Schnellbach / Notes | Allow a Sunflower to Bloom | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Schnellbach / Notes Allow a Sunflower to Bloom


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96981-082-8
Verlag: Moon Notes
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-96981-082-8
Verlag: Moon Notes
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nur wer seine Wurzeln kennt, kann wachsen Eigentlich wollte Emmee nach Frankreich ziehen, Kunst studieren - und ihre Mutter suchen. Obwohl sie in einer liebevollen Pflegefamilie aufgewachsen ist, spürt sie den Wunsch, ihre Wurzeln zu finden. Doch als der Traum vom Studium platzt, landet Emmee stattdessen in einer WG in Wien. Zwischen neuen Freundschaften und ihrem geheimnisvollen Mitbewohner Casimir lebt sie sich langsam ein. Doch dann erhält sie plötzlich anonyme Nachrichten, ihr leiblicher Vater meldet sich unerwartet - und Casimir bittet sie, bei einem Treffen mit seinen reichen Eltern seine Freundin zu spielen... Allow A Sunflower To Bloom: Eine gefühlvolle Summer Romance über Herkunft und Identität - Eine Reise zu sich selbst: Berührende New Adult-Romance über eine junge Frau auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern. - Gefühlvoll: Die Beziehung zwischen Emmee und dem geheimnisvollen Casimir steckt voller Momente, die das Herz berühren. - Authentisch: Mara Schnellbach, selbst als Pflegekind aufgewachsen, erzählt eine own voice-Geschichte von der Suche nach den leiblichen Eltern. - Voll im Trend: Mit den beliebten Tropes 'forced proximity', 'opposites attract', 'found family' und 'different worlds'. - Tolles Setting: Das poetisch geschriebene New Adult-Buch ist eine Liebeserklärung an die Stadt Wien und all die Menschen, die uns Wurzeln schlagen lassen.

Mara Schnellbach, geboren 2003 in München, verbrachte ihre Kindheit am Chiemsee und lebte nach ihrem Schulabschluss ein Jahr in Wien. Dort spielt auch ihr Roman »Allow a sunflower to bloom«.
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Kapitel 1


Der Schrei


Emmee


Endgültigkeit schmeckte bitter auf der Zunge, aber hatte je so empfunden? Ein stummer Schrei, diese ausgedehnte Furcht, niemand, der einen hörte. Unter Wasser schrie ich, darüber zerplatzten die Schaumblasen. Wie meine Träume. Eine nach der anderen, erstaunlich widerstandslos. Das Wasser in der Badewanne kräuselte sich, als mein Atem die Oberfläche traf – kleine Wellen trieben davon. Ich atmete tief ein und wieder aus, ein Rhythmus, den ich mir selbst beigebracht hatte. Für Untergangssituationen, in denen ich dachte, ertrinken zu müssen. Wie jetzt. Wie gestern, wie letzte Woche, wie früher. Oder immer.

Meine meterhohen Träume. Endgültig in sich zusammengefallen.

Mühevoll lenkte ich meine Sinne auf etwas anderes. Die Geräusche des Hauses, die mir schnell vertraut geworden waren. Ich hörte das Knarzen der Holzdielen auf dem Flur, das Badezimmerfenster schlug gegen die Außenfassade. Madita spielte ein Stockwerk tiefer Klavier. Verbundene Melodien, und bestimmt tanzten ihre Finger dabei beständig. Ich vernahm eine Maschine. Vielleicht einen Küchenmixer oder die Bohrmaschine? Frieda wollte seit Tagen die Bücherregale in unserem Wohnzimmer aufbauen. Ich fuhr mit der Hand durch die Seife, bis der Schaum sich auflöste und das Wasser kalt wie trüb war. Das Seifenwasser lief ab, ich stieg aus der Wanne, im Abfluss gurgelte es laut. Und auch wenn ich in diesem Moment nackt und blank – nur ich selbst – war, kam ich mir fremd vor. Ich wusste nicht, woher meine dunkelbraunen Haare kamen, woher die Sommersprossen auf meiner Nase. Ich wusste nicht, wer mir die haselnussfarbigen Augen vererbt hatte. In all diesen Momenten, vor allem in den verletzlich nackten, wusste ich so wenig über mich. In den restlichen wollte ich nichts wissen. Ahnungslosigkeit war ein Mantel aus Selbstschutz. Es war nicht ehrlich, aber auch keine Lüge, es war eine Zwischendimension. Ein Raum, in dem ich nicht über alles nachdenken, nichts überdenken und nichts zerdenken musste. Ahnungslosigkeit – hin und wieder vorgetäuscht – war mein sicherer Hafen. Hier musste ich auch nicht an die geplatzten Schaumblasenträume denken.

Frisch angezogen, noch immer die rhythmische Atmung beibehaltend, lehnte ich mich ein Stück weit aus dem Badezimmerfenster. Lauer Wind strich über meine Wangen und trocknete weiter die feuchten Haare. Der August war ausgefüllter Sommer – bis obenhin. Als strömte er bald durch das offene Fenster zu mir herein. Unser Wohnhaus lag nah dem Wienerwald, zwischen Wiesen und ein paar Häusern. Maisfelder stachen in den Abendhimmel und berührten die Sterne. Es roch nach getrockneten Gräsern und Blütenstaub, außerdem nach Pizza Hawaii, und ich war mir fast sicher, dass Xavier keine Lust gehabt hatte, zu kochen. Das entlockte mir ein Lächeln. Ja, tatsächlich brachte mich das zum Schmunzeln und ließ mich daran glauben, dass nicht alles aussichtslos war. Nur ein bisschen. Seit zwei Wochen wohnten wir hier. Wir fünf. Ein wir, trotzdem noch Fremde. Aber es fühlte sich stetig vertrauter an. Und zugegeben: Ich mochte es, ich mochte diesen Altbau in Wien. Ich mochte die Landschaft, den Wald in der Nähe, die knarzenden Bodendielen. Wieder hörte ich das drillende Geräusch, und es konnte nur zu Friedas Regalaufbau gehören.

»Das hier wird dein Zuhause. Dein eigenes. Okay?« Meine Stimme klang kehlig und etwas zerrissen, aber ich musste das laut aussprechen. Eine innere Frage war nie derart echt.

Entschlossen zog ich das Fenster des Badezimmers zu, und beim Hinausgehen quoll der Dampf hinter mir auf den Flur. Mit tapsenden Schritten steuerte ich die Wendeltreppe an. Meine Untergangssituation ließ ich nach und nach auf den Stufen zurück. Unten angekommen war sie wie eine Regenwolke vorübergezogen. Oder geplatzt – wie die Träume.

In unserer Wohnung dämmerte es bereits, eine improvisierte Lampe hing schräg von der Decke und baumelte, als wäre jemand daran gestoßen. Die Stiege endete in einem offenen Wohnzimmer, unsere zwei Sofas standen wahllos in der Mitte des Raums, wir hatten uns noch nicht für einen genauen Platz entschieden. Hinter der Treppe führte ein schmaler Gang zu zwei Schlafzimmern und einem Bad. Und einer Nische mit einem Torfenster, dort befand sich Maditas Klavier. Sie spielte noch immer, dieser Klang war mir am vertrautesten.

Hinter unserem Avocadobaum in seinem rostroten Topf entdeckte ich Frieda. Sie kniete auf dem Boden, überall Werkzeug, Dübel rollten mir entgegen. Das Bücherregal stand.

»Hi«, machte ich auf mich aufmerksam.

»Oh, hi Emmee.« Frieda sah zu mir auf, und da war es, ihr klitzekleines Mundwinkellächeln. Zwei Wochen kannte ich die kleine Frau und ihr genauso kleines, aber ehrliches Lächeln. »Geht es dir gut?«, wollte sie wissen. Sie fragte das obligatorisch. Als würden wir Menschen eine subjektive Antwort darauf geben. Als wäre das nicht die perfekte Frage für Lügen. »Alles wie immer.« Alles war ein großer Begriff. Die Welt bestand aus einem Alles und einem Nichts. einem Dazwischen. Für mich gab es Lücken. »Du bist weit gekommen«, bemerkte ich und betrachtete das Holzregal. Sie nickte, einen glücklichen Ausdruck im Gesicht. »Irgendwer muss sich ja darum kümmern. Xaviers und meine Bücher stapeln sich sonst weiter auf dem Boden.«

»Er wird sich darüber freuen. Danke, dass du es übernommen hast.«

Frieda stand auf, fuhr sich durch die orangeroten Haarsträhnen. Sie trug graubraune Kleidung, oversized und Jahre zurückversetzt, vielleicht von ihrem Großvater. Es verlieh ihr etwas Eigenes, und ich mochte, wenn Menschen eigen waren. Sie war ein Jahr jünger als ich, neunzehn und gerade mit der Matura fertig geworden. Viel mehr wusste ich noch nicht. Das warme Licht der improvisierten Lampe erhellte das Orangerot ihrer Haare, und die Sommersprossen auf ihren Wangen schienen zu flimmern. Frieda war ein Feuermädchen in meinem Kopf, sie kam mir selbstbewusst vor, als hätte sie innere Größe. Sie war beständig wie ihr kleines Lächeln. Nur hin und wieder, da zuckte sie zusammen, flackerte wie Flammen. Aber ich kannte sie kaum, also konnte das alles eine Illusion sein. Die Alliteration Feuer Frieda ließ mich dennoch nicht los.

»Hast du schon gegessen?«, erkundigte sie sich.

»Nein, war gerade auf dem Weg in die Küche. Lust, gemeinsam zu kochen?«

»Gern.« Die Vorsicht, die ihrer Stimme beigewohnt hatte, wich einer hörbaren Erleichterung.

»Nudeln mit Soße, Reispfanne … Pizza von Xavier?«

Sie verzog das Gesicht bei meinem letzten Vorschlag. »Oh, ich würde wetten, er hat nichts übrig gelassen.«

»Habe ich nicht.« Frieda und ich drehten uns zeitgleich in Richtung Küche. Xavier lehnte am Türrahmen und schob sich einen Pizzarand in den Mund, er kaute mühsam, als wäre es zu viel für einen Bissen. »Dann werden es die Nudeln mit Soße«, entschied Frieda trocken. Ich musste schmunzeln, Xavier verzog keine Miene. Er war groß und schlaksig, trug einen Rollkragenpullover im Sommer. Sein Haar war lockig wie das seines Bruders Casimir, fast schwarz. Xavier war für mich ein Ästhetik-Mensch, und ich würde es ihm niemals verraten. Er hatte etwas stilvoll Schönes, so als hätte er der Theorie der Kunst und Natur eine eigene Harmonie verpasst. Jetzt zuckte er die Schultern und deutete zu seinem Telefon, das klingelte. »Guten Hunger«, wünschte er. Dann hob er grüßend den eingehenden Anruf ab und durchschritt das längliche Wohnzimmer. Blieb plötzlich stehen. Ich warf Frieda einen Blick zu, den sie schulterzuckend annahm. »Nein! Alles?«, vergewisserte sich Xavier bei seinem Gegenüber. »Und wohin? Auf den Sperrmüll?«

Stille. Ich kam mir fehl am Platz vor und fühlte mich ertappt, als Xavier uns von der anderen Seite des Raums flüchtig zunickte. Er marschierte weiter. »Verfluchte Scheiße. Wie schlimm ist es diesmal?«

Zwei Schritte nach oben, abermals hielt er inne. »Zum Arzt?!«

Frieda sah unserem neuen Mitbewohner bestürzt nach. »Danke, Casimir. Mhm … Ja, Hoffentlich …«

Xaviers Stimme verhallte im oberen Stockwerk, und dann hörten wir seine Zimmertür schlagen. Sein Zimmer direkt neben meinem. Ich wusste deshalb aber trotzdem nicht, welche Musik er mochte. Oder ob er trainierte, manchmal tanzte? Nie vernahm ich etwas. Was mir kein unheimliches Gefühl gab, es war, wie es war. »Ich glaube, mit Xavier habe ich bis jetzt genau fünf Sätze gewechselt. Obwohl er ständig da ist, im Gegensatz zu seinem Bruder Casimir«, überlegte Frieda neben mir laut und stieg dabei über einen Hammer hinweg.

»Nicht wahr? Er ist ziemlich still.«

»Er taut bestimmt noch auf. Ich bin auch oft ein Eisklotzmensch, geben wir uns allen Zeit. Es sind erst zwei Wochen vergangen.«

»Ich vergesse manchmal, wie wichtig das ist – Zeit geben«, murmelte ich und dachte an meine Feuergedanken, während sie von Eisklötzen sprach....


Schnellbach, Mara
Mara Schnellbach, geboren 2003 in München, verbrachte ihre Kindheit am Chiemsee und lebte nach ihrem Schulabschluss ein Jahr in Wien. Dort spielt auch ihr Roman »Allow a sunflower to bloom«.



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