Schmitz | Kurz und kriminell | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 238 Seiten

Schmitz Kurz und kriminell

Kriminalkurzgeschichten von Ingrid Schmitz
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-944527-10-9
Verlag: CONTE-VERLAG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalkurzgeschichten von Ingrid Schmitz

E-Book, Deutsch, 238 Seiten

ISBN: 978-3-944527-10-9
Verlag: CONTE-VERLAG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In Kurz und kriminell treffen Sie nicht nur alte Bekannte, wie die 72-jährige Auftragsmörderin Betty bei einem Cappuccino; Britta, die Plastikschüsselverkäuferin mit den hohen Verkaufszahlen oder die Friseurin Danielle, die auch des Nachts Hausbesuche macht - sondern auch neue Hauptdarsteller in mörderisch besinnlichen Geschichten.
Zum Beispiel werden für die 83-jährigen Bonnie und Klaus die Ehe und das Alter zur Hölle und Marlene entdeckt die Bücher von Erich Maria Remarque und dass sie ihr Leben dringend ändern muss. Außerdem erfahren Sie, warum das Basteln von Adventskalendern tödlich enden kann.

Die Kriminalautorin Ingrid Schmitz sendet mit dieser Auswahl - von ihren über fünfzig veröffentlichten Krimikurzgeschichten in diversen Anthologien - mörderisch liebe Grüße an ihre Leserinnen und Leser. Aber auch bisher unveröffentlichte Texte sind zu finden.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Cappuccino Tag
2. Die Schüsselkönigin
3. Wer sich verliert, findet die Welt
4. Der Stimmenfänger
5. Der Hausbesuch
6. Bei Tönung Tod
7. Die Bekanntschaft
8. Zu Gast bei …
9. Sieben Leben
10. Abwrackprämie
11. Wer spart, hat nichts vom Leben
12. Weitß du noch?
13. Die Blütenkönigin von Wiesmoor
14. Um Schlips und Kragen
15. … du sollst keine andere Frau neben mir haben
16. Man nehme … ein Nudelholz
17. In alter Tradition
18. Wodka, war sein letztes Wort
19. Rate mal, wo ich jetzt bin
20. Die Moritat der Gebrechlichen
21. Der Adventskalender
22. Nicht nur Wein muss atmen
23. Ab ins Heim
24. Die Grabrede
25. Wenn man denkt, man denkt
26. Ein Schritt in die Ewigkeit
27. Legittima difesa - Notwehr
28. Lass uns sterben
29. Der Knöterich, der Knöterich, das war ein arger Wüterich
30. Ein neues Leben
31. Punkteabzug
32. Alle Jahre wieder


Die Schüsselkönigin »Die Siegerin des Jahres ist …« Ohrenbetäubender Tusch. Die in Schale geschmissenen Gäste blickten sich ein letztes Mal wohlwissend zu der einzig in Frage kommenden Person um und nickten … »… unsere Britta Schwarzpost!« Nun riss es alle von den Stühlen. Stehend applaudierten sie und hörten sich mit neidvoller Bewunderung den Grund des grandiosen Sieges an. »Unsere Britta hat es im letzten Jahr geschafft, ihre, man höre und staune – ja, es ist nicht gelogen – ihre Verkaufszahlen zu verdoppeln! Somit steht sie, unsere Britta, mit großem Abstand an der Spitze der Top-Ten-Verkäufer und erhält die goldene Ehrennadel.« Tusch und Jubel unterbrachen die Rede des Präsidenten für einen Moment. Er hob die Hände wie zum Segen und bat um Einhalt. »Doch das ist noch längst nicht alles!« Tusch! »Zusätzlich«, er blickte Britta, die mittlerweile scheinbar gerührt neben ihm auf der Bühne stand, tief in die Augen, »zusätzlich«, und nun drehte er sich wieder zum Publikum, »erhält sie den 1. Preis unseres Wettbewerbes: einen einwöchigen Aufenthalt im idyllisch gelegenen Burghotel Greiffenstein, mit einer Person ihrer Wahl.« Er wedelte demonstrativ mit der auf dem Computer geschriebenen Urkunde und las mit bedeutungsschwangerem Unterton die Vorzüge des exklusiven Hotels vor: »Das Burghotel Greiffenstein verfügt über ein Felsenschwimmbad mit Panoramafenster und Sauna«, er leckte sich die Lippen, »ein Restaurant mit Dachterrasse, Stallungen, Zwinger, Garagen und einen Golfplatz zu Füßen der Burg! Naa? Ist das was? Ist das was?« Er breitete die Arme aus und empfing auf Kommando frenetischen Applaus. Dann drehte er sich, die Pose innehaltend, zu Britta und erwartete deren Begeisterungsausbruch, der sich allerdings in Grenzen hielt. Stattdessen lächelte sie verhalten, nahm die Präsente an und gab ihm einen nichtssagenden Kuss auf die rechte Wange. Britta brauchte diesen ganzen Rummel nicht, wollte keine allgemeine Lobhudelei. Sie wusste, dass sie gut war, und damit basta. »Britta, verraten Sie uns Ihr Geheimnis? Wie haben Sie das geschafft?«, wollte der im Armani-Anzug steckende Präsident wissen. »Hören Sie gut zu!«, ermahnte er die anderen Nieten. Einige Möchtegern-Top-Verkäufer und -Verkäuferinnen standen wie gebannt da, konnten sich nicht beruhigen. Sie klatschten in die Hände und schrien wie kleine Kinder, die um Kekse bettelten: »Jaa! Bitte! Ja!« Es bereitete Britta einige Schwierigkeiten, ihre Verachtung vor diesen Leuten zu verbergen. Sie lächelte gequält und überlegte krampfhaft, was sie sagen sollte, sagen wollte. Noch nicht einmal unter Folter würde sie den Grund ihres Erfolges verraten, den sie sich in mühsamer Kleinarbeit erwirtschaftet hatte. Außerdem ging es ihr einzig und allein um das Geld – Manna, Asche, Knete – und nicht um so eine erbärmliche Reise. Sie wollte in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und dabei störten solche lästigen Unterbrechungen nur. Leider gab es nicht den Gegenwert in bar. Britta hatte sich vorher erkundigt. »Tja, Sie merken es«, versuchte Mr. President die peinliche Stille zu überbrücken, »wer lässt sich schon gerne in die Karten schauen. Obwohl …«, er trat etwas näher an das Mikrophon und tat besonders wichtig, »Sie alle kennen bereits das Erfolgsgeheimnis, ja … Sie alle! Auch Sie und Sie und Sie …«, er wanderte mit dem Zeigefinger übers Publikum. Britta unterdrückte ein Gähnen. »Denken Sie darüber nach, und wenn Sie es eines Tages gefunden haben, stehen auch Sie hier und können sich als Sieger des Jahres feiern lassen, so wie unsere Britta heute!« Britta reiste alleine. Zuerst hatte sie sich überlegt, den Gewinn einfach verfallen zu lassen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder, als ihr Chef sie eindringlich darum bat, einen Bericht über ihren Aufenthalt im Burghotel zu schreiben, der im internen Blättchen abgedruckt werden sollte. Noch musste sie klein beigeben. Ihr bisheriger Verdienst reichte nicht aus, um sich in Mexiko zur Ruhe setzen zu können, trotz allem. Sie war auf die prompten Lieferungen angewiesen, denn wenn sie einmal eine Kundin in den rotlackierten Krallen hatte, musste es blitzschnell gehen. Die Bestellerin durfte keine Zeit mehr haben, es sich anders zu überlegen, um womöglich so ihren Plan zu durchkreuzen. Oder, was viel schlimmer war, sie auffliegen zu lassen. Mit schwerem Gepäck und missmutigem Gesicht zog sie in ihr Urlaubsquartier ein. Weder dieser scheinbar dem Fernsehen entsprungene Portier mit dem bezeichnenden Namen Moser noch diese seltsame Freifrau von Greiffenstein hatten ein Lächeln für sie übrig. Auch gut. So würde sie die zwangsverordnete Ruhe finden und keine neugierigen Fragen zu beantworten haben. Gelangweilt latschte Britta durch ihr Hotelzimmer, konnte an dieser angeblich luxuriösen Ausstattung nichts Besonderes finden. Sie begutachtete das Bad und beschloss kurzerhand, sich ein wenig frisch zu machen, um dann in der Sauna heiße Pläne zu schmieden. Nur mit einem Badehandtuch bekleidet, sah Britta durch die winzige Scheibe der Saunatür und registrierte mit Wohlwollen, dass sich niemand darin befand. Ihr war nicht nach Baucheinziehen zumute. Gewissenhaft drehte sie die große Sanduhr an der Wand um, weil ihr Kreislauf nicht mehr als zehn Minuten Saunagang verkraftete. Britta war in Gedanken an eine neue Kundin versunken, die sie momentan in ihren Fängen hatte. Nächste Woche war die Arztgattin endgültig reif. Sie musste das komplette Neueinsteiger-Sortiment bestellen. Der Wert der bestellten Ware wäre ein Klacks gegenüber dem, was die ach so noble Neureiche sonst zu verlieren hatte. Und nur so funktionierte es. Ihre Kundinnen waren jedes Mal regelrecht erleichtert, wenn sie die lächerlichen Bedingungen hörten. Manche wollten lediglich bezahlen und lieber keine Ware erhalten, aber Britta durfte sich keine Fehler erlauben und blieb eisern. Geld gegen Ware und nichts anderes. Die Saunatür ging auf. Es roch sofort nach billigem Herrenparfum. Ein schmächtiger Mann mit einem besonders Schmächtigen kam herein. Britta überkreuzte schnell ihre Beine und zog den Bauch ein. »Guten Tag Britta! Das ist aber ein Zufall, dass wir uns hier treffen«, heuchelte der Neuankömmling und bekam aus mehreren Gründen einen roten Kopf. Britta blickte ihn überrascht an: »Kennen wir uns?« Das Gesicht war zwar attraktiv, aber der Rest schreckte eher ab. »Ja, zuletzt habe ich Sie auf der Preisverleihung gesehen.« Er versuchte den sich Aufbäumenden mit seinem Handtuch zu ersticken. Schweiß brach ihm aus. Es hinderte ihn aber nicht daran weiterzureden: »Ein toller Erfolg! Ich bin erst seit Kurzem dabei, möchte es Ihnen aber sehr bald nachmachen.« »Machen Sie erst einmal die Tür zu, es zieht!«, mahnte sie ihn und hätte gerne ›von außen‹ hinzugefügt, hielt sich jedoch zurück. »Ach, Entschuldigung, ich habe mich ja nicht vorgestellt. Ich heiße Daniel, Daniel Wechter.« Er wischte sich über die Stirn und flutschte anschließend mit der Hand über seine nackte Brust, dass der Schweiß nur so spritzte. Der Schmächtige hing leblos an ihm herab, ein dicker Schweißtropfen baumelte an seiner Spitze. Britta wurde flau. Sie musste endlich die Sauna verlassen, bevor man sie heraustragen würde, denn die Sanduhr zeigte bereits zwanzig Minuten an, und das war weit über ihrem Limit. Daniel nahm das Gespräch wieder auf, nachdem er sich gesetzt hatte: »Sie sind mir noch eine Antwort schuldig geblieben.« »Ich wüsste nicht …«, gab Britta patzig zur Antwort. »Auf der Siegerehrung – Ihr Erfolgsgeheimnis! Wie haben Sie es geschafft, die Verkaufszahlen zu verdoppeln? Ich muss es wissen!« Sein Gesicht spiegelte gieriges Interesse wider. Ja, wo gibt’s denn sowas? Dieser kleine Wicht! Wo kommen wir denn da hin? »Können Sie schweigen?«, säuselte Britta mit verstellter Stimme. Er rückte näher und hielt ihr sein feuchtes Ohr hin: »Ja … ja, sicher!« »Dann tun sie es!« Sie stand auf und schnappte sich ihr Handtuch. Daniel versperrte schnell den Weg. Er hielt den Türgriff mit einer Hand fest umklammert und schlug eine andere Tonart an: »Irrtum, Sie werden für immer schweigen, wenn Sie es mir nicht verraten. Wer sind Ihre Kunden? Wie kommen Sie an die Adressen?« Britta setzte ihr Haifischlächeln auf. So wie er vor ihr stand, so nackt und einladend, stellte sie fest, dass er ihr nicht gewachsen war. In keinster Weise. Sie hob blitzartig das Knie und stieß es in sein Gemächt, schubste dann den gekrümmten glitschigen Körper mit ekelverzerrtem Gesicht zur Seite und öffnete ruckartig die Tür. Seit dem Vorfall heute Mittag wollte Britta lieber den Room Service beanspruchen und ihr Zimmer vorsichtshalber nicht mehr verlassen. Sie hatte Wichtigeres zu tun, als lästige Größenwahnsinnige abzuschütteln. Überhaupt, wie dreist von ihm, ihr einfach so nachzureisen und aufzulauern. Eine Dreistigkeit, die vielleicht wirklich einmal zur Karriere führen würde, denn auch sie hatte mal so angefangen. Sie öffnete den Bademantel und genoss die Abkühlung. Ihr war immer noch heiß. Sauna im Hochsommer war wohl doch nicht so ideal. Am nächsten Morgen wachte Britta erst gegen zehn Uhr auf. Ihr Schlaf war tief und fest gewesen. Es dauerte eine Zeitlang, bis sie realisierte, wo sie sich befand, und dann wurde es ihr erbarmungslos klar: Sie hatte erst einen Tag von sieben in diesem gottverlassenen Burghotel verbracht und ihre Verkaufszahlen...


Ingrid Schmitz wurde 1955 geboren und schreibt seit 2000 hauptberuflich. Bisher sind an die fünfzig Kurzgeschichten und vier Kriminalromane von ihr erschienen. Sie ist Herausgeberin von insgesamt 15 Kriminal-Anthologien. Durch die Autorenvereinigungen Mörderische Schwestern und Syndikat findet sie immer wieder willige Auftragsmörder, die für sie Kurzgeschichten schreiben. www.krimischmitz.de



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