E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: MM-City
Schwab Straßburg MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
3. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96685-496-2
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps.
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: MM-City
ISBN: 978-3-96685-496-2
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Das Wahrzeichen der Stadt Wege durch Straßburg Tour 1 Das majestätische Münster, die Cathédrale Notre-Dame, ist das weithin sichtbare, alles überragende Wahrzeichen der Stadt. Das trotz seiner gewaltigen Ausmaße überaus filigrane Gotteshaus mit seiner berühmten Rosette zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der Gotik in Europa und ist ein Muss bei einem Straßburgbesuch. Astronomische Uhr, ein Wunderwerk der Technik Hochgotische Westfassade, ein spätmittelalterliches Bilderbuch Glasmalereien aus der Romanik, Gotik und Moderne Meisterwerk der Gotik Das Straßburger Münster 1772 feiert der junge Goethe in seinem Hymnus „Von deutscher Baukunst“ die Symmetrie, die „tausend harmonierenden Einzelnheiten“ des Straßburger Münsters und schwärmt weiter: „wie das festgegründete, ungeheure Gebäude sich leicht in die Luft hebt, wie durchbrochen alles und doch für die Ewigkeit.“ In Erwin von Steinbach, einem der Baumeister, sieht er einen fast gottgleichen Genius, der mit seinem Werk „mehr als Prometheus ... die Seligkeit der Götter auf die Erde“ nach Straßburg gebracht hat. Doch nicht nur Goethe preist das Münster überschwänglich. Für einen der bedeutendsten französischen Schriftsteller, Victor Hugo, ist es „ein Wunder - so unermeßlich und zierlich doch zugleich.“ Und in der Tat: Steht man vor dem gigantischen Bauwerk, ist man mehr als nur beeindruckt. Geschichte des Münsters Schon zur Karolingerzeit stand irgendwo auf der Illinsel eine der Jungfrau Maria geweihte Basilika. Nachdem sie vom Heer des Herzogs Hermann von Schwaben bei einem Rachefeldzug gegen Straßburg zerstört worden war, ließ der Bischof Wernher von Habsburg im Jahre 1015 an dem Platz der heutigen Kathedrale ein größeres Gotteshaus errichten. Aber auch dieses wurde im Laufe der folgenden 150 Jahre durch zahlreiche Blitzeinschläge und Brände so sehr beschädigt, dass man es ab 1176 über seinen Grundmauern von Grund auf neu baute. Im spätromanischen Stil errichtete man zunächst Apsis, Vierung und nördliches Querschiff. Nachdem gegen 1230 auch das südliche Querschiff vollendet war, begann man, nun im gotischen Stil, das Langhaus zu bauen und bereits 1277 nahm man die Westfassade mit der berühmten Münsterrosette in Angriff. Um diese Zeit löste nach einem Zerwürfnis zwischen dem Bischof und der Reichsstadt Straßburg Letztere das Hochstift der katholischen Kirche als Trägerin des Kathedralbaus ab. Die Stiftung „Unser Lieben Frauen Werk“ („Fondation de l’Œuvre Notre-Dame“) verwaltete nun die Münsterbauhütte, die die unterschiedlichsten Handwerker umfasste. Fast drei Jahrhunderte lang war das Münster eine Baustelle, in vollem Glanz erstrahlte es erst mit der Fertigstellung des Turms im Jahre 1439. Damit war die Kathedrale mit 142 m bis zum 19. Jh. das höchste Gebäude Europas. Der Plan, einen zweiten Turm, den sog. Südturm, zu errichten, wurde nicht in die Tat umgesetzt. Von der einstigen Wernher-Basilika ist nur noch die Krypta erhalten. 1529 wurden Stadt und Münster protestantisch und ca. 40 Altäre aus der Kathedrale entfernt. Nachdem der Sonnenkönig Ludwig XIV. Straßburg etwa 150 Jahre später für Frankreich erobert hatte, gab er die Kirche den Katholiken zurück. Schwer gelitten hat sie in der Zeit der Französischen Revolution. Der Pariser Konventskommissar gab das Motto aus: „Abattre toutes les statues!“ Revolutionsfanatiker folgten diesem Aufruf und zerstörten neben vielen anderen Kostbarkeiten etwa 250 Statuen, nur einige wenige konnten von mutigen Straßburgern gerettet werden. Auch den Turm wollte man abreißen. Letztlich setzte man ihm nur eine riesige rote Jakobinermütze aus Blech auf. Das Münster selbst wandelte man in einen „Tempel der Vernunft“ um. Als man im 19. und 20. Jh. die Schäden behob, wurden die meisten der geretteten Statuen ins Musée de l’Œuvre Notre-Dame gebracht und durch Kopien ersetzt. Wenn Sie eine Vorstellung haben möchten, wie die Kathedrale zwischen 1794 und 1802 mit Jakobinermütze auf dem Turm ausgesehen hat, gehen Sie wenige Meter auf dem Platz in Richtung Nordportal. Schräg gegenüber von diesem, am Haus Nr. 24, ist ein Schild angebracht, das sie genau so zeigt. Und die Büste darüber ist die des Straßburger Mannes, der die geniale Idee dazu hatte - und den Turm somit rettete: Jean-Michel Sultzer. Aber nicht nur blinde Zerstörungswut ist dafür verantwortlich, dass am Münster seit seiner Vollendung nahezu ständig restauriert wurde und weiter restauriert wird. Blitzeinschläge, Brände, Artillerie-Treffer während des Deutsch-Französischen Krieges im Jahre 1870, Probleme mit den Fundamenten aufgrund des absinkenden Grundwasserspiegels nach der Rheinbegradigung 1909, Bombeneinschläge im Zweiten Weltkrieg und nicht zuletzt Umweltgifte machten und machen immer wieder Ausbesserungsarbeiten notwendig. Das Äußere des Münsters Die 66 m hohe, dreiteilige Westfassade aus rosafarbenem Vogesensandstein wurde von mehreren Baumeistern, darunter der berühmte Erwin von Steinbach und sein Sohn Johann, zwischen 1277 und 1399 gestaltet. Mit ihren zahlreichen Strebepfeilern, Türmchen, Nischen, Reliefs, Skulpturen und vor allem der berühmten großen Rosette aus 16 Blütenpaaren gilt sie als ein Musterbeispiel der Hochgotik. Unmittelbar über der Rosette stehen die Statuen der zwölf Apostel, die gebannt auf den von Engeln umgebenen, in den Himmel auffahrenden Christus über ihnen schauen. Überragt wird alles vom Turm, der bis in eine Höhe von 142 m in den Himmel hinaufstrebt. Prachtvolle Westfassade Besonders sehenswert sind die Reliefs und Skulpturen, welche die drei hochgotischen Eingangsportale der Westfassade schmücken. Im Bogenfeld des nördlichen Portals (vom Betrachter aus gesehen dem linken) sind Szenen aus der Jugend Jesu dargestellt. Bemerkenswert sind auch die Standbilder der Tugenden, die die fratzenhaften Laster zertreten, nachdem sie sie mit ihren Lanzen niedergestochen haben. Am Mittelportal stehen Maria mit dem Kind im Mittelpfeiler sowie links und rechts von ihnen Statuen verschiedener Propheten des Alten Testaments, im Bogenfeld erkennt man Szenen aus der Leidensgeschichte Christi. Darüber sitzt König Salomon auf seinem Thron. Und am südlichen Portal sieht man im Bogenfeld das Jüngste Gericht sowie rechts die Statuen der klugen und links die der törichten Jungfrauen. Erstere folgen Christus nach, Letztere einem einen Apfel in der Hand haltenden weltlichen Verführer, einem jungen Mann. Schaut man jedoch seinen Rücken an, erkennt man dort Schlangen, Kröten und anderes Getier, die verdeutlichen, dass es sich um den Teufel handelt. Besondere Aufmerksamkeit an der Südfront des Münsters - man passiert zunächst die hochgotische Fassade des Langhauses, vor die im 18. Jh. eine niedrige Galerie gebaut wurde - verdient das älteste Eingangsportal, das wegen der darüber angebrachten Sonnenuhr auch Uhrenportal genannt wird. Dieser zweitürige Eingang in das Querhaus wurde zu Beginn des 13. Jh. noch im spätromanischen Stil mit charakteristischem Doppelbogen gestaltet. Die Skulpturen und Reliefs sind aber bereits frühgotisch. In den Bogenfeldern werden Tod und Krönung der Gottesmutter dargestellt. Berühmt sind auch die allegorischen Frauenfiguren der um die Wahrheit streitenden christlichen und jüdischen Kirchen, der Ecclesia mit Kreuzbanner und Kelch und der offensichtlich unterlegenen blinden Synagoge, zwischen denen der König Salomon gleichsam als Schiedsrichter fungiert. Es handelt sich jeweils um Kopien, die Originale können Sie im Musée de l’Œuvre Notre-Dame bewundern. Die Ostseite des Münsters ist von außen nicht zugänglich. An der Nordfront, die baulich im Wesentlichen der südlichen entspricht, lohnt noch das von einem Baldachin gekrönte spätgotische Laurentiusportal. Sehenswert sind v. a. die Anfang des 16. Jh. gefertigten, fast schon barocken Figuren, z. B. die Heiligen Drei Könige, die der Gottesmutter und dem Kind huldigen, auf der linken Seite. Das Innere des Münsters Nachdem man das Münster durch das linke Portal an der Westfassade betreten hat (Taschen etc. werden kontrolliert), ist man überwältigt von der Ausgewogenheit der Proportionen. Das dreischiffige, siebenjochige gotische Langhaus mit seinen sog. Bündelpfeilern mit Pflanzendekorkapitellen und einem Kreuzrippengewölbe wirkt leicht und elegant. Es ist von unten nach oben in drei Zonen unterteilt, in die Arkaden, das Triforium (ein Wandelgang) und den Obergaden, auch als Fenstergaden bezeichnet. Eine ganz besondere Note verleihen dem Langhaus die herrlichen bunten Scheiben der großen Rosette hoch über dem Eingang sowie die Lanzettfenster im Obergaden. Die meisten der Glasmalereien stammen aus dem 13. und 14. Jh., viele wurden aber im 19. Jh. restauriert. Diejenigen im nördlichen (linken) Seitenschiff - die beiden, vom Eingang aus gesehen, ersten Scheiben sind noch...