E-Book, Deutsch, Band 10, 256 Seiten
Reihe: Pädagogische Praxisimpulse
Schmidt Microlearning in der ambulanten Pflege
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7568-2368-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Anforderungs- und Bildungsbedarfsanalyse zur Entwicklung eines Konzeptes in der betrieblichen Weiterbildung
E-Book, Deutsch, Band 10, 256 Seiten
Reihe: Pädagogische Praxisimpulse
ISBN: 978-3-7568-2368-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Um den steigenden Anforderungen im ambulanten Pflegebereich gerecht zu werden bedarf es einer kontinuierlichen Weiterbildung im Rahmen des lebenslangen Lernens. Dies benötigt Zeit, welche Pflegende, aufgrund zunehmender Arbeitsdichte bei gleichzeitigem Personalmangel, nicht haben. Das Lernformat Microlearning hat den Anspruch, Lernen in die Arbeitszeit bzw. den Arbeitsprozess zu integrieren und somit entstehende Warte- als Lernzeiten zu nutzen. Im vorliegenden Band wird untersucht, inwieweit Microlearning den Anforderungen und Bildungsbedarfen von ambulant Pflegenden gerecht werden kann sowie ein Konzeptentwurf zur Implementierung des Lernformats in der ambulanten Pflege vorgestellt.
Die Autorin Nicola Schmidt ist seit 2015 als Pflegepädagogin (B.A.) und Erwachsenenbildnerin (M.A.) an einem Bildungszentrum für Gesundheitsberufe tätig. Zuvor arbeitete sie als Gesundheits- und Krankenpflegerin im ambulanten Pflegebereich und lehrte, v. a. im Rahmen von Skillslab-Einheiten, als externe Dozentin.
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2.3.1 Analoge Formate
Microlearning wird bereits seit mehreren Jahren, wenn auch nicht immer explizit unter diesem Begriff, angewandt. Bestes Beispiel hierfür sind Lernkarten, in Form von bspw. selbst beschrifteten Karteikarten mit den wichtigsten Lerninhalten. Diese eignen sich, um Begriffe, Konzepte oder Definitionen zu lernen und können beliebig oft wiederholt werden (Müssig 2020a, S. 40). Um sich selbst den Lernfortschritt zu veranschaulichen und „die Lerninhalte … über viele kleine Lernschritte immer wieder in das Gedächtnis … “ (ebd.) zu rufen, kann auf einen Lernkasten zurückgegriffen werden. Eine weitere analoge Möglichkeit stellt die Aneignung von Wissen durch Zusammenfassungen auf Postern dar (Müssig 2020b, S. 52). Gegenwärtig wird, bedingt durch die Digitalisierung, immer weniger auf analoge Formate zurückgegriffen. Statt händisch beschrifteten Karteikarten werden nun die digitalen Pendants, wie elektronische Lernkarten, verwendet (Petermandl 2014, S. 24). 2.3.2 Digitale Formate
Social Learning findet heutzutage hauptsächlich digital statt. Dementsprechend sind Lernformate wie Microlearning, welche ein Social Workplace Learning unterstützen, multimedial ausgerichtet. Microlearning geht somit mit einem ‚Mobile Learning‘, dem Lernen über drahtlose Geräte (z. B. Smartphones, Tablets, Laptops), einher (Sauter & Sauter 2013, S. 13). Laut Hug (2010b) ist Microlearning „… eine Sammelbezeichnung … für verschiedene informelle Lernaktivitäten im Kontext von Social Software Anwendungen, inzidentelles Lernen mit digitalen Medien, mechanistisches Lernen mit „Lernobjekten“, SMS-Anwendungen, etc.“ (S. 200). Im Folgenden wird eine Auswahl von digitalen Microlearning-Formaten, welche häufig zum Einsatz kommen, beispielhaft dargestellt. Videos Eine weit verbreitete Form des Microlearning ist das Lernen mithilfe von Videos. Diese haben den Vorteil, dass sie, aufgrund der visuellen und auditiven Aufbereitung der Lerninhalte, verschiedene Lerntypen ansprechen. Zudem können sie, je nach Bedarf, wiederholt oder pausiert werden (ArgenturQ 2019, S. 9). Besonders Handlungskompetenzen können durch Videoformate gut vermittelt werden, indem einzelne Handlungsschritte praktisch dargestellt werden (ebd.). Weblogs Als Weblogs, verkürzt ‚Blogs‘ genannt, werden häufig aktualisierte Webseiten bezeichnet, auf denen „… in Form von datierten Einträgen eine Art Tagebuch, Logbuch oder Journal geführt wird“ (Koschorreck o. J., S. 1). Die Blogeinträge können mit anderen Webseiten, Videos oder Autodateien durch Links verknüpft sein (Baldwin 2020, S. 52–53). Blogs unterstützen als Microlearning v. a. das Social Learning, indem sie „… persönliche Kommentare und Verlinkungen auf andere Beiträge in anderen Blogs … zulassen“ (ebd.) und sich flexibel in den Alltag integrieren lassen. Somit sind Blogs „… Kommunikations-, Wissensmanagement- und Publikationsdienste zugleich“ (Buchem et al. 2013, o. S.). Wikis Unter Wiki wird „… eine Website, deren Inhalte von BenutzerInnen eines Netzwerkes geteilt, bearbeitet und verändert werden können“ (Baldwin 2020, S. 53) verstanden. Da die Lernenden dazu angeregt werden, ihr Wissen zu teilen und sich eigenständig Lerninhalte anzueignen, werden Wikis im Rahmen von Microlearning v. a. für den „… aktiven Lernprozess und zum Kodifizieren und Teilen von implizitem Wissen aus verschiedenen Arbeitsbereichen …“ (ebd.) angewandt. Aktuelle Inhalte können zur Problemlösung orts- und zeitungebunden nachgeschlagen werden bzw. bei der Vermeidung von Problemen unterstützen (Baumgartner 2014, S. 21). Applications (Apps) Anwendungen, verkürzt ‚Apps' genannt, werden von Unternehmen selbst entwickelt oder käuflich erworben (Baldwin 2020, S. 51). Sie können auf unterschiedliche Arten von Endgeräten, wie Smartphones, Laptops oder Tablets, geladen „… und in Blenden [sic!] Learning oder Web-based Learningkonzepte eingebaut werden“ (ebd.). Wird eine App selbst entwickelt, können die Inhalte auf die Bedarfe der Lernenden und die gegebenen Rahmenbedingungen angepasst werden (ebd.). Podcasts Bei einem Podcast handelt es sich um eine auditive Darstellung von Lerninhalten über das Internet. Diese können über verschiedene Endgeräte, wie Laptops oder Smartphones, abgerufen werden. Sie vermitteln informelle, wie auch formelle Inhalte in Form von bspw. Interviews, Lerntagebüchern oder Storys. Zudem ermöglichen sie eine unmittelbare Rückmeldung und den Verweis auf thematisch passende Inhalte (Baldwin 2020, S. 52). Laut Sauter & Sauter (2013) besitzen Podcasts „… eine hochemotional-motivationale Eindringlichkeit, so dass sie besonders in den personalen sowie sozial-kommunikativen Kompetenzbereichen wirksam sind“ (S. 116). Meistens haben sie eine Gesamtlänge von ca. 10 Minuten und können neben der eigenständigen Erstellung durch die Lernenden auch aus externen Quellen in den Lernprozess integriert werden (Sauter & Sauter 2013, S. 115). Wird das auditiv Dargestellte durch bewegte Bilder ergänzt, handelt es sich um einen Video-Podcast (ebd.). Learning Management System (LMS) Ein Learning Management System (LMS) ist „… eine virtuelle Lern- und Kommunikationsplattform, die den Lernern im Bereich der Lernorganisation, der Dokumentation und der Kommunikation Lösungen bietet“ (Sauter & Sauter 2013, S. 90). Dieses dient, neben der Planung und Steuerung individueller, aber auch organisationaler Lernprozesse, der Verteilung von Lerninhalten sowie der Sammlung, Weiterentwicklung und Dokumentation von Wissen und Lernergebnissen aus bspw. Praxisprojekten (ebd.). Zudem unterstützt ein LMS den Austausch von Lernenden untereinander und mit Trainern/-innen bzw. Tutoren/-innen im Rahmen von Blended Learning Prozessen. Gleichzeitig ermöglicht es neben unmittelbarem Feedback „… eine selbstgesteuerte Qualifizierung …“ (ebd.). Damit die Lernenden auf digitale Lernangebote zurückgreifen können, bedarf es anwendungsgerechten Rahmenbedingungen, wie bspw. einer stabilen Internetverbindung. Neben den hier allgemein dargestellten digitalen Formaten gibt es, je nach Unternehmensbranche, weitere spezifische Formatarten. Im Bereich des Gesundheitswesens werden den Lernenden bspw. E-Health Anwendungen zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich um einen Überbegriff für alle digitalen Lösungen, die im Gesundheitssektor Anwendung finden, wie „die elektronische Patientenakte, Krankenhausinformationssysteme, Telemedizin und Apps für die Patientenversorgung …“ (Müssig 2020a, S. 41). Ein Beispiel für ein Microlearning-Format in diesem Bereich sind Gesundheits-Apps, welche bspw. durch Trainings- und Ernährungsprogramme führen und v. a. Anwendung im Nachsorgebereich bei Erkrankungen, wie Depressionen, finden (Müssig 2020b, S. 52). Im Gesundheitsbereich gibt es noch weitere Beispiele für Microlearning, bspw. das One Minute Wonder. 2.3.3 Das One Minute Wonder als Beispiel für Microlearning in der Pflege
Die Idee des One Minute Wonder (OMW) stammt ursprünglich aus England. Dort wurde 2010 in einem Krankenhaus damit begonnen, die regelmäßig wiederkehrenden Wartezeiten als Lernzeiten zu nutzen. Es wurden komprimierte Informationen auf einer Pinnwand, in Form eines pflegerelevanten Lernposters, für das Personal zur Verfügung gestellt. Die Erstellung der Themen wurde von Pflegenden und Ärzten übernommen. Voraussetzung für die Darstellung der Inhalte war es, dass diese innerhalb von einer Minute, während der regulären Arbeitszeit, zu erfassen sein müssen (Spitz-Köberich 2018, S. 12; Krüger et al. 2021, S. 23). Seit 2016 ist das OMW, welches „… zur einfachen niederschwelligen Wissensvermittlung …“ (Eppler et al. 2019, S. 642) dient, in deutschen Kliniken verbreitet. Allerdings gibt es bisher nur wenige Untersuchungen mit kleinen Kohorten zu dessen Umsetzung (Krüger et al. 2021, S. 22). Dennoch lassen die Ergebnisse einer Evaluationsstudie, welche 2018 in einer Klinik in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde, die Schlussfolgerung zu, dass die Methode des OMW „… für Pflegende eine sinnvolle ergänzende Fortbildungsmethode dar[stellt]“ (ebd.), wobei weitere empirische Untersuchungen ausstehen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein großer Anteil der Mitarbeitenden das OMW zum Lernen während der Wartezeiten nutzt (91,53%) und die Informationen im Rahmen der Arbeit hilfreich sind (73,55%) (Krüger et al. 2021, S. 26). Als Wunschorte, an denen die Lernplakate angebracht werden sollen, wurden neben den bereits verwendeten Örtlichkeiten, wie der Küche und dem Blutgasanalysegerät, auch die Apotheke und die Toiletten genannt (ebd.). 47,09% der Befragten sprachen sich für drei verschiedene Präsentationsorte aus, mit einem 14-tägigem Wechselintervall des Contents...