E-Book, Deutsch, Band 45, 256 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
Schuder Dorian Hunter 45 - Teufelsdiener
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-045-2
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 45, 256 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
ISBN: 978-3-95572-045-2
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Eine Familientragödie in Schottland weckt das Interesse des Dämonenkillers Dorian Hunter: Ein Familienvater wird verdächtigt, Frau und Kinder ermordet zu haben. Für die Polizei ist der Fall klar, aber Dorian stößt auf Hinweise, daß die Vorfälle in Zusammenhang mit Aktivitäten der Schwarzen Familie stehen. Ist der Vater wirklich der Mörder - oder ist er selbst Opfer eines perfiden Plans dämonischer Mächte? Der 45. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 196: 'Dämonische Intrigen' 197: 'Das Grauen in den Bergen' 198: 'Teufelsdiener'
Autoren/Hrsg.
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Dämonische Intrigen
Trotz der ungewöhnlichen Kälte trug er nur leichte Kleidung, und während er vornübergebeugt gegen den eisigen Wind ankämpfte, versanken seine Schuhe bei jedem Schritt im tiefen, weichen Schnee. Ihm bedeuteten die Anstrengung und der eisige Sturm nichts. Die fremdartige Kraft hatte den Mann völlig durchdrungen und von den Schwächen des menschlichen Körpers befreit.
Als der Wind etwas nachließ und der Schneefall gleichzeitig schwächer wurde, blieb er stehen und sah nach vorn. Er folgte einer einsamen Landstraße, deren Umrisse längst nicht mehr auszumachen waren. Seit den Mittagsstunden des Vortages hatte es ohne Unterbrechung geschneit und der Asphalt war unter Verwehungen verborgen, die einen halben Meter und höher waren. Doch die Strecke war von Bäumen gesäumt, sodass der Mann keine Schwierigkeiten hatte, sich zu orientieren. Von einer düsteren Vorfreude erfüllt stapfte er weiter auf sein Ziel zu. Mehr als zehn Kilometer lagen bereits hinter ihm, kein Mensch war ihm begegnet. Es zwang ihn niemand dazu, diesen Weg auf sich zu nehmen, er hätte sich ein Opfer aus der Umgebung Coldinghams holen können, wie so oft in den letzten Wochen. Aber heute war ein besonderer Tag, heute würde er eine persönliche Rechnung begleichen. Der wolkenverhangene Winterhimmel verdunkelte sich; keine Stunde mehr und es würde finster sein. Der Mann lächelte zufrieden.
1. Kapitel
»Bedrohlich, nicht wahr?«
»Was denn?«
»Sieh doch hinaus!«
»Ich sehe nur Schnee.«
Carol wandte ihren Blick von dem Küchenfenster ab und schnäuzte sich. Max fand, dass sie trotz der Erkältung erstaunlich hübsch aussah. Sie bekam regelmäßig zum Herbstanfang einen fürchterlichen Schnupfen, der dann bis zum Winterende anhielt. Seit sie vor fünf Jahren Jenny zur Welt gebracht hatte, nahm sie allerlei vorbeugende Mittel und verpasste keine der jährlichen Grippe-Impfungen, doch geholfen hatte ihr bisher nichts. Dr. Jenkins fand keine Erklärung dafür, meinte aber, es gäbe keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
»Was ist, wenn das ewig so weitergeht, Max? Wenn es wochenlang schneit und der Strom ausfällt?« Sie nahm das Papiertuch von der geröteten Nase und ließ es im Abfalleimer verschwinden.
»Dann werden wir erfrieren und für immer unsere Ruhe haben.« Er trank vorsichtig einen Schluck seines heißen Tees. Der Earl Grey schmeckte ausgezeichnet.
»Weißt du, was ich am liebsten tun möchte, wenn du so zynisch bist?«
»Keine Ahnung – mich ein zweites Mal heiraten?« Er stellte die Tasse auf den Tisch. Sie lächelte nur schwach und es tat ihm sofort wieder leid, dass er ihre Sorgen so einfach abgetan hatte. Er lebte seit seiner Kindheit auf dem Lande, vielleicht war das der Grund dafür, dass ihn das raue Wetter nicht beunruhigte. Dennoch, wirklich sorglos war auch er nicht: Das da draußen war kein weihnachtliches Geriesel, es war ein Schneesturm, der seinen Höhepunkt noch längst nicht erreicht hatte.
Jetzt runzelte Carol die Stirn. »Was hat mich nur dazu bewogen, mich mit einem Farmer einzulassen, der nichts anderes als seine dummen Schafe im Kopf hat, der nichts weiter besitzt als ein einsames Haus an der Küste?«
Manchmal konnte er nicht sagen, wann es seiner Frau ernst war und wann sie ihn auf den Arm nahm, und dies war einer dieser Momente.
Ein Grund dafür war der, dass sie recht hatte. Im Umkreis von mehreren Kilometern gab es nur das Meer, begrünte Hügel sowie die schwach frequentierte Landstraße nach Invercavour. Und außer seiner Farm und den Tieren besaß Max tatsächlich nichts.
»Liebe war es auf keinen Fall, die dich in meine Arme getrieben hat«, antwortete er. Und es gelang ihm dabei, so ernst zu bleiben wie sie.
Sie grinste und gab ihm einen Knuff.
»Machst du dir nicht doch Sorgen?«, fragte sie dann.
»Weil die Straße zugeschneit ist? Wir könnten es selbst bei diesem Wetter zu Fuß bis nach Invercavour schaffen.«
»Ja, die Kinder wären begeistert – fünf Kilometer durch kniehohen Schnee, während der Wind versucht, uns die Kleider vom Leib zu reißen. Daniel fände es vermutlich aufregend, für einen Zwölfjährigen ist alles ein Abenteuer, aber Jenny würde sich den Tod holen.«
»Glaube mir, Carol, dieses Haus trotzt jedem Sturm, seitdem mein Großvater es gebaut hat!«, sagte er und legte den Arm um sie. »Wäre irgendetwas zu befürchten, hätte ich dich und die Kinder längst fortgebracht.«
Sie wurde sehr ernst und schmiegte sich an ihn. »Im Geiste sehe ich ständig schlimme Dinge. Meterhohen Schnee, der die Fenster und die Türen blockiert und das Dach zum Einstürzen bringt. Kein Strom, keine Heizung, niemand, der uns zur Hilfe kommt. Ich fürchte, ich rede wie ein kleines Kind, das überall Gespenster sieht. Jake meinte oft, dass ich hysterisch bin.« Sie presste die Lippen zusammen. »Krank. Das war ein anderes Wort, das er gern benutzte.«
Max antwortete nicht sofort. Wie immer, wenn sie von ihrem früheren Mann sprach, fühlte er sich hilflos.
»Vielleicht empfindest du das Aufbrausen der Natur deshalb als überwältigend und bedrohlich, weil du in einer Großstadt aufgewachsen bist«, sagte er schließlich.
Carol schwieg und Max beobachtete das grau-weiße Treiben hinter der Fensterscheibe. Unablässig stürmten Flocken auf das Glas zu, begannen in der Sekunde des Aufschlags zu schmelzen, um dann wie klebrige Insekten lautlos nach unten zu rutschen. Eine schneebedeckte Wiese führte nach zweihundert Metern zu Steinen und bizarren Felsformationen, die das Meer vom Land trennten. Die tosende Nordsee bot einen überwältigenden Anblick. Die dunklen Wellen brausten auf, bildeten Schaumkronen und brandeten gegen die Klippen, während am Himmel dunkle Wolken entlang zogen. Pfeifend und brausend strich der Wind um das Haus und für einen Moment drückte eine Bö so heftig gegen das Fenster, dass Max befürchtete, die Scheibe würde bersten.
Er gab Carol einen Kuss auf die Wange und ging dann ins Wohnzimmer hinüber, um nach den Kindern zu sehen. Jenny saß dicht beim Fenster und spielte mit ihren Barbies. In ihrem gepunkteten Kleid und mit ihrem hellblonden, gelockten Haar sah die Fünfjährige beinahe selbst aus wie eine Puppe. Ihre Augen waren streng auf Ken gerichtet, der mit verrenkten Plastikbeinen auf dem Fensterbrett lag.
Daniel saß am Tisch und drehte gelangweilt an den Knöpfen eines defekten Kofferradios. Der Junge wirkte seit Chubys Tod bedrückt. Der alte Hirtenhund war sein ein und alles gewesen. Das Tier hatte zum Schluss allerlei Gebrechen gehabt und seit dem Frühjahr die Schafherde nicht mehr zusammenhalten können. Dennoch war es für die Willards ein Schock gewesen, als sie den armen Kerl vor acht Tagen tot an seinem Platz fanden. Er war im Schlaf gestorben, ganz friedlich, und sie hatten ihn hinter dem Haus begraben.
»Ich habe gestern mit Fred McDowell gesprochen«, sagte Max. »Er meinte, seine Welpen sind Anfang Februar so weit, dass er sie abgeben kann. Vielleicht sogar schon im Januar.«
Daniel blickte auf und lächelte. »Das wäre schon toll, einen kleinen Hund zu haben.«
»Er wird ins Wohnzimmer pinkeln. Das tun alle Welpen«, mischte sich Jenny ein, ohne den Blick von ihren Puppen zu nehmen.
Daniel warf seiner Schwester einen bösen Blick zu. »Ich werde mich um ihn kümmern und einen guten Schäferhund aus ihm machen.«
»Da bin ich mir sicher.« Max streichelte dem Jungen über die Schulter.
Vor sechs Jahren, als Max Carol heiratete, war es nicht unbedingt so gewesen, dass er auf eine Frau mit Kind aus war. Es gab nicht wenige Freunde und Bekannte, die ihm Schwierigkeiten bei der Erziehung eines Stiefsohns vorausgesagt hatten. Doch das hatte sich nie bewahrheitet – er hatte immer eine sehr gute Beziehung zu dem Jungen gehabt.
Max hatte Carol auf dem jährlichen Ball der Schafzüchter kennengelernt. Sie war damals Mitte dreißig gewesen, so wie er, und hatte eigentlich nichts mit den einfachen Farmersleuten zu tun. Sie war eingeladen worden, weil sie sich als Sekretärin für den Verband beworben hatte, das war jedenfalls die offizielle Begründung. In Wahrheit war sie anwesend, weil sie verflucht gut aussah und dem alten McGovern gefallen hatte, der seit Ewigkeiten Vorstandsmitglied war. McGovern besaß eine erstaunlich rote Säufernase, einen Bauch, der weit über den Gürtel hing und die hässlichsten Schweinsäuglein, die Max je gesehen hatte. Trotzdem gelang es dem feisten Kerl dann und wann, eine junge Frau in sein Bett zu locken (was sicher in engem Zusammenhang mit seinem stets prall gefüllten Portemonnaie stand). Um Carol hatte sich McGovern vergeblich bemüht. Auf dem Ball sah sie wirklich umwerfend aus, mit ihren blauen Augen und ihrem schüchternen Lächeln. Es war ihr nicht anzusehen, dass sie noch einen Monat zuvor mit einem Mann verheiratet gewesen war, der ihr die Hölle auf Erden bereitet hatte. Nicht nur Max war sofort von ihr verzaubert, sondern auch sein Freund Harry Foster, und es mutete wie ein Wunder an, dass die Kameradschaft der Männer damals nicht zerbrach.
Der Sturm nahm zu und das Geräusch des Windes, der um das Haus strich, riss Max aus seinen Gedanken.
Carol erschien im Zimmer. »Es funktioniert nicht mehr!«
Ihre Stimme hatte einen Unterton, der Max nicht gefiel.
»Was?«
»Das Telefon! Ich habe versucht, Kerstin anzurufen.«
»Der Sturm, Carol. Vermutlich sind irgendwo die Leitungen gerissen.«
»Ich mache mir trotzdem Sorgen.«
Er befürchtete, dass sie Angstzustände...