Schopf | Wie der Tod in die Welt kam | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 60, 148 Seiten

Reihe: Edition Gegenwind

Schopf Wie der Tod in die Welt kam

Mythen und die große Menschheitsfrage
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7427-7450-7
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mythen und die große Menschheitsfrage

E-Book, Deutsch, Band 60, 148 Seiten

Reihe: Edition Gegenwind

ISBN: 978-3-7427-7450-7
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Warum müssen wir sterben? Was kommt nach dem Tod? Wie verhalten sich Tod und Leben zueinander? Mythen aus den unterschiedlichsten Kulturen geben Antworten auf diese Menschheitsfragen: poetisch, fantasievoll und bildmächtig. Der Tod ist eine Tatsache. Man kann ihm nicht entkommen, auch wenn der Mensch immer wieder diese Sehnsucht hegt. Das sind die eindeutigen und universellen Botschaften, die die Mythen aus aller Welt vermitteln. Und während die Naturwissenschaften uns Fakten und Erklärungen liefern, bieten die verschiedenen Religionen und Kulturen mit ihren poetischen und bildkräftigen Geschichten Trost und Hilfe an. Denn sie haben - auch heute noch - die faszinierende Kraft, uns jenseits des Verstandes im tiefsten Inneren zu berühren. Wenn wir uns darauf einlassen können!

Schriftstellerin * Schauspielerin * Journalistin und leidenschaftliche Reisende ist in vielen Bereichen zuhause. Sie schreibt Romane, Erzählungen und Lyrik sowie regelmäßig Features und Beiträge für das Radio (u.a. Bayrischer Rundfunk, DeutschlandRadio, Hessischer Rundfunk). Eine Zeitlang hat sie auch fürs Fernsehen gearbeitet. Mit Erzähltheater- und Hör.Spiel.Programmen zu ihren Büchern gastiert sie im deutschsprachigen Raum. sylvia-schopf.de
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Der Tod: ein Missgeschick


Der hungrige Hund

Aus Togo in Westafrika

Es war am Anfang der Welt. Menschen und Tieren waren gerade erst vom Schöpfer auf die Erde geschickt worden, und vieles war noch nicht endgültig bestimmt. So hatte der Schöpfer noch nicht entschieden, was mit den Menschen nach ihrem Tod geschehen soll. „Was meint ihr?“, wandte sich der Schöpfer eines Tages an die Menschen. Die aber wussten nicht, was sie sagen sollten.

„Beratschlagt euch und lasst mich eure Meinung wissen“, sagte der Schöpfer und zog sich zurück. Die Menschen versammelten sich und ein großes Palaver begann. Die einen waren der Meinung, dass die Toten nach einer Weile wieder auf die Erde zurückgeschickt werden sollten. Andere fanden, dass der ewige Tod doch ein verführerisches Abenteuer sei. Sie meinten: „Wer einmal tot ist, soll es auch für immer bleiben.“ Es wurde geredet und geredet, aber die Menschen konnten sich nicht einigen.

Am Ende beauftragen diejenigen, die für den ewigen Tod waren, die Ziege. Sie sollte ihre Botschaft an den Schöpfer überbringen. Die anderen, die gegen den ewigen Tod waren, schickten den Hund los, um dem Schöpfer ihre Meinung zu übermitteln. Ganz bewusst hatten sie den Hund ausgewählt, denn er war schneller als die Ziege und er gehorchte dem Menschen viel besser als die eigenwillige Ziege. Und so war es denn auch der Hund, der sich sogleich auf den Weg machte, kaum dass er den Auftrag erhalten hatte. Die Ziege folgte ihm. Um jedoch auf alle Fälle zu verhindern, dass die Ziege mit ihrer tödlichen Botschaft vor dem Hund beim Schöpfer ankäme, lauerten die Gegner des ewigen Todes ihr auf und brachen ihr ein Bein. Humpelnd setzte die Ziege ihren Weg fort und der Abstand zwischen ihr und dem Hund wurde immer größer. Zur Mittagszeit bekam der Hund Hunger. Als er an einem Haus vorbei kam, sah er eine Frau, die gerade eine Mahlzeit zubereitete. Verlockende Düfte stiegen dem Hund in die Nase. „Na, da wird bestimmt auch etwas für mich abfallen“, dachte er und ließ sich in einiger Entfernung nieder.

Auch die Ziege, noch immer weit hinter dem Hund, wurde hungrig und hielt Ausschau nach etwas Fressbarem. Es dauerte nicht lang, da fand sie auf dem Weg einige Gräser und Körner, die die Männer verloren hatten, als sie von der Feldarbeit nach Hause gingen. Damit stillte sie ihren Hunger und humpelte weiter.

Es war später Nachmittag, als der Hund nach langem Warten endlich etwas zu fressen bekam. Danach setzte er seinen Weg fort. Die humpelnde Ziege hatte ihn jedoch schon vor langer Zeit überholt und kam als Erste zum Schöpfer, um ihm die Botschaft der Menschen mitzuteilen.

„Nun denn“, sagte er. „Es soll so sein, wie es die Menschen wünschen. Wenn sie gestorben sind, werden sie für immer tot sein.“ Die Ziege verabschiedete sich und legte sich etwas zum Ausruhen nieder.

Es war bereits Nacht, als der Hund beim Schöpfer ankam und ihm seine Nachricht überbrachte. „Aber es ist bereits entschieden“, sagte der Schöpfer. “Schon vor vielen Stunden war die Ziege hier, und ich habe zugestimmt, dass die Menschen nach ihrem Tod nicht wieder zur Erde zurückkehren.“ Als der Hund das hörte, fing er an zu jaulen und zu jammern. Doch das nützte nichts, denn was einmal bestimmt ist, kann nicht wieder zurückgenommen werden.

* * *

Der unvorsichtige Frosch

Von den Pygmäen in Zentralafrika

Als die Welt noch jung war, starb kein Mensch, denn der Tod war in einem Topf eingesperrt. Eines Tages übergab Tore, der Herr über Leben und Tod, der Kröte den Topf mit dem Tod. Er befahlt ihr, gut darauf aufzupassen und ihn auf keinen Fall zu öffnen. Mit allergrößter Vorsicht nahm die Kröte den Topf und stellte ihn in eine Ecke ihres Hauses. Als sie einmal Verwandte besuchen wollte, beschloss sie, den Topf nicht alleine zurück zu lassen, und nahm ihn mit auf die Reise.

Kaum hatte sie das Dorf verlassen, traf sie einen Frosch, der den gleichen Weg wie sie hatte. Gemeinsam zogen sie weiter. Mit der Zeit wurde der Topf immer schwerer und die Kröte stöhnte unter seinem Gewicht.

„Gerne nehme ich dir deine Last für eine Weile ab“, bot der Frosch an.

„Vielen Dank“, schnaufte die Kröte. „Sehr freundlich. Aber es ist ein ganz besonderer Topf, den ich dir leider nicht überlassen kann.“

„Wie du willst“, antwortete der Frosch, und sie setzten ihren Weg fort. Doch die Kräfte der Kröte erlahmten. Sie wurde immer langsamer und erneut bot der Frosch ihr seine Hilfe an.

„Na gut“, sagte die Kröte nach einigem Zögern. „Aber du musst aufpassen, sehr gut aufpassen! Halte den Topf gut fest. Er darf auf keinen Fall zerbrechen!“

„Na klar doch!“, rief der Frosch, nahm den Topf und hüpfte mit großen Sprüngen voran. „Na klar doch!“, quakte er und achtete nicht darauf, was vor ihm auf dem Weg lag. Im nächsten Augenblick stolperte er über den Stein. Der Topf rutschte ihm aus den Händen, fiel krachend auf die Erde und zerbrach in tausend Teile. Sofort schlüpfte der Tod heraus und ließ sich nicht mehr einfangen. Seitdem ist er in der Welt.

* * *

Ein Auftrag für das Chamäleon

Aus Westafrika

Die Welt war noch jung und Gott, der Schöpfer von allem, überlegte, wie es mit den Menschen weitergehen könnte. Sollen sie ewig leben? Oder wie die Pflanzen und Tiere eines Tages sterben?

Als sich Gott entschieden hatte, rief er das Chamäleon zu sich. Es war zwar langsam, aber es sprach immer die Wahrheit. „Gehe zu den Menschen und verkünde ihnen, dass sie unsterblich sind“, sagte Gott, und das Chamäleon machte sich auf den Weg. Als es an einem blühenden Baum vorüber kam, blieb es stehen. „Ach, wie schön wäre es, hätte ich auch so einen hübschen Schmuck!“, dachte es und machte sich auf die Suche nach einem Kopfputz. Aber nichts wollte ihm so recht gefallen. Als es endlich einen passenden gefunden hatte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Frohgemut setzte das Chamäleon seinen Weg fort, blieb aber immer wieder stehen, um sich die Schönheit der Welt anzuschauen: die Steine und die Büsche, den Himmel und die Wolken, die Pflanzen und die Flüsse .... ganz verzückt war es, und dauernd entdeckte es neue Herrlichkeiten. Darüber vergaß es seinen Auftrag. Erst als sich die Sonne mit großen Schritten dem Horizont näherte, fiel ihm ein, dass es den Menschen eine Botschaft bringen sollte.

Die Nacht brach gerade herein, als das Chamäleon endlich bei den Menschen ankam, denn irgendwann kommt auch der Langsamste einmal an sein Ziel. Verwundert sah das Chamäleon, dass die Menschen in tiefe Trauer versunken waren. „Was ist mit Euch los?“, erkundigte es sich „Warum seid ihr so betrübt?“ Und beim Anblick all der bekümmerten Männer, Frauen und Kinder wurde es selber ganz traurig.

„Wir sind sterblich. Jeder von uns wird eines Tages sterben. So lautet der Beschluss Gottes", sagten die Menschen.

„Oh nein! Ganz im Gegenteil!“, rief das Chamäleon erfreut. „Ich bin hier, um euch die göttliche Botschaft zu überbringen, dass ihr niemals sterben werdet.“

Die Menschen schauten das Chamäleon verständnislos an.

„Aber zur Mittagszeit war die Schlange hier und brachte uns eine andere göttliche Botschaft. Und so ist es auch eingetreten.“ Die Menschen deuteten auf einen der ihren, der leblos auf einer Matte lag.

„Das kann nicht sein“, rief das Chamäleon und machte sich sofort auf, um Gott von der falschen Botschaft der Schlange zu erzählen.

Als Gott hörte, was geschehen war, wurde er sehr ärgerlich über die Lüge der Schlange und verfluchte sie. „Zur Strafe wird die Schlange fortan von den Menschen getötet, wann immer sie ihnen über den Weg kriecht!“ Aber auch über das Chamäleon verhängte Gott eine Strafe. Denn hätte es nicht so herumgetrödelt, wäre alles anders gekommen.

Seit jener Zeit verachten die Menschen das Chamäleon ebenso wie die Schlange und töten sie, wann immer sie einem dieser beiden Tiere begegnen.

* * *

Nambi und Warumbe, die Kinder des Himmelsgottes

Aus Uganda /Ostafrika

Der Himmelsgott hatte zwei Kinder: Nambi, das Leben, und Warumbe, den Tod. Als Kintu, der Mensch, die schöne Nambi sah, verliebt er sich auf der Stelle in sie. Er ging zum Himmelsgott und bat ihn, er möge ihm Nambi zur Frau geben. „Gut, das will ich tun. Aber du muss zuerst einige Proben bestehen“, sagte der Himmelsgott.

Kintu, der Mensch, war einverstanden und löste alle Aufgaben, die ihm der Himmelsgott stellte. Danach war der Himmelsgott bereit, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Kintu machte sich auf den Weg in den Himmel, um seine Braut zu holen. Bevor sie gemeinsam zur Erde zurückkehrten, wurden sie reich beschenkt. Dann nahmen sie Abschied.

„Wartet!“, sagte der Himmelsgott, als die beiden gerade den Himmel verlassen wollten. „Da ist noch etwas. Ich habe noch einen wichtigen Auftrag für euch: Ihr sollt die Erde zu bevölkern“, sagte der Himmelsgott und schickte die beiden weg. „Beeilt euch, denn es wäre nicht gut, wenn ihr Nambis Bruder Warumbe trefft.“

Beladen mit Geschenken machten sich Kintu und Nambi, die Tochter des Himmelsgottes, auf den Weg zur Erde. Als sie gut die Hälfte der Strecke zurückgelegten hatten, bemerkte Nambi, dass sie das Futter für ihre Hühner im Himmel vergessen hatte.

„Wir müssen umkehren und es holen“, sagte sie. Aber Kintu war dagegen. „Denke daran, was dein Vater gesagt hat. Er hat uns eindringlich...



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