E-Book, Deutsch, Band 13, 244 Seiten
Reihe: Erotik
Schreiber Der duftende Garten des Scheik Nefzau
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7575-9900-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 13, 244 Seiten
Reihe: Erotik
ISBN: 978-3-7575-9900-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erik Schreiber arbeitet als Verleger, Herausgeber und Autor. Als Autor ist er verantwortlich von mehr als 20 Romanen und 200 Kurzgeschichten (alle veröffentlicht, einige mit Preisen ausgezeichnet). Zudem ist er der Herausgeber der Reihen Sternenlicht, Historisches Deutschland und Märchen, Sagen und Legenden. Seit 2010 Verleger vom Saphir im Stahl Verlag, Arcanum Fantasy Verlag und Scratch Verlag kamen am 1.1.2017 dazu.
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Die Geschichte von dem Neger Dorerame
Wie die Überlieferung – deren Wahrheit Gott kennt – berichtet, lebte einst ein mächtiger König, der über ein großes Reich, über Heere und Bundesgenossen gebot. Sein Name war Ali ben Direme. Als er einmal nächtens nicht schlafen konnte, rief er seinen Wesir her, seinen Polizeihauptmann und den Befehlshaber seiner Leibwachen. Ohne Zögern begaben sie sich zu ihm, und er befahl ihnen, sich mit ihren Schwertern zu bewaffnen. Sie taten dies sofort und fragten ihn: „Was gibt's?“ Er antwortete: „Ich kann keinen Schlaf finden und wünsche daher heute Nacht einen Gang durch die Stadt zu machen; hierbei muss ich euch in meiner Nähe haben.“ Sie sprachen: „Wir hören und gehorchen.“ So machte sich denn der König auf den Weg, indem er sagte: „Im Namen Gottes! Und möge der Segen des Propheten mit uns sein!“ Sein Gefolge schloss sich ihm an und begleitete ihn durch die ganze Stadt von Straße zu Straße. Als sie so gingen, hörten sie in einer der Straßen Lärm und sahen einen Mann, der, von heftigster Leidenschaft gepackt, sich mit dem Gesicht zur Erde auf das Pflaster niedergeworfen hatte, seine Brust mit einem Stein schlug und aus Leibeskräften schrie: „Ach, es gibt keine Gerechtigkeit mehr hienieden! Ist denn kein Mensch auf Erden, der dem König berichtet, wie es in seinem Reiche hergeht?“ Und unaufhörlich wiederholte er: „Es gibt keine Gerechtigkeit mehr! Sie ist entschwunden, und die ganze Welt trauert darob.“ Der König sagte zu seinen Leuten: „Bringt diesen Mann in aller Ruhe vor mich und traget Sorge, dass ihr ihn nicht erschrecket.“ Sie gingen zu ihm, ergriffen seine Hände und sagten: „Steh auf und fürchte dich nicht – dir wird kein Leid geschehen.“ Hierauf antwortete der Mann: „Ihr sagt mir, mir solle kein Leid geschehen, und ich brauche mich nicht zu fürchten – und doch bietet ihr mir nicht den Gruß des Willkommens. Und doch wisst ihr, dass der Gruß eines Gläubigen (das arabische Wort Salem bedeutet „Gruß“ und „Sicherheit“) ein Versprechen von Sicherheit und Vergebung ist. Wenn also ein Gläubiger von einem anderen Gläubigen nicht den Gruß empfängt, so hat er sicherlich Anlass zur Furcht.“ Hierauf stand er auf und ging mit ihnen zum König, der sein Gesicht mit dem Mantel verhüllt hatte und auf ihn wartete. Seine Begleiter hatten ebenfalls ihre Gesichter verhüllt und lehnten sich auf ihre Schwerter, die sie in den Händen hielten. Als der Mann dicht an den König herangekommen war, sagte er: „Heil dir, o Mann!“ Der König: „Auch dir Heil, o Mann!“ Der Mann: „Warum sagst du: ›;O Mann!‹?“ Der König: „Und warum sagtest du: ›O Mann!‹?“ Der Mann: „Weil ich deinen Namen nicht kannte.“ Der König: „Und ich sagte so zu dir, weil ich den deinigen ebenfalls nicht kannte.“ Hierauf fragte der König: „Was bedeuten die Worte, die ich vorhin hörte: ›Ach, es gibt keine Gerechtigkeit mehr hienieden! Niemand sagt dem König, wie es in seinem Reiche hergeht!‹ Sage mir, was dir widerfahren ist.“
„Das werde ich nur dem Manne sagen, der mich rächen und mich vor Bedrückung und Schande bewahren kann, wenn es dem allmächtigen Gott gefällt!“ Der König antwortete ihm: „Möge Gott mich dazu bestimmt haben, dich zu rächen und dich aus Unterdrückung und Schande zu erretten!“ „Was ich dir zu berichten habe“, sprach da der Mann, „ist wunderbar und überraschend; ich liebte eine Frau, die mich wieder liebte, und wir waren in Liebe vereinigt. Dies dauerte lange Zeit, bis ein altes Weib meine Geliebte verlockte und sie in ein Unglückshaus, in ein Haus der Schande und Ausschweifung brachte. Seit jener Zeit flieht der Schlaf meine Lagerstatt; all mein Glück ist nun dahin, und ich bin in den Abgrund des Elends gestürzt.“ Da fragte der König ihn: „Was für ein Unglückshaus ist das? Und bei wem hält die Frau sich auf?“ Der Mann antwortete: „Bei einem Neger namens Dorerame; er hat in seinem Hause Weiber, die schön sind wie der Mond – Weiber, wie selbst der König sie nicht in seinem Hause hat. Er hat eine Geliebte, die in heißer Liebe zu ihm entbrannt und ihm mit Leib und Seele ergeben ist; diese sendet ihm alles zu, was er an Silber, an Kleidern, an Speisen und Getränken braucht.“ Der Mann schwieg, und der König war sehr überrascht über die Worte, die er gehört hatte; der Wesir aber, dem keine Silbe von dem Gespräch entgangen war, hatte aus den Worten des Mannes sicherlich entnommen, dass der Neger kein anderer sein konnte als sein eigener Neger Dorerame. Der König ersuchte den Mann, ihm das Haus zu zeigen; dieser aber fragte: „Was wirst du tun, wenn ichs dir zeige?“ „Was ich tun werde, wirst du schon sehen.“ „Du wirst überhaupt nichts tun können; denn es ist ein Haus, dem man sich nur mit Furcht und Zagen nähern kann. Wenn du mit Gewalt eindringen willst, begibst du dich in Todesgefahr; denn der Herr des Hauses ist wegen seiner Stärke und seines Mutes zu fürchten.“ „Zeig mir das Haus“, sprach der König, „und habe keine Furcht.“ „So sei es denn, wie Gott will!“ Und der Mann machte sich auf und ging vor ihnen her. Sie folgten ihm bis zu einer breiten Straße, wo er vor einem Hause mit großen Toren stehenblieb, dessen Wände auf allen Seiten hoch und unzugänglich waren. Sie besahen sich die Mauern und suchten nach einer Stelle, wo man hinaufsteigen könnte – aber vergeblich. Zu ihrer Überraschung fanden sie, dass das Haus so fest war wie die Brustplatte eines Panzers. Der König wandte sich an den Mann mit der Frage: „Wie heißt du?“ „Omar ben Isad.“ Da sagte der König: „Omar, bist du zu allem bereit?“ „Ja, mein Bruder“, antwortete dieser, „ich bin bereit, wenn es Gott im Himmel gefällt. Möge Gott diese Nacht dir seinen Beistand leihen!“ Da wandte sich der König zu seinen Begleitern und sagte: „Seid ihr bereit? Ist unter euch einer, der diese Mauern erklettern könnte?“ „Unmöglich!“, riefen sie alle. Da sprach der König: „Ich selber will diese Mauer ersteigen, so es Gott im Himmel gefällt. Aber um dies zu tun, bedarf ich eurer Hilfe, und wenn ihr mir diese gewährt, werde ich die Mauer ersteigen, so es Gott in der Höhe gefällt.“
Sie fragten: „Worum handelt es sich?“ „Sagt mir, wer der stärkste von euch ist.“ Sie antworteten: „Der Polizeihauptmann.“ „Und wer ist der zweitstärkste?“ „Der Befehlshaber der Leibwachen.“ „Und wer kommt nach diesem?“ „Der Großwesir.“ Omar hörte voller Staunen diesem Gespräch zu. Er wusste jetzt, dass der Unbekannte der König war, und seine Freude war groß. Der König fragte weiter: „Und wer ist noch da?“ „Ich, o mein Gebieter!“, antwortete Omar. Da sprach der König zu ihm: „Omar, du hast herausgefunden, wer wir sind; aber verrate unsere Verkleidung nicht, und dich wird kein Tadel treffen.“ „Ich höre und gehorche“, sagte Omar. Darauf sprach der König zum Polizeihauptmann: „Stemme deine Hände gegen die Mauer und mache deinen Rücken krumm!“ Der Polizeihauptmann tat es. Hierauf sprach der König zu dem Befehlshaber seiner Leibwachen: „Steig auf den Rücken des Hauptmannes!“ Er tat es und stand mit seinen Füßen auf den Schultern des anderen. Hierauf befahl der König dem Wesir hinaufzuklettern; dieser stellte sich auf die Schultern des Obersten und stemmte seine Hände gegen die Mauer. Hierauf sprach der König: „Jetzt, Omar, klettere zuoberst hinauf!“ Omar aber rief voll Überraschung über dieses sinnreiche Mittel: „Möge Gott dir seine Hilfe leihen, o Herrscher und dir bei deinem gerechten Vorhaben beistehen!“ Hierauf kletterte er auf die Schultern des Hauptmanns, von da auf den Rücken des Obersten, von diesem auf den Rücken des Wesirs, und nachdem er sich auf dessen Schultern gestellt hatte, stemmte er wie die anderen seine Hände gegen die Mauer. Jetzt war nur noch der König unten. Dieser aber rief: „Im Namen Gottes, dessen Segen und Barmherzigkeit stets dem Propheten zuteil werden möge!“ Und indem er seine Hand auf den Rücken des Hauptmanns legte, sagte er: „Habe einen Augenblick Geduld! Wenn es mir gelingt, wirst du belohnt werden!“ Ebenso machte er es bei den anderen, bis er auf Omars Rücken geklettert war; zu diesem sprach er: „Lieber Omar, habe einen Augenblick Geduld mit mir, und ich werde dich zu meinem Geheimschreiber ernennen. Vor allen Dingen rühre dich nicht!“ Indem er seine Füße auf Omars Schultern stellte, konnte der König mit der Hand den Rand des flachen Daches erreichen; da rief er: „Im Namen Gottes! Möge er seine Segnungen über den Propheten ausströmen, bei dem alle Zeit Gottes Gnade sei!“ Mit diesen Worten gab er sich einen Schwung und stand auf dem Dach. Dann sagte er zu seinen Begleitern: „Steiget jetzt einer nach dem anderen herunter!“ Und einer nach dem Andern kletterten sie herunter und konnten nicht umhin, den sinnreichen Einfall des Königs zu bewundern wie auch die Stärke des Polizeihauptmanns, der vier Männer gleichzeitig getragen hatte. Der König begann nun, sich nach einer Stelle umzusehen, wo er nach dem inneren Hof hinuntersteigen könnte, aber er fand keine solche. Da rollte er seinen Turban auseinander, befestigte an der Stelle, wo er sich befand, das eine Ende desselben mit einem einfachen Knoten und ließ sich in den Hof hinunter, den er durchsuchte, bis er in der Mitte des Hauses das Eingangstor fand, das durch ein riesengroßes Schloss versperrt war. Die Festigkeit dieses Schlosses, die für ihn ein unüberwindliches Hindernis bildete, bereitete ihm eine unangenehme Überraschung. Er sagte zu sich selber: „Ich bin jetzt in einer schwierigen Lage – aber alles kommt von Gott. Er gab mir die Kraft und den guten Gedanken, wodurch ich über die Mauer gelangte. – Er wird auch dafür sorgen, dass ich zu meinen Freunden zurückkehren kann.“ Hierauf begann er...




