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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 384 Seiten

Reihe: Die Freundinnen vom Chiemsee

Schwarzhuber Ziemlich bunte Zeiten

Roman
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-641-29387-1
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 4, 384 Seiten

Reihe: Die Freundinnen vom Chiemsee

ISBN: 978-3-641-29387-1
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Je bunter, desto besser!

Der junge Spitzenkoch Ben arbeitet in einem Delikatessenladen am Chiemsee. Als Seelentröster für das Freundinnen-Trio Anna, Ilona und Zoe ist er unersetzlich. Nach einer gescheiterten Beziehung hat er die Nase von der Liebe gestrichen voll. Doch bei einem Auftrag für eine schwierige Kundin steht plötzlich der Astrophysiker Florian vor ihm – und nun liegt es an den drei Freundinnen, ihrem Ben auf die Sprünge zu helfen, damit er sein Glück findet.

Charmante Freundschaftsgeschichten mit genau der richtigen Prise Humor – verpassen Sie nicht die anderen Bände der »Freundinnen vom Chiemsee«-Reihe!
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Autoren/Hrsg.


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Kapitel 1


Zwei auf einem Turm

»Bitte, Ben …«

»Komm schon!«

»Aber … ich … ich kann nicht mehr!«

»O doch! Du kannst, Ilona!«, feuerte ich sie an.

Ihr lautes Schnauben klang allerdings tatsächlich etwas beängstigend. Sollten wir besser abbrechen? Doch eigentlich hatten wir es fast geschafft.

»Du musst nur noch ganz kurz durchhalten!«, ließ ich deswegen nicht locker.

»Nur … eine … klitzekleine … Pause!«, bat sie und japste vor jedem Wort nach Luft.

»Na gut!«, willigte ich ein. Schließlich wollte ich sie anspornen und nicht riskieren, dass sie mir noch umkippte.

Sie blieb so abrupt auf der Treppe stehen, dass ich fast in sie hineingelaufen wäre.

Als sie sich zu mir umdrehte, war ihr Gesicht knallrot, und der Schweiß rann ihr über die Schläfen, an denen dunkelblonde Haarsträhnen klebten. Sie hielt sich am Geländer fest und schloss die Augen.

»Alles okay?«

Sie nickte.

»Du bist ein Sklaventreiber, Ben Fuchs!«, murmelte sie nach ein paar Sekunden.

»Erstens bist du alles andere als eine Sklavin, meine liebe Ilona Heubach, und zweitens warst du damit einverstanden, dass wir auf den Turm steigen.«

»Weil du nicht lockergelassen hast!«

»Weil du mir dankbar sein wirst, wenn wir da oben stehen. Das wird ein unvergessliches Erlebnis, du wirst schon sehen!«

»Trotzdem – eine Schnapsidee bei 29 Grad schon am Vormittag!«

Womit sie nicht ganz unrecht hatte. Es war erst kurz nach zehn, und mein T-Shirt war jetzt schon durchgeschwitzt. Aber es gab nur diese eine Gelegenheit, und die hatten wir nutzen wollen.

Ilona öffnete wieder die Augen, während zwei junge Frauen in knackigen Shorts und schulterfreien Shirts an uns vorbei nach oben marschierten und sich dabei so locker unterhielten, als würden sie gemütlich durch die Stadt bummeln.

»In meinem nächsten Leben komme ich nicht mehr als unsportliches Moppelchen, sondern als durchtrainierte Sportskanone auf die Welt!«, beschloss Ilona und schaute den beiden seufzend hinterher.

»So unsportlich bist du jetzt auch wieder nicht. Und überhaupt – es gibt einen enormen Spielraum zwischen Sportskanone und Couchpotato, meine Liebe. Du musst es also auch in deinem nächsten Leben nicht so extrem angehen. Außerdem bin ich über die kleine Pause auch ganz froh«, übertrieb ich ordentlich, damit sie sich besser fühlte.

»Du?« Sie lachte ungläubig. Natürlich nahm sie mir das nicht ab.

»Neben der Arbeit im Laden und den vielen Abendveranstaltungen komme ich ja leider kaum mehr zum Trainieren. Und wenn ich endlich mal eine freie Minute habe, dann …«

»Dann bist du ein ziemlich gefragter Babysitter«, vollendete Ilona meinen Satz.

»Genau. Und ich mache das alles auch sehr gern!«, beteuerte ich. Tatsächlich war ich ganz vernarrt in meine Patenkinder und glücklich, möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen.

Und ich liebte auch meinen Job in Ilonas Delikatessenladen in Prien am Chiemsee. Besonders den dazugehörigen Catering-Service, den wir in fast zwei Jahren erfolgreich ausgebaut hatten.

Obwohl meine Chefin Ilona mit ihren knapp dreiundfünfzig Jahren meine Mutter sein könnte, war sie eher wie eine ältere Lieblingsschwester oder gute Freundin für mich, mit der man in jeder Lebenslage buchstäblich durch dick und dünn gehen konnte.

»Ohne mich wärst du schon längst oben!«, riss sie mich aus meinen Gedanken.

»Ohne dich wäre ich gar nicht hier. Außerdem ist es schöner, mit dir an meiner Seite langsam nach oben zu kommen, als ganz allein schon längst oben zu sein.«

»Für eine philosophische Analyse deiner Worte fehlt mir im Moment die Energie, aber es ist lieb, was du gesagt hast.«

»Und so war es auch gemeint.«

Sie lächelte.

»Komm, bringen wir es hinter uns!«

»Okay!«

Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung. Stufe für Stufe.

»Du machst das super!«, lobte ich sie. »Jetzt haben wir es wirklich gleich geschafft.«

Sie hob den Kopf.

»Was … was ist … das denn?«, rief sie ächzend, als sie das letzte Stück sah.

Bis ganz nach oben kam man nur über eine steile Metallleiter und musste zum Schluss noch durch eine Art Luke hinaussteigen. Ein älterer Mann vor uns versuchte gerade, nach draußen zu klettern, blieb aber mit seinem großen Rucksack in dem engen Durchgang stecken. Erst als er wieder zwei Stufen nach unten stieg, den Rucksack abnahm und ihn als Erstes oben aus der Luke schob, klappte es.

»Das kann doch … echt nicht wahr sein!«, schimpfte Ilona und klang genervt.

»Tut mir leid, das hab ich auch nicht gewusst. Wenn du lieber wieder runter …«

»Jetzt wieder runter? Also aufgeben? O nein! Garantiert nicht!«, unterbrach sie mich entschlossen. »Jetzt habe ich mich schon bis fast nach oben gequält, da mache ich doch auf den letzten Metern keinen Rückzieher mehr!«

Ich lächelte. Nichts anderes hatte ich erwartet. Das war eben Ilona, wie ich nicht zum ersten Mal feststellen konnte. Auch, wenn ihre Freundinnen oder ich sie manchmal fast buchstäblich ein wenig anschieben mussten, so stellte sie sich am Ende doch immer ihren Herausforderungen.

»Super! Und zur Belohnung gibt es später ein Eis.«

»Das versteht sich von selbst!«

»Na, dann hoch mit dir!«, feuerte ich sie an. »Soll ich dich zur Sicherheit an den Beinen halten und dann schieben?«

»Nur, wenn du einen Tritt ins Gesicht riskieren möchtest. Ich bin superkitzelig in den Kniekehlen und kann für nichts garantieren, falls du mich dort versehentlich berühren solltest.«

Ich kicherte.

»Das wusste ich ja noch gar nicht!«

»Woher auch? Das posaune ich schließlich nicht in die ganze Welt hinaus.«

»Ich bin jedenfalls gleich hinter dir und pass auf dich auf.«

»Danke!«

»Gerne!«

»Wobei – wenn ich abrutsche und auf dich drauffalle, dann bist du platt wie ein Pfannkuchen und wirst mir wohl kaum mehr helfen können.«

Sie prustete los, und ich lachte ebenfalls bei dieser Vorstellung. Sie besaß einen großartigen Humor und nahm sich auch selbst gern auf die Schippe. Trotzdem wollte ich nicht, dass sie sich immer so klein machte – oder in diesem Fall eher so groß – oder besser gesagt so schwer. Ich mochte sie einfach und wollte, dass sie sich so wohlfühlte, wie sie nun mal war, eine vermeintliche Idealfigur hin oder her.

»Von wegen platt wie ein Pfannkuchen. Ich bin doch kein Krisperl, das nichts aushält!«, hielt ich deswegen dagegen. »Außerdem wirst du nicht runterfallen. Die Leiter hier ist kaum steiler als die Zugleiter zu deinem Speicher. Da bist du schließlich auch noch nie abgestürzt!«

Sie warf mir einen kurzen Blick zu und nickte dann.

»Du hast recht, Ben. Na gut, jedenfalls kannst du von Glück sagen, dass ich meine Beine rasiert habe und heute vor allem keinen Rock trage!«, witzelte sie erneut, während sie in ihren knielangen Shorts langsam die ersten Sprossen nach oben stieg.

»Ich wäre schon nicht gleich blind geworden!«, beteuerte ich, und wir prusteten wieder los. Es war herrlich, mit Ilona albern zu sein.

Schließlich erklomm Ilona das letzte Stück problemlos und völlig ohne meine Hilfe, und wir hatten es geschafft. In über fünfzig Metern Höhe standen wir ganz oben auf dem sogenannten Bell Tower und waren beide überwältigt von dem herrlichen Blick auf die mittelalterliche Altstadt von San Gimignano und die sanften Hügel der Toskana.

»Wow – die Mühe hat sich wirklich mehr als gelohnt!«, schwärmte Ilona, nachdem sich ihr Atem wieder verlangsamt hatte.

»Auf jeden Fall! Man kann sich kaum sattsehen an dieser schönen Gegend.«

»Und wie witzig das ist mit diesen vielen Türmen hier!«

»Man nennt San Gimignano nicht umsonst das Manhattan der Toskana!«

Schon auf der Herfahrt hatte uns die ungewöhnliche Skyline der kleinen Stadt in der Provinz Siena begeistert, die von Weitem tatsächlich ein wenig an New York erinnerte.

»Dabei waren es früher noch sehr viel mehr Türme. Das kann man sich jetzt gar nicht mehr vorstellen! Zweiundsiebzig Geschlechtertürme. Jede einflussreiche Familie wollte damals den höchsten haben!«, erinnerte sich Ilona an die Infos aus dem Reiseführer, und obwohl ihre Stimme am Ende einen etwas schlüpfrigen Tonfall angenommen hatte, verkniff sie sich eine Anspielung über den ewigen Wettbewerb darüber, den größten – in diesem Fall höchsten Turm – zu haben.

Ich ging ebenfalls nicht darauf ein und ergänzte: »Davon sind immerhin noch fünfzehn Türme übrig geblieben.«

Ilona sah sich lächelnd um und seufzte dann zufrieden.

»Danke, dass du nicht lockergelassen hast, Ben.«

»Ich bin mir sicher, du hättest auch ohne mich nicht aufgegeben.«

»Ohne dich wäre ich gar nicht erst auf diesen Turm gestiegen«, erklärte sie.

»Da siehst du mal, wie glücklich du dich schätzen kannst, mich zu haben, liebe Ilona. Ich bin ganz hervorragend darin, dich anzutreiben. Manchmal muss man seine Grenzen ein wenig ausreizen. Nur so kann man seinen Horizont erweitern.«

Sie nickte.

»Und das buchstäblich!«

Schweigend genossen wir eine Weile lang das traumhafte Panorama und machten dann Fotos von der wunderbaren Landschaft.

»Entschuldigung?«, sprach uns in diesem Moment eine junge Frau von der Seite an.

»Ja?« Ich wandte mich zu ihr...


Schwarzhuber, Angelika
Angelika Schwarzhuber lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt an der Donau. Sie arbeitet auch als erfolgreiche Drehbuchautorin für Kino und TV und wurde für das Drama »Eine unerhörte Frau« unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zum Schreiben lebt sie gern auf dem Land, träumt aber davon, irgendwann einmal die ganze Welt zu bereisen.



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