E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Schmidt In Schweden unterwegs
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95744-103-4
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Entlang der Ostküste und auf dem Inlandsvägen - Eine Reisebeschreibung
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-95744-103-4
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Autor beschreibt in diesem Buch seine Eindrücke und Erlebnisse während einer Reise mit dem PKW im Sommer durch Schweden. Die Reise beginnt an der Südküste des Landes und führt auf Reichs- und Europastraßen entlang der Ostküste nach Norden. Der eigentliche Grund für diese Reise ist aber dann die Fahrt auf Schwedens längster durchgehender Straße, dem Inlandsvägen. In diesem Buch wird tages- und abschnittsweise der Verlauf der gesamten Reise geschildert. Einige farbige Bilder sollen dem Leser Eindrücke von der Landschaft und den Orten vermitteln. Die Reisebeschreibung ist in drei Abschnitte gegliedert: »Auf Reichs- und Europastraßen entlang der Ostküste nach Norden«, »Auf dem Inlandsvägen von Karesuando nach Göteborg« und »Einige Zahlen und Fakten zum Inlandsvägen«.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Zweiter Teil
AUF DEM INLANDSVÄGEN NACH SÜDEN
Von Kiruna nach Karesuando
Immer, wenn ich heute in der Nacht mal kurz wach wurde, habe ich schnell ein Foto aus dem Zimmerfenster gemacht. Damit kann ich allen zu Hause beweisen, wie hell die Sommernächte in Lappland sind.
Nach dem Frühstück mache ich mich heute auf den Weg, um endlich zu der Straße zu kommen, derentwegen ich ja eigentlich in den Norden Schwedens gekommen bin. Mein Ziel ist der Ort Karesuando, der nördliche Beginn des Inlandsvägens. Dazu muss ich aber erst einmal von Kiruna aus auf der Europastraße 10 zurück bis zur Kreuzung nach Svappavaara fahren. Hier biege ich auf die Europastraße 45 ein und fahre ohne Halt bis zur schwedisch-finnischen Grenze durch. So sieht meine Planung aus und so setze ich sie auch am heutigen Vormittag um. Bereits kurz nach 10:30 Uhr habe ich dann Karesuando erreicht.
Zunächst erst einmal fahre ich direkt durch den schwedischen Teil des Ortes hindurch weiter über die Grenzbrücke nach Finnland. Die Grenzstationen auf beiden Seiten sind völlig verwaist und die Gebäude stehen leer. Nur die Staatswappen von Schweden und Finnland sowie verschiedenfarbige Schilder mit den vorgeschriebenen Geschwindigkeiten weisen noch auf die Grenze hin. Auf der finnischen Seite des Muonio-Flusses befinden sich nur sehr wenige Häuser. Ein großes Souvenirgeschäft und eine Tankstelle mit einer kleinen Gaststätte bilden die zentralen Punkte des Ortes. Durch Kaaresuvanto, wie die Ortschaft in Finnland heißt, führt auch die Europastraße 8, die in der finnischen Stadt Tornio beginnt und in das norwegische Tromsö führt. An der Tankstelle kostet der Liter Superbenzin heute 1,69 EUR. Da ich hier seit langem wieder einmal mit EURO bezahlen kann und so meinen Kronenvorrat schonen kann, tanke ich nach. Anschließend kaufe ich mir in dem Lokal noch einen großen Pott Kaffee und einen riesigen Muffin dazu. Leider zwingen mich aber ziemlich aufdringliche Mücken dazu, meinen Platz auf der Terrasse schon bald wieder zu verlassen und dem nebenan befindlichen Andenkengeschäft einen kurzen Besuch abzustatten. Ich bin der einzige Besucher und so schlendre ich langsam durch die Auslagen. Beim Stöbern in den Regalen und auf den Tischen sehe ich zwar einige sehr schöne Sachen, aber die Preise sind ganz enorm. So bleibt es eben nur beim Ansehen. Andenken und Mitbringsel werde ich später noch in Schweden kaufen können.
Nach dem Kurzbesuch in Finnland fahre ich über den Muonio-Fluss zurück nach Schweden. Gleich hinter der Grenzbrücke befindet sich auf der linken Straßenseite ein Parkplatz. Ich stelle mein Auto ab und besuche die Tourist-Information. Auch hier hätte ich einen Kaffee trinken können. Dann besuche ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Kirche von Karesuando. Sie ist die nördlichste Kirche Schweden. Im Jahre 1816 wurde das Gotteshaus aus Holz gebaut. Schon 50 Jahre später, im Jahr 1866, ist die Kirche zum größten Teil eingestürzt. Erst 1905 war man dann endlich in der Lage, die Kirche wieder neu zu errichten. Eine Renovierung des Gebäudes fand in den Jahren 1953 und 1954 statt.
Nur wenige Besucher sind am frühen Mittag in der Kirche. Das Innere des Gebäudes ist schlicht in weis gehalten und wirkt sehr gepflegt. An den Wänden sind viele Heiligenbilder. Die Figuren darauf sind sehr bunt bemalt und erinnern ein bisschen an die heutigen Comicbilder.
Als ich die Kirche verlasse, sehe ich doch, wie zwei Frauen gerade dabei sind, den Aufkleber von La Palma auf der Kofferklappe meines Autos zu fotografieren. Ganz langsam und unauffällig nähere ich mich ihnen. Wir kommen anschließend ins Gespräch und so erfahre ich auf etwas Schwedisch, etwas Englisch und etwas Deutsch auch den Grund für das Foto. Die Tochter einer der Frauen lebt nämlich in einem kleinen Ort auf der Kanareninsel La Palma. Um ihr zu zeigen, dass es noch mehr Leute gibt, die diese Insel schön finden, hat sie den Aufkleber auf dem Auto mit deutschem Kennzeichen fotografiert. Schon im vorigen Jahr hatte dieser Sticker in Norwegen auf dem Parkplatz am Preikestolen viel Freude bei einem spanischen Touristen ausgelöst.
Nachdem ich mich noch in dem kleinen Ort ein wenig umgesehen habe, starte ich gegen Mittag beim Kilometer Null endlich meine richtige Tour auf dem Inlandsvägen, die mich von jetzt an quer durch Schweden nach Süden führen wird.
Der Inlandsvägen ist ab dem Startpunkt in Karesuando in einem sehr guten Zustand. Der Straßenbelag ist wahrscheinlich in diesem Jahr erneuert worden und es gibt keine Schlaglöcher oder sonstige Winterschäden mehr. Nach 17 Kilometern Fahrt komme ich an einer großen Wiese vorbei, auf der einige durch Gitter abgesperrte Bereiche und Flächen sind. Hier begutachten die Sami im Frühjahr ihre Rentiere. Dabei sortieren sie die einzelnen Tiere für Schlachtung und für die weitere Zucht aus. Die Tiere werden dazu einzeln durch sogenannte Schleusen getrieben und von den Besitzern dabei eingehend begutachtet. Auf Bildern und in Filmen habe ich gesehen, dass diese Arbeit für alle Beteiligten, sowie Mensch als auch Tier, sehr anstrengend und kräftezehrend ist. Die gesamte Prozedur dauert einige Tage und wird von den Sami aber gerade wegen der Anstrengung anschließend auch ausgiebig gefeiert. Jetzt im Sommer sind die Flächen natürlich verwaist.
Auf der Weiterfahrt komme ich durch den kleinen Ort Idivuoma (). Nur einige wenige Häuser und eine Verkaufsstelle bilden das Dorf. Hier sollen nach den Informationen aus dem aktuellen Reiseführer etwa 110 Menschen wohnen. Es sind hauptsächlich Sami, die aber jetzt im Sommer mit ihren Rentieren in den Bergen unterwegs sind. So scheint der Ort jetzt fast verlassen zu sein.
Rund 30 Kilometer vom Karesuando entfernt wird der Straßenzustand des Inlandsvägen dann doch immer schlechter. Viele provisorisch geflickte Schlaglöcher und starke Frostaufbrüche zeugen von der Kraft, die die große Kälte hat und welche Schäden sie an den Straßen anrichten kann. Also muss ich die Geschwindigkeit reduzieren und etwas vorsichtiger weiter fahren!
Auf der ganzen Hinfahrt nach Karesuando habe ich nur ein einzelnes Rentier gesehen, das seelenruhig am Straßenrand stand und Grünes fraß. Jetzt bei der Rückfahrt behindern urplötzlich zwei Rentiere, die mitten auf der Fahrbahn stehen bleiben, meine Weiterfahrt. Ganz langsam und leise lasse ich mich immer näher an die Tiere heranrollen, um sie aus nächster Nähe ansehen und fotografieren zu können. Wir können uns schon fast direkt in die Augen sehen. Aber ein Auto im Gegenverkehr treibt sie durch lautes Gehupe in die Flucht und so rennen sie in den Wald zurück. Während der ganzen Zeit kam kein Auto – aber ausgerechnet jetzt muss eins kommen! Ich bleibe noch eine Weile am Straßenrand stehen und hoffe, dass sie noch einmal zurückkommen werden. Aber nur eins der Tiere kommt und schaut, ob die Luft wieder rein ist. Das andere Rentier hat anscheinend für heute die Nase voll und bleibt verschwunden. Dann fahre ich eben weiter – ich hoffe, dass noch einige kommen werden.
Die nächste Ortschaft, die ich erreiche, ist Övre Soppero (). Wenn ich den Reiseführern glauben kann, dann soll es hier einen großen Andenkenladen geben, der auch samische Handwerkskunst verkauft. Das Geschäft ist ganz leicht bei den wenigen Häusern zu finden. Aber ausgerechnet heute, wenn ich hier vorbeikomme, ist es geschlossen. Dafür wird hinter dem Ort der Zustand der Straße wieder besser. Nach weiteren zwei Kilometern komme ich nach Nedre Soppero. Dieser Ort liegt ganz idyllisch am Fluss Lainioälven, der vom Inlandsvägen auf einer langen Brücke überquert wird. Hier halte ich und schaue mir zu Fuß die Gegend an. Ich muss mich bei meinem kurzen Spaziergang ganz schön beeilen, denn in der unmittelbaren Nähe des Wassers sind unzählige Mücken, die scheinbar nur auf mich gewartet haben. Schnell zurück zum Auto, die Tür zu und weiter geht es. Die Landschaft ist ziemlich eintönig. Nur niedrige Gewächse und immer wieder kleine Seen und moorastige Wiesen. Überall am Straßenrand wächst das weiße Wollgras. In regelmäßigen Abständen gibt es neben der Straße Rastplätze. Manche sind ganz einfach und bei anderen wieder findet man sogar Toilettenanlagen vor.
Ungefähr 50 Kilometer nach der letzten größeren Ortschaft erreiche ich das Dorf Vittangi.