Scholl-Latour | Die Welt aus den Fugen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Scholl-Latour Die Welt aus den Fugen


12001. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8437-0340-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0340-6
Verlag: Ullstein HC
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Die Weltpolitik gleicht einem aufziehenden Gewittersturm. Ob in Schwarzafrika oder Lateinamerika, in Arabien oder im Mittleren Osten - überall braut sich Unheilvolles zusammen. Und auch Europa und die USA, einst Hort der Stabilität, werden von Krisen heimgesucht wie seit langem nicht. Peter Scholl-Latour kennt die Welt wie kein Zweiter. Vor dem Hintergrund seiner sechzigjährigen Erfahrung als Chronist des Weltgeschehens beleuchtet er in seinem neuen Buch die Brennpunkte der aktuellen Weltpolitik. Der Abzug der USA aus dem Irak und Afghanistan hinterlässt zerrüttete Staaten, die in Bürgerkriegen versinken. Der Konflikt um Irans Atompolitik spitzt sich gefährlich zu. Pakistan ist ein Pulverfass. Die arabische Welt befindet sich in Aufruhr, mit ungewissem Ausgang. Die Zahl der 'failed states', Brutstätten des Terrorismus, nimmt beständig zu, vor allem in Afrika. Zu allem Überfluss stolpern Europa und Amerika von einer Finanzkrise in die nächste und erweisen sich international zunehmend als handlungsunfähig. Mit dem ihm eigenen Gespür für weltpolitische Umbrüche begibt sich Peter Scholl-Latour auf eine Tour d'Horizon rund um den Globus und schildert eine Welt aus den Fugen.

Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum. Promotion an der Sorbonne in Paris in den Sciences Politiques, Diplom an der Libanesischen Universität in Beirut in Arabistik und Islamkunde. Er war in vielfältigen Funktionen als Journalist und Publizist tätig, unter anderem als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD- und ZDF-Studioleiter in Paris, als Programmdirektor des WDR-Fernsehens, als Chefredakteur und Herausgeber des STERN und als Vorstandsmitglied von Gruner + Jahr. Seine TV-Sendungen erreichten höchste Einschaltquoten, seine Bücher haben ihn zu Deutschlands erfolgreichstem Sachbuchautor gemacht. Zuletzt erschienen bei Propyläen »Die Welt aus den Fugen« (2012) und 'Der Fluch der bösen Tat' (2014). Peter Scholl-Latour verstarb am 16. August 2014.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


AUFTAKT EINER TRAGÖDIE
2008-2009

Ein einsamer Präsident

Interview, 10. 11. 20081

Barack Obama ist ein Linker, ein Unkonventioneller, ein Veränderer und ein Schwarzer. Das provoziert. Ein Attentat auf ihn scheint programmiert.

Noch nie zuvor war ein US-Präsident so gefährdet. Obama ist von zwei Seiten bedroht: Einmal von all den US-Amerikanern, die weiterhin rassistisch denken und keinen schwarzen Präsidenten dulden. Aber es gibt noch eine andere Gefahr: Obama ist der Sohn eines Muslims. Nach islamischem Recht gilt er als Muslim, selbst wenn er heute praktizierender Christ ist. Fanatische Muslime sagen sich: Obama ist vom Glauben abgekommen, darauf steht die Todesstrafe. Der neue amerikanische Präsident ist also wirklich in Lebensgefahr.

McCain oder Obama: Wen hätten Sie gewählt?

Obama natürlich. McCain kenne ich persönlich, er ist ein redlicher, höflicher Mann mit vernünftigen Ideen. Was mich an ihm aber enorm stört, ist seine Umgebung. Die Bush-Clique wäre er nicht losgeworden. Zudem ist McCain schon 72 Jahre alt und nicht ganz gesund. Stellen Sie sich vor, er kippt eines Tages tot um, dann ist Sarah Palin Präsidentin. Palin Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte! Das ist doch eine schreckenerregende Perspektive.

Was schätzen Sie an Obama?

Obama ist eine imponierende Erscheinung, ein Mann, der nie aus der Fassung gerät. Er ist hochintelligent, sehr sportlich, formuliert sehr gut, und er hat enormes Charisma. Am meisten beeindruckt mich aber seine Gelassenheit. Er wurde ja von McCain oft hart attackiert, aber er hat das alles ruhig und elegant beiseite geschoben – das war schon sehr beachtlich.

Aber allein diese Eigenschaften genügen doch nicht, Präsident zu werden?

Obama wurde auch darum gewählt, weil Amerika sich enorm verändert hat. Im einst durch die weißen Vorfahren geprägten puristischen, calvinistischen Land leben heute fünfzig Millionen katholische Latinos. Die waren anfänglich für Hillary Clinton – dann aber schwenkten sie zu Obama um. Wohl auch darum, weil sie von ihm erwarten, daß er die dreizehn Millionen illegalen Latinos in den USA großzügiger behandelt und nicht zurückschickt.

Viele Junge haben mit geradezu religiösem Eifer Obama zugejubelt.

Vor allem mit Hilfe dieser Jungen ist Obama Präsident geworden. Und er hat, was noch kein Kandidat tat, seinen Wahlkampf im Internet geführt – und so extrem viele Stimmen bei jungen Leuten geholt.

Haben viele US-Bürger Obama auch aus Trotz gewählt – weil sie Bush hassen?

Ja, das war ein wesentlicher Punkt. Bush hat Amerika heruntergewirtschaftet. Und er glaubt heute noch, daß er alles richtig gemacht hat – weil er ja angeblich von Gott inspiriert ist. Bush hat Amerika zutiefst geschadet.

Hatte McCain überhaupt eine Chance?

Wenn die Wirtschaftskrise nicht gekommen wäre, dann hätte McCain eine Chance gehabt. Obamas Schwäche im Wahlkampf war seine außenpolitische Unerfahrenheit; da hätte McCain viel besser punkten können. Doch mitten im Wahlkampf kommt die Finanzkrise. Und der kleine US-Mittelstand, der seine Häuser und Kreditkarten verliert, interessiert sich überhaupt nicht mehr für den Irak. So gesehen hat die Krise Obama zum Wahlsieg verholfen.

Ein Wort zu Michelle Obama?

Michelle ist eine sehr starke, kluge Persönlichkeit mit viel Selbstbewußtsein und einem vielleicht etwas lockeren Mundwerk. Aber sie ist ganz klar Obamas großer Rückhalt.

Und dann gibt es noch einen Mann namens Joe Biden – den neuen Vizepräsidenten. Man nimmt ihn gar nicht richtig wahr.

Joe Biden ist eine gute Wahl. Er sieht zwar aus wie ein britischer Aristokrat, stammt aber aus einfachen Verhältnissen und ist der Sohn eines irischen Arbeiters. Biden hat sich als Senator mit großer internationaler Erfahrung einen Namen gemacht. Er kann sich aber auch völlig vergaloppieren. Er sagte zum Beispiel: »Hillary Clinton wäre der viel bessere Vizepräsident als ich!«

Warum hat Obama Hillary Clinton dann nicht zur Vizepräsidentin gemacht?

Mit Hillary als Vize hätte Obama tatsächlich die größere Gewißheit gehabt, als Präsident gewählt zu werden. Aber er hätte nachher auch noch ein paar Jahre mit ihr zusammenarbeiten und regieren müssen. Und Hillary ist als ziemlich schwierige Person bekannt.

Und in ein paar Jahren wird Hillary Clinton dann doch noch US-Präsidentin?

Das glaube ich nicht, dazu ist die Welt zu schnellebig geworden. Nein, Hillary hatte ihre Chance – das war’s. Vorbei.

Wird die Welt mit Obama jetzt friedlicher?

Jedenfalls stehen wir nun nicht mehr vor allen möglichen Abenteuern, die unter George W. Bush möglich waren. Und mit denen man sogar gerechnet hat. Daß er den Iran nicht bombardiert hat, ist ein echter Glücksfall.

Wie hätte Obama wohl auf die Terroranschläge von 9/11 reagiert?

Wahrscheinlich ähnlich wie Bush. Unmittelbar nach den Anschlägen hatte Bush ja die ganze Welt hinter sich. Da herrschte eine große und auch berechtigte Solidarität, nach dem Motto »Wir sind alle Amerikaner«. Ob es dann aber klug war, daß die Allianz 9/11 als Kriegsfall betrachtet hat, das ist ein anderes Thema. Ich könnte mir vorstellen, daß Obama in der gleichen Situation die Einsicht gehabt hätte, daß nicht Afghanistan der Kern der Verschwörung ist.

Wie wird Barack Obama mit den islamischen Staaten umgehen?

Im Falle des Iran hat er ja bereits während des Wahlkampfes betont, er sei grundsätzlich bereit, mit jedem zu verhandeln. Was mir aber viel wichtiger erscheint und was mich zutiefst beunruhigt, ist, daß Obama beim Kampf gegen den Terrorismus sein Schwergewicht auf Afghanistan und El Qaida legen will. Da täuscht er sich. El Qaida spielt heute in Afghanistan keine Rolle mehr. Da verrennt sich Obama völlig.

Was wird sich mit Obama im amerikanisch-europäischen Verhältnis ändern?

Bisher hatten wir US-Präsidenten mit starken europäischen Wurzeln. Obama aber hat mit Europa nichts zu tun: Aufgewachsen ist er auf Hawaii, dann lebte er in Indonesien, und sein Vater stammt aus Afrika. Zunächst wird er sich als Schwarzer wohl eher für afrikanische Angelegenheiten interessieren. Zudem hat er bereits angekündigt, sich mehr um Südamerika zu kümmern. Eine große, angeborene Beziehung zu Europa hat Obama nicht.

Finanzkrise, Rezession, Afghanistan, Irak, Klimawandel. Obama hätte für seinen Amtsstart keinen schwierigeren Zeitpunkt erwischen können.

Für all diese Probleme ist er ja nun wirklich nicht verantwortlich. Aber er hat einen harten Weg vor sich. Er muß sich als erstes unbedingt der Wirtschaft widmen! Und er wird ein Sozialprogramm ausarbeiten, das für die USA revolutionär sein wird.

Wenn Sie Barack Obama eine Frage stellen könnten, wie würde die lauten?

Ich würde ihm keine Frage stellen, sondern ihm sagen: Mister President, überschätzen Sie Afghanistan nicht! Afghanistan ist nur ein Nebenschauplatz, und Sie können dort in einen Konflikt mit Pakistan hineingezogen werden. Pakistan hat 180 Millionen Einwohner – und Atombomben. Sollte die dort bisher starke Armee destabilisiert werden – dann wird’s ganz gefährlich! Ihre wirklichen Feinde, Mister President, sitzen in Pakistan und eventuell auch in Saudi-Arabien.

Somalische Flipflops blamieren Supermächte

01. 12. 2008

Wenn die Sache nicht so ernst wäre, könnte man Heiterkeit empfinden beim Anblick des absurden Spektakels, das derzeit am Ausgang des Roten Meeres und im Golf von Aden geboten wird. Da fahren ein paar unansehnliche Daus, die sonst dem Fischfang dienen, an gewaltige Frachtschiffe heran. Ein halbes Dutzend Somali mit Gummilatschen an den Füßen, aber mit Kalaschnikow-Gewehren, werfen ihre Enterhaken aus und erklettern mit Hilfe von Strickleitern die hohe Bordwand. Die Piraten des Horns von Afrika sind weit entfernt von jenen romantischen Korsaren-Gestalten, die einst auf dem Atlantik und vor allem in der Karibik ihr Unwesen trieben. Aber sie arbeiten noch effizienter als ihre berühmten Vorläufer.

Mehr als neunzig Schiffe sind von den somalischen Seeräubern im Laufe des vergangenen Jahres angegriffen worden. 39 von ihnen konnten sie kapern und beachtliche Lösegelder kassieren. Etwa fünfzehn Schiffe ankern zur Zeit vor armseligen Fischerdörfern an der somalischen Küste, in deren Hinterland jede staatliche Autorität zusammengebrochen ist. Bei diesen Beutezügen erregte vor allem ein ukrainischer Transporter Aufmerksamkeit, der 33 Panzer an Bord hatte. Die waren zweifellos für irgendeinen Kampfeinsatz im Dienste korrupter afrikanischer Potentaten und für deren skrupellose Hintermänner, die Bosse internationaler Rohstoffkonzerne, bestimmt.

Noch spektakulärer war die Kaperung des saudischen Supertankers »Sirius Star«, bis zum Rand mit 300000 Tonnen Rohöl gefüllt. Ein Monstrum von mehr als 300 Meter Länge. Der räuberische Seekrieg hat sich bereits weit in den Indischen Ozean verlagert und schafft dort eine breite Zone der Unsicherheit.

Für die »internationale Staatengemeinschaft«, wie sie sich pompös nennt, stellen diese Vorgänge eine...


Scholl-Latour, Peter
Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum. Promotion an der Sorbonne in Paris in den Sciences Politiques, Diplom an der Libanesischen Universität in Beirut in Arabistik und Islamkunde. Er war in vielfältigen Funktionen als Journalist und Publizist tätig, unter anderem als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD- und ZDF-Studioleiter in Paris, als Programmdirektor des WDR-Fernsehens, als Chefredakteur und Herausgeber des STERN und als Vorstandsmitglied von Gruner + Jahr. Seine TV-Sendungen erreichten höchste Einschaltquoten, seine Bücher haben ihn zu Deutschlands erfolgreichstem Sachbuchautor gemacht. Zuletzt erschienen bei Propyläen 'Die Welt aus den Fugen' (2012) und "Der Fluch der bösen Tat" (2014). Peter Scholl-Latour verstarb am 16. August 2014.

Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum. Seit 1950 arbeitet er als Journalist, unter anderem viele Jahre als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD-Studioleiter in Paris, als Fernsehdirektor des WDR, als Herausgeber des stern. Seit 1988 als freier Publizist tätig. Seine Bücher sind allesamt Bestseller. Zuletzt erschien von ihm bei Propyläen 'Arabiens Stunde der Wahrheit'.
Peter Scholl-Latour verstarb am 16. August 2014.



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