E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten
Reihe: KosmoKuriere
Schwan Rennen im Schotternbel
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5782-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Djibril-Cup Teil 1 von 3
E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten
Reihe: KosmoKuriere
ISBN: 978-3-8192-5782-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ulli Schwan schreibt seit Jahren fantastische Geschichten. Mit den KosmoKurieren kehrt er zurück zum Space Adventure: Abenteuergeschichten zwischen den Sternen.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
»Mom, Paps ... das solltet ihr euch besser mal ansehen«, sagte Nick Ambrose. Da seine Eltern nicht bei ihm waren, richtete er die Kamera des MultiArmbands auf den Gegenstand seiner Sorgen.
Seine Schwester Robin trat neben ihn. »Es schlüpft.«
»Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn ein zweihundert Kilo schwerer Babydrache auf unserem Schiff schlüpft.«
»Sehe ich auch so.«
Die Geschwister standen vor einem Ei. Einem weißgolden glitzernden, fünf Meter hohen Ei. Es hing in einem Netz, gut einen Meter über dem Boden. Von dem Netz spannten sich viele elastische Seile durch den ganzen Frachtraum; dies sollte verhindern, dass das Ei während des langen Fluges beschädigt werden konnte. Das hatte auch gut geklappt.
Nur wurde es jetzt von innen beschädigt.
Aus dem Lautsprecher von Nicks MultiArmband erklang die Stimme ihres Vaters. »Oh Mann, die Risse werden immer größer. Wenn wir den Kran benutzen, könnten sie aufbrechen. Nun gut, lassen wir das Ei schweben. Wir sind schon im Landeanflug auf Emila. Dauert noch fünf Minuten. Macht schon mal die Exobots bereit. Robin, du hilfst mir.«
Robin sah ihren Bruder an und zog eine Grimasse. Nick verdrehte die Augen – aus Enttäuschung, dass er keinen Roboter steuern durfte und wegen ihres albernen Gehabes.
Vor fast fünfzehn Jahren war Nick ganze zwei Minuten früher als Robin zur Welt gekommen, aber manchmal fühlte er sich wie der viel ältere Bruder – und der viel reifere. Warum also durfte sie ihren Vater so oft begleiten? Er wusste, wie man einen Exobot bediente, von dessen Technik verstand er sogar mehr.
Auf der anderen Seite, warum sollte er sich lange darüber aufregen? Es gab immer genug zu tun auf dem Raumschiff ihrer Familie, der Jig. Also zuckte er nur mit den Achseln.
Robin hingegen rieb sich die Hände. Jede Möglichkeit, das Raumschiff für einen Einsatz zu verlassen – egal wie lang oder kurz – freute sie.
Obwohl Nick und Robin Zwillinge waren, hatten sie äußerlich wenig gemein.
Er trug sein sandfarbenes Haar halblang, sie hatte den Nacken ausrasiert und die Haare links grün und rechts rot gefärbt. Er war breitschultrig und kräftig, sie sportlich und etwas kleiner. Seine blauen Augen lagen unter starken Brauen, ihre Augen waren braun.
Robin trug ein grünes Kleid mit langen Ärmeln, dazu weiße Schlaghosen mit neonblau leuchtenden Nähten. Nick trug T-Shirt, einen weiten Overall mit vielen Taschen und eine Schirmmütze. Dazu hatte er eine Brille auf – nicht wegen schlechter Augen, sondern weil er über die Brille jederzeit Computerdaten ablesen konnte.
»Was für eine Farbe das Baby wohl haben wird?«, fragte Robin. »Männchen sind in der Regel lila, Weibchen grün.«
Nick fand eine andere Überlegung viel wichtiger. »Welches ist hungriger?«
»Da sind Teg-Drachen wie alle anderen Tiere: Bei ihrer Geburt wollen sie fressen und sich an ihre Mutter kuscheln.«
»Nun, die Mutter ist nicht hier«, sagte Nick. »Also wird der Teg-Drache uns alle fressen wollen.«
»Schwarzseher.«
»Realist.«
»Wir haben bestimmt noch genug Essen, um ihn für eine Weile durchzufüttern.«
»Weißt du denn, was das Baby fressen will?«
Jetzt zögerte Robin doch. »Teg-Drachen sind Fleischfresser. Jäger. Nun, sie bevorzugen lebendiges Fressen.«
»Echt klasse! Das Einzige auf dem Speiseplan des Babys sind also wir, Mom, Paps, Haja und Opa.«
Robin wiegte den Kopf. »Wir landen ja gleich.«
»Am besten, wir bereiten schon alles für das Entladen vor«, meinte Nick.
»Und schnell«, stimmte Robin zu.
Sie befanden sich im Frachtraum, mit sechzig Metern Länge der größte Raum der Jig. Zu beiden Seiten standen auf den Regalen Fässer, Container und Kisten, alle gut gesichert in Frachtkäfigen. Die Regale reichten fünfzehn Meter hoch und beherbergten das Versandgut mit dessen schnellen Transport die Besatzung der Jig ihren Lebensunterhalt verdiente.
Am hinteren Ende des Frachtraums, unter den Ladeschleusen, parkten die Exobots. Es waren zwei gesteuerte Roboter, große Maschinen mit Armen und Beinen, die von einem Menschen gelenkt wurden, der in ihrem Cockpit saß. Jeder der Exobots war knapp vier Meter hoch. Der linke hatte eine gelbe Brust und Kopf, dafür waren Arme und Beine rot. Der rechte hatte weiße Extremitäten, Brust und Kopf waren blau. Zumindest da, wo die Farbe nicht abgeschabt oder zerkratzt war.
Robin trat zum linken Exobot und verband ihr MultiArmband mit seinem Wartungscomputer. Schnell ging sie die Checkliste durch, während Nick es bei dem anderen ebenso machte.
Gerade als sie die Tests beendeten, betrat ihr Vater den Frachtraum. Harald Ambrose war ein großer kräftiger Mann. Sein dunkler Vollbart war getrimmt, sein Lächeln warm. Der Pullover spannte etwas über dem Bauch, was ihn nur noch mehr wie einen gutmütigen Bären wirken ließ. »Alles klar?«
Robin und Nick bejahten.
Harry ging zu dem Ei und kniff die Augen zusammen. »Wohl keine Minute zu früh. Also gut, Robin, machen wir die Banane.«
Robin kletterte das linke Bein des Roboters hinauf, raffte ihr Kleid und setzte sich auf den schmalen Sitz im Cockpit. Sie zog den leichten Helm auf ihren Kopf und aktivierte Mikrofon und Kopfhörer. »Verbindung?«, hörte sie Harry fragen.
»Verstehe dich.«
»Okay. Du nimmst das Netz links, ich rechts. Mit den Levitatoren schweben wir herab. Bereit?«
Robin steckte Arme und Füße in die Waldos. Sie wirkten wie lange Handschuhe und Stiefel; durch sie konnte Robin die Bewegungen des Exobots steuern. »Bereit.«
Sie betätigte einen Schalter. Die Vorderfront des Cockpits fuhr von unten herauf und verschloss sich pfeifend und schmatzend. Sofort erschienen alle nötigen Anzeigen auf dem Cockpitfenster.
Robin tat, als würde sie gehen, und die Waldos gaben die Bewegung an die Motoren weiter. Der Exobot kopierte ihre Bewegungen und schritt durch den Frachtraum.
Etwas schepperte im Cockpit, dann fiel es herab. Robin sah nach unten. Neben ihrem rechten Waldoschuh lag eine Tasse. Ihre zweitliebste Tasse, die sie schon überall gesucht hatte. »Hier hast du dich versteckt«, flüsterte Robin zu sich selbst. Nur war ihr Mikrofon angestellt und jeder konnte sie hören.
Harry fragte: »Was ist, Robin?«
»Nichts, ich rede nur mit mir selbst.«
Robin liebte es, Maschinen zu steuern. Sie glaubte, einen Instinkt dafür zu haben. Vielleicht war er angeboren. Vielleicht hatte er sich ihr Leben lang entwickelt, denn seit sie ein Kleinkind war, lebte sie mit einer Prothese. Bei ihrer Geburt war ihr linker Arm nur bis zum Ellenbogen ausgewachsen gewesen, sie lebte seither ohne linken Unterarm oder Hand. Stattdessen trug sie dort, seit sie sich erinnern konnte eine Roboterprothese. Was war der Exobot anderes als eine Verlängerung ihrer Arme und Beine – wenn auch eine sehr große und sehr starke?
»Darf ich stören?« Aus dem Kopfhörer klang die Stimme ihrer Mutter. »Wir sind angekommen. Schweben zehn Meter über dem Ziel.«
»Einen Moment noch«, funkte Harry zurück.
Robin ging neben das Ei. Sie streckte die Arme, der Exobot tat es ihr nach. Vorsichtig griff sie in das Netz, das das Ei hielt. Der Roboter würde es halten können – obwohl das Ei gut fünf Zentner wog. Robin stellte die Genauigkeit der Motoren neu ein, bevor sie gekonnt die große Roboterhand des Exobots an das Netz führte. Vorsichtig zog sie die Stricke vom Ei fort, schob Finger zwischen das Netz und die glitzernde Oberfläche, ohne sie anzukratzen. Die Finger ballten sich zu Fäusten, als sie das Netz griff.
»Ich habe es«, meldete Robin.
»Ich auch«, sagte ihr Vater einen Moment später. »Lass uns schweben. Nick, löse die Seile.«
Robin sagte: »Exo. Aktiviere Levitatoren. Höhe dreißig Zentimeter.«
Ihr Befehl wurde sofort umgesetzt und sie schwebte wie befohlen in die Luft, getragen von den Schieffer-Levitatoren, die in den Exobot-Beinen verbaut waren.
Nick löste per Fernsteuerung die Seile, vom Netz. Jetzt trugen nur noch Harry und Robin das Ei.
»Öffne Frachttor«, sagte Nick.
Am Kopfende des Frachtraums kippte ein Bodenstück und verband sich mit einer Rampe, die durch ein großes Tor im Raumschiffboden führte. Robin und Harry schwebten die Rampe hinab und hinaus, auf sandigen Boden.
»Vorsichtig«, flüsterte Harry. Robin wusste nicht, ob er zu ihr oder nur zu sich selbst gesprochen hatte. »Absetzen in drei ... zwei ... eins ...«
Sie ließen die Arme sinken.
Harry sagte: »Wir müssen es in den Boden drehen, sonst kippt es. Erst links, dann rechts.«
Sie drehten, bis das Ei fest stand. Robin glaubte, dass die Risse in der Schale länger wurden.
»Gut, lassen wir es los.«
Behutsam öffnete Robin den Griff der...