Schmidt | Kirchengeschichte des Mittelalters | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Theologie kompakt

Schmidt Kirchengeschichte des Mittelalters


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-534-74248-6
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Reihe: Theologie kompakt

ISBN: 978-3-534-74248-6
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
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Der Band bietet eine aus der akademischen Lehrpraxis heraus völlig neu konzipierte Einführung in die Kirchengeschichte des Mittelalters. Die Darstellung behandelt 1000 Jahre Christentumsgeschichte vom Ausgang der Spätantike bis zum Vorabend der Reformation. Zu den Themenschwerpunkten zählen die Christianisierung Europas, der Grundsatzkonflikt um das Verhältnis von Regnum und Sacerdotium, das Bischofsamt im Wandel, Mönchtum und Ordenswesen, Armutsbewegung und Inquisition sowie die Kreuzzüge; eigene Abschnitte sind den kirchengeschichtlichen Entwicklungen im Spätmittelalter, der mittelalterlichen Theologie und der Frömmigkeitsgeschichte gewidmet. Studierende der katholischen und evangelischen Theologie sowie der Geschichte finden hier das prüfungsrelevante Basiswissen zur mittelalterlichen Kirchengeschichte und kommentierte Literaturhinweise auf neuestem Stand.

Professor Dr. Bernward Schmidt lehrt Historische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.

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II. Die Christianisierung Europas
Überblick Am Beginn des Mittelalters war Europa kein „christlicher“ Kontinent. Vielmehr hatten die Wanderungen der Germanen zu einem Rückgang des Christentums bis hin zu teilweisen Repaganisierungen geführt. Ausgehend vom Mittelmeerraum, wo das Christentum einigermaßen stabil blieb, konnte es sich nach Norden und Osten ausbreiten. Dies war nur möglich, wenn die Herrscher der entsprechenden Gebiete selbst Christen wurden und in der Folge die Mission förderten. Ein solcher Religionswechsel eines Herrschers setzte freilich dessen Akzeptanz bei den eigenen Untertanen und „außenpolitische“ Überlegungen voraus: eine gemeinsame Religion kann auch politische Nähe bedeuten. Insofern setzt sich die am Ende des vorangegangenen Kapitels angedeutete enge Verbindung von Religion und Herrschaft am Beginn des Mittelalters fort. Mit der Ausdehnung der politischen Einflusssphären der westlichen Herrscher im Hochmittelalter konnte die christliche Mission zunehmend auch nach Osten und Norden weiter getrieben werden. 312 Schlacht an der Milvischen Brücke um 340 Bischofsweihe Wulfilas für das Gebiet der Goten 455 Plünderung Roms durch die Wandalen 498 Taufe Chlodwigs 587 Konversion des westgotischen Königs Rekkared 667 Versammlung von Whitby (England) ab 722 Bonifatius im Frankenreich 782 Scharfe Sachsengesetzgebung Karls d. Gr. (787 gemildert) 965 Taufe des Dänenkönigs Harald Blauzahn 992 Sicherung der polnischen Gebiete durch Übereignung an den Papst 1103 Unabhängigkeit der dänischen Kirche 1147 Kreuzzug gegen die slavischen Wenden 1168 Zerstörung des Svantovit-Tempels auf Rügen durch die Dänen 1231 Beginn der Zwangschristianisierungen durch den Deutschen Orden 1. Der Süden Europas
Goten
Wulfila Als die Goten im 3. Jahrhundert auf ihren Raubzügen ins Römische Reich auch Christen in ihr Gebiet verschleppten, blieb dies zunächst ohne Auswirkungen. Erst mit der Missionstätigkeit Wulfilas (um 311–383) begann die Christianisierung in größerem Stil. Dieser war Enkel von zu den Goten verschleppten Christen und wurde um 340 von Bischof Eusebius von Nikomedien zum Bischof für das Gebiet der Goten geweiht. Wie Eusebius vertrat Wulfila eine subordinatianische Christologie, die zu dieser Zeit auch von den römischen Kaisern gefördert wurde: Gott Vater wird dem Sohn eindeutig übergeordnet, ohne diesen allerdings als Geschöpf zu bezeichnen. Wulfilas Mission und Kirchenorganisation basierte auf seiner Übersetzung der Bibel ins Gotische, für die er eine eigene Schrift und Schriftsprache geschaffen hatte. Dazu kam eine eigene Liturgie in gotischer Sprache. In der westgotischen Kirche kam dem König die zentrale Stellung zu, der Bischöfe ernannte und Synoden einberief. Bekenntnis, Liturgie und Kirchenorganisation wurden so zu wesentlichen Bestandteilen der westgotischen Identität – auch in Abgrenzung zum Römischen Reich. Westgoten Die Westgoten wanderten über Italien und Gallien nach Spanien, wo sie zu Beginn des 6. Jahrhunderts das Toledanische Reich gründeten. Dies bedeutete zunächst die Konkurrenz von nizänischem Bekenntnis der ansässigen Bevölkerung und subordinatianischer Christologie der westgotischen Oberschicht. Durch die Konversion König Rekkareds zum nizänischen Glauben (587), der diejenige des gesamten Reiches folgte, konnte die Reichseinheit gewahrt werden. Die Blütezeit der westgotischen Kirche im 7. Jahrhundert verbindet sich vor allem mit Bischof Isidor von Sevilla als intellektuellem Haupt der Kirche und den in Toledo tagenden Synoden. Die Eroberung Spaniens durch die Araber beendete diese Zeit, doch konnte das Christentum unter muslimischer Herrschaft etwa die Formen der westgotischen Liturgie bewahren. Ostgoten unter Theoderich Die Ostgoten beherrschten um 500 unter Theoderich ein großes Territorium aus Italien, Sizilien, Dalmatien, Noricum, Rätien und der Provence, ein „Zwitter“ zwischen römischer Reichsprovinz und eigenständigem Königreich. Theoderich ließ dem nizänischen Bekenntnis der ansässigen romanischen Bevölkerung völlige Freiheit und kooperierte vielfältig mit dem Papsttum. Zugleich jedoch folgten auch die Ostgoten dem auf Wulfila zurückgehenden subordinatianischen Bekenntnis. Zudem legte Theoderich Wert auf die Trennung zwischen den Bevölkerungsgruppen und Bekenntnissen und verbot daher die Heirat zwischen Goten und Romanen. Nach außen war dies ein deutliches Signal zugunsten einer Kooperation der Germanen – und richtete sich gleichzeitig gegen die Franken, die mit ihrem König Chlodwig das nizänische Bekenntnis angenommen hatten. Langobarden
Nach dem Tod Theoderichs konnte zunächst das oströmische Reich unter Justinian (527–565) die Herrschaft über Italien behaupten, nach dem Tod des Kaisers stießen allerdings die Langobarden nach Nord- und Mittelitalien vor und verdrängten das byzantinische Kaisertum von dort. Die Langobarden („Langbärte“) dürften teils Christen mit gotisch-subordinatianischer Prägung gewesen sein, teils Anhänger des Polytheismus. Trotz grundsätzlicher Toleranz in Religionsangelegenheiten scheint es punktuell zu Verwüstungen von Städten und Bischofssitzen bis hin zu Repressionen gegen die ansässige Bevölkerung mit nizänischem Bekenntnis gekommen zu sein. Eine Annäherung ergab sich zunächst durch die Heirat König Autharis (584–590) mit der baierischen Herzogstochter Theolinde (589), doch erst unter König Pectarit (671–688) wurde die Wende zum nizänischen Bekenntnis endgültig vollzogen. Für die weitere Mission und Intensivierung der Christianisierung spielte die vom irischen Mönch Columban gegründete Abteil Bobbio eine maßgebliche Rolle. Wandalen
Die Wandalen bildeten in Afrika eine exklusive politisch-militärische Führungsschicht mit subordinatianischem Bekenntnis, während die Verwaltung bei den ansässigen Romanen nizänischen Glaubens blieb. Deren Religionsausübung wurde kaum toleriert, es scheint zeitweise zu Verfolgungen und Zwangskonversionen gekommen zu sein. Die Ablehnung Roms und seiner Kultur zeigt sich insbesondere in der Plünderung Roms 455, in der Papst Leo I. angesichts des Ausfalls der kaiserlichen Autorität erfolgreich zugunsten der Bevölkerung verhandeln konnte. Auch dem Wandalischen Reich setzte die Expansion des oströmischen Reiches unter Justinian ein Ende, im frühen 6. Jahrhundert wurde Nordafrika von den Arabern erobert und ging für das Christentum weitgehend verloren. 2. Die britischen Inseln
Irland war immer an der Peripherie des Römischen Reiches gelegen. Die Quellen lassen zwar Rückschlüsse zu, dass es bereits im 4. Jahrhundert eine gewisse christliche Struktur auf der Insel gegeben haben muss, doch ist erst das Wirken des Nationalheiligen Patrick im 5. Jahrhundert in den Quellen einigermaßen zu fassen. Patrick stammte – eigenen Angaben zufolge – aus einer christlichen Familie in Britannien, sein Großvater war Presbyter, sein Vater Diakon gewesen. Nachdem er mit 15 Jahren nach Irland verschleppt worden war und dort als Viehhirt gearbeitet hatte, gelang ihm die Flucht in die Heimat, wo er sich wohl seiner Berufung zur Mission in Irland klar wurde. Ob Patrick selbst Bischof war, ist unklar, doch wird er in der Hagiographie des 6. Jahrhunderts zum eigentlichen Missionar Irlands. Besonderheiten der irischen Kirche In jedem Fall entwickelte die frühmittelalterliche irische Kirche einige Besonderheiten, die durch ihre Missionare auch auf den Kontinent gebracht werden sollten. Aufgrund der kleinteiligen Herrschaftsstruktur Irlands mit rund 150 Kleinkönigtümern, aus denen sich allmählich fünf größere Herrschaftsgebiete herausbildeten, war die irische Kirche nicht um städtische Bischofssitze, sondern um Klöster herum strukturiert und wurde letztlich von deren Äbten geleitet. Das Bischofsamt verlor dagegen an Autorität, so dass letztlich ein dem Abt unterstellter Mönch des jeweiligen Klosters diese Funktion bekleidete. Bedeutung hatten die Klöster sowohl als regionale Wirtschaftszentren, die über eine große Zahl an Arbeitskräften verfügten und so zur Kultivierung des Landes beitrugen, als auch durch ihr Bildungsmonopol und ihre hochwertige Handschriftenproduktion. Zu den Sonderbräuchen der irischen Kirche gehörte ferner ein abweichender Ostertermin, der erst im 8. Jahrhundert zugunsten des andernorts eingehaltenen römischen Termins abgeschafft wurde oder eine...


Schmidt, Bernward
Professor Dr. Bernward Schmidt lehrt Historische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.

Professor Dr. Bernward Schmidt lehrt Historische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.



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