E-Book, Deutsch, 186 Seiten
Reihe: Esportpedia
Schöber / Möglich / Simoneit E-Sport auf Landesebene
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8403-3748-2
Verlag: Meyer & Meyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Blaupause und Erfahrungswerte
E-Book, Deutsch, 186 Seiten
Reihe: Esportpedia
ISBN: 978-3-8403-3748-2
Verlag: Meyer & Meyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Sport boomt! Jahr für Jahr verzeichnet der E-Sport weltweit einen Zuwachs von rund 27 %. Die Esportpedia beleuchtet die verschiedenen Facetten des E-Sports. Band 2 beschäftigt sich mit dem E-Sport auf Landesebene. Hierbei ist nicht unbedingt der große Profisport relevant, sondern vielmehr der Breitensport, das Vereinswesen und vieles mehr. Wie können Förderungen in diesem Bereich aussehen? Welche Probleme stehen dem gegenüber? Diese und viele weitere Aspekte werden in diesem Buch behandelt.
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2.E-Sport und Tourismus (FS)
Es folgt eine Betrachtung am Beispiel der Destination Nordsee Schleswig-Holstein – unter besonderer Berücksichtigung des Nutzens von E-Sport-Events für eine Destination. Die touristische Nachfrage in Deutschland ist uneingeschränkt hoch, die Urlaubsreiseintensität steigt stetig und die Deutschen investieren zum neunten Mal hintereinander mehr Geld als in den Vorjahren in ihren Urlaub. Deutschland ist weiterhin die beliebteste Destination der ansässigen Bevölkerung, verzeichnet aber auch eine starke Nachfrage aus dem Ausland.1 Auch E-Sport boomt. Der Markt (Nachfrage und Angebot) weist eine sehr dynamische positive Entwicklung mit erheblicher Umsatzsteigerung auf; die Bekanntheit von E-Sport steigt und auch die Akzeptanz in der Gesellschaft wird (langsam) größer. Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden die Schnittstellen zwischen den beiden florierenden Geschäftsfeldern „(Sport-)Tourismus“ und „E-Sport“ betrachtet. In Bezug auf die momentan noch sehr geringe Akzeptanz von E-Sport als Bestandteil touristischer Wertschöpfungsketten kommt insbesondere E-Sport-Events eine große Bedeutung zu. Events können dazu beitragen, das Thema nicht nur bei potenziellen Gästen, sondern insbesondere bei den touristischen Dienstleistern und den politischen Entscheidern in einer Region zu verankern. Die Entwicklung eines flächendeckenden und permanent verfügbaren touristischen E-Sport-Angebots ist ohne Überzeugung und Einbindung dieser Stakeholder in den Produktentwicklungsprozess nicht möglich. Vor diesem Hintergrund konzentrieren sich die folgenden Ausführungen bei der Betrachtung von touristischen Effekten auf die Marketingeffekte von E-Sport-Veranstaltungen. Die Betrachtung erfolgt beispielhaft aus dem Blickwinkel der Urlaubsreisedestination „Nordsee Schleswig-Holstein“. 2.1Sport und Tourismus (FS)
Die beiden großen Bereiche Sport und Reisen bestimmen heutzutage die Freizeitgestaltung vieler Personen. Mindestens einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren ist mittlerweile eher Regel als Ausnahme2 und auch das Sportverständnis hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Neben einigen wenigen leistungsorientierten Sportarten entstand seit den 80er-Jahren eine Vielzahl von neuen Sportarten, die zusätzlich zur Leistungskomponente vor allem den Spaß und den Ausgleich vom Alltag zum Zweck haben. Zudem geht der Trend von vereinsgebundenen Sportarten, die in Sporthallen betrieben werden, immer mehr zu Individualsport im Freien.3 Auch während des Urlaubs gewinnt der Sport zusehends an Bedeutung, da auch auf Reisen die Bewegung einen sehr hohen Stellenwert einnimmt.4 Mit dem „Sporttourismus“ als eigenständigem Phänomen setzt sich die Tourismuswissenschaft seit den 1990er-Jahren in steigendem Maße wissenschaftlich auseinander. Bereits einige Jahre zuvor – ab den 1960ern – fanden einzelne wissenschaftliche Betrachtungen statt, da Sport in Kombination mit Reisen vermehrt Thema der Gesellschaft wurde. Ab den 1980er-Jahren findet das Thema auch in den bundesdeutschen Diskurs Einzug, wird jedoch als eigenständiger Begriff nicht definiert. Auch früher schon wurde Tourismus mit Sport in Verbindung gesetzt, z. B. durch die Olympischen Spiele. Jedoch sind der Sport und der Sporttourismus in ihrer gegenwärtigen Erscheinungsform eine relativ junge Entwicklung.5 Durch die Veränderung der Arbeits- und Freizeitgestaltung kommt den Bereichen Reisen und Sport eine immer wichtigere Bedeutung im Leben des Großteils der deutschen Bevölkerung zu. Einerseits wird diese Entwicklung bedingt durch die vermehrte Zeit zur Freizeitgestaltung, andererseits durch den Wertewandel in der heutigen Gesellschaft. Von 1955 bis 1995 fand eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit der Westdeutschen von 50 auf 38,5 Stunden statt6, im Jahr 2015 arbeiteten die erwerbstätigen Bundesbürger durchschnittlich nur noch 35,6 Stunden.7 Im Jahr 1955 hatten die Deutschen neun Urlaubstage zur Verfügung8, 2017 lag der Bundesdurchschnitt hingegen bei 28,9 Urlaubstagen, was zusammen mit den gesetzlichen Feiertagen bis zu 41,8 freie Tage im Jahr ergeben kann.9 Der Wertewandel zeichnet sich durch eine abnehmende Arbeitsorientierung und eine zunehmende Relevanz von Freizeitaktivitäten, Zeit mit der Familie und dem Wunsch nach einer ausgeglichenen Arbeits- und Freizeitgestaltung aus, was zu Selbstverwirklichung und innerer Zufriedenheit führen soll.10 In diesem Zusammenhang spricht der Zukunfts- und Freizeitforscher Opaschowski11 von einer „neue[n] Balance materieller und immaterieller Wertorientierungen“. Dies bedeutet, dass sowohl Wert auf die Arbeit und das Einkommen als auch auf eine befriedigende und genussorientierte Freizeitgestaltung gelegt wird.12 Die enorme Bedeutung der beiden Freizeitbereiche Sport und Reisen lässt sich mit aktuellen Zahlen belegen. So treibt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland mindestens einmal in der Woche Sport; über 80 Prozent sind zumindest gelegentlich sportlich aktiv.13 Und auch die Reiseintensität der Bundesbürger liegt bei einem Rekordhoch. Die aktuelle ReiseAnalyse14 des Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. zeigt, dass 78 % der Bevölkerung ab 14 Jahren in 2018 eine Urlaubsreise von fünf Tagen oder länger unternommen haben.15 Als Konsequenz liegt nahe, dass der Sporttourismus als Kombination der wachsenden Bereiche Sport und Reisen ein äußerst rentabler Markt sein müsse. Jedoch ist die tatsächliche Zahl der Sporttouristen weitaus geringer als die der Reisenden und Sporttreibenden im Einzelnen betrachtet. Der Tourismuswissenschaftler Freyer16 spricht im Jahr 2002 von etwa 40 Mio. aktiv Sporttreibenden und etwas über 50 Mio. Urlaubsreisenden, aus denen sich jedoch nur eine Schnittmenge von ca. 400.000 „Pauschal“-Sport-Touristen und ca. 5 Mio. „Individuell“-Sport-Reisenden ergibt. Der Trend setzt sich bis in die Gegenwart fort. So wird die Urlaubsform „Sporturlaub“ 2016 nur von einer kleinen Gruppe der Reisenden nachgefragt. Lediglich 8 % der Befragten der Themenstudie „Destination Brand 16 – Interessenpotenzial mit Soziodemografie“ gaben an, sehr großes Interesse an der Urlaubsart „Sporturlaub“ zu haben, weitere 14 % äußerten Interesse, aber 21 % der Befragten hatten wenig und 35 % auch gar kein Interesse an einem Sporturlaub.17 Veranstaltungen (und demzufolge auch Sportveranstaltungen) werden von Reisezielen gezielt als Instrument eingesetzt, um sich zu vermarkten und im touristischen Markt zu positionieren.18 Die Erweiterung des touristischen Angebots der Destination durch die Inszenierung von Events resultiert außerdem in Bekanntheits- und Imageeffekten für die Region19, einer Hilfestellung bei der Erreichung von Marketingzielen20 sowie Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft.21 Es existiert jedoch eine wechselseitige Beziehung zwischen Veranstaltungen und Destinationen. Die Veranstaltungswirtschaft ist auf die Region angewiesen, da deren Dienstleistungen, wie beispielsweise der Transport, die Beherbergung und die Versorgung der Besucher, eine wesentliche Rolle bei der Durchführung von Events spielen.22 Obwohl die Inszenierung von Veranstaltungen oft mit hohen finanziellen Aufwendungen verbunden ist, nutzen viele Destinationen diese dennoch als Marketinginstrument.23 Dies lässt wesentliche Vorteile für den ausführenden Tourismusort vermuten. Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung von Events für die Vermarktung von Destinationen auch weiterhin steigen wird.24 Veranstaltungen existieren bereits seit vielen Jahrhunderten. Die Bedeutung von Events für den Tourismus wurde erst Mitte der 1980er-Jahre erkannt und seitdem erforscht.25 Da für die Regionen bei der Implementierung einer Veranstaltung besonders der ökonomische Aspekt eine Rolle spielt26, wurden touristische und soziale Auswirkungen erst gegen Ende der 1990er-Jahre analysiert.27 Bis heute gilt der Tourismusfaktor in diesem Zusammenhang als nicht ausreichend erforscht.28 Ein Grund hierfür ist die Komplexität der Messung und der Evaluation der immateriellen Effekte, da insbesondere die Bekanntheit und das Image nur schwer quantifizierbar sind.29 Events haben ökonomische, ökologische, soziale und touristische Effekte, die sich sowohl positiv als auch negativ auf die Region auswirken.30 Aus dem ökonomischen, ökologischen und sozialen Blickwinkel können E-Sport-Veranstaltungen analog zu anderen Sport-, aber auch Kultur- und Natur-Veranstaltungen oder auch sonstigen Veranstaltungen (Tagungen, Kongresse, Messen etc.) betrachtet werden. Die Soziodemografie der Zielgruppe E-Sportler ist bekannt; dementsprechend können wertschöpfende...