Schnell | Krupp. Expos und PR-Pioniere | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, 114 Seiten

Schnell Krupp. Expos und PR-Pioniere


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-6082-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 114 Seiten

ISBN: 978-3-7487-6082-5
Verlag: BookRix
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Mitte des 19. Jahrhunderts schuf sich die allgemeine Gier nach technischen Neuheiten und Nachrichten aus entferntesten Weltgegenden ein neues, eigenes Medium: Weltausstellungen. Ohne sie wäre der phänomenale Aufstieg des Krupp-Konzerns kaum denkbar gewesen. In dem hier vorliegenden Band wird zum ersten Mal umfassend dieser weitgehend unbekannte Teil der Wirtschaftsgeschichte reportagehaft erzählt. Damit öffnet sich zugleich ein Blick auf die Anfänge einer konsequenten Nutzung von PR- und Marketing-Instrumenten in Deutschland, lange bevor die heutigen Begriffe dafür zur Verfügung standen. Im 20. Jahrhundert nutzte das Unternehmen dann seine opulenten Jubiläumsfeiern konsequent für sein Reputationsmanagement. Und natürlich geht es auch um Schuld, Verstrickung und Untergang und Krupps gloriose Wiederauferstehung in der jungen Bundesrepublik. Dabei liefert der vorliegende Band nicht nur lebendige Reportagen, sondern auch ein detailliertes Quellen- und Literaturverzeichnis.

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Teil I Expos: König der Stahlhersteller – London 1851
  Die erste Expo aller Zeiten im Jahr 1851 in London soll vor allem eins: Von Britanniens Ruhm und seiner industriellen Größe künden. Der Welt soll vor Augen geführt werden, wer die wahre Nummer eins ist. Von knapp 80.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Kristallpalast belegen Großbritannien und Irland mehr als 46.000 Quadratmeter und fast 4.000 noch einmal die britischen Kolonien. Von rund 17.000 Ausstellern kommen 7.200 aus Großbritannien und Irland, rund 1.300 zusätzlich aus den Kolonien. Der Zollverein und die norddeutschen Staaten stellen dagegen gerade 1.720 Aussteller auf knapp 7.600 Quadratmetern. Doch der deutsche Fabrikant Alfred Krupp (1812-1887) stiehlt den Briten auf seinem Gebiet die Show. Während der ›Great Exhibition‹ avanciert Krupp zum König der Stahlhersteller, als er Turton & Sons abhängt. Das Unternehmen hatte stolz sein ›Monsterpiece‹ präsentiert, den mit 2.400 Pfund schwersten Gussstahlblock der Welt. Krupp vermutet, dass er selbst Turton auf diese Idee gebracht hat ›denn ich habe in Berlin davon gesprochen, als er da war.‹1 Turton liefert rechtzeitig. Krupps Block ist aufgrund logistischer Probleme nicht zu Beginn der Weltausstellung eingetroffen, was ihn aber nicht wesentlich bremsen kann. ›Ich habe gesagt, so Stückchen machen wir alle Tage‹, erklärt er selbstbewusst. Er wolle den ›Großpapa‹ der Gussstahlblöcke schicken. Nicht alle nehmen das ernst. Das ändert sich, als der ›Großpapa‹ dann tatsächlich eintrifft – er wiegt 4.325 Pfund. An dem extrem aufwendigen Fertigungsprozess waren mehrere hundert Arbeiter beteiligt gewesen. Der Stahl für den Block musste in 84 Tiegeln geschmolzen und zusammengegossen werden. Krupp belohnt Adalbert Ascherfeld, der die Produktion möglich machte, außerordentlich großzügig. Krupps Teilhaber und Jugendfreund Fritz Sölling darf davon besser nichts wissen.2 Aber der Einsatz lohnt sich. ›Alle Techniker sind darüber einig, dass der kruppsche Gussstahl jetzt der erste der Welt ist‹, schreibt die ›Allgemeine Zeitung‹ aus Augsburg am 18. Juni. Krupp erhält dafür die höchste Auszeichnung, die Council Medal. Ganze 170-mal wird der begehrte Preis verliehen – bei 17.000 Ausstellern. Solche Auszeichnungen sind zur Anbahnung weiterer Kundenbeziehungen außerordentlich hilfreich, weil sie die Qualität eines Produkts bestätigen. Zudem sieht Krupp früh die Chance, die Weltausstellung als Fenster zur Welt, als Werbung für seine Erzeugnisse und zur Anbahnung von Kundenkontakten zu nutzen. Überhaupt hält Krupp viel von direktem Kontakt, auch wenn dafür aufwendige Reisen nötig sind. Dies sei trotz ›Anerkennung des Fabrikats‹ notwendig, denn ›die Leute wollen heutzutage angesprochen sein, was die Engländer, die immer auf der Achse sind, wohlweislich beherzigen.‹3 Andere sehen das Engagement des 39-Jährigen bei der ›Great Exhibition‹ skeptischer, wie Krupps Teilhaber und Jugendfreund Fritz Sölling: ›Von der Bewunderung der allerhöchsten Potentaten und wenn selbst der Kaiser des himmlischen Reiches dabei wäre, werden wir nicht fett, wohl aber sehr mager (im Beutel), wenn wir darauf warten müssten, bis uns die Bewunderung was einbringt.‹4 Erfolg schlägt sich für Sölling in Zahlen und Einnahmen nieder, nicht in Reputation. Kenner vermuten daher auch, dass Sölling vorab nicht wirklich alles über Krupps Pläne zum Gussstahlblock in London wusste. Andere Unternehmer scheuen diese Veranstaltungen nicht nur aus Kostengründen, sondern weil sie den direkten Vergleich mit der Konkurrenz fürchten. Krupp hingegen betreibt ein intensives Messewesen. Dabei beweist er ein gutes Gefühl für spektakuläre Blickfänger und Ereignisse, mit denen er die Präsentation seiner Walzen und anderer Produkte aufpeppt. Zur ›Great Exhibition‹ bringt er neben dem Gussstahlblock noch eine weitere Sensation mit: einen Sechspfünder aus Stahl, ausgestellt in einer Szenerie mit Militärzelt und Brustharnischen. Zuvor wurden alle Kanonen aus Bronze gegossen. Dieser kruppsche Beitrag dürfte die Jury aber auch noch aus einem anderen Grund überrascht haben, denn eigentlich soll die Weltausstellung Produkte präsentieren »(which) add to the comforts and enjoyments of life‹5 und keineswegs Kanonen. Zudem ist die Kanone ein nicht geprüfter Prototyp und erst die zweite, die Krupp hergestellt hat. Trotzdem erregt sie unter anderem die Aufmerksamkeit des preußischen Militärs und seines Artilleriegenerals. Krupps Rechnung ist – wieder einmal – aufgegangen. Aber nicht nur die Preußen, sondern ›alle anwesenden Fürsten mit Einschluss der Königin von England und Don Miguel von Portugal haben sich an unserer Krämerbude ergötzt‹, freut sich Krupp. ›Unsere Ausstellung wird fast am meisten bewundert.‹6 Der mehrsprachige ›Morning Chronicle‹ berichtet am 3. Juli 1851, Prinz Albert habe ›mit sichtlichem Interesse‹ an Krupps Stand geweilt und sich mit dem Unternehmer unterhalten, dessen ›Gussstahl im rohen und verarbeiteten Zustande auf der Ausstellung eine so hervorragende Stellung einnimmt.‹7 Krupp bedankt sich bei dem Prinzen. Dieser habe es – als ein wichtiger Urheber der Weltausstellung – ermöglicht, dass Krupps Unternehmen auch in England ›Anerkennung‹ gefunden habe, die von direktem Nutzen für seine Firma gewesen sei. Er gehöre ›zu denjenigen Ausstellern, die großen Erfolg erzielt hätten.‹ Die Attraktionen lenken auch die Aufmerksamkeit auf die anderen Produkte. So berichtet der ›Morning Chronicle‹ am 14. Oktober 1851 über die ›rolling machinery of M. Krupp‹, ›with some cast steel rollers shown in the main avenue, which attracted great attention from their perfect soundness and excellent finish.‹8 Höchstes Lob bekommt Krupp auch von der Ausstellungsjury für seine Kanone, die sie als ›remarkable beauty of the workmanship of the piece of ordnance‹9 würdigt. Und der Londoner ›Observer‹ schreibt über das Geschütz, es sei ›a piece of workmanship he may well be proud of, and shows to what perfection of hardening and density the metal can be brought.‹ Die ›Illustrated London News‹ würdigt die Ästhetik der Kanone, die sie als ›beautiful steel canon‹ bezeichnet. Auch für die deutsche Ausstellungskommission ist die Kanone eher ein ästhetisches als ein artilleristisches Ereignis, daher wird sie in den Rang eines ›wahren Kunstwerks‹10 erhoben. Der ›Belfast News-Letter‹ vom 11. Juni 1851 feiert das Geschütz mit ›every part of it is as brilliant as silver‹ und schreibt zum Gussstahlblock, dieser sei ›a rare speciman of the fine quality of the Prussian metal and of a superior manufacture.‹11 Der 39-jährige Industrielle ist an große Herausforderungen gewohnt. Mit 14 hat er von seinem Vater Friedrich Krupp die ›Großstahlfabrik Krupp‹ geerbt – inklusive der sieben Angestellten und 10.000 Taler Schulden. 1824 stirbt Friedrich Krupp mit nur 39 Jahren an Tuberkulose. Sein ältester Sohn Alfred bricht daraufhin die Schule ab und übernimmt ohne Lehre den väterlichen Betrieb.12 1850 beträgt der Umsatz mehr als 140.000 Taler. 1849 beschäftigte Alfred Krupp 109 Menschen, 1850 sind es 241.13 Den Durchbruch bringt das Eisenbahngeschäft, in dem Krupp früh den Markt der Zukunft entdeckt. Um 1850 bestellen Bahngesellschaften die ersten Achsen bei ihm. Aber er ist nicht nur ein großer Unternehmer, sondern auch ein bedeutender Erfinder. Im Jahr der ersten Weltausstellung entwickelt er neuartige Radreifen für Eisenbahnen, die den herkömmlichen an Qualität deutlich überlegen sind. Für Krupp läuft alles gut. Aber diese Expo scheint zunächst unter keinem guten Stern zu stehen – zumindest, was das Wetter betrifft. Es regnet in Strömen. Ununterbrochen, acht Tage lang. ›It’s raining cats and dogs‹ heißt das lakonisch, was in England für Dauerregen steht. Keinen Hund mag man in diesen Apriltagen des Jahres 1851 vor die Tür jagen. Kein gutes Zeichen für die ›Great Exhibition‹, die am 1. Mai 1851 beginnen soll. Noch am Vorabend scheint keine Besserung des Wetters in Sicht zu sein. Der Auftakt zur ersten Weltausstellung aller Zeiten droht ins Wasser zu fallen. Die letzte Hoffnung besteht darin, dass auch der 1. Mai ein ›Queensday‹ werden würde, denn wenn die Queen öffentlich auftritt, bessert sich das Wetter. Die Hoffnung trügt nicht: Schon am Morgen heitert es so auf, dass blauer Himmel zwischen dem tagelangen Wolkeneinheitsgrau zu sehen ist. Nach einem letzten Schauer bricht sich die Sonne gegen elf Uhr endgültig Bahn und bescheint die...



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