Schneider / Popp | Emotionale Störungen und Verhaltensauffälligkeiten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 135 Seiten

Reihe: Psychologie im Schulalltag

Schneider / Popp Emotionale Störungen und Verhaltensauffälligkeiten


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8444-2898-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 135 Seiten

Reihe: Psychologie im Schulalltag

ISBN: 978-3-8444-2898-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Unterrichten ist eine anspruchsvolle Aufgabe; insbesondere, wenn Kinder und Jugendliche psychische Auffälligkeiten zeigen. Der Spagat zwischen individueller Förderung und dem Unterrichten einer ganzen Klasse ist dann für die Lehrkraft kaum noch zu bewältigen. Doch gerade die Schule ist häufig der Ort, an dem psychische Probleme sichtbar werden. Depressive, aggressive, teilnahmslose, traurige oder ängstliche Schülerinnen und Schüler benötigen Unterstützung, damit ihre Lebensqualität nicht langfristig beeinträchtigt wird.
Braucht das Kind oder der Jugendliche eine Psychotherapie? Kann ich als Lehrerin oder Lehrer etwas falsch/schlimmer machen? Wie läuft eine Psychotherapie ab und wie kann die Schule diesen Prozess unterstützen?

Lehrkräfte erfahren in diesem Buch, wie sie psychische Probleme erkennen und Hilfsmaßnahmen initiieren können: Es vermittelt Basiswissen über die Abgrenzung von normalen Entwicklungsproblemen und klinisch relevantem Problemverhalten. Es beschreibt den Zugang zu wissenschaftlich fundierter Psychotherapie bzw. zu psychosozialen Interventionen und erläutert deren Ablauf. Anhand praktischer Beispiele werden die häufigsten Verhaltensauffälligkeiten in der Schule beschrieben. Dabei werden psychologische Grundfertigkeiten vermittelt, die in den Schulalltag integriert werden können.

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Zielgruppe


Lehrkräfte und Schulpsychologen; Beratungslehrkräfte; in der Schule tätige Sozialpädagogen, Mitarbeiter in Beratungsstellen; Lerntherapeuten; Erzieher und Heilpädagogen; in der Bildungsverwaltung (wie z.B. Schulämter, Kultusministerien) tätige Personen

Weitere Infos & Material


|34|3 Wie entstehen Emotionale Störungen und Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter?
Die Entstehung psychischer Störungen ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren und es gibt dafür nicht die eine Ursache. Stattdessen wirken beim Menschen seine Veranlagung, ungünstige Umwelterfahrungen und sein Umgang mit herausfordernden, schwierigen Situationen zusammen. Um die Entstehung psychischer Probleme zu verstehen, ist es daher wichtig, zwischen der Veranlagung |35|eines Kindes, auslösenden belastenden Situationen sowie Verhaltensweisen des Kindes und seinen Lebensbedingungen, die die psychischen Beschwerden aufrechterhalten, zu unterscheiden (vgl. Abbildung 5). Zum Ausbruch von psychischen Beschwerden kommt es, wenn eine kritische Schwelle an Belastungen überschritten wird. Da alle Menschen immer wieder belastenden Ereignissen ausgesetzt sind, entscheidet letztendlich der Umgang mit belastenden Lebenssituationen und den daraus resultierenden psychischen Beschwerden darüber, ob eine manifeste psychische Störung entsteht und aufrechterhalten bleibt. Beispiel: Alle Kinder und Jugendlichen sind regelmäßig schulischen Belastungen ausgesetzt, aber sie reagieren darauf unterschiedlich: Fängt jemand nach einem Misserfolg an, neue Perspektiven zu suchen? Oder zieht sich ein Kind zurück und fühlt sich hilflos oder schuldig? Wehrt sich ein Kind gegen einen Bullying-Angriff oder verhält es sich wehrlos? Die Veranlagung des Kindes oder Jugendlichen (z.?B. ängstliches oder gehemmtes Temperament) und die Reaktion auf Belastungen (z.?B. ängstlicher Rückzug) entscheiden darüber, ob ein Kind psychisch krank wird. 3.1 Veranlagung und Anfälligkeit für psychische Störungen
Was verstehen wir unter Veranlagung? Jedes Kind erbt bzw. erwirbt in den ersten Lebensjahren eine individuelle Neigung, auf belastende Ereignisse zu reagieren. Manche Kinder reagieren auf Anforderungen mit Motivation und Durchhaltevermögen, andere mit Stress und Angst. Um diese Unterschiede zu verstehen, müssen die genetische Ausstattung und die frühen Lernerfahrungen des Kindes inner- und außerhalb der Familie berücksichtigt werden. Diese Faktoren bestimmen im Zusammenspiel miteinander einerseits die Entwicklung von Fertigkeiten und Einstellungen und andererseits die Entwicklung von Verhalten. 3.1.1 Genetische Veranlagung Jedes Kind erbt von seinen Eltern einzigartige genetische Anlagen. Diese bestimmen nicht nur körperliche Merkmale wie Größe oder Haarfarbe, sondern auch das Temperament und Verhaltensweisen. Manche dieser vererbten Merkmale können den Umgang mit Kindern erschweren, manche aber auch erleichtern. Ein Kind, das durch ein offenes und ruhiges Temperament im Vergleich zu einem aufbrausenden, ungeduldigen Temperament charakterisiert ist, wird es in der Schule und im Umgang mit Gleichaltrigen leichter haben und wird auch in kritischen Situationen vermutlich zuversichtlicher sein. In der Psychologie existieren mehrere Konzepte zur Unterscheidung verschiedener Temperamentsdimensionen (vgl. Zentner & Bates, 2008). Eine zentrale Forschungsfrage, die in diesem Kontext |36|untersucht wird, ist, ob bestimmte Temperamentsdimensionen überzufällig häufig mit Emotionalen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten zusammenhängen. Schwieriges, langsam auftauendes oder einfaches Temperament Schon im ersten Lebensjahr lassen sich Temperamentsunterschiede wie Ablenkbarkeit, Aktivität, Annäherung/Rückzug, Anpassungsfähigkeit, Aufmerksamkeitsdauer, Reaktionsintensität, sensorische Empfindlichkeit (z.?B. starke Reaktion auf auditive, visuelle, taktile Reize), Stimmungslage und Tagesrhythmus bei Kindern beobachten. In prospektiven Längsschnittstudien, die Kinder ab dem ersten Lebensjahr regelmäßig untersuchen, zeigt sich, dass diese Temperamentsdimensionen stark vereinfacht in folgende Temperamentstypen unterteilt werden können: Das einfache Kind, das regelmäßige biologische Funktionen (regelmäßigen Schlaf-Wach-/Essrhythmus) und eine gute Anpassungsfähigkeit an Veränderungen zeigt, sich unbekannten Situationen gut annähern kann sowie über eine ausgeglichene und i.?d.?R. positive Stimmung verfügt. Das langsam auftauende Kind, das zur Vermeidung in neuen Situationen und von unvertrauten Menschen neigt, sich nur langsam an neue Gegebenheiten anpasst und eher einen unregelmäßigen Ess- und Schlafrhythmus sowie ein geringes Aktivitätsniveau zeigt. Das schwierige Kind, das durch unregelmäßige biologische Funktionen und langsame Anpassungsfähigkeit an Veränderungen charakterisiert ist, unvertraute Situationen und Personen vermeidet und eine hohe Reaktivität sowie vorwiegend negative Stimmung zeigt. In Längsschnittstudien zeigt sich, dass das schwierige Temperament häufig ein Vorläufer für die o.?g. Externalisierenden Störungen ist, während das langsam auftauende Kind ein typischer Vorläufer für die o.?g. Internalisierenden Störungen ist. 3.1.2 Erlernte Veranlagung Kinder lernen von Geburt an, und dies ist sicher der wichtigste Mechanismus für die Entwicklung von normalem und abweichendem Modellverhalten. Die Familie ist der Ort, an dem Kinder erste Lernerfahrungen machen. Auf dieser Basis entwickeln sie eigene Verhaltensweisen und vor allem auch Strategien für den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen und Problemen. Aufbauend auf und abhängig von diesen Erfahrungen entwickeln sie mehr oder weniger Selbstbewusstsein und die Zuversicht, Probleme selbst meistern zu können. Je älter Kinder |37|werden, desto größer wird der außerfamiliäre Einfluss. Dazu zählen besonders Freund*innen und Gleichaltrige sowie die Schule und Medien. Auch hier kann ein Kind geeignete und funktionale Strategien erwerben, um mit schwierigen Lebenssituationen und Problemen umzugehen. Auf diesen Kompetenzen baut ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstbild auf, das dem Kind hilft, schwierige Situationen im Leben zu meistern. Wie lernen Kinder? – Die wichtigsten Lernprinzipien Kinder sind exzellente Lerner*innen! Unter Lernen wird eine auf Erfahrung basierende, dauerhafte Veränderung im Verhaltensrepertoire eines Menschen verstanden (Rinck, 2016). In der Psychologie werden die folgenden verschiedenen Lernprinzipien unterschieden: Modelllernen: Das Modelllernen oder auch Beobachtungslernen genannt, wurde lange Zeit in der Psychologie negiert. Erst durch die Arbeiten des Stanford-Professors und Psychologen Albert Bandura wurde Modelllernen als wichtiger Prozess für den Erwerb komplexer Verhaltenssequenzen in den Fokus weiterer Forschungsarbeiten gestellt. Bandura konnte in einer Serie von Studien dokumentieren, dass Kinder mehr aggressives Verhalten zeigen, wenn sie vorab andere Personen (Kinder/Erwachsene) gesehen hatten, die sich gewalttätig und aggressiv verhalten hatten. Die Studien von Bandura wiesen aber auch darauf hin, dass das Beobachtungsmedium dabei egal war: Das Verhalten wurde von den Kindern nachgeahmt, unabhängig davon, ob es real, per Video oder gar in einem Trickfilm gezeigt wurde. Dieses Ergebnis ist insbesondere in der heutigen Zeit, in der Schüler*innen einen hohen Internet-/Video-Konsum aufweisen, von besonderer Bedeutung. Ein dem Modelllernen sehr ähnlicher Lernprozess ist das Instruktionslernen. Im Unterschied zum Modelllernen findet hier Lernen anhand verbaler oder schriftlicher Instruktionen statt. Verschiedene psychologische Studien haben gezeigt, dass Einstellungen, Emotionen und Verhaltensweisen auch über verbale oder schriftliche Äußerungen der Eltern oder anderer Bezugspersonen erworben werden können. Klassische Konditionierung: Hierunter wird verstanden, dass ein neutraler Reiz (z.?B. das Schulklingeln) das Auftreten eines wichtigen anderen Reizes (z.?B. Unterricht beginnt) voraussagt. Das Erlernen von Signalen ist ein zentraler Lernprozess, der bei vielen...



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