Schwarzhuber | Das Weihnachtswunder | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Schwarzhuber Das Weihnachtswunder

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-22588-9
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-641-22588-9
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die schönsten Wunder geschehen, wenn es schneit!

Singlefrau Kathi arbeitet als Sekretärin in der Werbeagentur WUNDER. Dort heimsen andere regelmäßig die Lorbeeren für ihre kreativen Erfolgsideen ein. Ein neuer Auftrag führt sie mit dem Fotografen Jonas zusammen. Auf der Weihnachtsfeier der Agentur vermasselt es sich Kathi durch ein Missverständnis so sehr mit ihm, dass Jonas denkt, ihr liege nichts an ihm. Zudem gerät ihr Job in Gefahr. Unglücklich verlässt Kathi die Party und stürzt im dichten Schneetreiben. Als sie aufwacht, ist ein Mann über sie gebeugt, der sich als ihr Schutzengel vorstellt. Er will Kathi auf wunderbare Weise dabei helfen, endlich ihr Glück zu finden …
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Kapitel 2

Eine Woche vorher

Sorgfältig überprüfte Kathi, ob sie den Herd ausgemacht hatte.

»Aus. Aus. Aus. Aus«, murmelte sie und deutete dabei mit dem Finger auf jede einzelne Herdplatte. Zur Sicherheit schoss sie noch ein Handyfoto. Dann erst war sie beruhigt. Aus dem Regal nahm sie eine Blechdose mit Plätzchen und steckte sie in ihre große Umhängetasche. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet ihr, dass sie noch reichlich Zeit hatte. Trotzdem würde sie sich gleich auf den Weg machen. Man konnte ja nie wissen, was einen unterwegs womöglich aufhielt. Und heute durfte sie auf keinen Fall zu spät kommen.

Im kleinen Flur zog sie einen Haargummi aus der Hosentasche ihrer Jeans und band die langen kastanienroten Naturlocken zu einem lockeren Dutt zusammen, den sie unter einer weißen Mütze versteckte. Dann schlüpfte sie in ihre blaue Winterjacke, schlang den weißen Schal um den Hals, den ihre Mutter zusammen mit der Mütze gestrickt hatte, und ging ins Treppenhaus. Fünf Sekunden später sperrte sie die Tür noch mal auf und vergewisserte sich, dass auch der Heizlüfter im Badezimmer aus war. Sicherheitshalber zog sie noch den Stecker, bevor sie die Wohnung endgültig verließ.

Schneller als sonst eilte sie die zwei Stockwerke nach unten.

»Hallo, Herr Pham«, grüßte sie ihren Nachbarn, der gerade seine Zeitung aus dem Briefkasten fischte. Pünktlich wie ein Uhrwerk täglich um halb acht.

»Guten Morgen, Anemone«, grüßte er mit einem Lächeln, das wie immer direkt aus seinem Herzen zu kommen schien. Kathi fühlte sich jedes Mal gut, wenn sie dem aus Vietnam stammenden Mann begegnete, der die Angewohnheit hatte, Menschen nach Pflanzen zu benennen, denen sie seiner Ansicht nach ähnelten.

»Sie sind eine Anemone«, hatte er ihr vor fast zwei Jahren an dem Tag gesagt, als Kathi den letzten Umzugskarton in ihre neue kleine Wohnung geschleppt hatte und bereits ziemlich außer Atem gewesen war.

»Eine Anemone? Ich?«, hatte sie verblüfft gefragt und dann gelacht, da sie sich selbst eher als Pfingstrose oder Hortensie eingeordnet hätte. Gewächse eben, deren Blüten voluminöser waren und ihre mollige Figur treffender zum Ausdruck brachten.

»Oh ja!«, hatte Herr Pham gesagt und mehrmals bestätigend genickt. »Eine Anemone. Und mit Verlaub gesagt, das ist eine meiner Lieblingsblumen.«

Kathi hatte zuerst angenommen, dass das ein plumper Anmachspruch sein musste. Bis sie erfahren hatte, dass Herr Pham als Biologe im Zoo arbeitete. Dort sorgte er für die Auswahl und Hege von einheimischen wie exotischen Pflanzen, um eine artgerechte Haltung der Tiere zu gewährleisten, bei der das natürliche Umfeld aus dem jeweiligen Herkunftsland berücksichtigt wurde.

»So früh heute schon?«, fragte er.

»Ja. Es ist ein wichtiger Tag für mich, drücken Sie mir bitte die Daumen, Herr Pham.«

»Jeder Tag ist wichtig, liebe Anemone«, sagte er salomonisch. »Aber für den heutigen wünsche ich dir ganz besonders viel Glück. Und hab viele schöne Momente.«

»Danke. Sie auch.«

Sie öffnete die Haustür und wollte gerade auf den Bürgersteig treten, da jagte Luna zwischen ihren Beinen ins Haus und Kathi musste sich am Türrahmen festhalten, um nicht zu stolpern.

Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Herr Pham die Katze hochhob, die nicht nach dem Mond benannt worden war, wie Kathi zuerst vermutet hatte, sondern nach einer besonderen Sorte Hibiskus mit großen weißen Blütenblättern, die in der Mitte ein kleines rotes Auge hatten. Lunas Augen waren hellblau, aber im Zwielicht funkelten sie manchmal geheimnisvoll rötlich. Und so passte der Name perfekt, wie Kathi fand.

»Na, meine hübsche Luna, wo hast du dich denn wieder herumgetrieben?«, fragte Herr Pham sanft und kraulte sie hinter den Ohren. Luna schloss zufrieden die Augen und begann laut zu schnurren.

Kathi trat auf die Straße und bemerkte sofort, dass sie viel zu warm angezogen war. Der Himmel war wolkenlos und die Luft so lau wie an einem Frühlingstag, obwohl die Sonne noch gar nicht richtig aufgegangen war. Und das am Nikolaustag! Kathi lockerte den Schal und zog sich die Mütze vom Kopf. Sie überlegte kurz, ob sie laufen oder die U-Bahn nehmen sollte. Eigentlich hatte sie sich ja vorgenommen, mehr für ihre Figur zu tun, aber sie wollte nicht völlig verschwitzt im Büro ankommen. Ach, sie würde einfach morgen zu Fuß gehen.

Als sie kurz vor acht das Büro der Werbeagentur Wunder betrat, rechnete sie nicht damit, schon jemanden anzutreffen. Normalerweise war sie immer die Erste. Die anderen kamen selten vor neun, halb zehn Uhr zur Arbeit. Doch jetzt herrschte bereits eine ungewohnte Geschäftigkeit.

»Wo ist denn der verdammte Kaffee?«, kam es aus der kleinen Büroküche. »Hier findet man ja gar nichts.«

Kathi hängte ihren Mantel rasch in die Garderobennische und eilte zur Küche. Dort öffnete Stefan, der Praktikant, auf der Suche nach frischen Bohnen für den Kaffeevollautomaten eine Schranktür nach der anderen.

»Warum nimmst du nicht einfach die hier?«, fragte Kathi und drückte ihm eine bunte Dose in die Hand, die im Regal genau über der Maschine stand. »Und was machst du überhaupt schon hier?«

»Die Frage ist eher, warum du jetzt erst kommst? Schließlich ist das dein Job und nicht meiner«, maulte Stefan und gab ihr die Dose zurück. Kathi seufzte. Sie hatte wirklich versucht, den Praktikanten zu mögen, doch Stefan machte es ihr überaus schwer. Auch alle anderen Mitarbeiter der Agentur waren inzwischen von seinem Benehmen genervt. Stefan war der Sohn eines alten Geschäftsfreundes von Karl Wunder und hatte deswegen die begehrte Stelle ergattert, die für ihn mit einer gewissen Narrenfreiheit verbunden war, was er schamlos ausnutzte. Keiner wollte es sich seinetwegen mit dem Chef der Agentur verderben, und das wusste er auch.

»Die sind schon alle im Besprechungszimmer und warten!«

»Was?« Kathi schaute ihn verdattert an. »Aber der Termin war doch um zehn.«

»Vielleicht liest du mal die Mail, die Sybille gestern geschickt hat.«

Rasch zog Kathi ihr Handy aus der Hosentasche und überprüfte den E-Mail-Eingang. Definitiv keine Mail von Sybille!

»Die wollen sofort einen Latte, drei Cappuccinos und einen einfachen Schwarzen«, sagte er und verdrückte sich aus der Küche.

»Drei Cappuccini heißt das! Cappuccini!«, rief Kathi ihm hinterher und schüttete bereits frische Kaffeebohnen in das Mahlwerk des Kaffeeautomaten.

Genau sieben Minuten später betrat sie mit einem Tablett das Besprechungszimmer.

»Guten Morgen«, grüßte sie in die Runde. Doch die drei Männer und zwei Frauen am Tisch nahmen keine Notiz von ihr. Sie waren alle in die Präsentationsmappen vertieft und blätterten durch das hochwertig gestaltete Konzept für die Werbekampagne. Kathi hätte jeden Satz auswendig aufsagen, jedes Foto bis ins kleinste Detail beschreiben können, denn Idee und Umsetzung dafür stammten von ihr. Das war auch der Grund, warum sie heute so nervös war. Sybille Benes, Creative Director der Agentur, hatte ihr versprochen, den Chef und die Kunden darauf hinzuweisen, dass Kathi, die eigentlich als Sekretärin beschäftigt war, das Konzept für diese Kampagne ausgearbeitet hatte. Umso weniger verstand sie, warum Sybille sie nicht über die Terminverschiebung informiert hatte. Sicher ein Versehen, dachte sie.

Da Kathi Karl Wunders Vorliebe für Latte kannte, und Sybille eher sterben würde, als unnötige Kalorien in Form von Milch oder gar Zucker zu sich zu nehmen, konnte sie, ohne nachzufragen, die drei Cappuccini an die Leute der Münchner Kreditbank verteilen, für die sie die Werbekampagne ausgearbeitet hatten.

»Danke, Kathi«, sagte Sybille. Endlich hatte sie die Sekretärin wahrgenommen. »Und lass doch schon mal die Leinwand für den Beamer runter, damit wir uns das Video ansehen können.«

Kathi nickte. Während sie alles für die Präsentation des Werbefilms vorbereitete, versuchte sie gleichzeitig, aus den Mienen der Kunden schlau zu werden. Doch ihren Pokergesichtern konnte sie nichts ablesen.

»Wir sind gespannt«, sagte Edgar Ried, ein braungebrannter Endvierziger mit schlohweißen, kurz geschnittenen Haaren und stechend blauen Augen. Er war Chef der Marketingabteilung der Bank und hatte bereits zwei Vorschläge von Konkurrenzfirmen abgelehnt. Wochenlang hatte Kathi hauptsächlich herauszufinden versucht, was diesen Mann begeistern konnte. Dann endlich war sie auf die richtige Spur gekommen. Hoffte sie zumindest. Kathis Wangen glühten vor Aufregung. Sollte der Kunde zufrieden sein, könnte ihr Wunsch in Erfüllung gehen, und Sybille würde sich dafür einsetzen, Kathi zukünftig ganz offiziell eigene kleine Werbeprojekte zu überlassen.

»Dann legen wir mal los«, sagte Sybille und startete den Film über ihr Tablet.

Kathi stand ganz hinten im Besprechungszimmer. Sie verfolgte nicht das Geschehen auf der Leinwand, sondern beobachtete aufmerksam die Gesichter der Zuschauer. Der Werbefilm dauerte exakt zweiundvierzig Sekunden und zeigte das attraktive Model Cindy Fischer, das sich vor der Kulisse eines traumhaften Strandes rückwärts von einem Boot ins Wasser fallen ließ. Sie tauchte vorbei an Haifischen, löste sich aus einer Wasserpflanze, die sich um ihre Beine geschlungen hatte, wich einer Muräne aus und barg schließlich aus dem Wrack am Meeresgrund eine kleine Truhe, die halb im Sand versunken war. Sie hievte die Kiste an Bord. Erst jetzt sah man einen sympathisch aussehenden Mann im Anzug, barfuß und mit hochgekrempelten Hosenbeinen, der am Bootsrand saß, einen...


Schwarzhuber, Angelika
Angelika Schwarzhuber lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt an der Donau. Sie arbeitet auch als erfolgreiche Drehbuchautorin für Kino und TV und wurde für das Drama »Eine unerhörte Frau« unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zum Schreiben lebt sie gern auf dem Land, träumt aber davon, irgendwann einmal die ganze Welt zu bereisen.



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