Schöne | KriSENFall im Rheingau | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Schöne KriSENFall im Rheingau

Ein Rhein-Main-Krimi
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8271-8344-6
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Rhein-Main-Krimi

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

ISBN: 978-3-8271-8344-6
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



EIN NEUER FALL FÜR FRAU WUNDER UND HERRN SPYRIDAKIS Rosalie, die sich mit Senf verwirklichen will, ist komisch und ungewöhnlich zugleich. Sie, die Katholikin, hat an ihrer Seite Dani und Hamed, einen Juden und einen Moslem. Spielt das etwa eine Rolle bei ihrer Geschäftsidee, ungewöhnliche Senfsorten zu entwickeln und zu verkaufen? Nein! Doch Dani wird tot in einem Senfbottich aufgefunden. Handelt es sich um einen Religionsmord? Unser Wiesbadener Kommissar-Duo Julia Wunder und Vlassi Spyridakis ermittelt, und auch in diesem Fall führen Spuren nach Mainz, wo der Kollege Lustig sich über den grotesken Mord wundert. Bringt er Julia und Vlassi auf die richtige Spur oder nur alle in Gefahr? Mit Witz und Humor knackt das ungewöhnliche Trio auch diesen Fall.

Lothar Schöne, geb. in Herrnhut, arbeitete als Journalist, Hochschullehrer, Drehbuchautor und veröffentlichte Romane, Erzählungen und Sachbücher. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen, unter anderem das Villa-Massimo-Stipendium in Rom, den Stadtschreiber-Preis von Klagenfurt/Österreich und den von Erfurt, den Literaturpreis der Stadt Offenbach a.M., zuletzt 2015 den Kulturpreis des Rheingau-Taunus-Kreises. Sein Roman 'Der blaue Geschmack der Welt' wurde von den Lesern der Tageszeitung 'Die Welt' zum 'Buch des Jahres' gekürt, der Roman 'Das jüdische Begräbnis' in sechs Sprachen übersetzt. Derzeit wird die Verfilmung vorbereitet.
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3 Scheintot oder Senfleiche?


Kommissar Spyridakis machte einen kleinen Fußmarsch von Adils Imbiss in der Dreililiengasse zur Taunusstraße, wo ihn Kriminalrat Feuer hinbeordert hatte. Mit dem Auto zu fahren wäre Unsinn gewesen, Vlassi hätte doch keinen Parkplatz auf der Antiquitätenmeile der Stadt ergattert. Feuer hatte von einem Senf-Palast geredet – Vlassi wusste gar nicht, dass es in der Taunusstraße so etwas wie einen Palast gab, noch dazu aus Senf. Was sollte das sein? Ein Laden, in dem man sich eine Krone aus Mostrich aufsetzen konnte? Oder durfte man dort auf einem Thron sitzen und sich Senf reichen lassen? Er selbst war senfabstinent, die gelbgrüne Pampe konnte er nicht ausstehen, vor allem nicht die scharfe, die einem den Gaumen verbrannte.

Als er vor dem Senf-Palast ankam, erkannte er den Wagen der Spurensicherung, der halb auf dem Bürgersteig stand. Der sogenannte Palast war ein ganz normales Ladengeschäft. Kommissar Spyridakis ging hinein, begrüßte die Kollegen und sah sich um. In feinen Regalen standen eine Menge Gläser mit unterschiedlich farbigem Inhalt, da war ein schmaler Tresen und eine Kasse. Aber wo war die Leiche? Etwa zerstückelt in jenen Gläsern? Das wäre wirklich ein grotesker Mord, und der Mörder hätte Feinarbeit leisten müssen. Er wollte gerade fragen, als ihn ein Kollege der Spurensicherung nach hinten winkte. Ah ja, da befand sich ein weiterer Raum. Vlassi ging durch die Tür, und vor ihm erstreckte sich … so etwas wie ein Labor. Töpfe und Bottiche, Teller und Tiegel und alles in Weiß. Eine Frau in ebenfalls weißem Kittel kam auf ihn zu, ihr standen Tränen im Gesicht, die Haare waren aufgelöst, sie musste sich zusammenreißen, als sie fragte: „Sind Sie der Kommissar?“

„Ja, Spyridakis ist mein Name.“

„Hier ist etwas Schreckliches geschehen.“

Vlassi wollte nicht unhöflich und auch nicht zu direkt sein, aber er musste endlich erfahren, was geschehen und wo die Leiche war.

„Ein Mord?“, fragte er, „wo ist denn die Leiche? Und wer sind Sie?“

„Ein Mord, ja! Ich bin Rosalie Weisenbach.“

Die Frau deutete auf eine Ecke des Raums, Vlassis Blick folgte ihrem ausgestreckten Finger und sah hinter einem Bottich eine Person am Boden liegen. Die Leiche? Aber grotesk sah die gar nicht aus. Er wollte sich eben an die Kollegen von der Spurensicherung wenden, ob die jene Person am Boden schon inspiziert hatten, als von der Tür her eine bekannte Stimme erschallte: „Herr Spyridakis, wo sind Sie?“

„Hier, Frau Wunder, hier!“

Hauptkommissarin Julia Wunder kam ihm durch den Verkaufsraum entgegen.

„Tach, Herr Spyridakis. Haben Sie sich schon die Leiche angesehen?“

„War gerade dabei, als ich Ihre Stimme hörte.“

Julia sah Rosalie Weisenbach, die einen Schritt hinter Vlassi stand. Sie erkannte sofort, dass diese Frau mitgenommen war, stellte sich kurz vor und fragte mitfühlend: „Ein Kollege von Ihnen, der Tote?“

Rosalie Weisenbach nickte und nannte ebenfalls ihren Namen: „Mehr als ein Kollege, ein Partner.“

Julia hatte längst den Mann am Boden in der Ecke entdeckt, sie sagte zu Frau Weisenbach: „Sie haben nichts angerührt oder verändert hier?“

Rosalie verneinte: „Nein, ich habe nur einen Blick auf Dani geworfen, im Knien.“

„Bitte bleiben Sie da“, wies sie Julia an, „wir müssen uns zuerst die Leiche ansehen, dann habe ich einige Fragen.“

Sie ging mit Vlassi zu der Ecke des Raumes, wo die Person bäuchlings dalag.

„Vielleicht ist er gar nicht tot“, mutmaßte Kommissar Spyridakis, „vielleicht hat sie uns einen Scheintoten gemeldet.“

Julia zog sich bereits Latexhandschuhe über und forderte Vlassi per Blickanweisung auf, dasselbe zu tun. Nachdem der seine offenbar zu kleinen Handschuhe mühsam übergestreift hatte, forderte sie ihn auf: „Jetzt können Sie Ihren Scheintoten mal rumdrehen.“

„Ich?“, entsetzte sich Vlassi.

„Sie wollen mir, einer zarten Dame, doch nicht diese Schwerarbeit überlassen“, wies ihn Julia an.

Vlassi ließ sich auf die Knie nieder, dann senkte er seinen Kopf. Der Tote oder Scheintote lag mit dem Gesicht am Boden, er musste wohl oder übel den Burschen umdrehen, damit man mehr von ihm sah. Vorsichtig fasste ihn Vlassi an der Schulter und drehte ihn um, sodass man das Gesicht sehen konnte. Sofort wich er zurück. Das sah ja schrecklich aus, was seine Augen da erblickten.

„Was hat er im Gesicht?“, fragte Julia von oben.

„Ich … weiß nicht“, stammelte Vlassi und rutschte auf den Knien etwas von der reglos daliegenden Person weg, als könnte das, was er da sah, eventuell ansteckend sein.

Julia rief: „Frau Weisenbach, kommen Sie doch mal her!“

Rosalie kam näher, und als sie das erblickte, was man vom Gesicht des Toten sehen konnte, schluchzte sie leise auf, dann sagte sie: „Ja, das ist er.“

„Womit ist denn sein Gesicht so verunstaltet?“, fragte Julia.

„Senf, das ist Senf.“

„Senf?“

„Na ja, das ist hier eine Senfmanufaktur.“

„Verstehe“, entgegnete Julia, „dann ist das, was ihm im Gesicht klebt, nichts anderes als Senf. Aber woran haben Sie denn Ihren Kollegen erkannt, er lag doch auf dem Bauch.“

„An seinem Anzug, er trug gern diesen dunkelblau gestreiften.“

Jetzt kniete sich Julia neben den Leichnam und fasste ihm an die Halsschlagader. Da schlug kein Leben mehr, dieser Mann war wahrhaftig tot. Sie erhob sich und wandte sich an Kommissar Spyridakis: „Der Leichnam muss zu Doktor Hauswaldt, veranlassen Sie das bitte.“

Vlassi erwiderte: „Eine Senfleiche. Ich wusste gar nicht, dass man mit Senf Leute umbringen kann.“

„Deshalb soll dieser Mann ja zu Frau Doktor Hauswaldt.“ Und Julia fügte leise hinzu, damit Rosalie Weisenbach es nicht hören konnte: „Sie wird uns Aufschluss geben über die wahre Todesursache.“

Sie drehte sich zu Frau Weisenbach: „Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen, gehen wir doch nach vorn und schließen Sie die Tür zum Geschäftsraum. Das ist ein Tatort hier.“

Die beiden Frauen verließen den laborähnlichen Raum und begaben sich nach vorn, Rosalie Weisenbach verriegelte die Tür zur Straße, dann sagte sie: „Wir können uns an das Tischchen dort setzen.“

Tatsächlich stand ein kleiner runder Tisch mit drei Stühlen in einer Ecke. Auf ihm befanden sich weiße Näpfe. Rosalie erklärte: „Unsere Probierecke.“

Die Damen setzten sich, und Rosalie wischte sich mit der Hand eine Träne von der Wange. Julia beobachtete sie genau, sie wusste, dass die unmittelbaren Reaktionen von Beteiligten sehr wichtig waren. Hatte diese Frau Weisenbach ein paar Tränen verdrückt, um mitleidig zu erscheinen? Und wischte sie sich jetzt so dekorativ über die Wange, um zu zeigen, wie die Angelegenheit sie mitgenommen hatte? Frauen konnten sehr erfinderisch in diesen Dingen sein.

„Frau Weisenbach, Sie stellen hier Senf her, und der Tote war Ihr Partner, habe ich das richtig verstanden?“

„Ja, es ist Dani Birnbaum, und wir waren Partner.“ Rosalie machte eine kleine Pause: „Eigentlich hat er sogar mein Talent entdeckt, und er hatte die Idee für diesen Senf-Palast.“

„Sie stellen den Senf selber her?“

„Ja, und auch ungewöhnliche Sorten.“

„Gibt es denn dafür genug Kunden?“

„Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber es gibt mehr als genug.“

„Ich muss gestehen“, sagte Julia, „dass ich bisher nichts von diesem Senf-Palast gehört habe.“

„Wenn die Umstände andere wären, würde ich Ihnen etwas zum Probieren geben.“

„Danke“, erwiderte Julia, „das holen wir vielleicht nach.“ Sie überlegte einen Moment, um dann zu sagen: „Haben Sie einen besonders scharfen Senf? Einen, der so aussieht, wie ihn der Tote im Gesicht trägt?“

„Ja, natürlich.“

„Dann geben Sie mir mal einen Klecks in so ein Näpfchen hier.“

Rosalie Weisenbach erhob sich, nahm ein weißes Näpfchen und verschwand nach hinten, um kurz darauf zurückzukehren. Sie stellte das gefüllte Näpfchen auf den Tisch und setzte sich wieder. Hauptkommissarin Wunder rief: „Herr Spyridakis, kommen Sie doch mal bitte her!“

Vlassi erschien mit fragendem Gesicht auf der Bildfläche, Julia deutete auf das Näpfchen und sagte: „Probieren Sie mal.“

Sie wusste genau, dass Vlassopolous Spyridakis senfabstinent war, wollte sich aber doch einen kleinen Scherz mit ihm erlauben.

„Ist da Senf drin?“, fragte Vlassi.

„Ja, wir müssen überprüfen, ob er vergiftet ist“, erklärte Julia ungerührt.

„Aber mein Senf ist doch nicht vergiftet!“, empörte sich Rosalie Weisenbach.

„Das müssen wir herausfinden – per Test“, teilte Julia mit.

„Und ich soll das Versuchskaninchen sein?“, wollte Vlassi wissen.

„Nur mal eine Stichprobe mit dem kleinen Finger nehmen“, erläuterte Julia und unterdrückte ein Schmunzeln, „möglicherweise bekommen Sie ein paar kleine Krämpfe, mehr wird’s nicht sein.“

Vlassi sah seine Chefin nachdenklich an, ihm war klar, dass das eine Prüfung war, und er reagierte richtig: „Mach ich sofort; falls ich tot umfalle, gehe ich schon mal nach hinten zu der anderen Leiche. Da reduziere ich die Arbeit für die Kollegen.“

Julia grinste ihn an: „Machen Sie das. So ist’s genau richtig.“

Vlassi nahm das Näpfchen auf dem Tisch und verschwand. Rosalie Weisenbach schaute ihm nachdenklich hinterher.

„Macht...


Lothar Schöne, geb. in Herrnhut, arbeitete als Journalist, Hochschullehrer, Drehbuchautor und veröffentlichte Romane, Erzählungen und Sachbücher. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen, unter anderem das Villa-Massimo-Stipendium in Rom, den Stadtschreiber-Preis von Klagenfurt/Österreich und den von Erfurt, den Literaturpreis der Stadt Offenbach a.M., zuletzt 2015 den Kulturpreis des Rheingau-Taunus-Kreises. Sein Roman „Der blaue Geschmack der Welt“ wurde von den Lesern der Tageszeitung „Die Welt“ zum „Buch des Jahres“ gekürt, der Roman „Das jüdische Begräbnis“ in sechs Sprachen übersetzt. Derzeit wird die Verfilmung vorbereitet.



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