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E-Book, Deutsch, Band 357, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Schwartz Maddrax - Folge 357

Herrscher des Mars
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-4863-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Herrscher des Mars

E-Book, Deutsch, Band 357, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-8387-4863-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Matthews Frage, was nach dem Vorbeiflug des Streiters auf dem Mars geschehen ist, wird im nächsten Band beantwortet - vorerst nur für die Leser. Wie viele Marsianer haben überlebt? Was wurde aus dem wahnsinnigen Windtänzer, der die Macht über den Rotgrund an sich gerissen hat? Tobt immer noch der Kampf zwischen Städtern und Waldmenschen? Und welche Rolle spielt Chandra in der neuen Ordnung? Ein dramatischer Blick auf den Roten Planeten im ersten Teil einer spannenden Doppelfolge!

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Verdammt! Hanna sprang gerade noch rechtzeitig in Deckung, als sich eine Patrouille von der anderen Seite her näherte. So dicht wie möglich quetschte sie sich zwischen die Trümmer eines Aufzugs, der sich einmal außen an einem Spindelturm befunden hatte. Sie redeten nicht. Die Kapuzen waren übergeschlagen, die langen Mäntel geschlossen. Eine verhüllte Gestalt blieb plötzlich stehen und drehte den Kopf. In Hannas Richtung. Sie zwang sich, weiterhin ruhig zu atmen und möglichst wenig zu denken. Diese verdammten Mutierten konnten es nämlich spüren, wenn da noch jemand war, der lieber nicht gesehen werden wollte. Man hatte nur eine Chance, indem man sich unter Kontrolle hielt, flach atmete, nicht schwitzte, nicht in Panik geriet. Hanna gelang es auch diesmal wieder, weil sie im Kopf immer dasselbe eintönige Mantra aufsagte: die Kinder die Kinder die Kinder. Sie gingen weiter. Aber noch durfte Hanna nicht aufatmen, denn schon aktivierte sich erneut die große Holowand an einem halb intakten Turm ihr gegenüber. „Mein Leben lang …“ Hanna hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Sie konnte es nicht mehr sehen und hören, doch vor ihrem inneren Auge spielte es sich bereits ab, was sie nicht mehr vergessen konnte. Diese Botschaft wurde viermal am Tag wiederholt. Manchmal noch öfter. Dazu wurden Bilder eines erblühenden Mars gezeigt, Grün, wohin man schaute, große Blütenpracht und glückliche, wunderschöne Menschen. Zwischendurch wurde das Gesicht Windtänzers eingeblendet, wie er voller Güte sprach und lächelte und seinen Segen spendete mit erhobenen Händen, die sich schützend wölbten über dem Volk, das als anonyme kleine Menge darunter abgebildet war. Ein Mann in der Blüte seiner Jahre, kraftvoll und energiegeladen, mit erleuchteter weiser Miene; ein Mann, dem man umgehend Vertrauen schenkte. Und voller Bescheidenheit war er noch dazu, denn er lehnte jeglichen Titel ab, obwohl er doch an der Spitze des Volkes stand. Doch er erklärte, nicht zu herrschen, sondern zu dienen, wie es ihm vom Roten Vater aufgetragen worden war. „Ich bin Windtänzer“, pflegte er zu sagen, „niemand sonst.“ Als Hanna Tsubashi die Botschaft das erste Mal gehört hatte, hatte sie sich übergeben. Drei Tage vorher erst hatte sie die furchtbar zugerichtete Leiche ihres Mannes notdürftig unter einem Berg Schutt verscharrt. Er war im Namen „des Gerechten“, wie manche seiner Anhänger ihren Herrscher nannten, von Waldleuten umgebracht worden. Sein schweres Verbrechen? Er hatte für die Familie etwas zu essen holen wollen, aus einem verlassenen Shop. Aber Plündern und Stehlen war ein Privileg der Waldleute. Von ihnen erhielten die unterworfenen Städter dann den ihnen zugedachten Anteil, der sich zumeist sehr willkürlich errechnete. Hanna hatte nach dem Tod ihres Mannes die gemeinsamen Kinder Moby und Loreen genommen und die derzeitige Zuflucht verlassen, auf der Suche nach einem neuen Versteck. Seither waren sie ununterbrochen auf der Flucht, auf der Jagd nach Essbarem und einem sicheren Quartier für eine Nacht oder nach Möglichkeit für mehrere Nächte. Vor den Dunklen Tagen hatte die Familie glücklich in der Nähe des Gonzales-Towers gelebt. Dann war innerhalb weniger Tage die ganze Welt zusammengebrochen. Zuerst das furchtbare Bombenattentat, das bis auf Präsident Leto alle Regierungsangehörigen das Leben gekostet hatte. Und dann war auch noch dieses … außerirdische Ding, das nahezu alle hatte verrückt werden lassen, wie ein Komet am Mars vorbeigezogen. Hannas Nachbarn waren gleich zu Beginn geflohen, als öffentlich bekannt wurde, dass die mentale Ausstrahlung einer außerirdischen Entität die Leute in den Wahnsinn trieb. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits einige hundert Tote gegeben. Man konnte nie wissen, ob nicht jemand, an dem man auf der Straße vorüberging, plötzlich durchdrehte und Passanten umbrachte. Hanna hatte seither nichts mehr von den Nachbarn gehört, denn das MarsNet funktionierte nicht mehr. Sie ging jedoch nicht davon aus, dass die Nachbarn es irgendwohin in Sicherheit geschafft hatten – wohin hätten sie schon fliehen können? In allen Städten herrschte dieselbe Situation. Für das Überleben in freier Natur waren die Städter kaum geschaffen und vor allem dort, wo es Nahrung und Schutz gab, den Baumleuten ausgeliefert. Aus diesem Grund waren Hanna und ihre Familie auch geblieben, als es nur noch Ruinen gab. Elysium war ihre Heimat, sie würden nirgends sonst hingehen. Allerdings wollten sie sich auch nicht unterjochen lassen. Zusammen mit anderen hatten sie schon während der Schreckenstage unter dem Einfluss des außerirdischen Bösen die Flucht in einen unterirdischen Bunker organisiert und die folgende Zeit darin verbracht, bis der dämonische Schatten vorübergezogen war. Sie konnten es spüren, als der schreckliche Druck im Kopf nachließ; gerade rechtzeitig, bevor alle Tabletten aufgebraucht waren. Die Rückkehr ans Licht war dann jedoch ein Schock gewesen. Überall Ruinen; die gesamte Wirtschaft war komplett zum Erliegen gekommen und der Anführer des Waldvolkes, Windtänzer, hatte sich im Regierungstower niedergelassen. Ausgerechnet jener Waldmann, der stets zwischen den beiden Völkern zu vermitteln versucht hatte. Die meisten Städter waren durch seine Leute zusammengetrieben und verschleppt worden, und sie durchstreiften auch heute noch mehrmals täglich die halb zerstörte Stadt, um die letzten Überlebenden zu finden. Einige Städter hatten nach dem Verlassen dafür gestimmt, weiterhin im Bunker zu bleiben und sich von dort aus zu versorgen. Die anderen, wie Hanna und ihre Familie, waren ihrer Wege gegangen. Sie hatten erkannt, dass die Welt, in der sie einst behütet gelebt hatten, nicht mehr existierte, und dass ein größenwahnsinniger Diktator die Macht übernommen hatte. Der Bunker bot keinen langfristigen Ausweg daraus, denn eines Tages würde er entdeckt werden. In Bewegung zu bleiben war die einzige Alternative. Einige äußerten beim Abschied die Ansicht, dass diese Entwicklung ja absehbar gewesen sei. Vor allem bei Windtänzer hätten sie schon immer gewusst, was sein wahrer Charakter gewesen wäre und wie er die viel zu vertrauensselige Präsidentin um den Finger gewickelt habe. Alles nur Lug und Trug, um sich ins Vertrauen zu schleichen und sich genauestens über die Gegebenheiten in den Städten zu informieren. Auf so einen Unsinn konnte Hanna verzichten. Es mochte ja vielleicht tatsächlich ein auf lange Zeit ausgelegter Plan gewesen sein, aber die „normalen“ Städter hatten davon garantiert nichts geahnt. Hanna wollte mit solchen Klugschwätzern und hasserfüllten Leuten nichts zu tun haben, weil es alles nur noch schlimmer machte. Sie verließ sich auf niemanden mehr, sondern schlug sich allein durch. Und so wie sie handelten tausend oder mehr Bürger, denen es gelungen war, den Häschern des Diktators zu entkommen. Bisher. Aus ihrer Deckung heraus beobachtete Hanna weiterhin misstrauisch die Umgegend. Es konnte sein, dass die Häscher ihr eine Falle stellten, weil der eine Kerl, der den Kopf in ihre Richtung gewandt hatte, sie eben doch bemerkt hatte. Und nun warteten sie darauf, dass Hanna aus ihrer Deckung herauskam … Aber sie hatte nicht umsonst bis jetzt durchgehalten. Sie kannte inzwischen die meisten Tricks und Wege. Deshalb taxierte sie kurz vor einem Umzug immer die Umgebung, ob sie von dort aus nicht zu weite Wege zu einer Nahrungsquelle hatte, und kundschaftete die Routen aus, bevor sie ein neues Quartier bezog. Zum letzten Umzug hatte sie ein Lagerhaus ausgemacht, in dem hoffentlich auch Lebensmittel zu finden waren. Ob dem so war, würde sie erst heute feststellen können. Das Problem war: Selbst wenn sie darin ganze Etagen voll mit Nahrung fände – sie konnte immer nur mitnehmen, was sie tragen konnte. Es war nicht möglich, einen Einkaufswagen oder ein primitives selbstgebautes Gefährt zu benutzen, weil sie dadurch zu langsam und unflexibel wurde und unweigerlich auffiel. Deshalb musste Hanna spätestens alle drei Tage wieder auf „Beutezug“ gehen, wie ihre Kinder es nannten. Längst quengelten sie, mitgehen zu dürfen, doch das war viel zu gefährlich. Hanna konnte nicht zugleich auf sich, die Beute und die Kinder achten und sie alle vor Gefahren schützen. Das Zeitfenster war immer nur sehr knapp, sie musste deshalb sehr schnell sein. Ungefähr zwei Blocks weiter erhob sich ein intakter Spindelturm über Trümmerhaufen hinweg. In solchen Türmen waren die zusammengetriebenen Bürger eingepfercht. Drei, oftmals vier Familien mussten sich eine Wohnung teilen, während die Waldleute die restlichen freistehenden Appartements mit Beschlag belegten. Sie wohnten dort, feierten Orgien oder Zeremonien, bauten auf den Grünterrassen bestimmte „Stoffe“ an und Erzeugnisse, die sie mit sonst niemandem teilten. Von wegen „Ich bin euer Vater“, dachte Hanna grimmig. Rechtlose Sklaven waren sie, nichts weiter! Überall in den bestehenden und neu entstehenden Grünanlagen wurden Gemüse, Getreide, Obst und Kräuter in großem Maßstab angebaut. Dafür wurden natürlich die Städter herangezogen. Eine harte Arbeit, aber immerhin besser, statt in der Aufbautruppe eingesetzt zu werden und tagtäglich Schuttberge abzutragen und irgendwohin zu transportieren. Die Waldleute rächten sich nun für die Jahrhunderte der Diskriminierung, ließen in wilder Wut die Peitschen knallen und machten sich einen Spaß daraus, Hetzjagden auf Entflohene zu...



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