Schröter | Jesus von Nazaret | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 15, 400 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Reihe: Biblische Gestalten (BG)

Schröter Jesus von Nazaret

Jude aus Galiläa – Retter der Welt

E-Book, Deutsch, Band 15, 400 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Reihe: Biblische Gestalten (BG)

ISBN: 978-3-374-05045-1
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was können wir über Jesus von Nazaret wissen? Das Buch des renommierten Berliner Neutestamentlers Jens Schröter begibt sich auf die Spurensuche nach dem Wanderprediger aus Galiläa, der fest in den jüdischen Traditionen seiner Zeit verwurzelt war und zur zentralen Figur der heute größten Weltreligion geworden ist. Dabei werden neue archäologische Forschungen über die Orte seines Wirkens ebenso berücksichtigt wie aktuelle Erkenntnisse der Jesusforschung.
Schröter zeigt Jesus im Kolorit seiner Zeit und lässt ein plastisches Bild von seinem Wirken in Galiläa und seiner Hinrichtung in Jerusalem entstehen. Das Buch endet jedoch nicht mit Jesu Tod, sondern erläutert auch die Anfänge des Glaubens an Jesus als den Christus und den Retter der Welt sowie frühe Deutungen seiner Person in kanonischen und nicht-kanonischen Schriften.

[Jesus from Nazaret. Jew from Galiläa – Savior of the World]
What can we know about Jesus of Nazaret? This book authored by the renowned Berlin New Testament scholar Jens Schröter searches for the earliest traces of the itinerant preacher from the Galilee who was deeply rooted in Jewish traditions of his time and became the central figure of what is today the world’s largest religion. Thereby, new results from archaeological excavations of places of Jesus’ activity as well as insights from current Jesus research are considered.
Schröter sketches a vivid portrait of Jesus in his time by tracing his activity in the Galilee and his passion and crucifixion in Jerusalem. The book, however, does not end with Jesus’ death, but also deals with the beginnings of faith in Jesus as the Christ, the savior of the world, and early interpretations of his person in canonical and non-canonical writings.
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B. DARSTELLUNG 
1. EIN JUDE AUS GALILÄA – DER HISTORISCHE KONTEXT JESU
Wir nähern uns dem historischen Kontext Jesu in diesem Kapitel in einem Dreischritt. Dabei beginnen wir mit seiner unmittelbaren Umgebung – seinem Heimatort und seiner Familie – und dehnen die Perspektive sodann schrittweise aus: zunächst auf Galiläa, wo sich wichtige Teile der öffentlichen Wirksamkeit Jesu abspielen, schließlich auf das Judentum zur Zeit Jesu als dem kulturellen und religiösen Kontext seines Wirkens. 1.1 Der Nazarener
Jesus stammt aus Nazaret in Galiläa. In Mk 6,1 wird dieser Ort als seine Heimatstadt bezeichnet,72 er selbst wird verschiedentlich »Nazarener« oder »Nazoräer« genannt, auch bei Matthäus und Lukas, die von seiner Geburt in Bethlehem erzählen.73 Auch das Johannesevangelium, das – wie Markus – keine Geburtsgeschichte enthält, setzt seine Herkunft aus Nazaret voraus: In Joh 1,45 f. sagt Philippus zu Natanël, er habe den von Gesetz und Propheten Angekündigten gefunden, Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs – worauf sofort die skeptische Frage folgt, ob denn aus Nazaret etwas Gutes kommen könne. Später wird die Herkunft aus Galiläa von den Juden sogar gegen seine Messianität vorgebracht: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Bethlehem, Jesus dagegen stamme aus Galiläa und sei kein Davidide, folglich könne er nicht der Messias sein.74 Es ist unübersehbar: Die Herkunft Jesu aus einem unbekannten galiläischen Dorf ließ sich mit dem Bekenntnis, er sei der Messias Israels, nur schwer vereinbaren. 1.2 Der Galiläer
Die galiläische Herkunft Jesu wurde in unterschiedlicher Weise zur Deutung seiner Person und seines Auftretens herangezogen. Im 19. Jahrhundert entstand die romantische Vorstellung einer ländlichen Idylle, in der sich Gott in seinem Sohn offenbart habe und die im Gegensatz sowohl zum Alten Testament als auch zur späteren Geschichte des Christentums steht. Am Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Jesus unter Berufung auf seine galiläische Herkunft aus seinem jüdischen Kontext gelöst. Galiläa sei zur Zeit Jesu eine überwiegend nicht-jüdische Region gewesen, Jesus sei deshalb in Galiläa »außerhalb des Bannkreises von Schriftgelehrsamkeit und Pharisäismus … in ziemlicher Freiheit vom Gesetz« aufgewachsen und habe von daher eine offene Haltung zu den Heiden gehabt.96 Diese These wurde einst im Kontext nationalsozialistischer Rassenideologie vertreten. Sie wird aber auch in neuerer Zeit wieder bemüht – nunmehr, um den Worten Jesu das Flair einer weltläufigen popularphilosophischen Lehre zu geben. Die Anfänge des Christentums werden dabei aus dem Judentum herausgelöst und auf eine Gruppe von Jesusnachfolgern zurückgeführt, in der sich sowohl Juden wie Heiden befunden hätten.97 Galiläa als Kontext Jesu spielt schließlich auch dort eine Rolle, wo es um die Einordnung seines Auftretens in die sozialen und politischen Verhältnisse geht. Galiläa erscheint dabei zuweilen als Ort sozialer Unruhen und Hort des Widerstandskampfes gegen die römische Herrschaft. Die Wirksamkeit Jesu wird dabei vor dem Hintergrund einer angeblich angespannten politischen Lage verstanden, innerhalb derer er Partei für die Armen und Unterdrückten ergriffen und sich gegen die sozial und politisch Mächtigen gewandt habe. Exkurs: Synagogen und Wohnhäuser in Galiläa Der griechische Begriff »Synagoge« bezeichnet zunächst (wie auch das hebräische »Knesset«) eine Versammlung. Davon abgeleitet konnten dann auch die Gebäude, in denen diese Versammlungen stattfanden, als »Synagogen« bezeichnet werden – wie es bis heute üblich ist.100 Dieser Befund lässt sich im Neuen Testament deutlich erkennen. In Apg 13,43 (»Als sich die Synagoge aufgelöst hatte …«) und Jak 2,2 (»Wenn in eure Synagoge ein Mann mit einem goldenen Ring und prächtiger Kleidung hineinkommt …«) ist mit »Synagoge« eindeutig eine Versammlung gemeint, im ersten Fall eine jüdische, im zweiten eine christliche. In der Jesusüberlieferung ist zumeist davon die Rede, dass Jesus in »ihren Synagogen« lehrte oder in eine Synagoge, etwa in Kafarnaum oder Nazaret, kommt und dort eine Heilung vollzieht oder aus der Schrift liest. Dabei kann mit »Synagoge« sowohl die Versammlung als auch das Gebäude gemeint sein. Ob Kafarnaum tatsächlich das Zentrum des galiläischen Wirkens Jesu war, ist allerdings nicht sicher. Es könnte sich auch um ein von den synoptischen Evangelien entworfenes Bild handeln, dem die Orientierung an der hervorgehobenen Bedeutung des Petrus korrespondiert. Das JohEv bietet ein etwas anderes Bild, das für die historische Rekonstruktion in diesem Fall durchaus ernstzunehmen ist.115 Ganz Galiläa ist fruchtbar und reich an Viehweiden, es ist mit Bäumen aller Art bepflanzt. Von seinem Überfluss werden auch die zur Landarbeit ermutigt, die sonst nur ganz wenig Freude an der Landarbeit haben. Von daher haben seine Bewohner das Land vollkommen bebaut und es gibt dort überhaupt kein Brachland. Die Städte liegen dicht beieinander und die Bevölkerung der Dörfer ist überall wegen der Fruchtbarkeit des Bodens zahlreich, so dass auch die kleinsten Dörfer wenigstens 15 000 Einwohner zählten. (Bell. 3,35.41–43)135 Besonders die Gegend um den See, also dort, wo sich auch galiläische Wirksamkeit Jesu abgespielt hat, ist fruchtbares Land. Noch einmal Josephus: Entlang dem See Gennesar erstreckt sich eine gleichnamige Landschaft von wunderbarer Natur und Schönheit. Wegen der Fettigkeit des Bodens gestattet sie jede Art von Pflanzenwuchs, und ihre Bewohner haben daher in der Tat alles angebaut; das ausgeglichene Klima passt auch für die verschiedenartigsten Gewächse. Nussbäume, die im Vergleich zu allen anderen Pflanzen eine besonders kühle Witterung brauchen, gedeihen dort prächtig in großer Zahl. Daneben stehen Palmen, die Hitze brauchen, ferner Feigen- und Ölbäume unmittelbar dabei, für die ein gemäßigteres Klima angezeigt ist. Man könnte von einem Wettstreit der Natur sprechen, die sich mächtig anstrengt, alle ihre Gegensätze an einem Ort zusammenzuführen, oder von einem edlen Kampf der Jahreszeiten, von denen sich jede um diese Gegend wetteifernd bemüht. Der Boden bringt nicht nur das verschiedenste Obst hervor, das man sich kaum zusammen denken kann, sondern er sorgt auch lange Zeit hindurch für reife Früchte. Die königlichen unter ihnen, Weintrauben und Feigen, beschert er 10 Monate lang ununterbrochen, die übrigen Früchte reifen nach und nach das ganze Jahr hindurch. Denn abgesehen von der milden Witterung trägt zur Fruchtbarkeit dieser Gegend auch die Bewässerung durch eine sehr kräftige Quelle bei, die von den Einwohnern Kafarnaum genannt wird. (Bell. 3,516–520) Wenn die ersten Jünger Jesu Fischer vom See Gennesaret sind und in den Gleichnissen der Evangelien ein Sämann, wie von selbst wachsende Saat, ein winziges Senfkorn, das zu einer großen Staude wird, Unkraut unter Weizen, Weinbergbesitzer und Menschen, die im Weinberg arbeiten, begegnen, dann spiegelt sich darin die galiläische Lebenswelt. Weder der »ländliche« Jesus noch der Sozialrevolutionär entsprechen jedoch dem Bild, das sich aus den neueren Forschungen zu Galiläa ergibt. Zwar ist zutreffend, dass die Beziehungen zwischen den Städten und den ländlichen Gebieten Galiläas nicht auf einer egalitären Basis verliefen, sondern sich die Lebensbedingungen für die Landbevölkerung durch die Urbanisierungspolitik unter Antipas verschlechterten. Die sich hieraus ergebenden Konflikte spielen für das Auftreten Jesu allerdings nur insofern eine Rolle, als die Politik des Antipas in Konkurrenz zu seiner Verkündigung des Anspruchs Gottes auf ganz Israel stand. Wenn Jesus in einer Zeichenhandlung zwölf Jünger als seine engsten Nachfolger auswählt und ihnen das Sitzen auf den Thronen Israels verheißt (Mk 3,13–19; Q 22,28–30), wenn er den Anspruch Gottes auf Israel proklamiert und bei seiner Wirksamkeit deshalb das ganze Land im Blick hat, dann...


Schröter, Jens
Jens Schröter, Dr. theol., Jahrgang 1961, ist Professor für Exegese und Theologie des Neuen Testaments sowie die neutestamentlichen Apokryphen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die kanonische und außerkanonische Jesusüberlieferung, die Geschichte des frühen Christentums und die Entstehung des Neuen Testaments.


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