Schuba / Huber | 1975 | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Schuba / Huber 1975

Die Welt vor fünfzig Jahren
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-99001-784-5
Verlag: edition a
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Welt vor fünfzig Jahren

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-99001-784-5
Verlag: edition a
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Welt vor fu?nfzig Jahren: Trixi Schuba gewann olympisches Gold im Eiskunstlauf und Udo Huber trampte durch die Welt, bevor er als Radiomoderator Karriere machte. Die beiden wissen genau, wie die Menschen damals tanzten und tranken, lachten und liebten, was fu?r Musik sie hörten und welche Filme sie schauten. Schuba und Huber nehmen ihre Leser mit in eine Zeit, die vergangen sein mag, aber nie vergessen werden wird.

Trixi Schuba, geboren 1951 in Wien, ist ehemalige österreichische Eiskunstläuferin. Neben ihrem Olympiasieg 1972 verzeichnete sie zwei Weltmeister- und Europameistertitel. In den 1970er Jahren reiste sie mit der amerikanischen Eisrevue und später mit »Holiday on Ice« durch Europa. Udo Huber, geboren 1953, ist österreichischer Radiomoderator und Fernsehmacher. Bekannt als »Mister Hitparade«, u?bernahm Huber 1981 die österreichische Hitparade auf Ö3. Von 1982 bis 1993 leitete er monatlich die Fernsehsendung »Die großen 10«. Bis heute ist Udo Huber im Radio zu hören.
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TRIXI Weißt du, ich habe mir vor unserem Plausch über die guten alten Siebzigerjahre einige Gedanken gemacht. Auch mit Bekannten geredet, die sich an ganz verschiedene Dinge erinnert haben. Was bedeutete dieses Jahrzehnt für dich und dein Leben?

UDO Viele kennen mich zwar als »Mister Hitparade« im ORF-Programm der Achtziger, dabei waren die Siebziger für mich als langhaarigen, ein bissl aufmüpfigen jungen Mann das wahrscheinlich abwechslungsreichste Jahrzehnt meines Lebens. Matura, Führerschein, Spitzenschwimmer im Nationalteam, Bundesheer. Mit dem VW Käfer durchquerte ich Marokko, als Edelkomparse brillierte ich an der Wiener Volksoper, ich war Barkeeper, habe Theaterwissenschaften studiert, ohne je abzuschließen. Zuerst war ich als Radio-Reporter für Ö1-Kultur im Einsatz, dann bei Ö3. Und meine spätere Frau Edith habe ich kennen- und lieben gelernt. Auch Trauriges hat es gegeben: Meine Eltern sind leider verstorben.

TRIXI Wow, da war einiges los bei dir! Auch für mich gab es viel zu erleben und zu sehen. Ich wurde im Eiskunstlauf je zweimal Europameisterin und Weltmeisterin und 1972 Olympiasiegerin in Sapporo. Vom Herbst 1972 bis Sommer 1978 war ich mit professionellen Eisrevuen in den USA, Europa und Südamerika unterwegs. Als ich zurückkehrte, durfte ich von meiner Mutter den Furnier- und Holzhandel in Wien übernehmen, mein Vater war leider bereits 1962 verstorben. Im Jahr darauf habe ich das Geschäft verkauft und wurde Versicherungsangestellte, was ich bis zur Pensionierung blieb. Tja, und da sind wir heute. Wie hast du dir denn in den Siebzigern das Leben vorgestellt, was war dir wichtig?

UDO Was ich im Leben erreichen wollte? Erfolg im Beruf war mir wichtig, und wirtschaftlich abgesichert zu sein. In den Siebzigern schwebte mir vor, mit fünfzig Jahren mit dem Arbeiten aufzuhören. Ich wollte mit dem Fünfziger finanziell dazu in der Lage sein, nichts mehr tun zu müssen, mein Leben zu genießen und mit meiner Edith in der Welt herumzureisen. So habe ich mir das zumindest vorgestellt. Jetzt bin ich 71 und arbeite immer noch. Pech gehabt! Du weißt, Trixi, dass ich das nicht ganz ernst meine. Es geht mir gut, das Moderieren taugt mir immer noch, und zwischendurch bin ich ganz gern der »Mister Hitparade«, wenn mich wer engagiert.

TRIXI Also mit fünfzig mit dem Arbeiten aufzuhören hatte ich nicht vor! Ich habe seit meiner Jugend ein Sicherheitsdenken entwickelt, das hat mir auch meine Mama eingebläut, die für mich bereits in jungen Jahren während meiner sechs Jahre bei der Eisrevue Pensionsbeiträge eingezahlt hat. Dafür bin ich ihr im Nachhinein dankbar, und das hat mir auch ermöglicht, bereits mit sechzig als Versicherungsangestellte in Pension gehen zu können.

UDO Nicht schlecht! Ich gebe zu, mit Anfang zwanzig schon wegen des frühen Todes meiner Eltern andere Sorgen als eine Pensionsabsicherung gehabt zu haben. Obendrein dachte ich, eine Pension würde ich überhaupt nicht in Anspruch nehmen müssen, weil ich eh so gestopft sein würde und das gar nicht nötig hätte. Ehrlich, als Junger hab ich nicht eine einzige Minute an das gedacht, was in vierzig Jahren sein könnte. Ich wollte einfach gut leben. Aber jetzt sind wir ja mittlerweile fünfzig Jahre weiter und können darüber sinnieren, ob das Leben damals besser war. Was meinst du?

TRIXI Irgendwie schon! Junge überließen in der Straßenbahn Älteren ihren Sitzplatz, ohne zu murren. Wahlplakate wurden nicht mutwillig beschmiert, und Menschen klebten sich nicht auf die Straße. Ja, Udo, ein bisschen wehmütig könnte ich schon werden!

UDO Also ich finde nicht, dass die Jungen früher höflicher waren. Diese Fantasie ist dreitausend Jahre alt! Bereits bei Aristoteles und Platon sind Schimpfereien auf die Jugend zu lesen. Ich glaub sogar, viele heutige Junge gehen mit Älteren wertschätzender um, als es in den Siebzigerjahren der Fall war. Natürlich kommt es auf das soziale Umfeld an. Aber wenn ich mich daran erinnere, wie ich drauf war, als ich mit der Bim gefahren bin, gibt es keinen Grund, stolz zu sein. Ich dachte mir nämlich oft: »Hallo, was müssen die alten Deppen genau zu Mittag mit der Straßenbahn fahren, wenn ich müde von der Schule nach Hause will?«

TRIXI Da muss ich dir aber widersprechen! Ich habe mir das nie gedacht und bin immer aufgestanden, wenn jemand Älterer einstieg und den Sitzplatz gebraucht hat. Das ist mir bis heute wichtig.

UDO Siehst du, und sicher gab es auch viele andere wohlerzogene Jugendliche. Aber manche Sachen haben sich schon geändert. Ich traue mir zu sagen, dass etwa die Lust an einer Arbeit, bei der du schwitzt und am Ende des Tages todmüde bist, in den Siebzigern ungleich größer war als heute. Ich habe als Jugendlicher in den Ferien in der glühenden Hitze beim Straßenbau geholfen und den ganzen Tag nichts anderes gemacht als zu messen, ob die Straßenhöhe passt. Abends war ich fix und foxi. Als Barkeeper war’s angenehmer, als Statist in der Volksoper auch. Aber ich habe es gerne gemacht, um mir den ersten V V Käfer leisten zu können. Ich habe jedenfalls nicht gedacht: »Scheiße, ich bin kaputt, ich kann nicht mehr!« Es hätte auch keinen Menschen interessiert.

TRIXI Na, da sind viele Junge heute anderer Ansicht. Erst kommt das Chillen und dann die Pflicht, was ich in meinem Umfeld so höre. Meine Friseurin erzählt mir mitunter, welche Schwierigkeiten sie mit angehenden Lehrlingen hat. Angeblich kommen meist Mutter oder Vater mit und wollen ihr diktieren, wie sich der Tagesablauf abzuspielen hat. In den Siebzigern war es doch eher so, dass man als junger Mensch dankbar war, einen vernünftigen Lehrplatz zu bekommen, und sich auch redlich bemüht hat, statt Forderungen zu stellen. Das hatte sicher auch mit der Erziehung zu tun. Ich durfte mir bis zur damaligen Volljährigkeit mit 21 so gut wie gar nichts erlauben, da war meine Mama eisern. Samstagabend zu spät von der Disco heimzukommen, galt als ernster Fauxpas. Ich kannte auch noch diese angeblich »g’sunde Watschn«. Das ist natürlich nicht die beste Erziehungsmethode. Nicht umsonst sind junge Menschen, die mit dieser Art von autoritärer Erziehung nicht in Verbindung kommen, mittlerweile selbstsicherer, als es zu unserer Zeit üblich war.

UDO Ich will mich jetzt gut fünfzig Jahre später nicht beklagen, aber mit der »g’sunden Watschn« habe auch ich Bekanntschaft gemacht. Wobei es zu unterscheiden gilt zwischen einer Ohrfeige und gewaltorientierter Erziehung. Letzteres war es bei mir gottlob nicht. Aber einmal, daran erinnere ich mich dunkel, habe ich mir sogar an meinem Geburtstag eine Ohrfeige eingefangen. Keine Ahnung, was ich damals aufgeführt habe. Mir ist jedenfalls bei meinem Sohn nie »eine ausgekommen«, wie es so schön heißt. Und ich stimme dir zu: Ohne Watschen, mit mehr Verständnis, geht es auch, und der Selbstwert der Jungen bleibt intakt.

TRIXI Was die Erziehung betrifft, haben die letzten fünfzig Jahre sicher Fortschritte gebracht. Ich glaube aber, dass die Wertschätzung untereinander früher eine höhere war.

Wenn ich an meine Eisrevue-Zeiten in den USA zurückdenke, war eine solche Herzlichkeit spürbar! Vom österreichischen Konsulat in San Francisco bin ich zu amerikanischen Familien vermittelt worden, durfte bei denen kostenfrei wohnen, habe einen Hausschlüssel gekriegt und konnte kommen und gehen, wann ich wollte.

Bei Bedarf bekam ich sogar einen Wagen geborgt. Ich war einfach baff. Keine Ahnung, ob das auch heute noch vorstellbar ist.

UDO Vergiss nicht, du bist eine Olympiasiegerin, die »goldene Trixi«! Das hat sicher auch bei deinem herzlichen Empfang eine Rolle gespielt. Wenn es heute weniger Wohlwollen den Mitmenschen gegenüber gibt, hat das wohl viel mit den digitalen Netzwerken zu tun. Früher wurde am Stammtisch im Wirtshaus über Gott und die Welt gelästert, heute kriegt eine Geschichte durch Postings auf Facebook, Instagram oder »X« einen Drive und der Shitstorm ist fertig. Diesbezüglich hat sich die Gesellschaft gewandelt. Prinzipiell glaube ich aber, dass es auch damals herzliche und weniger herzliche Menschen gegeben hat, und genauso wird es sie auch heute geben. Schau, als meine Frau und ich vor mehr als fünfzehn Jahren ins burgenländische Andau gezogen sind, haben die Nachbarn sofort gewunken und gesagt: »Wenn ihr was braucht, sind wir da!« Leiwand, oder? Damals wie heute wäscht eine Hand die andere. Ich mach für die Gemeinde eine Moderation, dafür hilft mir ein Nachbar beim Schneiden meiner Obstbäume. So geht Miteinander!

TRIXI Dieses Miteinander gibt es aber heute nicht mehr wirklich, glaube ich. Kein Wunder, Menschen haben früher in Geschäften eingekauft und der persönlichen Beratung vertraut, anstatt alles auf Amazon zu bestellen. Jeder von uns konnte um zwei Uhr nachts unbehelligt durch den Stadtpark spazieren. Und hatte einer etwa beim Übersiedeln im Stiegenhaus Dreck hinterlassen, hat er von sich aus Besen und Schaufel geholt, um seinen Mist wegzuräumen oder den Boden zu reinigen.

Das klingt jetzt fast so, als ob früher alles besser war, was sicher falsch ist. Ich glaub aber schon, dass früher alles ein wenig unbeschwerter...



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