Schroff / Tresniowski | Bevor du weitergehst | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Schroff / Tresniowski Bevor du weitergehst

Immer wieder beste Freunde
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-20971-1
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Immer wieder beste Freunde

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-641-20971-1
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach ihrem Welterfolg 'Immer montags beste Freunde' ist Laura Schroff vielen Menschen begegnet, die ebenfalls durch spontane Hilfeleistungen große Wirkung erzielt haben. In dreißig Geschichten erzählt die Bestsellerautorin davon, wie wichtig eine gute Tat in schweren Momenten ist, wie Menschen durch die rettende Hand des anderen ins Leben zurückfinden. 'Bevor du weitergehst' knüpft an den Erfolg des ersten Buches an, es widmet sich wieder den universalen Themen wie Freundschaft, Liebe und Hilfsbereitschaft. Diesmal mit spannenden Porträts von unterschiedlichsten Menschen und deren Schicksalen.

Alex Tresniowski ist Autor und schreibt seit vielen Jahren für das Magazin 'People'. Sein Buch 'The Vendetta' wurde unter dem Titel 'Public Enemies' mit Christian Bale und Johnny Depp für das Kino verfilmt.
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EINLEITUNG

Soweit ich mich erinnern kann, bestand mein erster Akt der Nächstenliebe darin, zumindest beim Kirchenbesuch am Sonntag Geld in die Kollekte zu geben.

Ich war zu jung, um genau zu verstehen, wofür das Geld gedacht war, und wusste nur, dass es irgendwie Menschen half, die weniger Glück hatten als wir. Es gefiel mir einfach, ein paar Münzen, die meine Mutter mir gegeben hatte, in das Körbchen fallen zu lassen, wenn es endlich zu mir kam. Ich erinnere mich auch, dass ich meist kurz darauf in eine Art Trance wegdriftete, weil ich vor dem Gottesdienst weder etwas gegessen noch getrunken hatte. Das war damals so üblich.

Als kleines Mädchen hatte ich außerdem großes Interesse an Engeln. Ich fragte mich, ob ich je einen sehen würde, und stellte mir vor, wie er mit seinen Federschwingen über mir flatterte. Dann wurde ich erwachsen und dachte erst wieder über Engel nach, als meine Mutter starb. Noch viele Jahre danach spürte ich ihre Präsenz in meinem Leben. Ich spürte, wie sie über mich wachte, mir half, mich anfeuerte, und konnte mir vorstellen, dass meine Mutter wirklich ein Engel geworden war, der mich beschützte und mich durch Freud und Leid begleitete.

Nächstenliebe und Engel. Das sind die beiden Themen, über die ich in letzter Zeit viel nachdenke. In gewisser Weise sind sie zu Themen meines Lebens geworden – und ganz gewiss zum Thema des Buches, das Sie gerade in Händen halten.

Offen gestanden glaube ich immer noch im ganz traditionellen Sinn an himmlische Wesen mit wunderschönen Federschwingen. In den letzten fünf Jahren habe ich jedoch gemerkt, dass sie anders auftreten, und sie überall unter meinen Mitmenschen entdeckt.

Im Jahre 2011 schrieb ich das Buch Immer montags beste Freunde. Darin ging es um einen Schlüsselmoment meines Lebens im September 1986, als ich im Alter von fünfunddreißig Jahren als erfolgreiche Vertriebsmanagerin in New York lebte und arbeitete. Eines Tages kam ich an der Ecke Broadway und 56. Straße an einem verwahrlosten elfjährigen Jungen vorbei, der mich um Geld anbettelte.

»Verzeihung, Lady«, sagte er zu mir. »Haben Sie ein bisschen Kleingeld? Ich habe Hunger.«

Zuerst ging ich einfach weiter. In den 1980ern wimmelte es auf New Yorks Straßen von Bettlern. Es war einfacher, den Kopf gesenkt zu halten und sie zu ignorieren. Doch während ich mich von dem Jungen entfernte, machte etwas in meinem Kopf klick. Seine Worte, seine schlichte Erklärung.

Ich habe Hunger.

Ich blieb mitten auf dem Broadway stehen, drehte mich um und ging zurück zu dem Jungen, der Maurice Mazyck hieß. Ich bot ihm an, ihm bei einer McDonald’s-Filiale in der Nähe ein Mittagessen zu spendieren, und fragte, ob ich mich zu ihm gesellen dürfte. Da erfuhr ich, dass er seit zwei Tagen nichts gegessen hatte. Big Mac, Fritten und Schokoshake, extra sahnig. Das war unser erstes gemeinsames Essen, aber nicht unser letztes. Wir trafen uns am folgenden Montag zum Abendessen und dann die nächsten vier Jahre jeden Montag und an anderen Tagen. Wir wohnten nur zwei Blocks voneinander entfernt. Ich in einem luxuriösen Wolkenkratzer, Maurice in einem für Drogen und Gewalt berüchtigten Sozialbau. Es war, als lebten wir auf zwei verschiedenen Planeten.

Trotzdem wurden Maurice und ich Freunde. Diese Freundschaft hat dreißig Jahre lang gehalten, bis zum heutigen Tag.

In Immer montags beste Freunde habe ich erzählt, wie diese ungewöhnliche Freundschaft gewachsen ist und uns beide verändert hat. Das Motto jenes Buches ist ein chinesisches Sprichwort: Ein unsichtbares Band verbindet ungeachtet von Zeit, Raum und Umständen diejenigen, deren Begegnung vorherbestimmt ist. Auch wenn dieses Band aufs Äußerste gespannt oder völlig verheddert ist, wird es niemals reißen. Dieses Motto trifft den Kern der Freundschaft zwischen mir und Maurice. In einer betriebsamen Stadt mit elf Millionen Einwohnern gingen buchstäblich Tausende von Menschen an Maurice vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Bis wir uns in genau dem Augenblick begegneten, da wir einander brauchten.

Es begann mit einer kleinen, unbedeutenden Geste: Ich drehte mich um und ging zurück. Das war nicht dramatisch und schon gar nicht heldenhaft. Aber ebendieser kurze, entscheidende Moment veränderte alles. Manche bezeichnen solche Momente als Schicksal, andere als Fügung. Manche sagen, sie seien Gottes Werk.

Ich betrachte sie lieber als ein unsichtbares Band, als etwas, das größer ist als Maurice oder ich, das uns zueinanderführte und uns miteinander verband.

Unsere Begegnung hatte tief greifende Auswirkungen auf unser beider Leben. Doch das eigentliche Geschenk dieses Schlüsselmoments ging nicht von mir an Maurice, obwohl ich ihm dadurch die Chance gab, seinen Traum zu verwirklichen.

Es ging auch nicht von Maurice an mich, obwohl seine Freundschaft sich als ein großer Segen für mein Leben erwies.

Nein, das wahre Geschenk dieses Augenblicks machten wir uns selbst.

Wir schenkten uns Flügel.

In den verschiedenen Kulturen und Religionen übernehmen Engel ganz unterschiedliche Rollen. Manche sind Beschützer. Manche sind Boten. Manche sind geistige Führer. Manche setzen Gottes Willen um.

Wenn man es genau betrachtet, sind wir Menschen ohne Weiteres in der Lage, jede einzelne dieser Rollen zu übernehmen.

Wir können Beschützer sein, Botschafter und geistige Führer. Wir können Gottes Willen umsetzen, indem wir einander in Nächstenliebe begegnen, einander verzeihen, mitfühlend sind, uns helfen und lieben. Wir können sogar selbst die Engel sein, die wir in unserem Leben so verzweifelt ersehnen.

Das ist keine weltfremde Theorie, die ich mir zusammengebastelt habe, keine Wischiwaschi-Esoterik. Ich glaube fest an die Existenz von Engeln auf der Erde. Habe ich sie doch in den Menschen gesehen, denen ich begegnet bin und deren Geschichten ich hörte. Ich habe erfahren, dass sie Ungeheures bewirken können.

Vielleicht kann man ihre Flügel nicht sehen. Aber man spürt es, wenn einer dieser Engel in sein Leben tritt.

Nach der Veröffentlichung von Immer montags beste Freunde schickten mir Hunderte von Menschen ihre Geschichten über unsichtbare Bänder zu. Wie ein roter Faden durchzog all diese Briefe und Erzählungen der Umstand, dass diese Menschen nicht einmal bemerkt hatten, wie bedeutsam bestimmte Momente oder Handlungen in ihrem Leben gewesen waren. Sie hatten keine Bezeichnung für die merkwürdige Verbindung gehabt, die sie mit jemandem schufen, der eigentlich nicht in ihr Leben gehörte.

Dank Maurices und meiner Geschichte waren sie auf einmal in der Lage, auf diese bedeutsamen Momente und Handlungen zurückzublicken und zu erkennen, dass diese Wendepunkte ihrem Lebensweg eine neue Richtung gegeben hatten. Sie bekamen einen Namen für ihre mächtigen Verbindungen. Es waren unsichtbare Bänder.

Doch das Wichtigste war, dass sie endlich wertschätzen konnten, welch unglaubliche Macht sie besaßen. Die Macht, die Welt zu verändern. Durch die Güte, die uns Menschen angeboren ist.

Sie können sich nicht vorstellen, wie es für mich war, von all diesen Menschen zu erfahren. Als ich mein Buch schrieb, hatte ich keine Ahnung, was es bewirken würde. Ich schickte es einfach in die Welt hinaus und harrte der Dinge, die da kommen würden. Dann strömten Briefe und E-Mails aus dem ganzen Land, ja, aus der ganzen Welt zu mir. Menschen dankten mir für meine Geschichte und erzählten mir, wie viel sie ihnen bedeute. Menschen dankten mir, dass ich einer besonderen Bindung in ihrem Leben einen Namen gegeben hätte. Menschen lasen das Buch und verknüpften alte unsichtbare Bänder aufs Neue. Menschen fühlten sich inspiriert und machten sich auf die Suche nach solchen Bindungen.

Da erkannte ich, dass die Geschichte von Maurice und mir nicht nur von uns beiden handelt. Sondern von der tiefen Sehnsucht nach bedeutsamen, wahrhaften Bindungen im Leben.

Der Veröffentlichung von Immer montags beste Freunde folgte eine fünfjährige Reise, die mir half, mein Leben, die Liebe, meine Freundschaften und, ja, auch Engel, mit völlig neuen Augen zu betrachten.

Der Beginn meiner Reise war die Entdeckung der unsichtbaren Bänder, die uns alle verbinden. Mit der Zeit erkannte ich, dass diese Bänder nur ein Teil einer größeren, mächtigeren Wahrheit sind. Entscheidend ist, dass wir diese Bindungen würdigen. Durch den Akt der Nächstenliebe.

Diese Erkenntnis beruht auf drei Säulen:

–   Jeder besitzt solche Bindungen.

–   Wir aktivieren sie durch Nächstenliebe.

–   Dadurch werden wir zu Engeln auf Erden.

Sie werden lesen, dass ich nicht mein ganzes Leben umkrempeln und keine einschneidenden Veränderungen herbeiführen musste, um die wohltuenden Auswirkungen meiner neuen Sicht auf die Welt zu erfahren. Das Einzige, was sich änderte, war meine Wahrnehmung dessen, wie die Welt funktioniert, meine Sichtweise auf das, was wirklich im Leben zählt und was nicht.

Diese Veränderung meiner Sichtweise veränderte alles.

Allerdings vollzog sich diese Veränderung nicht über Nacht, sondern im Verlauf der fünf Jahre nach der Veröffentlichung meines Buches.

Etwa zwei Wochen nachdem es erschienen war, erhielt ich einen Anruf von Vicki Sokolik, der Gründerin und Leiterin einer einzigartigen Organisation in Tampa namens Starting Right, Now.

Vicki hat zahllose Highschoolschüler aus prekären Verhältnissen unter ihre Fittiche genommen und kümmert sich wie...


Schroff, Laura
Laura Schroff, geboren und aufgewachsen auf Long Island, hat als Verkaufsleiterin und Marketingspezialistin für mehrere große Medienunternehmen und bekannte Magazine gearbeitet, darunter People, InStyle und Brides. Sie war zudem Teil des Marketingteams, das USA Today zum Erfolg führte. Laura liebt es, Zeit in ihrem Ferienhaus auf Long Island zu verbringen und ihre Familie in New York und Florida zu besuchen. Heute lebt Laura mit ihrem Pudel Coco in New York City.

Tresniowski, Alex
Alex Tresniowski ist Autor und schreibt seit vielen Jahren für das Magazin "People". Sein Buch »The Vendetta« wurde unter dem Titel »Public Enemies« mit Christian Bale und Johnny Depp für das Kino verfilmt.



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