E-Book, Deutsch, 268 Seiten
Schutz 101 Wissenschaftlich fundierte LernTipps für Schule, Studium und Beruf
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-7705-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lern Dich glücklich II
E-Book, Deutsch, 268 Seiten
ISBN: 978-3-7504-7705-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
"101 wissenschaftlich fundierte LernTipps" liefern einen üppigen Strauss an grundständigen Erkenntnissen, Lernmethoden und Lerntechniken auf vier Ebenen: 1. 40 Grundlegende LernTipps, die die Basis eines jeden Lernens bilden. 2. 30 LernTipps zum individuellen Lernen: Wie lernt mein Gehirn freudig und gern? 3. 20 LernTipps zum kollektiven Lernen, zum Lernen in der Gruppe oder im Team. 4. 10 LernTipps zum organisationalen Lernen: Wie lernt eine Organisation, eine Schule, eine Universität, ein Unternehmen oder ein Verein? Im Zeitalter von fake news und fake sciences sind in diesem Buch alle 101 LernTipps wissenschaftlich fundiert: Jeder LernTipp wird durch eine kurze Hintergrundgeschichte eingeleitet, dann methodisch erklärt und abschließend wissenschaftlich mit aktuellen Quellenangaben belegt. So werden auch die drei beliebtesten Neuromythen wissenschaftlich überprüft: Wahrheit oder Mythos? LernTipp oder nicht hilfreich? Auf Basis dieser wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse zum Lernen und grundlegend reflektierten eigenen Haltungen zum Lernen können die eigenen Lern- und Arbeitsprozesse auch in einer digital beschleunigten Welt, in Schule und Hochschule, in Familie und Beruf, gehirn- und lernfreundlicher und somit zielführender und erfolgreicher gestaltet werden: Lern Dich glücklich: Geht doch!
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Vorwort
Viele Leser des Buches „Lern Dich glücklich! - Lernen mit Lernfreude ein Leben lang“ (Schutz, 2016a) und Teilnehmer meiner Vorträge und Vorlesungen (siehe www.mathetica.de bzw. www.LernDichGluecklich.de) haben sich ein zweites Buch gewünscht ‚mit vielen knackigen LernTipps’: Hier ist es. Kurz vorab: Selbstorganisiert lernen zu können und zu wollen, ist heute wichtiger denn je. Damit kann auch das Lernen in der Schule, in der Universität oder im Beruf gemeint sein. Aber unabhängig von äußeren Bildungs- und Arbeitswunderwelten sollte es Dein bzw. Ihr lernen beschreiben: Freiwillig, selbstorganisiert und voller Freude. Geht nicht? Geht doch! Warum ist dies wichtig? Drei kuriose, ja mitunter recht paradoxe gesellschaftliche Phänome im Zeitalter der Megatrends Individualisierung und Digitalisierung halte ich für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, des Landes der Dichter und Denker, Forscher und Erfinder, für sehr bedenklich – bitte nicht gleich wie ein HB-Männchen in die Luft gehen oder in den nächsten Tisch beißen; bitte durchatmen und weiterlesen. Erstens scheinen viele Lehrende in Schule und Hochschule, viele Führungskräfte und Mitarbeiter in Unternehmen, Organisationen und Gesellschaft selber nicht mehr hinreichend lernen zu wollen, zu dürfen oder auch zu können. Hierbei bezieht sich das Lernen sowohl auf das Individuum (individuelles Lernen), auf eine Gruppe oder ein Team (kollektives Lernen) als auch auf eine Organisation (organisationales Lernen). Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer ist hierfür ein Paradebeispiel: Bei der Fußball-WM 2014 sind ‚wir‘ Weltmeister geworden, aber vier Jahre später als amtierender Weltmeister in der Vorrunde gegen Schweden, Mexiko und Südkorea als Gruppenletzter ausgeschieden. Welch eine Schmach! Wie konnte das geschehen? Ein in Trainings- und Bildungswelten ja fast schon penetrant auftretendes Argument für das Nicht-Können, vielmehr das Nicht-Sehen-Können in der heutigen VUCA-Welt (zur Übersicht: Ciesielski & Schutz, 2016, S. 4-8) ist folgendes: „Wir haben ja in der Zeit studiert, da gab es hauptsächlich die Printmedien und da ging das ja erst los, wir sind in die Bücherei gegangen und in die Bibliothek und dann hat man irgendwelche Quellen herangezogen. Aber so jetzt, auch wenn ich so im Internet gucke, mich überfordert das Ganze oft“ (Deker & Fromm, 2019). So formulierte es eine Lehrerin in der Panorama-Sendung „Fake-News erkennen: Panorama macht den Schul-Test“. Keine der befragten Lehrerinnen und Lehrer konnte die Falschmeldung – „Israelischer Verteidigungsminister: „Sollte Pakistan Bodentruppen nach Syrien schicken, werden wir das Land mit einem Atomangriff zerstören“ (AWD News)“ – als solche erkennen. Und nur ein einziger Abiturient hatte eine treffliche Idee. Als Grund wurde immer wieder angeführt, daß die Web-Seite von AWD News ja professionell aussehe und daß es vor 20 oder 30 Jahren im Studium diese Problematik ja noch nicht gab. Ja, es ist richtig, daß es dies damals so noch nicht gab. Aber die ‚Richtigkeit‘ einer Quelle überprüfen zu können – damals wie heute, analog wie digital – ist die absolute Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens. Jede Person mit Staatsexamen oder Diplom, Bachelor oder Master egal in welchem Fach sollte dies eigentlich können. Damals wie heute. Und dies vor allem heute – im Zeitalter von ‚fake-news‘ und ‚fake-science‘ – den Lernenden nahebringen können. Selbst wenn dies im Studium oder danach möglicherweise wieder verloren gegangen ist, gibt es ja heute das liebe Internet, so daß jeder, Lehrender wie Lernender, die Frage jetzt selber recherchieren kann: Was ist eine (wissenschaftliche) Quelle? Und anhand welcher Kriterien erkenne ich diese? Doch oft wird die Dringlichkeit und Notwendigkeit, sich dies in heutigen Zeiten anzueignen, nicht erkannt und dann einfach die obige Aussage wiederholt: „Das hatten wir damals nicht“ oder „Hierzu wurde noch keine Fortbildung angeboten“. Die Möglichkeit, selber, selbstreguliert, selbstorganisiert lernen wollen zu können, wird mitunter eher nicht gesehen. Auch in anderen Berufsgruppen ist dieses Phänomen unabhängig vom Bildungshintergrund und der Karierestufe weit verbreitet. Der aktuelle Kurzbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit titelt: „Beschäftigte, deren Tätigkeiten durch Technologien ersetzbar sind, bilden sich seltener weiter“ (Heß et al., 2019, S. 1). Auch Firmenchefs argumentieren ähnlich. Frau Christina Kestel (Harvard Business manager) befragte hierzu Herrn Prof. Dr. Wolfgang Jenewein (Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und Direktor am Institut für Customer Insight): „[Kestel:] Für viele Führungskräfte ist die agile Arbeitsweise völlig neu. Statt um Command & Control geht es nun ums Experimentieren, Beobachten und Lernen. Inwieweit verlangt das nach einem neuen Führungstypus? Jenewein: Es braucht eine andere Art von Führung und Haltung. Es ist auch nicht jeder dafür geeignet. Wer 30 oder mehr Jahre lang die Hierarchien nach oben geklettert ist, tut sich mit flexiblen Umgangsformen schwer. In vielen Unternehmen herrscht immer noch das Statusdenken vor, und viele Chefs führen weiter über Kontrolle und Macht. Sie werden nicht von heute auf morgen auf agil umschwenken können“ (Kestel, 2019, S. 44). Hier ist also die Ausrede für das Nicht-Lernen-Wollen, daß sich zwar möglicherweise irgendetwas geändert hat, was ein Neu-Lernen eigentlich alternativlos macht, aber „ich habe ja nur noch 10 Jahre bis zum Ruhestand, da werde ich weitermachen wir bisher“. Auch die ehemaligen deutschen Volksparteien denken und handeln so und machen sich dadurch selbst überflüssig – in einigen Bundesländern sind ihre Wahlergebnisse bereits einstellig. Doch wir alle leben heute in einer VUCA-Welt und die englischen Begriffe dieses Akronyms haben es in sich: ‚volatility‘ (dt. ‚Volatilität‘, ‚Unbeständigkeit‘), ‚uncertainty‘ (dt. ‚Unsicherheit‘), ‚complexity‘ (dt. ‚Komplexität‘) und ‚ambiguity‘ (dt. ‚Mehrdeutigkeit‘). Bei der IT-Sicherheit trifft es heute einen jeden: Großunternehmen, KMUs, Vereine, Familien und jeden einzelnen Nutzer digitaler Endgeräte: „USB-Stick, Spam, Passwort: Dieses Verhalten macht Sie zum Risiko […]. Das größte Sicherheitsrisiko für ein Unternehmen sind entsprechend die eigenen Mitarbeiter mit ihrem sorglosen Verhalten am Arbeitsplatz […]. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung von 2038 deutschen Arbeitnehmern durch die Meinungsforscher von Yougov im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) […]. IT-Sicherheitsschulungen gibt es selten: „Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter besser auf die wachsenden Gefahren aus dem Netz vorbereiten“, sagt Peter Graß, Cyberversicherungsexperte des Versicherungsverbands. Cyberangriffe seien selten ausgefeilte Angriffe von Hackern, die sich von außen Netzwerklücken zunutze machten. Die Schwachstelle seien oft die Mitarbeiter“ (Seibel, 2019). Auch hier empfiehlt es sich für einen jeden zu lernen: Für die Chefin/den Chef, die Führungskräfte und die Mitarbeiter; für die Mutter, den Vater und die Kinder. Darüberhinaus, aber nicht so sichtbar, sind viele Erwachsene mit ihren mentalen Mustern und Grundannahmen noch im letzten Jahrtausend, noch in der Industrialisierung verhaftet (vgl. Hofert, 2018, S. 111). Hier musste die einzelne Arbeitskraft Leistung erbringen und damit die Existenz sichern: Produktion und Verwaltung schafften die Wertschöpfung. Es galt, die Leistung (= Aufgaben- und Zielerfüllung) des Einzelnen zu optimieren und viele Einzelne mit gleichem Wissen auszustatten, denn Wissen ist Macht. Also Kopf auf, Wissen rein, fertig ist der Fließbandarbeiter oder die Standardführungskraft. Ergo erschien ein industriell geprägtes Bildungssystem ideal (vgl. Robinson, 2014; Jacob & Schutz, 2011, S. 74ff; Robinson, 2008). Doch heute in unbeständigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Zeiten kann ein Einzelner die Unmengen an Anforderungen, die zu Recht bestehen, nicht mehr alleine erfüllen: Das innovative, agile, sich selbstorganisierende Team schafft heute mit der Heterogenität des Denkens, der variantenreichen Lösungsoptionen, der unterschiedliche Kompetenzen die zukunftssichernde Wertschöpfung. Können, Innovation und Kommunikation ist heute die Macht (vgl. Hofert, 2018, S. 111; Ciesielski & Schutz, 2016, S. 113-137). Also bei der WM 2018 wohl eher nicht. Erinnern wir uns an die ‚Özil-Affäre‘, die vom DFB in alter Überheblichkeit für uns für beendet erklärt worden ist – was aber so nicht gelang, sondern dadurch diese erst richtig befeuerte – und dann das bockige Abschalten des WLANs in der Mannschaftsunterkunft: „Und wenn Du nicht hörst, nehme ich Dir...