Seemann | Falkenberg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 283 Seiten

Reihe: Komminssare Brandes und Kurtoglu

Seemann Falkenberg

Kriminalroman
2021
ISBN: 978-3-8392-5610-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 283 Seiten

Reihe: Komminssare Brandes und Kurtoglu

ISBN: 978-3-8392-5610-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bei einem Schulausflug zum Hamburger Falkenberg finden Kinder die grausam zugerichtete Leiche eines alten Mannes. Eine Wunde des Toten deutet auf einen rechtsradikalen Hintergrund hin. Doch die Kommissarinnen Stella Brandes und Banu Kurtoglu haben ihre Zweifel. Denn immer wieder stoßen sie auf die Legenden um Klaus Störtebeker, der am Falkenberg seinen Schatz vergraben haben soll. Oder liefert das traurige Schicksal eines jungen Mädchens in einer vergangenen Zeit den entscheidenden Hinweis, der zum Täter führt?

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Erstes Kapitel,
Juni 2010
Iris Behnke trat hinter einen Baum, um sich eine Zigarette anzuzünden. Gierig zog sie am Filter, und als das Nikotin ihre Blutbahn erreichte, merkte sie, dass sie ruhiger wurde. Es wurde auch langsam Zeit für eine kurze Massage ihrer Nerven. Iris hasste Klassenausflüge. Bei 25 Drittklässlern musste man die Augen überall haben. Es ging heute Morgen an der Bushaltestelle in Marmstorf bereits damit los, dass Marvin einen Streit vom Zaun brach, weil Timo ihm eine angeblich gewonnene Yu-Gi-Oh!-Karte nicht geben wollte. Iris konnte nur mit Mühe verhindern, dass Marvin Timos Schulranzen in den Matsch schmiss. Ihr Teampartner, Daniel Bender, hielt sich hingegen scheinbar unbeteiligt die Wanderkarte »Harburger Berge« vor die Nase. Iris runzelte genervt die Stirn. Dabei war es seine Idee gewesen, mit den Kindern nach Störtebekers Schatz zu suchen. Er war ein großer Fan von »außerschulischen Lernorten«, wie er es so gern formulierte. Sobald sich im Sachunterricht auch nur die kleinste Möglichkeit ergab, den Klassenraum zu verlassen und »Forscheraufträge« an die Kinder zu vergeben, war Daniel Feuer und Flamme. Bei der ersten ihrer Vorbereitungssitzungen zum Thema »Hamburg« hatte er selig grinsend ein eselsohriges Buch mit dem Titel »Sagen aus Harburg und Umgebung« aus seiner Tasche gezogen und aus dem Kapitel über den berühmten Seeräuber Klaus Störtebeker vorgelesen. »Wusstest du, dass Störtebeker hier ganz in der Nähe auf dem Falkenberg gehaust haben soll? Es soll sogar eine Burg auf dem Gipfel gegeben haben, und er hat angeblich seinen Goldschatz dort vergraben. Und ich dachte immer, dass das Gold eingeschmolzen und die Spitze der Katharinenkirche daraus gemacht wurde.« Um das Forscherinteresse bei den Kindern zu wecken und sie für das geschichtliche Thema zu begeistern, schlug er dann auch sofort vor, einen Ausflug zum Falkenberg zu machen, um nach dem Schatz zu suchen. Kleine Schaufeln und Hacken hatte er in seinem Rucksack mitgenommen. Rückblickend auf ihre nun mehr drei Jahre als Klassenteam war klar erkennbar, dass Daniel und sie nicht immer eine pädagogische Linie hatten. Er war für alles zu haben, was nach offenem und freiem Lernen roch. Iris selbst hatte in ihrer Grundschulzeit die Frühblüher ausschließlich auf der Wandtafel betrachtet und das Gedicht »Die Tulpe« von Guggenmos abgeschrieben und auswendig gelernt. Und obwohl sie es nicht getanzt oder pantomimisch dargestellt hatte, konnte sie es nach so vielen Jahren immer noch fehlerfrei aufsagen. Iris trat von einem Bein aufs andere, denn ihr wurde langsam kalt. Ihre Leinensneaker waren von dem beständig vom Himmel fallenden Regen bereits durchgeweicht und die neu gekaufte Outdoorjacke hielt nicht gerade das, was sie versprach. »Das ist also mal wieder der Hamburger Sommer: zwölf Grad und Regen«, murmelte Iris. Sie schnippte die Zigarette in das Dickicht und trat aus dem Wald auf die Heidefläche hinaus. Die Kinder hatten sich in dem weiten Areal verteilt. Es würde ein Spaß werden, sie heute gegen Mittag alle wieder einzusammeln. Die Kinder schienen jedoch Freude an dem Ausflug zu haben, sie sahen erstaunlich friedlich aus, wie sie mit den kleinen Gartengeräten in der Erde buddelten. War das, was sie hier taten, überhaupt mit dem Naturschutz vereinbar? War dies hier überhaupt Naturschutzgebiet? Iris wusste es nicht. »Frau Behnke, ich muss mal Pipi. Wo sind hier die Klos?« Tatjana zog Iris am Ärmel. Sie hüpfte von einem Bein aufs andere. Es schien also dringend zu sein. »Hier gibt es keine Toiletten. Du musst hinter einen Baum gehen«, erwiderte sie. Tatjana rollte mit den Augen. »Passen Sie dann auf, dass keiner guckt?« Iris nickte ihr zu und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf das kleine Waldstück, in dem sie gerade ihre Zigarettenpause gemacht hatte. Nach einem kurzen Zögern verschwand Tatjana hinter den dichten Tannen. Gerade als Iris sich zu fragen begann, warum Tatjana beim Pipimachen so lange brauchte, durchschnitt ein gellender Schrei die Stille auf der weiten Ebene. »Frau Behnke, Herr Bender! Hilfe! Hier liegt ein Mann.« Noch bevor Iris sich in Bewegung setzen konnte, war Daniel schon an ihr vorbeigesprintet. Es hatte doch Vorteile, wenn man mit einem Sportlehrer zusammenarbeitete. So war sie nicht die Erste, die wahrscheinlich auf einen völlig besoffenen Penner treffen würde. Er hätte sich allerdings einen gemütlicheren Ort aussuchen können als die Heide bei Regen. Als Iris zwischen die Bäume trat, nahm sie Daniel wahr, der mit dem Rücken zu ihr stand. Er starrte auf etwas, das am Boden lag. Tatjanas Hose hing ihr bis auf die Knöchel herab und ein hellgelbes Rinnsal Urin lief die Innenseite ihrer Schenkel entlang. Offensichtlich hatte Daniel in diesem Moment die Sprache wiedergefunden. »Iris, hol dein Handy raus und ruf die Polizei an. Der Mann hier ist tot.« Mit zitternden Händen zog Iris ihr Telefon aus der Innentasche ihrer Jacke. Wie war das noch? Eins, Eins, Osterei, dann meldet sich die Polizei. Auch diese Weisheit hatte Iris in ihrer Grundschulzeit gelernt. Es war acht Uhr morgens und der Verkehr auf der Otto-Wels-Straße kam mal wieder fast zum Erliegen. Stella Brandes freute sich schon darauf, wenn in Hamburg die Sommerferien anbrachen und sie einige Wochen zur Arbeit fahren konnte, ohne mindestens eine halbe Stunde der Fahrtzeit im Stau zu stehen. Sie kurbelte das Fenster herunter und drehte die Musik von Coldplay etwas leiser. Gerade als sie wieder anfuhr, sprang die Ampel auf Rot. Ihr Vordermann, der seit der Autobahnabfahrt die ganze Zeit im Schneckentempo vor ihr hergeschlichen war, kam gerade noch bei Dunkelgelb über die Kreuzung. »Danke, Blödmann!«, schimpfte Stella und konnte sich nur mit Mühe verkneifen, den gestreckten Mittelfinger zu zeigen. Eine Anzeige wegen Beleidigung würde die Vorgesetzten der Kommissarin in der Hamburger Mordkommission nicht fröhlich stimmen. Kurz vor ihrer Arbeitsstelle bog sie in eine kleine Seitenstraße ein, da die Chancen, um diese Zeit auf dem Gelände des Polizeipräsidiums einen Parkplatz zu bekommen, ungefähr genauso wahrscheinlich waren wie ein Sechser im Lotto. Als sie ihr Auto in die Parklücke auf dem Seitenstreifen manövrierte, sah sie Banus blauen Citroën. Anscheinend hatte sie heute mehr Glück auf der Straße gehabt als sie, oder sie hatte, gewissenhaft wie immer, heute deutlich früher das Haus verlassen. Auf ihrem Schreibtisch stand bereits eine Tasse Kaffee, der nur noch lauwarm war. »Ich hatte dir extra schon einen hingestellt. Du hast ja gestern gesagt, dass du heute ganz früh hier sein wolltest.« Banu betonte das Wort »ganz«, grinste Stella an und fügte hinzu: »Ja, ja, der frühe Vogel …« »Kann mich mal!«, ergänzte Stella. Sie hatte so viel abzuarbeiten, dass sie tatsächlich vorgehabt hatte, kurz nach dem Morgengrauen anzufangen. Aber als der Wecker zum ersten Mal um 5.30 Uhr geklingelt hatte, hatte sie sich schlaftrunken an ihren Kater gekuschelt und spontan entschieden, doch lieber länger im Büro zu bleiben, als früh aufzustehen. Stella nahm den lauwarmen Kaffee und kippte ihn demonstrativ ins Waschbecken. Dann ging sie zur Kaffeemaschine und goss sich neuen ein. »Soll ich dir auch noch einen mitbringen?«, fragte sie ihre Kollegin. »Nein danke. Ich habe von dem Gebräu bereits Magenschmerzen«, gab Banu zurück. Stella beäugte die schwarze Brühe in ihrer Tasse. Seit sie in der Mordbereitschaft 5 mitarbeitete, gehörte es zum morgendlichen Ritual ihrer Kollegen, sich über den Kaffee zu beschweren. Meist endete es mit dem Satz, dass einer sagte: »Wenn ich heute dazu komme, bestelle ich bei Amazon eine neue Maschine. So teuer sind die ja nicht mehr.« Aber da anscheinend niemand dazu kam, blieb es bei dem alten Gerät und dem quasi ungenießbaren Gebräu. Um 10 Uhr war Stella damit fertig, einen Vermerk im Mordfall »Elbtote« zu schreiben und die Zeugenaussagen nochmals durchzugehen. Sie war gerade dabei, ihre Brotdose aus ihrem Rucksack zu holen, als das Telefon klingelte. Banu nahm ab, sprach kurz in den Apparat und wandte sich dann an ihre Kollegin. »Ein Toter in Neugraben. Jede Menge Einstiche in Brust und Bauch. Also einer für uns. Offensichtlich wurde er von einer Schulklasse gefunden.« »Na denn mal los. Ich fahre«, sagte Stella und schnappte sich ihre Regenjacke. Eine Horde von aufgeregten Kindern zu befragen, war schon stressig genug. Da musste sie es sich nicht vorher noch antun, Beifahrerin bei Banu Kurtoglu zu sein, die immer langsamer fuhr als vorgeschrieben. Selbst mit Blaulicht! »Und der Chef ist auch noch im Urlaub«, seufzte Banu. Stella sah Banu tief in die Augen. »Tja, meine Liebe, dann bist du also heute unser Häuptling!« Banu rollte mit den Augen. Sie war die Dienstälteste der Mordbereitschaft 5 und die Stellvertreterin von Kriminalhauptkommissar Thorsten Fock. »Ich rufe schnell bei Gunnar und Armin an. Sie sollen die ›Elbtote‹ ruhen lassen und so schnell wie möglich zu unserem Toten am …«, sie guckte auf ihren Zettel, »Falkenberg kommen.« Stella war es auch lieber, wenn ihr Team zu viert die Ermittlungen aufnahm. Acht Augen sahen mehr als vier, und der Chef würde sicherlich stinksauer sein, wenn sie etwas übersahen. Die Weisheit, dass die ersten 48 Stunden nach dem Leichenfund maßgeblich waren, um den Täter zu finden, hatte sich schon so oft bewahrheitet. Da die »Elbtote« bereits vor mehr als zwei Wochen bei Blankenese an den Strand gespült und bisher noch...


Seemann, Regine
Regine Seemann, geb. 1968 in Hamburg, wohnt seit ihrer Kindheit am Rande der Fischbeker Heide und hat die Legenden von Klaus Störtebeker förmlich aufgesogen. Auch sie ist als Kind losgezogen, um mit einer Plastikschaufel bewaffnet nach dessen Schatz auf dem Falkenberg zu suchen. „Falkenberg“ ist ihr Debüt im Gmeiner-Verlag.



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