E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Scott Sinnliche Nächte mit der Comtesse
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-1600-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-1600-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Londons bester Liebhaber: Channing Deveril ist so gut im Bett, dass die Damen ihn dafür bezahlen. Nur Alina ersehnt sich etwas anderes von ihm. Die geschiedene Comtesse hofft, dass der attraktive Sohn eines Earls ihr Zugang zur feinen Gesellschaft verschafft. Doch stattdessen verlieren sie sich in einem lustvollen Rausch!
Bronwyn Scott ist der Künstlername von Nikki Poppen. Sie lebt an der Pazifikküste im Nordwesten der USA, wo sie Kommunikationstrainerin an einem kleinen College ist. Sie spielt gern Klavier und verbringt viel Zeit mit ihren drei Kindern. Kochen und waschen gehören absolut nicht zu ihren Leidenschaften, darum überlässt sie den Haushalt am liebsten ihrem Ehemann, der früh morgens und spät abends am College unterrichtet, sodass er tagsüber als Hausmann glänzen kann.
Nikkis ganzes Leben steht im Zeichen des Schreibens. Schon in der vierten Klasse nahm sie an Nachwuchsautoren-Konferenzen der Schule teil und ist immer noch sehr stolz auf ihren ersten Roman, den sie in der sechsten Klasse fertigstellte - ein mittelalterliches Abenteuer, das ihre Mutter auf einer elektrischen Schreibmaschine für sie abtippte. Mittlerweile besucht sie RWA-Konferenzen und besitzt natürlich ihren eigenen Computer. Sie ist sehr an Geschichte interessiert, recherchiert gern, immer auf der Suche nach Stoff für neue Geschichten. Es macht ihr viel Spaß, sich mit anderen Autoren und LeserInnen über ihre Lieblingsbücher und den Prozess des Schreibens auszutauschen.
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2. KAPITEL
Lieber Himmel, der Aufenthalt hier würde sie ohne Zweifel in den Wahnsinn treiben. Aus freien Stücken hätte die Comtesse de Charentes, jedenfalls nicht Lady Lionels Osterfeier aufgesucht. Es versprach äußerst nichtssagend und langweilig zu werden. Das oberflächliche Geplapper der bis jetzt versammelten Gäste jedenfalls deutete bereits darauf hin, dass ihre Einschätzung richtig war. Doch die Comtesse hatte eine Mission, und die musste hier erfüllt werden. Sie war auf der Suche nach Männern – nach zwei Männern, um genau zu sein.
Die Comtesse ließ kühl den Blick durch Lady Lionels Salon schweifen. Ihr reserviertes Auftreten verriet nichts von dem Zorn, der in Wirklichkeit in ihr kochte.
Flüchtig sah sie zu ihrem Opfer hinüber – Roland Seymour. Ihr Puls beschleunigte sich, ihre Wut nahm bei seinem Anblick unwillkürlich zu. Der Mistkerl stand lediglich wenige Meter von ihr entfernt, und sie konnte nichts tun. Noch nicht. Doch sobald die Zeit gekommen war, würde sie ihn kastrieren, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Seymour hatte ihre Familie bestohlen und dann versucht, ihre Schwester zu kompromittieren, um sie zur Ehe zu zwingen. Allerdings hatte Seymour einen taktischen Fehler begangen. Niemand durfte ihrer Schwester etwas zuleide tun. Eine schlechte Ehe in der Familie reichte. Und hier kam das Kastrieren ins Spiel. Dafür brauchte sie den zweiten Mann, der im Augenblick durch seine Abwesenheit glänzte.
Wieder schweifte ihr Blick durch den Raum und bestätigte ihr, dass Amery DeHart nicht hier war. Sie hatte so gehofft, er würde zeitig erscheinen. Zumindest würde er die Langeweile vertreiben, und wenn sie Glück hatte, würde sie sogar beginnen können, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Ohne ihn würde es ihr nicht gelingen, Seymour vorgestellt zu werden, und das war unabdingbar.
Zwar würde ihr junger Begleiter sich offenbar verspäten, aber sie musste sagen, dass sie ihn gern mochte – seine Manieren und seinen Witz. Was sein bestes Stück anging hatte sie etwas ganz anderes im Sinn als bei Seymour, obwohl sie nicht wirklich Interesse daran hatte, mit DeHart zu schlafen. Die Erfahrung hatte ihr gezeigt, dass es jungen Männern im Bett meist an Raffinesse fehlte. Sie selbst wusste beim Liebesspiel eine gewisse Erfahrung zu schätzen. Nicht, dass sie auf eine Affäre aus war. Für so etwas hatte sie keine Zeit. Vielmehr ging es ihr um Rache, und DeHarts unbeschwerte Art würde sich dafür als sehr nützlich erweisen.
Sie zählte darauf, dass er sich mit Seymour anfreundete und sie ihm dann vorstellte. Auf diese Weise konnte sie sich leichter in seine Kreise einschleichen, ohne Verdacht zu erregen. Sobald das erst einmal erreicht war, würde sie den Rest allein übernehmen.
Plötzlich wurde die Menge sehr unruhig. Eine seltsame Erregung erfüllte die Atmosphäre. Amery musste endlich gekommen sein. Seine Gegenwart rief gemeinhin eine gewisse Aufregung hervor. Die Comtesse lächelte erleichtert. Sie hasste es, warten zu müssen. Es beunruhigte sie. Doch ihr Lächeln erstarrte, als ein ganz anderer Mann nun den Saal betrat: Channing Deveril, der arroganteste Engländer, der je auf Gottes Erdboden gewandelt war. Von allen Hauspartys musste er ausgerechnet bei dieser auftauchen.
Wie sehr wünschte sie, dass sie sich irrte, aber selbst aus der Entfernung war er unverwechselbar – mit seinem blonden Haar, dem attraktiven Gesicht, der hohen, schlanken, anmutigen Gestalt und der makellosen Kleidung. Heute trug er einen hochwertigen blauen Frackrock und dazu helle, eng anliegende Pantalons, die seine atemberaubende Figur und die auf Hochglanz polierten Stiefel aufs Beste zur Geltung brachten. Alles, was er tat, strahlte Sinnlichkeit aus. Selbst die schlichte Geste, mit der er ihre Gastgeberin begrüßte, indem er sich geschmeidig über ihre Hand beugte, hatte etwas Intimes an sich. Die Comtesse hatte ihn seit über einem Jahr nicht gesehen – und zwar seit einer Weihnachtsfeier, für die sie ihn als ihren Begleiter engagiert hatte und nach der sie sich alles andere als freundschaftlich voneinander getrennt hatten. Jetzt war es, als sähe sie ihn zum ersten Mal, so eindrucksvoll wirkte seine Erscheinung auf sie. Man konnte ihn den ganzen Tag lang ansehen, ohne genug von ihm zu bekommen, da würde ihr wohl jede Frau zustimmen. Allerdings wäre es alles andere als ratsam.
Die Comtesse wusste, wie gefährlich diese Art der Attraktivität sein konnte. Hinter der stattlichen Fassade und den amüsiert funkelnden blauen Augen verbarg sich ein Meister der körperlichen Liebe. Sie war gleich zweimal in den Genuss gekommen. Das erste Mal in Paris während einer kurzen, aber explosiven Beziehung, als sie noch verheiratet gewesen war. Zwar wurden sie damals nicht intim, doch deswegen war es nicht weniger aufregend gewesen. Das Ganze war sehr übel ausgegangen, zugegebenermaßen durch ihre eigene Schuld. Aber sie war jung gewesen, verzweifelt und verletzlich. Für das zweite Mal jedoch – oh, für das zweite Mal machte sie ihn ganz allein verantwortlich.
Es war einige Jahre später und hier in England gewesen. Sie hatte ihn wieder als Begleiter engagiert, der ihr helfen sollte, nach so vielen Jahren auf dem Kontinent wieder Fuß zu fassen in der vornehmen Gesellschaft. Es hatte nichts als ein geschäftliches Abkommen zwischen zwei reifen Erwachsenen sein sollen, die die Regeln kannten. Nur war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr er ihr Paris noch immer verübelte, wie unwiderstehlich er sein konnte und wie leicht er sie dazu bringen konnte zu glauben, dass es für ihn nicht nur ein nüchternes Abkommen war. Erst ließ er sie spüren, dass er ihr echte Gefühle entgegenbrachte – dann ließ er auf grausamste Weise die Maske fallen. Damit hatte er seine Rache bekommen. Bis heute hatte sie ihm nicht vergeben. Niemand hielt die Comtesse de Charentes zum Narren! Roland Seymour würde das nur allzu bald herausfinden, und Channing Deveril ebenfalls, falls er beschloss, ihr zu nahe zu kommen.
Am besten machte sie es ihnen beiden leicht und wartete im Garten auf Amery. Doch der Gedanke kam ihr zu spät. Bevor sie unentdeckt hinausgehen konnte, hatte Channing sie schon erspäht.
Er neigte leicht den Kopf, offensichtlich erstaunt über ihre Anwesenheit. Woraufhin sie ihn nur mit dem gleichen kühlen, majestätischen Lächeln bedachte, mit dem sie die Männer in Paris wissen ließ, dass sie besser daran tun würden, ihr aus dem Weg zu gehen.
Nun, wenigstens konnte sie sich damit trösten, dass Amery nicht weit sein konnte. Schließlich sprach alles dafür, dass Amery und Channing als gute Freunde zusammen gereist waren. Wahrscheinlich war Channing von einer anderen Dame hier engagiert worden. Vielleicht war Amery noch draußen an der Kutsche und gab Anweisungen für sein Gepäck und das seines Freundes.
Mehrere Minuten vergingen, doch Amery erschien noch immer nicht, obwohl Channing bei der Gastgeberin am Eingang verweilte und mit ihr plauderte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Lady Lionel zog bestürzt die hellen Brauen zusammen, und gleich darauf trennte Channing sich von ihr und kam durch den Raum auf die Comtesse zu.
Bald war er schon bei ihr und beugte sich über ihre Hand wie er es schon bei Lady Lionel getan hatte. „Die Comtesse de Charentes. Enchanté. Obwohl es mich nicht überraschen sollte.“ Seine blauen Augen blitzten amüsiert auf. Channing lachte immer mit den Augen, was sie in der Vergangenheit stets bezaubernd gefunden hatte.
„Ich habe da ein kleines Problem, und ich dachte, Sie könnten mir vielleicht helfen. Ich bin auf der Suche nach einem Gast, einer Dame, die Lady Lionel allerdings nicht zu kennen scheint. Sehr seltsam, da es schließlich ihre Hausparty und ihre Gästeliste ist.“
„Und da dachten Sie, Sie fragen mich“, fuhr sie kühl fort.
„Nun ja, da Sie doch für gewöhnlich vertraut sind mit derlei Leuten.“
Jetzt begriff sie seinen belustigten Blick. Es stimmte tatsächlich. Sie kannte wirklich jeden, da sie sich bemüht hatte, so viele Leute wie möglich kennenzulernen, seit sie vor einem Jahr aus Paris zurückgekehrt war. Denn sie war so lange fort gewesen, dass sie alte Bekanntschaften hatte wieder auffrischen müssen. Wenn auch nicht jeder ihre Versuche willkommen geheißen hatte. Allerdings bedeutete „derlei Leute“ wohl auch, dass Channing einen gewissen Verdacht hegte, was die Identität der Gesuchten anging …
„Es wäre mir eine Freude, helfen zu können.“ Alina lächelte höflich, insgeheim wuchs jedoch ihre Sorge. Wo blieb Amery nur? „Allerdings müssen Sie wissen, dass ich auf jemanden warte. Er sollte jeden Moment erscheinen.“
Wo immer Amery war, Alina wünschte, er würde sich beeilen. Wenn es jetzt auch zu spät war, Erklärungen zu vermeiden. Sie hatte Amery einen falschen Namen genannt, als sie sich zum zweiten Mal um Hilfe an die Liga gewendet hatte, da sie Channing nicht begegnen wollte. „Wen suchen Sie?“, fragte sie jetzt. Je schneller sie seine Frage beantwortete, desto eher würde er sie in Ruhe lassen.
„Ich suche eine Mrs. Elizabeth Morgan. Vielleicht kennen Sie sie? Amery DeHart sollte sich hier mit ihr treffen.“
Also war ihre Sorge begründet gewesen. Wenn Channing nach Elizabeth Morgan suchte, bedeutete das, dass Amery nicht kommen würde. Sie hatte zwei Möglichkeiten: Entweder nahm sie allen Mut zusammen und beichtete ihm die Wahrheit oder sie leugnete, den Namen je gehört zu haben. Das allerdings würde sie zwingen, es allein mit Seymour aufzunehmen. Natürlich könnte Channing sich außerdem entschließen, dennoch zu bleiben, um ihr das Leben schwer zu machen. Das sähe ihm nur allzu ähnlich.
...



