E-Book, Deutsch, Band 5, 410 Seiten
Reihe: Kampf um Mederia
Schulter A Kingdom Stolen (Kampf um Mederia 5)
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-646-60798-7
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Royale Romantasy über eine schicksalhafte Verbindung zum Prinzen der Dämonen
E-Book, Deutsch, Band 5, 410 Seiten
Reihe: Kampf um Mederia
ISBN: 978-3-646-60798-7
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sabine Schulter wurde 1987 in Erfurt geboren, lebt nun aber mit ihrem Mann in Bamberg. Trotz ihres abgeschlossenen Oecotrophologie-Studiums fokussierte sie sich auf das Schreiben von Fantasy-Büchern. Sie liebt das Spiel mit den Emotionen und möchte ihre Leser tief in ihre Bücher ziehen, die oft von dem Zusammenspiel der Protagonisten untereinander geprägt sind. Viel Spannung gehört in ihre Geschichten genauso wie ein Happy End und unvorhergesehene Wendungen.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Mit verschränkten Armen und finster verzogener Stirn sah Nathiel dabei zu, wie die Flammen aufloderten, die die toten Körper der Shaas einhüllten und den Blick auf die schönen Tiere verhinderten. Fauchend fraß das Feuer seine Beute viel schneller, als es möglich sein sollte, und erzeugte dabei solch eine Hitze, dass Nathiel sie auf der freien Haut spürte, obwohl er ausreichend Abstand gesucht hatte. Doch dieses Inferno war auch nicht natürlich entstanden.
Der Magier Iljan trat an seine Seite und strich sich durch die blonden Locken. Er wirkte erschöpft, aber Nathiel konnte es ihm nicht verdenken. Erst vor kurzem hatte er helfen müssen die lebende Dunkelheit, die die Stadt Hamesta bedrohte, unschädlich zu machen – und gleich darauf war er in die Geschehnisse um die göttlichen Shaas hineingezogen worden. Zwar war es Nathiel als Halbdämon bis auf sein Traumweben nicht möglich, Magie anzuwenden, allerdings kannte er sich mit dieser Macht genug aus, um zu wissen, wie ermüdend ihr Wirken war. Trotzdem setzte sich Iljan nicht auf das weiche Gras zu ihren Füßen, sondern blieb neben ihm stehen, um das Feuer zu beobachten.
Der Mann hatte ganze Arbeit geleistet und Nathiel war zufrieden, dass sie Arina ein wenig Arbeit und damit auch unnötigen Schmerz abnehmen konnten. Denn sie hatten zweiundzwanzig der dreiundzwanzig Shaas verloren und allein der Anblick der leblosen Tiere hatte sie tief erschüttert. Also hatte Nathiel die Körper zusammengetragen und Iljan sie in Brand gesteckt. Letzteres musste sein, da sie von der lebenden Dunkelheit getötet worden waren und durchaus von ihr infiziert worden sein konnten. Und dass die Shaas pervertiert und verändert wiederbelebt wurden, brauchte niemand von ihnen.
Nathiel dachte an Arina, die nicht nur die Wächterin der Tiere war, sondern auch sein . Sie hatte bitter das Gesicht verzogen, als Nathiel und Iljan ihr angeboten hatten, sich um die Leichen zu kümmern. Wahrscheinlich hatte sie sich von den Shaas verabschieden wollen. Aber das Jungtier und seine Mutter, die Nathiel gerade noch hatte retten können, brauchten ihre Aufmerksamkeit, weswegen sie einzig genickt hatte.
»Es war gut, dass wir das Feuer hier entzündet haben«, bemerkte Iljan und warf ihm einen kurzen Blick aus seinen grünen Augen zu.
Nathiel hob die Brauen und betrachtete ihre Umgebung. »Ich bin nicht sicher, ob Arina das ebenfalls so sieht. Wir haben dadurch einen weiteren Flecken dieses beeindruckenden Ortes besudelt.«
Tatsächlich befanden sie sich in einer gigantischen Höhle, in der irritierenderweise weiches grünes Gras und Bäume wuchsen. Wind fuhr Nathiel über die goldenen Schwingen und leises Vogelgezwitscher drang an sein Ohr. Sogar ein Fluss zog quer durch die weidenähnliche Landschaft und ein Licht herrschte, das an Sonnenschein erinnerte. Issis’ Anwesenheit machte allerdings deutlich, dass es etwas anderes sein musste. Das Irrlicht saß zu Nathiels Füßen und betrachtete das Feuer in der Gestalt einer weißen Katze, ohne dabei in dem Licht zu vergehen. Also musste es magisch erstellt worden sein. Und das von den Shaas … Wesen, die zwischen ihren Hörnern Göttlichkeit woben und für ihre Priester nutzbar machten. Sie waren essenziell für das Mederia, wie sie es kannten. Und nun waren beinahe alle von ihnen tot …
»So würde ich das nicht sagen«, erwiderte Iljan auf seine Worte und riss ihn dadurch aus seiner Betrachtung. »Mir wäre es falsch vorgekommen, die Shaas auf der schwarzen Erde, die die lebende Dunkelheit zurückgelassen hat, zu bestatten. Hier ehrt es sie weit mehr.«
Dagegen konnte Nathiel nichts sagen und betrachtete die Baumkronen, unter deren letzten Ausläufern sie standen. Das kleine Wäldchen war der am weitesten entfernte Ort von dem Kampfschauplatz gewesen, den sie in der Höhle hatten ausfindig machen können.
Iljan drückte sich mit einem Stöhnen die Handballen gegen die Augen. »Die von der Dunkelheit berührte Erde muss noch gereinigt werden.«
Nathiel schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, obwohl sie sich noch nicht lang kannten. »Gönn dir vorher eine Pause. So schnell breitet sich die Verderbtheit nicht aus, dass wir nicht kurz durchatmen könnten.«
»Seid Ihr Euch sicher?«, fragte Iljan und Nathiel fiel zu genau auf, dass er nicht auf sein stummes Angebot, ihn zu duzen, eingegangen war. »Ich habe keine Ahnung, ob der Hauch von Verderbnis nicht Schaden an dem Jungtier hinterlassen könnte.«
Das konnte auch Nathiel nicht sagen, aber … »Arina weiß sicherlich mehr darüber.« Obwohl es seine Worte implizierten, machte er sich nicht auf den Weg zu den Gängen, in denen er das Jungtier und seine Mutter mit Arina und dem Cashir Mellik zurückgelassen hatte.
Unruhig trat Iljan von einem Bein auf das andere. »Sollten wir dann nicht gehen und sie fragen?«
Tief atmete Nathiel durch, während er unschlüssig den Blick von dem Feuer nahm und sich in der Höhle umschaute. »Eigentlich schon, aber mich macht die Tatsache unruhig, dass wir noch immer nicht wissen, woher die lebende Dunkelheit kam, genauso der Schatten. Sie werden wohl kaum einfach so hier entstanden sein.«
»Und da auch niemand hier herein kann, um sie zu beschwören, müssen sie einen anderen Weg gefunden haben«, schlussfolgerte Iljan.
Langsam nickte Nathiel. »Ich würde gern auf die Suche gehen. Vielleicht finden wir die Stelle ja oder zumindest die Großpriesterin. Arina meinte, dass sie hier irgendwo sein könnte.« Er wandte sich dem Magier zu. »Wenn du möchtest, geh ruhig zurück und sprich mit Arina über den verderbten Boden.«
Zu seiner Überraschung schüttelte Iljan den Kopf. »Ich begleite Euch. Ihr habt recht, dass wir vermeiden müssen, dass noch einmal etwas hier herein gelangt. Und ohne Schutz will ich Euch nicht gehen lassen.«
Nathiel hob die Augenbrauen und meinte kühl: »Ich bin durchaus in der Lage, auf mich aufzupassen.«
»Davon gehe ich aus, doch schließt das auch Magie und finstere Göttlichkeit mit ein?«
»Also wie du dich gegen Göttlichkeit behauptest, will ich sehen.«
Unnachgiebig blickten sie sich an, fochten ein Duell aus und … lachten beide gleichzeitig los. Es war schwierig zu beschreiben, aber Nathiel mochte den jungen Magier.
Feist grinste er ihn an. »Na gut, darf ich mich dann darauf verlassen, dass du mir den Rücken freihältst?«
»Selbstverständlich. Wo wollt Ihr anfangen?«
»Erst einmal an dem Punkt, dass du mich bitte duzt. Wir sitzen in einer außergewöhnlichen Situation und sollten diese distanzierende Höflichkeit sein lassen, meinst du nicht auch?«
Iljan gefiel das offensichtlich nicht, dennoch nickte er langsam. »Wie du möchtest, aber ich gebe zu, dass ich bisher nie jemanden aus einem Königshaus so freundschaftlich angesprochen habe.«
Nathiel schnaubte amüsiert. »Anscheinend bringt dir deine Reise mehr Neuheiten, als du gedacht hast, hm?«
Iljan wiegte mit einem schwachen Grinsen den Kopf hin und her. »So könnte man es ausdrücken. Also, wohin?«
Nachdenklich strich sich Nathiel über das Kinn, während das Feuer langsam an Kraft verlor und die Flammen deshalb weit weniger hoch aufloderten. Sobald es verlosch, würde nichts mehr von den toten Shaas zu sehen sein. »Ich würde bei der Höhle, wo sich Arina und Mellik aufhalten, beginnen und dann die Wände entlang gehen. So können wir ausschließen, dass wir etwas übersehen. Zumindest denke ich, dass die Dunkelheit irgendwo dort eingedrungen ist. Wenn wir nichts finden, können wir noch immer die Grasfläche und den Wald durchsuchen. Issis, darf ich dich bitten, die Decke zu kontrollieren? Wenn das zu viel für dich ist, helfe ich dir später, sobald wir mit den Wänden durch sind.«
Das Irrlicht sah zu ihm auf und sein kleines Mäulchen verzog sich, als ob es maunzen würde, aber natürlich vernahmen sie keinen Ton. Nur sein Träger würde es hören können. Da es sich allerdings in einen kleinen Vogel verwandelte und in die Lüfte schwang, vermutete Nathiel, dass es zugestimmt hatte.
Iljan schüttelte den Kopf. »Ein Dämonenprinz, ein ungebundenes Irrlicht, ein Drachenweibchen, eine Wächterin der Shaas und ein Cashir … Nie hätte ich erwartet, einmal solch eine Truppe kennenzulernen.«
Nathiel lachte. »Dabei müsstest du als Magier doch viel gewohnt sein.«
»Oh, du solltest nicht so schnell urteilen. In Tetra läuft alles in so routinierten Wegen, dass es langweilig werden kann. Ja, die Magie scheint vieles spannend zu machen, doch wenn man sie schon sein Leben lang kennt, bringt auch sie nicht...