E-Book, Deutsch, Band 02, 352 Seiten
Reihe: Rockstars
Scott Wer will schon einen Rockstar?
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8025-9886-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 02, 352 Seiten
Reihe: Rockstars
ISBN: 978-3-8025-9886-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Das Leben ist wie ein Lied. Lass es uns spielen!'
Anne Rollins hat den schlimmsten Tag ihres Lebens hinter sich: Ihre Mitbewohnerin ist aus der gemeinsamen Wohnung verschwunden - mit allen Möbeln und ohne ihre Mietschulden zu begleichen. Um sich abzulenken, beschließt Anne kurzerhand, eine Freundin auf eine Party zu begleiten. Doch dort steht sie plötzlich niemand anderem gegenüber als Malcolm Ericson, dem Drummer der weltberühmten Rockband Stage Dive. Als dieser von Annes Problemen erfährt, macht er ihr ein Angebot, das verrückter nicht sein könnte: Er hilft ihr aus ihrer finanziellen Notlage, wenn sie im Gegenzug eine Zeit lang seine Freundin spielt ...
'Ein tolles Buch mit viel Witz und jeder Menge Charme. Für alle New-Adult-Fans ein absolutes Muss.' LOVELYBOOKS
Band 2 der beliebten STAGE-DIVE-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Kylie Scott
Kylie Scott ist NEW-YORK-TIMES- und SPIEGEL-Bestseller-Autorin, die erotische Liebesromane und zweitklassige Horrorfilme liebt. Mit ihren zwei Kindern und ihrem Ehemann lebt sie in Queensland, Australien.
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2
Ich würde diesen Abend nie und nimmer durchstehen.
David und Ev wohnten in einer luxuriösen Wohnung im Pearl District. Sie war riesig, nahm das halbe Obergeschoss eines wunderschönen alten, braunen Ziegelbaus ein. Es musste merkwürdig für Ev gewesen sein, aus unserem engen, zugigen Mietshaus mit dünnen Wänden in diese Art Schloss umzusiedeln. Und fantastisch. Unser altes Haus lag am Rande der Innenstadt in der Nähe der Universität. David und Ev dagegen residierten mitten im äußerst angesagten und teuren Pearl District.
Glücklicherweise schien sich Ev zu freuen, mich zu sehen – eine potenziell peinliche Situation weniger. Mr Ev, der Rockstar, nickte mir zur Begrüßung mit dem Kinn zu, während ich mich nach Kräften bemühte, ihn nicht anzuglotzen. Ich war schwer versucht, ihn zu bitten, etwas für mich zu signieren. Meine Stirn vielleicht.
»Bedien dich ruhig mit allem, was du in der Küche findest«, forderte Ev mich auf. »Es gibt genug zu trinken, und die Pizza müsste auch bald kommen.«
»Danke.«
»Du wohnst neben Lauren und Nate?«, sprach mich David zum ersten Mal an. Liebe Güte, sein dunkles Haar und sein gemeißeltes Gesicht waren wirklich atemberaubend. Wie ungerecht. War sein unfassbares Talent denn nicht genug?
»Ja«, erwiderte ich. »Ich war Evs Nachbarin, und in Ruby’s Café bin ich Stammgast.«
»Sie erscheint verlässlich jeden Morgen«, bemerkte Ev augenzwinkernd. »Ein doppelter, fettarmer Latte mit einem Schuss Karamell? Kommt sofort.«
David nickte und entspannte sich sichtlich ein wenig. Er legte seiner Frau den Arm um die Taille, woraufhin sie zu ihm aufsah und ihn angrinste. Die Liebe stand Ev gut. Ich wünschte den beiden von Herzen, dass ihre Ehe hielt.
Geliebt, so richtig geliebt, hatte ich in meinem bisherigen Leben nur vier Menschen. Nicht alle auf romantische Weise, selbstverständlich. Doch ich hatte all diesen Menschen mein Herz geschenkt. Dreimal wurde ich enttäuscht. Demzufolge ging ich davon aus, dass in Sachen Liebe statistisch gesehen eine fünfundzwanzigprozentige Erfolgsaussicht bestand.
David und Ev fingen an, herumzuknutschen. Ich nahm es als Stichwort, mich ein bisschen umzusehen.
Nachdem ich mir ein Bier aus der Küche (topmodern und superschick) geholt hatte, betrat ich mit neuer Entschlusskraft das Wohnzimmer. Ich konnte das durchstehen. Die Geselligkeit und ich, wir würden gleich sehr gute Freunde werden. In der Wohnung hielten sich einige Dutzend Gäste auf. Auf einem riesigen Flachbildschirm lief in ohrenbetäubender Lautstärke das Spiel. Nate saß mitten davor, vollkommen gefesselt. Einige Gesichter im Raum erkannte ich wieder. Die meisten gehörten zu Menschen, denen ich mich niemals zu nähern gewagt hätte. Ich trank einen Schluck Bier, um meine ausgedörrte Kehle anzufeuchten. Auf einer Party die Außenseiterin zu sein war eine ganz besonders fiese Tortur. Nach den Geschehnissen des heutigen Tages fehlte mir der Mut, jemanden anzusprechen. Bei meinem Talent, Menschen nach ihrer Vertrauenswürdigkeit zu beurteilen, würde ich wahrscheinlich den einzigen Axtmörder im Raum um ein Autogramm bitten.
Gerade als Lauren mir per Handzeichen zu verstehen gab, ich solle zu ihr kommen, begann in der Gesäßtasche meiner Jeans das Handy zu surren. Meine Pobacke vibrierte äußerst angenehm. Ich winkte Lauren kurz zu, zog das Telefon aus der Tasche und steuerte eilig den Balkon an, um dem Lärm und dem lauten Stimmengewirr zu entfliehen. Während ich die Balkontüren hinter mir zuzog, sah ich Reece’ Namen auf dem Display blinken.
»Hey«, sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen.
»Mein Date hat abgesagt.«
»Wie schade.«
»Was machst du gerade?«
Der Wind blies mir durch die Haare und ließ mich erschauern. Typisches Portland-Wetter für diese Jahreszeit – der Oktober konnte ganz schön kalt, nass, finster und trübselig werden. Ich kuschelte mich fester in meinen blauen Wollmantel. »Ich bin auf einer Party. Du wirst dich selbst unterhalten müssen. Tut mir leid.«
»Eine Party? Was für eine Party?«, fragte er deutlich interessierter.
»Eine, zu der ich eigentlich nicht eingeladen wurde. Darum kann ich dich leider nicht dazuholen.«
»Mist.« Er gähnte. »Was soll’s. Dann gehe ich vielleicht zur Abwechslung mal früh schlafen.«
»Gute Idee.« Ich schlenderte zum Geländer. Unten auf der Straße rauschten die Autos vorbei. Der Pearl District war das Mekka der Cafés, Bars und der Coolness. Unzählige Menschen waren unterwegs und trotzten dem Wetter. Rundherum durchbrachen die Lichter der Stadt die Dunkelheit. Der Wind heulte. Irgendwie schön, auf eine düstere, existenzkrisenhafte Art. Ungeachtet des Wetters liebte ich Portland. Es unterschied sich sehr von meiner Heimat Südkalifornien, was ich als durchaus angenehm empfand. Die Häuser hier waren für Eis und Schnee gebaut, und nicht für den Sonnenschein. Kulturell ging es schräger zu, in gewisser Weise lockerer. Vielleicht konnte ich mich aber auch einfach nicht mehr recht an die guten Dinge in meiner Heimat erinnern. Ich war ihr entkommen. Allein das zählte.
»Ich sollte mich ein bisschen unters Volk mischen, Reece.«
»Du klingst gereizt. Stimmt irgendwas nicht?«
Stöhn. »Lass uns morgen bei der Arbeit weiterreden.«
»Lass uns jetzt darüber reden.«
»Später, Reece. Ich muss jetzt eine glückliche Miene aufsetzen und Lauren stolz machen.«
»Hör auf mit dem Unsinn, Anne. Was ist passiert?«
Ich verzog das Gesicht und nahm noch einen Schluck Bier, ehe ich antwortete. Wir waren inzwischen schon seit fast zwei Jahren Kollegen. Offenbar lange genug, um mich zu durchschauen. »Skye ist weg.«
»Gut. Wurde auch Zeit. Hat sie dir alles zurückgezahlt?«
Ich verfiel in beredtes Schweigen.
»Fuuck. Anne. Das kann doch nicht wahr sein.«
»Ich weiß.«
»Was habe ich dir gesagt?«, fauchte er. »Habe ich dir nicht erklärt –«
»Reece, lass es. Bitte. Damals glaubte ich, das Richtige zu tun. Sie war meine Freundin und brauchte Hilfe. Ich konnte doch nicht einfach –«
»Doch, das hättest du gekonnt. Sie hat dich verdammt noch mal ausgenutzt!«
Ich holte tief Luft, atmete langsam wieder aus. »Ja, Skye hat mich verdammt noch mal ausgenutzt. Du hattest recht, ich unrecht.«
Ich wartete geduldig das Ende der Salve undeutlich gemurmelter Flüche ab. Kein Wunder, dass ich dieses Gespräch hatte vermeiden wollen. Solch eine miese Story zu erzählen war unangenehm. Ich spürte Zorn in mir auflodern und ließ mich von ihm wärmen.
»Wie viel brauchst du?«, fragte er resigniert.
»Was? Nein. Reece, ich leihe mir doch kein Geld von dir. Sich noch weiter zu verschulden ist keine Lösung.« Außerdem wusste ich nicht, ob er es sich überhaupt leisten konnte, mir auszuhelfen. Zwar gehörte ihm der Buchladen, doch Reece war genauso schlecht im Sparen wie ich. Das verrieten mir die Designerklamotten, die er tagtäglich bei der Arbeit trug. Offenbar brauchte man als Portlands Mr Superliebhaber eine entsprechend exquisite Garderobe. Fairerweise musste ich zugeben, dass sie ihm extrem gut stand.
Er seufzte. »Du bist immer bereit, anderen zu helfen, aber selbst Hilfe anzunehmen, das liegt dir nicht besonders.«
»Mir wird schon etwas einfallen.«
Wieder ein gequältes Seufzen. Ich beugte mich über die Brüstung, senkte den Kopf und ließ mir den kalten, feuchten Wind ins Gesicht blasen. Er fühlte sich gut an und linderte ein wenig den Spannungskopfschmerz, der sich hinter meiner Stirn ankündigte. »Reece, ich werde jetzt auflegen. Hier gibt es Bier und Pizza. Wenn ich mich nur genug anstrenge, wird das sicher ein ganz guter Abend.«
»Du wirst die Wohnung verlieren, oder?«
»Ja, höchstwahrscheinlich werde ich umziehen müssen.«
»Komm zu mir. Du kannst auf meinem Sofa schlafen.«
»Das ist lieb von dir.« Ich versuchte zu lachen, doch der Laut, den ich ausstieß, klang eher wie ein ersticktes Husten. Meine Lage war zu prekär, um zu lachen. Ich sollte auf Reece’ Couch schlafen, während er es im Nebenzimmer mit einer Fremden trieb? Nein. Auf keinen Fall. Ich kam mir sowieso schon klein und dumm vor, weil mich Skye an der Nase herumgeführt hatte. Jetzt auch noch Zeugin von Reece’ ach so aktivem Liebesleben zu werden, wäre einfach zu viel.
»Danke, Reece, aber ich bin mir sicher, dass du auf diesem Sofa schon mit vielen, vielen Menschen die unaussprechlichsten Dinge getan hast. Ich bezweifle, dass irgendjemand darauf schlafen kann.«
»Du glaubst, es wird von den Geistern des vergangenen Beischlafs heimgesucht?«
»Würde mich nicht wundern.«
Er stieß ein Schnauben aus. »Mein widerliches Sofa ist jedenfalls da, falls du es brauchen solltest, okay?«
»Danke. Das meine ich ernst.«
»Ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst.«
»Bye, Reece.«
»Oh, hey, Anne?«
»Ja?«
»Könntest du am Sonntag arbeiten? Tara hat etwas vor. Ich habe ihr gesagt, du würdest für sie einspringen.«
»Die Sonntage verbringe ich immer mit Lizzy«, erwiderte ich vorsichtig. »Das weißt du doch.«
Reece antwortete, indem er schwieg.
Ich spürte, wie Schuldgefühle in mir aufstiegen. »Was, wenn ich stattdessen eine andere Schicht für sie übernehme? Ist es denn etwas, das sie verschieben kann?«
»Ach, ist schon gut. Ich regle das.«
»Tut mir leid.«
»Kein Problem. Wir reden...