagte sie bestimmt. »Für den sind wir viel zu gut.« Martina freute sich, in der Freundin eine Verbündete gefunden zu haben. Wenn es gar zu schlimm wurde, dann wusste sie immer einen guten Rat. Eine Weile schwiegen beide und sahen in den Abend. »Auf dem Gut sollen sie schon wieder eine Magd suchen«, meinte dann die Gretel. »Die letzte war erst ein halbes Jahr dort und ist schon wieder davongelaufen.« Martina schüttelte den Kopf. Über das Gut, das in einem Wald bei Rottach lag, wurde allerlei gemunkelt. Der jetzige Besitzer sollte früher einmal ein richtiger Baron gewesen sein. Er hatte, so sagte man, Geld und sogar seinen Titel verspielt und nannte sich jetzt nur noch von Hatzach. Man sah ihn nur selten unter die Leute gehen. Für die Arbeit hatte er seine Bediensteten, und manchmal kam sein Sohn aus München, um nach dem Rechten zu sehen. »Die Kramerin meint, die letzte Magd sei hübsch gewesen und hätte sich in den jungen Herrn verliebt. Da hat der Alte wohl net mitgemacht und ihr gekündigt«, fügte Gretel noch hinzu. »Der alte Hatzach soll froh sein, wenn er eine tüchtige Schwiegertochter bekommt«, erwiderte Martina. »Das Gut hat doch viel eingebüßt, da wird sein Sohn keine Prinzessin mehr heimführen können.« Gretel lachte belustigt. »Eine Prinzessin muss es wohl net sein, aber eine, die genug Geld mitbringt. Eine arme Maus kann sich da net einschleichen.« Martina stand auf und schüttelte das Gras aus dem Kleid. »Mich interessieren weder das Gut noch seine Besitzer. Der Alte soll seine Mitmenschen net gut behandeln. Deshalb bin ich gegen ihn und möchte auch gar nix mit ihm zu tun haben.« »Willst du schon gehen?« Gretel hatte sich auf einen längeren Plausch eingestellt und war über den plötzlichen Aufbruch der Freundin enttäuscht. »Ja, ich möcht daheim sein, bevor der Vater kommt. Begleit mich ein Stück, dann ist der Weg net so lang.« Die beiden Mädchen liefen über die blühenden Wiesen hinunter ins Dorf und blieben dann schnaufend vor dem Amrainerhof stehen. »Wollen wir morgen im See baden? Das Wetter ist bestimmt schön«, schlug Gretel vor. Doch die Freundin schüttelte missmutig den Kopf. »Wir machen einen Besuch beim Hirtbichler, und der Vater meint, da müsst ich mitkommen.« Gretel lachte, und der Schalk blitzte aus ihren Augen. »Da wird Hans sich aber freuen, dich zu sehen. Bevor Verlobung gefeiert wird, lass es mich wissen.« Martina sah der Freundin ein wenig neidvoll nach, wie sie lachend davonging. Sie war immer guter Dinge und würde gewiss einmal nur den Burschen nehmen, den sie wirklich gernhatte. *** In der Gaststube vom Stanzlwirt ging es hoch her. Der dicke Wirt rieb sich vergnügt die Hände. Bei diesem heißen Wetter war der Durst der Bauern besonders groß, und das Geschäft ging ausgesprochen gut. ...



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