Schmidt | Banale Liebesgeschichten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 123 Seiten

Schmidt Banale Liebesgeschichten


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7494-3083-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 123 Seiten

ISBN: 978-3-7494-3083-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was macht anspruchsvolle Literatur aus? Kernige Themen, geistreiche Abhandlungen, unvergleichliche Schockmomente ... All das liefern die "Banalen Liebesgeschichten" nicht. Denn diese überschaubare Ansammlung düsterer Kurz- und Liebesgeschichten soll nur einen einzigen Zweck erfüllen: euch unterhalten. Und zwar möglichst stressfrei. Genießt es, in eine Welt der düsteren Romantik einzutauchen, euch in die Träume junger Protagonsten und Antihelden einweben zu lassen und dabei nicht großartig über versteckte Sinnfragen nachzugrübeln. Lasst euch einfach nur berieseln ... Ob in der Bahn, im Café oder bei einer langweiligen Vorlesung - die "Banalen Liebesgeschichten" werden euch solide zerstreuen und vielleicht dabei den einen oder anderen eigens geträumten Mädchentraum enthüllen, der zu dem anstrengenden Prozess des Erwachsenwerdens einfach dazugehört. Viel Spaß beim sanften Dahinpletschern und ungewzungenen Träumen ...

Alexandra Schmidt wurde 1990 geboren und studierte an der Bergischen Universität Wuppertal. Erste Schreibversuche unternahm sie schon im Kindesalter und verfasste eine Sammlung von Kurzgeschichten zu ihrer Studienzeit. Heute lebt sie mit ihrem Verlobten im Sauerland und schreibt mittlerweile ganze Romane über die knifflige Frage der Differenzieung von "Gut" und "Böse".

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Der Walzer




Der Hügel lag in dickstem Nebel. Kaum die eigene Hand war vor Augen zu sehen. Er streckte seine kalten, feuchten Finger nach allem aus, was er zu fassen bekam. Nach Bäumen, Sträuchern, Tieren und Stein. Kroch um die uralten Mauern des großen Schlosses, nässte die Efeuranken, die sich stellenweise bis zu den höchsten Zinnen und Türmchen heraufwanden. Durch den Torbogen hindurch schlenderte das Besuchertrüppchen durch die Schwaden hindurch und ein jeder gab Acht, nicht auf dem alten Kopfsteinpflaster auszurutschen. Die schmiedeeisernen Tore zum Burginnenhof standen offen. Eden folgte den hauptsächlich älteren Menschen dort hinein. In der Mitte des Hofes ragte die schemenhafte Silhouette eines alten Brunnens in die Höhe, der vom Nebel fast vollständig verschluckt wurde. Neben ihm war der Umriss eines dicklichen Mannes zu erkennen. Er stellte sich als der Schlossführer vor und verschwendete keine Zeit, entwertete die Eintrittskarten und bat die zwölf Personen, ihm zu folgen. Eden war allein gekommen. Nur wenige ihrer Freunde liebten alte Burgen und Schlösser so wie sie. Und sie verknüpfte die heutige Besichtigung mit der Gelegenheit, eine Hausarbeit über das Schloss zu schreiben, die sie ihrem Dozenten aushändigen würde. Es tat gut, das Innere des Schlosses zu betreten und aus den undurchdringlichen Fängen des Nebels herauszukommen. Dort roch es genauso wie alte Mauern immer riechen: Der Geruch von altem Holz, Ölgemälden und Vergangenheit. Der Musemsführer lotste die Besucher durch die altehrwürdige Eingangshalle, wies darauf hin, dass nicht in jedem Raum fotografiert werden dürfe und jeder bitte seine Finger bei sich behalten möge, insbesondere, wenn sie sich den Dingen näherten, die schon beim bloßen Betrachten zu zerbrechen drohten. Gemeint waren alte Teeservice, Vasen und Statuetten. Den einzigen beiden Kindern schärfte er ein, bitte bei ihrer Mutter an der Hand zu bleiben, da dies kein geeigneter Ort zum Spielen sei. Nun denn. Eden lauschte dem Mann mit weniger Interesse, als dass sie viel lieber die Blicke schweifen ließ. Alte Rüstungen erweckten den Eindruck, als würden sie immer noch die längst verblichenen Monarchen beschützen wollen. Hunderte von Gemälden eben dieser zierten die Wände. Männer und Frauen mit imposanten Frisuren oder Perücken. Alle mit dem gleichen merkwürdigen Augenausdruck, der auf Vermählungen unter nächsten Verwandten schließen ließ. Eden las die Namen, die auf kleinen goldenen Plättchen an den Bilderrahmen angebracht worden waren, notierte sich das eine oder andere Geburts- und Sterbedatum in einem kleinen Notizbuch, um die Personen später in die Internetsuchmaschine eingeben zu können. Riesenhafte Kamine ragten wie Mäuler von Untieren aus den Wänden der Gemächer großer Damen und in der Schlossküche hing ein Kochtopf über der Feuerstelle, in den mindestens drei Besucher zusammen hineingepasst hätten. In dem großen Ballsaal des Schlosses wurden heute noch Hochzeiten gefeiert, erklärte der Redner in seinem gelangweilten Ton. Ein großer Flügel war ein echter Blickfang. Kronleuchter hingen unter der Decke. Schließlich wurden sie eine hochgewundene Wendeltreppe hinaufgeführt, die zu mehreren Gängen führte, wo sie die meisten jedoch ungeachtet passierten, da sie durch Absperrkordeln unzugänglich gemacht worden waren. Eden wäre wie alle anderen an jedem von ihnen vorbeigestiegen, ohne einen weiteren Blick hineinzuwerfen, hätte nicht eine ältere Dame mit Dauerwelle den Schlossführer gefragt, was sich denn hinter einer speziellen Absperrung befinde. Ungeduldig klärte er sie darüber auf, dass es dort in einen baufälligen Teil des Schlosses führen würde und man sich Unfälle durch ungesicherte Bodenstellen und herabbröckelnden Putz mit den Besuchern ersparen wolle. Eden hatte also im Vorbeigehen nur einen flüchtigen Blick hineingeworfen. Denn das Wenige, das man sehen konnte, war ein runder Gang, an dessen Wänden schmiedeeiserne Leuchter herausragten. Die Kerzen waren elektrisch, nur die Ersten erleuchtet. Die Besuchergruppe schob sich die Treppe weiter hinauf. Um sie nicht zu verlieren, wollte Eden wieder zu ihnen aufschließen. Doch dann lauschte sie. Nun, da sich die Stimmen immer weiter entfernten, war mit einem Male Raum für andere Geräusche. Irgendwo, aus eben diesem Gang, knarrte eine Tür. Nun gut. Und dann war da plötzlich ein heller, aber verzerrter Ton, wie von einer Klaviertaste. Langgezogen und klagend. Eden gehörte nicht zu der Sorte junger Damen, die viel Mut und Abenteuerlust ihr Eigen nannten. Sie war eher eine Bangebuchse. Davon ab sah es ihr auch gar nicht ähnlich, Verbote nicht zu beachten. Deshalb war es eine ganz neue Facette an ihr, als sie sich vergewisserte, dass die Gruppe schon weit genug entfernt war, um sie nicht mehr sehen zu können. Und obzwar sie selbst nicht wusste, warum es sie überhaupt danach verlangte, schlüpfte sie schnell unter der Kordel, die den Gang versperrte, hindurch und huschte hinein. Ein kalter Luftzug empfing sie, den sie im Treppenturm gar nicht empfunden hatte. Sie schritt durch den weißgestrichenen Gang mit den Leuchtarmen in den Wänden und zu beiden Seiten waren schon bald Türen. Noch einmal warf sie einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie niemand sah, und lauschte schließlich an der ersten Türe. Es war nichts zu hören. Sie legte die Hand auf die Klinke und wollte diese hinunterdrücken, doch da sie sich kaum bewegte, ließ sie es bleiben, um keine lauten Geräusche oder gar Schaden anzurichten. Die Klinke der nächsten Tür ließ sich leicht drücken, aber es war abgeschlossen. Eden kam sich wie ein Einbrecher vor und wollte schon kehrtmachen, da hörte sie erneut den langgezogenen, jammernden Ton und er war schon ein bisschen näher. Er ertönte noch zweimal hintereinander und schallte gedämpft durch den Gang. Ein Gänsehautschauer jagte Eden den Rücken herunter und sie kam sich wie in einem alten Gruselfilm vor. Trotzdem ging sie weiter. Der Zustand des Ganges verschlechterte sich bei jedem Schritt. Hie und da bröckelte bereits der Putz herunter und der Zustand des Bodens ließ auch schon zu wünschen übrig. Ächzend und stöhnend knarrten die Bodendielen unter Edens Füßen. Sie erreichte eine weitere Tür und es war die Letzte des Ganges. Eine Weile stand Eden unschlüssig davor und horchte planlos in die Stille hinein. Es dauerte ein bisschen, doch dann war wieder der Ton zu hören, diesmal viel näher und von hinter der Tür. Vorsichtig und so leise wie möglich drückte Eden die Klinke herunter und öffnete die alte Tür mit den schweren Eisenbeschlägen. Erstaunlicherweise machte sie gar nicht so viel Krach, quietschte nur ein wenig. Eden betrat Dunkelheit. Das einzige Licht fiel mit ihr in den Raum hinein. Wobei es sich nicht einmal um einen Raum handelte. Es war ein riesenhafter Saal! Der Boden war aus schwarzweißen Kacheln, die vom schwachen Licht, das durch die Tür hinter ihr fiel, erhellt wurden. Und fast von der Decke an bis zum Fußboden reichten hohe Fenster, die einen majestätischen Ausblick boten. Die graue, vom Nebel fast verschlungene Dämmerung erhellte kläglich den Saal, der endlos zu sein schien. Eden stand noch in der Tür, lehnte diese nun ein wenig an, obzwar das Licht dadurch weniger wurde, und schaute sich so gut es eben ging um. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Ihr war es, als sei sie über eine Grenze getreten, die sie in eine andere Zeit befördert hätte. Die Wände wurden von gemusterten Tapeten geziert, deren Farbe sie bei den gegebenen Lichtverhältnissen nicht recht festlegen konnte. Vielleicht rot oder lila. Stellenweise hingen lange Streifen abgerissen von den Wänden herab und darunter war das kalte Gestein zu sehen. Am anderen Ende des Saals gähnte ein Kamin, der noch größer war als alle, die sie bei der Führung gesehen hatte. Wo war eigentlich das Geräusch? Außer ihrem pochenden Herzen und ihrem recht schnell gehenden Atem war nichts zu hören. Draußen heulte der Wind über den Hügel und trieb die Nebelschwaden wie Geister vor den Fenstern her. Lange, dicke Vorhänge, staubig und von Motten zerfressen, bewegten sich stellenweise, denn aus den Ritzen der Fensterrahmen drang hie und da ein kräftiger Luftzug. Eden schauderte. Wäre gern wieder hinausgegangen. Doch irgendwie fesselte sie der Anblick. Die meisten Ecken und Nischen waren in Dunkelheit versunken. Es hätte dort alles Mögliche lauern können. Leise und mit wild schlagendem Herzen trat sie an eines der Fenster heran und gönnte sich einen Moment, um den sagenhaften Ausblick zu genießen. Das Tal war kaum zu sehen, da es im Nebel verschwunden war, die Hügel ragten daraus hervor und die kahlen Bäume darauf reckten trostlos ihre Äste gen Himmel. Hinter dem höchsten Hügel glaubte sie einen Fetzen des Himmels erkennen zu können. Mit den Fingern berührte sie den Stoff des Vorhanges. Er war schwer und samtig. Sie ließ die Finger darüber gleiten und zuckte mit einem Quieken zurück, als sie eine Spinne berührte. Überhaupt fielen ihr jetzt erst die vielen Spinnennetze in den Winkeln auf und sie ekelte sich. Trotzdem genoss sie noch eine Weile den Blick nach draußen … Erst als es klirrte, fiel ihr auch der Klavierton...



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