Schwarzhuber Servus heißt vergiss mich nicht
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-17165-0
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 448 Seiten
ISBN: 978-3-641-17165-0
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Daniela hat ihr Leben eigentlich fest im Griff. Doch seit es Alex auf sie abgesehen hat, gerät ihr Gefühlsleben ordentlich durcheinander. Und gerade jetzt muss sich Daniela auf ihre Arbeit konzentrieren. Sie soll der todkranken Ehefrau eines Unternehmers in Sacramento einen ganz besonderen letzten Wunsch erfüllen, der Daniela auf eine außergewöhnliche Reise schickt! Allerdings stellt Alex ihr vor der Abreise ein Ultimatum…
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Kapitel 4
Ich war schon spät dran. Bis vor Kurzem hatte ich ein längeres Telefongespräch mit Bernard Drigger geführt.
Der Unternehmer hatte genaue Vorstellungen. Neben der Vorgabe, dass alles original bayerisch sein musste, wollte er spezielle Fahrgeschäfte haben: Riesenrad, Schiffschaukel, Kettenkarussell, Schießbude, Losstand, Hau-den-Lukas und Autoscooter.
Bettina hatte ihm bereits viel über mich und BeauCadeau erzählt, so dass er es mir offensichtlich zutraute, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
»Sehen Sie sich in der Lage, diesen Auftrag termingerecht auszuführen?«, hatte er dennoch mit sehr ernster Stimme gefragt.
Sag nein, schoss es mir durch den Kopf. In der kurzen Zeit kannst du das nicht schaffen.
»Ja. Sie werden zufrieden sein«, sagte ich jedoch. Ich liebte Herausforderungen. Und das war die bisher größte in meinem Berufsleben.
»Gut. Dann sind Sie engagiert.«
»Vielen Dank, Mister Drigger.«
»Falls es Probleme gibt, Sie können mich jederzeit erreichen.«
»Es wird keine Probleme geben«, sagte ich mit fester Stimme.
»Ausgezeichnet. Dann sehen wir uns im September in Sacramento. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen.«
»Ebenfalls«, antwortete ich, und ich war tatsächlich mehr als gespannt auf diesen Mann, der keine Kosten scheute, um seiner Frau eine solche Überraschung zu bereiten.
Finanziell hatte ich einen großen Spielraum, und nachdem ich zugesagt hatte, wollte er sofort eine größere Summe auf mein Geschäftskonto überweisen. Über die Krankheit seiner Frau hatten wir nicht gesprochen. Und ich war ein wenig erleichtert darüber.
Sorgfältig wusch ich dunkelbraune Farbe aus meinen Haaren und rubbelte sie dann ungeduldig mit dem Handtuch trocken. Dieses lästige Haarefärben nervte mich jedes Mal mehr. Aber in meinem Alter schon mit grau gesträhnter Frisur herumzulaufen und zu einem natürlichen Look zu stehen war für mich auch keine Option. Und so musste ich die lästige Prozedur wohl oder übel alle vier bis fünf Wochen durchziehen.
Danke, Mama!, schickte ich in Gedanken einen Gruß an meine Mutter auf Ibiza, die mir die frühzeitigen grauen Haare vererbt hatte.
Glücklicherweise war mein kinnlanger Pagenkopf rasch geföhnt. Noch schnell etwas Make-up aufgelegt, dann schlüpfte ich in ein schwarzes kurzes Kleid, das ich mir erst kürzlich gekauft hatte. Für das Gartenfest bei Bettina und Frank Cornelius passte es perfekt. Sicherlich würden dort einige interessante Gäste sein. Eine gute Gelegenheit, um zwanglos Leute kennenzulernen, die womöglich als Kunden von BeauCadeau in Frage kamen. Und eine noch bessere Gelegenheit, um Alex wiederzusehen. Ich versuchte, das Herzklopfen zu ignorieren, das immer dann einsetzte, wenn ich an ihn dachte.
Adrian und Benny lümmelten auf dem Sofa im Wohnzimmer und schauten sich »Ab durch die Hecke« an. Abwechselnd griffen sie in die große Schüssel mit selbst gemachtem Popcorn, die zwischen ihnen stand.
Während ich in meine neuen Riemchensandalen schlüpfte, die mich einige Zentimeter größer machten, erinnerte ich Adrian daran, dass er Benny rechtzeitig ins Bett bringen sollte.
»Wir kommen schon klar hier.«
»Was kam eigentlich bei deinem Casting raus?«
Adrian zuckte mit den Schultern.
»Sie wollten einen kleinen, zierlichen Schauspieler haben.«
»Oh. Das tut mir leid.«
»Muss es nicht. Hinterher habe ich erfahren, dass die auch keine Gage bezahlen wollten. Ich bin ja nicht verrückt und arbeite ohne Kohle!«
Ich musste schmunzeln. Adrian konnte seine beruflichen Wurzeln wohl doch nicht so ohne Weiteres vergessen – auch nicht im Namen der Kunst.
»Willst du darüber reden?«, fragte ich.
»Nein. Geh du nur.«
»Okay. Dann bis später. Tschüss mein Hase«, sagte ich und gab Benny einen Kuss auf die Wange. Er verzog kurz das Gesicht und wischte mit dem Ärmel seines Schlafanzuges darüber. Dabei schaute er weiterhin gebannt zum Fernseher.
Ich musste schmunzeln, als ich die beiden so dasitzen sah. Sie würden mich bestimmt nicht vermissen. Ich nahm den Blumenstrauß für Bettina Cornelius und verließ die Wohnung.
Eine Viertelstunde später drückte ich auf den Klingelknopf der Villa in Bogenhausen. Gleich darauf öffnete Frank Cornelius höchstpersönlich die Tür.
»Daniela, schön, dass du da bist«, begrüßte er mich mit einem charmanten Lächeln.
»Vielen Dank für die Einladung.«
»Aber gerne. Komm doch bitte rein.«
Er führte mich durch die große Diele hinaus auf die Terrasse. Dort standen Bettina und Alex in lässiger Freizeitkleidung vor einem großen gemauerten Grill und unterhielten sich. Sie waren noch gar nicht für die Party umgezogen. Erschrocken schaute ich auf meine Armbanduhr.
»Bin ich zu früh dran?«, fragte ich Frank, weil auf dem großen Grundstück weit und breit keine anderen Gäste zu sehen waren.
»Nein gar nicht. Du bist absolut pünktlich.«
»Aber … ich dachte, das wäre ein Gartenfest?«
»Eher ein gemütlicher Grillabend. Es fehlen nur noch Bettinas Freundin Petra und ihr Mann Peter. Aber die beiden verspäten sich – wie immer.«
Das hatte ich wohl gründlich missverstanden.
Bettina kam auf mich zu und begrüßte mich freundlich.
»Da bist du ja, Daniela.«
Ich reichte ihr den Blumenstrauß.
»Wie hübsch. Danke. Ich hole gleich eine Vase. Frank, bringst du Daniela bitte ein Glas Prosecco?«
»Könnte ich vielleicht auch ein Bier haben?«, fragte ich, da ich kein sonderlich großer Fan von Prosecco war. Ich bevorzuge Sekt – oder eben Bier.
»Aber sicher.« Frank lächelte, und die beiden verschwanden ins Haus. Ich stand etwas unsicher herum. Alex legte die Grillzange weg und kam auf mich zu.
»Hallo, Daniela«, sagte er mit warmer Stimme und lächelte mich aus seinen dunkelbraunen Augen an. »So sieht man sich wieder.«
»Hallo, Alex.« Meine Wangen glühten. Ich hob die Hand, senkte sie dann jedoch gleich wieder. Nein, ich würde jetzt nicht an meinen Haaren herumzwirbeln, wie ich es immer tat, wenn ich nervös war.
»Du siehst toll aus.«
»Danke. Nur vielleicht ein wenig overdressed für einen Grillabend.«
»Ich wusste gar nicht, dass es eine spezielle Kleiderordnung fürs Grillen gibt.« Er schmunzelte.
Darauf wusste ich nichts zu sagen.
»Bettina hat mir von deinem neuen Auftrag erzählt. Das klingt ja wirklich spannend.«
»Allerdings. Auch wenn es zeitlich bis September sehr eng ist.«
»Wie ich dich kenne, schaffst du das mit links … Aber falls ich dir irgendwie helfen kann, sag einfach Bescheid. Ich habe einige gute Kontakte.«
»Das wird nicht nötig sein, trotzdem danke.«
»Daniela, und …«, er wollte etwas sagen, aber da kamen Frank und Bettina in Begleitung des befreundeten Ehepaars zurück.
»Brennt da was an?«, fragte Bettina, und Alex beeilte sich, wieder an den Grill zu kommen, um die Würstchen zu retten.
Der Abend war ganz unterhaltsam. Trotzdem kam ich mir ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen vor. Was kein Wunder war, schließlich kannten die anderen sich alle schon ewig.
Alex kümmerte sich anfangs hauptsächlich um den Grill und versorgte uns mit Steaks, Würstchen und Gemüsespießen. Danach setzte er sich zu uns, redete jedoch nicht sonderlich viel. Doch ich war mir seiner Nähe in jeder Sekunde nur zu bewusst. Er machte mich nervös. So nervös, dass ich Petras Glas mit Prosecco umstieß, als ich nach dem Brotkorb greifen wollte. Und dann fiel mir auch noch die Gabel aus der Hand und landete klirrend unter dem Tisch. Als Alex und ich uns gleichzeitig bückten, um sie aufzuheben, stießen wir fast mit den Köpfen zusammen.
»Vorsicht«, sagte er leise.
Er war mir so nah, dass mir der betörende Duft seines Rasierwassers in die Nase stieg und mich noch mehr durcheinanderbrachte. Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung im letzten Jahr, als er unverhofft ins Büro gekommen war, um mit Hanna zu sprechen. Damals dachte ich noch, dass Hanna und Alex zusammenkommen würden, und es war das erste Mal gewesen, dass ich sie um etwas beneidet hatte.
Alex grinste mir unter dem Tisch zu, als er die Gabel vor mir erwischte. Wir tauchten beide wieder auf.
»Tut mir leid«, murmelte ich, und meine Wangen brannten.
Bettina blickte amüsiert zwischen Alex und mir hin und her und reichte mir ein frisches Besteck.
»Danke.«
»Haben Sie auch Kinder?«, fragte Bettinas Freundin Petra etwas später, nachdem wir uns eine Weile über die Schwangerschaft unserer Gastgeberin unterhalten hatten.
Ich nickte.
»Ja. Einen Sohn. Er ist vor zwei Wochen fünf geworden.«
»Und der ist heute daheim bei seinem Papa?«, hakte Petra nach.
»Nein. Mein Bruder passt auf Benny auf«, sagte ich.
»Wie praktisch. Alex, das wird dir als Patenonkel auch bald blühen«, sagte Bettina, lächelte ihren Bruder an und legte ihm die Hand auf den Arm.
»Wenn du meinst, ich kümmere mich um euren Schreihals, damit ihr beide Halligalli machen könnt, dann hast du dich schön geschnitten«, sagte Alex, und wir lachten alle.
Aber war das wirklich nur ein Spaß von ihm? Oder konnte er tatsächlich nicht viel mit Kindern anfangen? Ich versuchte, ihn mir vorzustellen, wie er einen kleinen Säugling auf dem Arm hielt. Und dieses Bild verwirrte mich.
»Ist Ihr Mann heute beruflich unterwegs?« Petra ließ nicht locker....