Buch, Deutsch, Band Band 191, 342 Seiten, Format (B × H): 160 mm x 230 mm, Gewicht: 697 g
Reihe: Hypomnemata
Buch, Deutsch, Band Band 191, 342 Seiten, Format (B × H): 160 mm x 230 mm, Gewicht: 697 g
Reihe: Hypomnemata
ISBN: 978-3-525-25299-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Patchworkfamilien in der Spätantike thematisiert das Phänomen der Wiederverheiratung nach Scheidung oder Verwitwung in Gesellschaft, Recht und Mentalität der jüdischen, heidnischen und römisch-christlichen Antike. Postuliert wird eine Kohärenz zwischen einem im Wandel befindlichen jüdischen Eherecht im ersten nachchristlichen Jahrhundert und der beginnenden Ausbildung einer neuartig christlichen Sicht auf das Gebilde Familie. Der im jüdischen Recht schwindende Rechtsschutz für ersteheliche Kinder in Patchworkfamilien gehörte zum konkreten Erfahrungshorizont der ersten Christen und kann mit verantwortlich zeichnen für die reaktionäre Herausbildung einer konservativ-christlichen Scheidungsmoral.
Die Entwicklung dieser christlichen Ehewerte und der Grad deren rechtlicher und gesellschaftlicher Manifestation bis zum Ende der Spätantike stehen im Zentrum der Arbeit. In Konsequenz der spätantiken Rechtsentwicklung gehören Konkurrenzängste ums Erbe sowie Furcht vor mütterlicher oder väterlicher Benachteiligung nicht mehr zu zentralen Aspekten spätantiker Patchworkfamilien. Ein ähnlicher Befund lässt sich auch auf Basis literarischer Texte gewinnen, welche in der Spätantike – ganz anders als in der Kaiserzeit – das Klischee der bösen Stiefverwandten nicht weiterzeichnen. Ein breit angelegter Rechtsvergleich zwischen klassischer und spätantiker Ehegesetzgebung zeigt einerseits in quantitativer und qualitativer Hinsicht Christianisierungstendenzen auf, leistet andererseits auch konkrete Rekonstruktionen emotionsbezogener Lebensbedingungen spätantiker Stieffamilien. Das Schlusskapitel beleuchtet Patchworkfamilien im gotischen und germanisch-fränkischen Frühmittelalter.