E-Book, Deutsch, 279 Seiten
Scott Sweet Little Lies
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7363-1418-4
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 279 Seiten
ISBN: 978-3-7363-1418-4
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Liebe ist das gefährlichste Spiel
Betty Dawsey hat die Nase voll. Zwar liebt sie ihren Verlobten Thom, doch hält er sie stets ein wenig auf Abstand und lässt sie nie wirklich Teil seines Lebens werden. Daher hat sie sich entschlossen, ihn zu verlassen - und das mit einem Knall. Buchstäblich! Denn eine Explosion zerstört urplötzlich die gemeinsame Wohnung. Betty kommt mit knapper Not davon und findet dabei heraus, dass Thom, der nerdige Versicherungsvertreter, in Wahrheit Thom, der Geheimagent ist. Betty fällt aus allen Wolken - aber sie hat keine Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Denn jemand spielt ein falsches Spiel! Betty und Thom müssen nun nicht nur ihre Beziehung, sondern auch ihr Leben retten ...
'Wow! Dieses Buch hat mich überrollt wie ein Tsunami, ich konnte es nicht mehr aus den Händen legen! Einfach grandios!' Sarina Bowen
Der neue Roman von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Kylie Scott!
Kylie Scott ist ein großer Fan erotischer Liebesromane und zweitklassiger Horrorfilme. Sie verlangt immer ein Happy End - wenn Blut und Gemetzel auch noch vorkommen, umso besser! Mit ihren zwei Kindern und ihrem Ehemann lebt Kylie in Queensland, Australien. Sie war mit ihrer STAGE-DIVE-Reihe auf der NEW-YORK-TIMES-, der USA-TODAY- sowie der SPIEGEL-Bestseller-Liste vertreten.
Autoren/Hrsg.
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2. KAPITEL
In aller Frühe weckt mich ein Klopfen an der Tür. Fahles morgendliches Dämmerlicht stiehlt sich zwischen den Kanten der Vorhänge hindurch, die dunkle Schatten auf die kahlen weißen Wände werfen. Nachdem ich um ein Haar in die Luft gesprengt und gefoltert wurde und ein Verhör über mich ergehen lassen musste, sollte ich doch zumindest ausschlafen dürfen. Aber offensichtlich wird das nicht klappen.
Ich setze mich langsam auf und streiche mir die Haare aus dem Gesicht. Dabei achte ich auf das Klammerpflaster auf meiner Stirn und meine weiteren Verletzungen. Thom geht währenddessen mit gezogener Waffe zur Tür. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er bei mir im Bett gelegen hat. Als mich vor einigen Stunden ein Albtraum geweckt hat, war er jedenfalls noch nicht da. Bizarr, wie entspannt er mit der Waffe umgeht. Als wäre sie lediglich eine Verlängerung seines Körpers. Nachdem er nachgeschaut hat, wer draußen vor der Tür steht, lockert er seinen Griff um die Waffe und signalisiert mir mit einem Nicken, dass alles in Ordnung ist.
Schlafen hat nichts geändert. Er wirkt auf mich noch immer wie ein Fremder mit Thoms Gesicht. Mehr als je zuvor. Ich weiß nicht, ob ich mich jemals daran gewöhnen kann, in diese kalten blauen Augen zu blicken.
»Wolf.« Der Mann, der das Zimmer betritt, ist groß und hager, hat schwarze Haare und braune Haut. Ich schätze ihn auf Ende zwanzig. Er trägt einen schicken Anzug und ein weißes Hemd, das er am Kragen aufgeknöpft hat. In den Händen hält er zahlreiche Einkaufstüten. Außerdem sieht er richtig gut aus. »Und das ist bestimmt deine wunderschöne Verlobte.«
Ich ziehe den Ausschnitt des Bademantels enger über meinem üppigen Dekolleté zusammen, weil – hallo.
»Das ist Crow«, erklärt mir Thom und steckt die Waffe zurück in den Hosenbund. Seine Füße sind nackt, ebenso wie sein Oberkörper. Wieder mal kann ich seine Narben deutlich sehen.
Er hat immer darauf bestanden, nur im Dunkeln Sex zu haben, und wenn er geduscht hat, hat er die Badezimmertür abgeschlossen. Ich dachte immer, das läge daran, dass er total verklemmt ist. Ich meine, wer hat denn bitte schön keine Makel? Nach all den Ausreden, die er vorgeschoben hat, um mich auf Distanz zu halten und seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, ist es seltsam, ihn jetzt so zu erleben. Eins steht definitiv fest: Ich möchte ihm noch immer für die ganzen Lügen und den Mist, den er während unserer Beziehung verzapft hat, eine kleben.
Er steht neben dem Bett und achtet darauf, zwischen mir und dem Fremden zu bleiben, obwohl er gleichzeitig sagt: »Er ist ein Freund.«
Crow lächelt. »Hast du nicht mal zu mir gesagt, dass es in diesem Geschäft keine Freunde gibt?«
Thoms Mundwinkel heben sich zu einem leichten zustimmenden Grinsen.
»Hi«, sage ich.
Crow stellt die Einkaufstüten auf dem Bettende ab. Die meisten tragen den Aufdruck der Nobelkaufhauskette Neiman Marcus. »Für dich, Betty. Kleider und so weiter. Da er mir deine Maße gegeben hat, sollten sie eigentlich passen. Ich freue mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen. Ich wollte dich schon seit geraumer Zeit gern kennenlernen, aber jemand hat festgelegt, dass du absolut tabu bist.«
»Das war zu ihrem Besten. Und ich hatte dich gebeten, ein paar Sachen zum Anziehen zu besorgen«, sagt Thom hörbar verärgert. »Und nicht, den ganzen verdammten Laden leer zu kaufen.«
»Die Einkaufsberaterin brauchte die Provision, und du kannst es dir problemlos leisten. Der Ersatzring ist in der kleinen blauen Tüte. Den habe ich persönlich ausgesucht.«
Thom stöhnt genervt. »Will ich überhaupt wissen, was er gekostet hat?«
»Wahrscheinlich nicht.« Der Mann beugt sich vor und findet in dem Haufen Einkaufstaschen sofort, was er gesucht hat. Tatsächlich: In einer Tiffany-blauen Tüte steckt eine Ringschatulle. »Die Ehre gebührt wohl dir.«
Thom nimmt sich kommentarlos die kleine Schachtel, die neben mir auf dem Bett steht. Ich weiß seinen Blick nicht zu deuten. Er greift nach meiner Hand, hält sie vorsichtig fest und schiebt mir den Klunker auf den Finger. Der Diamant ist riesengroß, und der Ring passt perfekt.
»Ich dachte, wir wollten niemandem erzählen, dass –«, setze ich an.
»Du kannst Crow vertrauen. Sollte jemand fragen, dann sagst du eben, dass du den alten Ring gestern Morgen bei der Hausarbeit abgenommen hast. Deswegen hattest du ihn bei der Explosion nicht mehr am Finger.«
»Ich persönlich hätte ja anständig um ihre Hand angehalten, wäre vor ihr auf die Knie gegangen und hätte es ordentlich gemacht. Das ist ein Platinring mit einem fünfkarätigen, quadratisch geschliffenen Diamanten«, verkündet Crow. »Wie findest du ihn, Betty?«
»Wow.«
»Ich glaube, er gefällt ihr«, sagt er lächelnd. »Ich habe einen hervorragenden Geschmack.«
Thom grummelt wütend: »Du kaufst dir von meinem Geld ihre Zuneigung. Ich mime einen normalen Versicherungsangestellten. Wie zum Teufel sollte ich mir so ein Ding leisten können?«
»Die einzigen Leute, die dieser Ring täuschen soll, wissen doch längst Bescheid, dass du kein normaler Versicherungsangestellter bist. Lass Betty sich daher doch an dem Stein erfreuen.«
»Er ist wunderschön, Crow. Vielen Dank.«
Der Mann lächelt mir kurz zu. »Gern geschehen, Betty.«
»Und danke, dass du mir die Kleider besorgt hast. Ich vergesse ständig, dass alles, was ich besessen habe, in die Luft geflogen ist.« Wenn ich überlege, was ich alles verloren habe – ein furchtbarer, ernüchternder Gedanke. Nicht, dass irgendetwas von meinen Sachen besonders wertvoll gewesen wäre. Aber ihr ideeller Wert … Wie zum Beispiel meine Lieblings-T-Shirts. Bücher mit gebrochenen Rücken und abgegriffenen Seiten, die ich in Ehren gehalten habe. Mein geliebter alter Plattenspieler und die Plattensammlung, die ich von meinem Großvater geerbt habe. Einfach all die Kleinigkeiten, aus denen mein Leben bestanden hat. Aber ich weiß auch, dass das nur Gegenstände waren und ich froh sein kann, dass ich noch am Leben bin.
»Deine Fotos hast du aber gesichert, oder?«, fragt Thom.
Ich nicke.
»Wenigstens etwas.«
»Ja«, sage ich wenig überzeugt.
Crow räuspert sich. »Du hast vermutlich schon von Scorpion gehört?«
Thom nickt. »Sie war eine gute Agentin.«
»Ich weiß, dass ihr beiden euch nahestandet. Wir müssen diesen Mistkerl finden. Sofort.«
»Badger verfolgt gerade bei sämtlichen uns betreffenden Dateien zurück, wer auf sie zugegriffen hat. Sucht nach allen Personen, die Aufträge von mir und ihr überlebt haben. Nach jemanden, der womöglich einen Groll gegen sie gehegt hat.«
»Wenn es etwas gibt, wird Badger es finden«, sagt Crow.
Aha, Scorpion war also eine Sie, und Thom und sie standen sich nahe. Interessant. Ich weiß nicht genau, ob es mir was ausmachen würde, falls er mich betrogen hat. Doch, würde es. Allein die Vorstellung schmerzt.
Ich ziehe die Taschen, die mir am nächsten stehen, zu mir heran und wühle mich durch mehrere Schichten Seidenpapier zu meinen neuen Sachen durch. Eine Grundausstattung mit Make-up, Haut- und Haarpflegeprodukten und Tampons. Eine Auswahl an Kleidern wie Jeans und T-Shirts, dazu eine warme Jacke und ein paar robuste und gleichzeitig schicke Boots. Toll.
Auf die raffinierte Unterwäsche hätte ich allerdings verzichten können. Es spricht doch nichts gegen zweckmäßige, bequeme, unsexy Oma-Unterhosen. Insbesondere in meiner derzeitigen misslichen Lage. Wenn Thom mich spärlich bekleidet sähe, würde er ohnehin nicht in Verzückung geraten. Noch so ein deutlicher Hinweis auf die Fragwürdigkeit unserer angeblichen Romanze. Ich war so naiv.
»Wie jetzt, seid ihr alle ehemalige Militärs, oder was?«, frage ich, in der Hoffnung, dass ich ein paar Informationen bekomme, durch die ich – zumindest in einer Hinsicht – etwas weniger dumm dastehe.
»Wir wurden von überallher rekrutiert. Darüber dürfen wir eigentlich nicht reden.« Crow lehnt sich mit verschränkten Armen an die Wand. »Bisher hat noch niemand versucht, sein wahres Leben mit der Arbeit zu vermischen. Dass du hier bist, ist äußerst ungewöhnlich und so bisher noch nie vorgekommen.«
»Ich weiß ja nicht, ob dieses Leben wirklich so wahr war, denn Thom hat mich ja belogen und so weiter«, sage ich. »Aber so sieht euer Leben aus? Was passiert hinterher? Erwartet man von euch, dass ihr euch irgendwann einfach zur Ruhe setzt und nie wieder ein Wort darüber verliert, was ihr getan oder erlebt habt?«
»Im Großen und Ganzen schon. Obwohl wir uns um unseren Ruhestand eigentlich kaum Gedanken machen müssen«, sagt er gedehnt. »Die wenigsten von uns leben dafür lange genug. Die Regierungen heuern für die härtesten Aufträge gern Leute an, die sie als entbehrlich erachten. Und hinterher wird selbstverständlich alles abgestritten.«
Thom sieht ihn wütend an. »Das genügt. Du machst ihr Angst.«
»Ich habe keine Angst«, schwindle ich.
»Entschuldige«, sagt Crow und geht zur Tür. »Ich gewähre euch zwei Turteltauben jetzt mal etwas Privatsphäre.«
»Danke für die ganzen Sachen, Crow.«
»Gern geschehen, Betty.« Er zwinkert mir noch einmal zu, bevor er aus der Tür schlüpft.
Dann wird es still im Zimmer, und wir sind wieder allein. Es dauert einen Moment, bis ich meine Stimme wiederfinde. Bis mein Hirn es schafft, die vielen neuen bruchstückhaften Informationen zusammenzusetzen.
»Wie oft hättest du es um ein Haar nicht mehr...