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E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Schnell Freundschaften und Cromwells Kopf


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7487-6031-3
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-7487-6031-3
Verlag: BookRix
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Roland Olivier kehrt nach zwei Jahrzehnten an seinen Studienort Cambridge zur Beerdigung seines Freundes David Jonathan zurück. Seine Reise in die Vergangenheit beginnt im legendären Pub 'Eagle', in dem die Freunde Francis Crick und James Watson am 28. Februar 1953 den staunenden Kneipengästen verkünden, dass sie das Geheimnis des Lebens entdeckt haben. Inspiriert von Crick und Watson wollten Roland und David auch ein ungelöstes Geheimnis des Lebens enträtseln - das Geheimnis der Freundschaft. In der Universitätsbibliothek will Roland den vor 20 Jahren verlorenen Faden wieder aufnehmen. Durch ein Versehen wird er dort eingeschlossen und hat viel Zeit - es ist Ostern - für sein Vorhaben, was ihm recht ist. Rolands Streifzug führt ihn weit zurück, bis vor die Mauern von Troja und zu dem legendären Achilles, von dort aus verfolgt er die Spur der Freundschaft durch mehr als zwei Jahrtausende auf vielen Ebenen. Dabei entsteht ein dichtes, buntes Mosaik aus philosophischen und anderen Betrachtungen, Literatur, Geschichte, Geschichten - immer wieder ergänzt und zusammengefügt durch Rolands Reflexionen, Handlungen und Erinnerungen. Als die Grenzen verschwimmen, entsteht etwas gänzlich Neues. Und so wird auch noch das Geheimnis gelüftet, wie Vinetas Glocken klingen.

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DAS GEHEIMNIS DES LEBENS
  Das Geheimnis des Lebens wurde am 28. Februar 1953 in einem Pub in Cambridge von zwei Stammgästen enthüllt. Neun Jahre später erhielten sie dafür den Medizin-Nobelpreis. Zwischen Ale und Scotch verkündeten die beiden Freunde Francis Crick und James Watson die erfolgreiche Entschlüsselung der Erbsubstanz DNA. Es war das erste Mal, dass sie ihr Doppelhelix-Modell in der Öffentlichkeit vorstellten. Mehr als 50 Jahre später trank Robert Olivier an einem Gründonnerstag im Traditionspub „Eagle“ sein zweites Ale. Auch er war einem Geheimnis des Lebens auf der Spur, aber im Gegensatz zu Crick und Watson wusste er es noch nicht. Und es sah am Anfang auch noch nicht so aus. Der 46-jährige Deutsche war nach 20 Jahren in den Ort und den Pub seiner Studentenzeit zurückgekehrt. Was ihn hierhergebracht hatte, war nicht das Leben, sondern der Tod. David Jonathan, sein bester Freund aus dieser längst vergangenen Zeit, war bei einem Segelunfall ertrunken. Die beiden Freunde hatten im Laufe der Jahre den Kontakt zueinander zunehmend verloren und sich nur noch sporadisch geschrieben. Als Robert Olivier die Todesnachricht erhielt, machte er sich auf den Weg. Von der offiziellen Zeremonie hatte er sich früh abgesetzt. Er fand, das war eine Sache zwischen ihm, David und dem „Eagle“, in dem er sich jetzt melancholisch an die alten Zeiten erinnerte. Hier hatten sie sich früher stundenlang die Köpfe heißgeredet. Hier hatten sie große Pläne geschmiedet – und auch über Crick und Watson gesprochen, von deren Großtat ein Metallschild an der Außenwand des Pubs kündet. Es gab Zeiten, da wollten die beiden Freunde einfach genauso berühmt werden wie die mehr als unkonventionellen Forscher und möglichst auf eine vergleichbare Art. Die chaotisch-genialen Doktoranden Watson und Crick waren ihrem Institutsleiter ein Dorn im Auge. Eigentlich sollte Watson über Viren und Crick über Proteine forschen, aber dazu zeigten sie keinerlei Neigung. Sir Lawrence Bragg, Institutsleiter und Nobelpreisträger, hatte sie in ein gemeinsames Büro verbannt, weil er das Gespann keinem der Kollegen zumuten wollte. Crick und Watson zeigten keinen Respekt vor den wissenschaftlichen Gepflogenheiten ihrer Zeit. Sie waren schrill, schräg, machten Witze – dann nervte Crick seine Kollegen mit lautem Gelächter – und wechselten urplötzlich zu scharfsinnigen und genialischen Betrachtungen, denen nicht unbedingt alle folgen konnten – oder wollten. Aber die Verbannung war nicht wirklich ein Ärgernis für die beiden Freunde. Denn mit Büros hatten sie es sowieso nicht so und Labore waren auch nicht ihre Welt. Lieber schlenderten sie wild gestikulierend über den Campus von Cambridge oder gingen gleich ins „Eagle“. Zeitzeugen erinnern sich daran, dass die beiden künftigen Nobelpreisträger stundenlang über zwei große Themen redeten: DNA-Strukturen und Mädchen. Rund 50 Jahre später erklärte Watson in einem Interview: „Ich entdeckte die Struktur der Gene, weil ich eine Freundin finden wollte. Das ist wahrscheinlich ganz normal. Warum kauft man ein altes Gemälde? Um Frauen zu gefallen. Warum macht man Karriere? Um ein Mädchen zu kriegen. Ich war damals 25 und hatte mehr die Mädchen als die Gene im Kopf.“ Crick und Watson waren auf eine grandiose Weise ignorant: Einige der besten Wissenschaftler hatten damals die Erforschung der DNA auf ihre Fahnen geschrieben. Bekannt war, dass der Bauplan des Lebens in der Zelle sitzt und aus Basen besteht. Auf Röntgenaufnahmen war schon schemenhaft etwas zu erkennen, das wie eine verdrehte Strickleiter aussah – die DNA. Das ungelöste Rätsel war, wie die Basen in dieses Grundgerüst passten. Und anfangs sah es auch nicht so aus, als ob ausgerechnet Crick und Watson die Antwort darauf finden könnten. Sie hörten sich die Ergebnisse an, aber sie hörten nie genau zu. Wenn sie der etablierten Forscherelite ihre Schlussfolgerungen vorstellten, war das wissenschaftliche Desaster deswegen schon vorprogrammiert. Der renommierte Molekularbiologe Erwin Chargaff war nach einem Besuch bei dem Duo 1952 völlig irritiert. Sie hatten – mal wieder – bewiesen, dass sie mit Chemie nicht allzu viel anfangen konnten und schlicht die Molekülstrukturen der Basen vergessen. Und überdies machten sie auch noch seltsame Bemerkungen. Der merklich erschütterte Chargaff nannte sie „wissenschaftliche Clowns“ und formulierte in späteren Erinnerungen an das Treffen: „Es war mir klar, dass ich einer völligen Neuheit gegenüberstand. Enormer Ehrgeiz und Angriffslust, vereint mit einer fast vollständigen Unwissenheit und Verachtung der Chemie, dieser realsten aller Wissenschaften.“ Es konnte wohl nur Crick und Watson gelingen, angesichts dieser dramatischen Unkenntnis letztlich doch Erfolg zu haben. Denn gleichzeitig setzten sie bei ihren Forschungen alles auf die Frage nach der chemischen Struktur der Gene, was damals kein anderer Wissenschaftler in dieser Ausschließlichkeit tat. Crick und Watson sparten sich die mühselige Kärrnerarbeit im Labor. Sie nahmen die Ergebnisse vorhandener Forschungen, konzentrierten sich erstmals einen knappen Monat lang und hatten das Modell der Doppelhelix-Struktur des DNA-Strangs. Es war nicht im Labor entstanden, sondern vor ihrem „geistigen Auge“ im Reich der Imagination. Chargaff brachte die Leichtigkeit, mit der die „wissenschaftlichen Clowns“ ihr Ziel erreichten, völlig durcheinander. Er selbst hatte „viele schweißbedeckte Jahre“ und „unzählige Stunden“ mit seinen DNA-Forschungen verbracht. Angesichts des Erfolgs von Crick und Watson „konnte ich nicht umhin, äußerst verblüfft zu sein“, erklärte Chargaff. In seinen Memoiren räumte Crick später ein: „Es stimmt, dass wir beim Herumpfuschen über Gold stolperten. Tatsache bleibt aber, dass wir auf Gold aus waren.“ Dass sie überhaupt den Nobelpreis bekamen, verdankten sie aber auch ihrer Neigung zu Partys. Peter Pauling hatte zwar die Gene des Vaters, aber nicht dessen Brillanz geerbt. Linus Pauling war der wohl renommierteste Chemiker seiner Zeit und erntete zwei Nobelpreise für sein Schaffen. Der für die Entdeckung der DNA-Struktur war allerdings nicht darunter, obwohl Linus Pauling sehr nah dran war. Was Peter an wissenschaftlichem Talent fehlte, machte er – ganz im Sinne Crick und Watsons – durch legendäre Partys wett. Sir Lawrence Bragg schaute sich eine Weile das Treiben des Neuzugangs im Cavendish Laboratory an und steckte ihn dann ins Büro von Crick und Watson. Die drei sprachen über das Übliche: die DNA und die Vorzüge der Frauen aus unterschiedlichen Ländern. Watson erinnerte sich fast fünfzig Jahre später: „Peter und ich haben im gleichen Laboratorium gearbeitet, und wir waren beide hinter Frauen her. Ich bin dabei nur unglücklich geworden, Peter aber hat echte Probleme bekommen. Die Frauen mochten ihn zu sehr.“ Auf das fröhliche Treiben fiel ein finsterer Schatten, als Peters Vater seinem Sohn Ende 1952 in einem Brief mitteilte, dass er sich wieder der Erforschung der DNA zuwenden wolle. Das war ein echter Schock für die chaotischen Forscherfreunde. Linus Pauling fürchteten sie wirklich als Konkurrenten. Der zuverlässige Peter gab seinen Party-Freunden auch das unveröffentlichte Manuskript, das ihm sein Vater in der ersten Februarwoche 1953 zusandte. Darin stellte er sein Modell zum Aufbau der DNA vor – es war schraubenförmig, wie das von Crick und Watson, die sich schon am Ende ihrer Träume wähnten. Doch dann stellten sie fest, dass der Meisterchemiker die Nukleinsäure nicht richtig dargestellt hatte – ein dummer Anfängerfehler. Die Gefahr war, dass auch Linus Pauling das bemerkte. Crick und Watson gaben sich sechs Wochen bis Mitte März, um das Rennen um den Nobelpreis zu gewinnen. Sie gingen früher durchs Ziel. Als sie am 28. Februar 1953 im Eagle verkündeten: „Wir haben das Geheimnis des Lebens entdeckt.“, hatten sie es am Morgen dieses Tages tatsächlich geschafft. Crick und Watson waren sich ihrer Sache sehr sicher, allein weil das Modell „viel zu schön war, um nicht richtig zu sein.“ Das Geheimnis war geknackt worden von einem Ex-Physiker (Crick) und einem ehemaligen Studenten der Ornithologie (Watson). Sogar Sir Lawrence Bragg zollte dem zwei Meter hohen Modell der Doppelhelix höchsten Respekt. Allerdings sah er es erst eine Woche später, am 28. Februar lag er mit Grippe im Bett. Der Artikel zum Aufbau der Doppelhelix erschien am 25. April 1953 in „Nature“ – er zählte ganze 128 Zeilen und 900 Wörter, war mit einer schlichten Zeichnung illustriert und endete mit dem Satz: „Es ist unserer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass die spezifische Paarbildung, die wir hier voraussetzen, unmittelbar einen möglichen Kopiermechanismus für das genetische Material nahe legt.“ Die Geschichte der Entdeckung des Doppelhelix-Modells ist auch die Geschichte zweier Freunde, die sich gegenseitig auf so hohem Niveau inspirierten, dass 1 plus 1 nicht 2, sondern 10 ergeben habe, wie es ein Kollege der beiden Forscher beschrieb. Robert Olivier und David Jonathan hatte die Geschichte der Freunde und Nobelpreisträger immer sehr gut gefallen. Die...



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