Schulz | Bei euch soll es nicht so sein! | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 94, 88 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 190 mm

Reihe: Ignatianische Impulse

Schulz Bei euch soll es nicht so sein!

Missbrauch geistlicher Autorität
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-429-06584-3
Verlag: Echter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Missbrauch geistlicher Autorität

E-Book, Deutsch, Band 94, 88 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 190 mm

Reihe: Ignatianische Impulse

ISBN: 978-3-429-06584-3
Verlag: Echter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Kirche wird vermehrt auf die Gefahr des geistlichen Missbrauchs aufmerksam gemacht. Was ist darunter zu verstehen? Aus welchen psychologischen und spirituellen Dynamiken speist er sich? Wie kann man erste Anzeichen erkennen, um rechtzeitig gegenzusteuern? Was dient der Vorbeugung und dem Selbstschutz?
Die Autorin schöpft aus Quellen der ignatianischen Tradition. Sie bezieht sich auf typische Gefahrenpunkte, die in Exerzitien oder in geistlicher Begleitung entstehen können.

? geistlichem Missbrauch vorbeugen und ihn erkennen

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Missbrauch von Macht und Autorität
Der gute Einsatz von Macht und Autorität zeichnet sich durch ihren respektvollen, der Sache oder Person angemessenen Gebrauch aus. Weil Macht dazu da ist, die Wirklichkeit zu gestalten und zu verändern, soll ihre Ausübung den von ihr betroffenen Menschen und Dingen dienen. Autorität wird Menschen gerade deshalb anvertraut, weil die Personen, die diese Anerkennung schenken, sich davon etwas erhoffen, das ihnen zu Gute kommt. Von daher sind (geistliche) Macht und Autorität in sich etwas Gutes. Schädlich ist nur ihre missbräuchliche Gestaltung. Missbrauch von Macht
Asymmetrische Beziehungen sind oft ein förderlicher Bestandteil in sozialen Gefügen. Sie ermöglichen auf der einen Seite, Unterstützung zu finden und Neues zu lernen, auf der anderen Seite schenken sie die Befriedigung, Fürsorge zu übernehmen und anderen etwas vom erworbenen Wissen und den eigenen Kompetenzen weiterzugeben. Doch der sich daraus ergebende Machtunterschied kann für missbräuchliche Fehlentwicklungen anfällig machen. Es gibt unterschiedliche Formen des Machtmissbrauchs, von denen ich hier einige exemplarisch darstelle. Demjenigen, dem in Gruppen oder Ähnlichem die meiste Macht zur Verfügung steht, der kann meistens seine Ideen durchsetzen. Er läuft Gefahr, sich daran zu gewöhnen und sich immer rücksichtsloser über geäußerten Widerspruch hinwegzusetzen. Dann kann die Ausübung von Macht zur Gewalt werden. Dabei handelt es sich um zwei verschiedene Dinge, die nicht verwechselt werden sollten. Wer um seine Macht weiß, kann mit ihr sehr viel Gutes bewirken. Wer seine Macht benutzt, um den eigenen Einfluss auf Kosten anderer auszubauen, wird dafür Opfer in Kauf nehmen. Diese Personen stellen die eigenen Interessen vor das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen. Sie handeln im besten Fall nur egoistisch, im schlimmsten aus reiner Bosheit. Wer befürchtet, Macht zu verlieren, und dies um jeden Preis verhindern will, wird auch vor physischer Gewalt nicht zurückschrecken. Wir sehen das an zahlreichen politischen Konfliktherden in der Welt. Die Mittel der Gewalt sind dabei nicht nur physischer Natur. Meinungen und Ideen können so wortgewaltig geäußert werden, dass Diskriminierung, Verurteilungen, Propaganda, Einschüchterungen und Ähnliches an der Tagesordnung sind. In Leitungsfunktionen ist es anstrengend, immer auf alle Beteiligten zu hören, um einen konstruktiven Kompromiss der vielfältigen Bedürfnisse und Vorstellungen zu erarbeiten. Da scheint es verlockend, die eigene, vielleicht sogar gut überlegte Meinung einfach durchzusetzen. Macht hat etwas Verlockendes. Sie kann geradezu süchtig machen im Streben nach immer mehr Einfluss und größeren Gestaltungsspielräumen. Menschen streben dann nach Macht um der Macht willen, so dass diese zum Selbstzweck wird. Von daher muss ihre Ausübung kontrolliert werden und auch die Machtinhaber sollten ihr eigenes Handeln immer wieder selbst reflektieren. Macht wird verliehen, um Gerechtigkeit unter den Menschen zu fördern, deshalb wird sie meist an Zielvorgaben und Verhaltensregeln geknüpft. Wenn die Verantwortlichen sich und anderen ständig Ausnahmen erlauben, entsteht ein Klima der Willkür. Die abhängigen Personen wissen nicht mehr, worauf sie sich verlassen können, was ihnen zusteht, was erlaubt ist und was nicht. Das mag in bester Absicht geschehen, hebelt die soziale Gerechtigkeit aber aus den Angeln. Das bedeutet, auch Ausnahmen müssen an klare Regeln gebunden sein und transparent und nachvollziehbar gestaltet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass jede und jeder zu ihrem und seinem Recht kommt. Aus Angst, die anvertraute Macht zu missbrauchen, zögern manche Personen diese auszuüben. So traut sich zum Beispiel eine Gebetsgruppenleiterin nicht, das Gespräch zu moderieren und Vielrednern auch mal Grenzen zu setzen, oder ein Hausoberer eines Konvents spricht ständig davon, dass alle verantwortlich seien und alle Entscheidungen gemeinsam getroffen werden müssen. Das macht das Alltagsleben kompliziert und ist nur selten umsetzbar. Ein Leitungsamt dient ja gerade dazu, soziale Systeme funktionstüchtig zu halten und manche Entscheidungsprozesse zu vereinfachen. Wenn diese Leitungsaufgabe nicht transparent und nachvollziehbar ausgeübt wird, entsteht ein Machtvakuum. Dann wird entweder jemandem inoffiziell Autorität verliehen, um die Lücke zu füllen, oder jemand verschafft sich selbst Autorität. Diese Personen ziehen im Hintergrund die Fäden und beeinflussen sowohl die Verantwortlichen als auch die Mitglieder nach eigenem Gutdünken. Derartige Manipulationen entziehen sich jeglicher Kontrolle, da sich Kritik oder Widerstand nur gegen eine offiziell anerkannte Leitung richten kann. Auch jene, die aufsichtspflichtig sind und Machtausübung kontrollieren sollen, verleugnen ihre Macht, wenn sie bei Missbrauch nicht einschreiten, um Schaden zu verhindern oder ihn zumindest zu verringern. Auf diese Weise kann selbst Unterlassung eine Form des Machtmissbrauchs sein. Missbrauch von Autorität
Da Autorität von der subjektiven Anerkennung durch andere abhängt, entzieht sie sich rechtlicher oder institutioneller Kontrolle. Dies gilt umso mehr, wenn Begegnungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, wie zum Beispiel in beratenden, medizinischen und therapeutischen Settings. Hier kommt meist noch ein intensives Vertrauensverhältnis hinzu, bei dem Einblick in seelische Vorgänge gewährt wird. Abhängigkeit und Verletzlichkeit sind da besonders groß, so dass Grenzüberschreitungen und Manipulationen die Seele in der Tiefe schädigen. Missbrauch entsteht häufig dadurch, dass Autoritätspersonen versuchen, ihren Einfluss auf andere Menschen von sich aus zu erhöhen. Mit der Verwendung äußerer Zeichen wollen sie die ihnen gewährte Anerkennung zusätzlich steigern. Darunter fallen allgemeine Statussymbole wie bestimmte Berufskleidungen, Automarken, Sonderbehandlungen und Tischordnungen. Je transparenter diese Zeichen sind, umso weniger Missbrauchspotential enthalten sie. Je intransparenter, umso höher die Gefährdung. Regelbrüche, die als Ausnahmen bezeichnet werden, beginnen im Kleinen und können schließlich zu unmoralischem Verhalten wie Korruption oder sexuellen Übergriffen führen. Gerade auch jene Personen, die Autorität verleihen, sind mitverantwortlich, wie viele »Sonderkonditionen« sie ermöglichen oder zumindest tolerieren, bevor sie Einhalt gebieten und das Vertrauen wieder entziehen. In dieser Darstellung habe ich Macht- und Autoritätsmissbrauch voneinander getrennt. Im wahren Leben treten sie meist gemeinsam auf. Die Möglichkeiten, sich zu wehren, sind aber je nach Schwerpunkt unterschiedlich, weil sie davon abhängen, wie viele offizielle Kontrollmöglichkeiten es gibt. Eine gewählte Leitung kann wieder abgesetzt werden und Autoritätspersonen kann die persönliche Anerkennung entzogen und durch Aufklärung das öffentliche Ansehen zumindest in Frage gestellt werden. Geistlicher Missbrauch
Bevor wir uns im Detail dem Missbrauch geistlicher Macht und Autorität zuwenden, möchte ich auf den allgemein verbreiteten Begriff »geistlicher Missbrauch« eingehen. Im deutschen Sprachraum ist gleichermaßen die Rede von geistlichem oder spirituellem Missbrauch. In anderen Sprachen gibt es diese Unterscheidung nicht und es ist mir bislang nicht gelungen, einen wissenschaftlich belegten Unterschied der beiden Begriffe zu finden. Daher benutze ich sie synonym. Beide beinhalten ein Missverständnis, da das Adjektiv zwei Funktionen haben kann: Geistlich kann sich erstens darauf beziehen, dass Missbrauch auf geistliche Weise ausgeübt wird, oder zweitens, dass der Missbrauch selber geistlicher bzw. spiritueller Natur ist. Die zweite Aussage ist falsch. Von daher schlagen andere Autoren die Bezeichnung geistlicher oder spiritueller Machtmissbrauch vor. Damit soll verdeutlicht werden, was missbraucht wird, nämlich Macht. Das befreit uns aber nicht aus dem eben genannten Dilemma, dass Missbrauch niemals geistlich sein kann. Man findet auch die Bezeichnung religiöser Missbrauch im christlichen Kontext. Hier wird die Perspektive auch auf andere Religionen erweitert, in denen ebenfalls religiöse Vollzüge und Lehren als Machtmittel missbraucht werden. In vatikanischen Texten ist vermehrt vom Missbrauch des Gewissens die Rede. Damit dieser Begriff helfen kann, missbräuchliche Fehlentwicklungen zu erkennen, müssten Wesen, Aufgabe und Grenzen des Gewissens gut definiert werden, was ein eher schwieriges Unterfangen ist. Aus allen diesen Gründen haben wir uns im Titel dieses Buches für die Bezeichnung »Missbrauch geistlicher Autorität« entschieden. Auch Missbrauch geistlicher Macht kommt regelmäßig vor, er ist aber mit objektiven Kriterien leichter zu erkennen und zu ahnden, zumindest dann, wenn die zuständigen Personen ihren Aufsichts- und Kontrollpflichten nachkommen. Geistliche Autorität hingegen ist subjektiver und daher anfälliger für Manipulationen und verschleierte Beeinflussungen. Ganz allgemein...


Die studierte Theologin und Philosophin Hannah A. Schulz arbeitet freiberuflich als Supervisorin, Coach, Therapeutin und Exerzitienbegleiterin in eigener Praxis in Bensberg in der Nähe von Köln.



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