Schmid-Egger Medientraining
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-7445-0524-6
Verlag: Herbert von Halem Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 222 Seiten
Reihe: PR Praxis
ISBN: 978-3-7445-0524-6
Verlag: Herbert von Halem Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Journalisten und Kamerateams sind allgegenwärtig, der Hunger der Medien nach neuen Storys und Bildern ist unersättlich. Immer mehr Menschen erhalten oftmals sehr kurzfristig eine Anfrage zu einem Fernsehauftritt oder einem Radiointerview. Gefragt sind Führungskräfte von Unternehmen oder Organisationen, Experten und Spezialisten aus Wissenschaft, Technik oder anderen Fachgebieten, aber auch Sportler, Künstler, Politiker und viele mehr. Ein Medienauftritt bedeutet Chance und Risiko zugleich. Chance, weil es dem Unternehmen oder dem Experten die Möglichkeit bietet, bekannt zu werden und damit sein Unternehmen oder seine Person besser zu vermarkten. Risiko, weil auch ein schlechter Auftritt Folgen hat. Dann leidet das Image und im Extremfall sogar das Unternehmen. Das Fachbuch ist ein praktischer Leitfaden für den perfekten Medienauftritt. Es zeigt in kompakter und anschaulicher Weise, wie man sich in den Medien erfolgreich präsentiert – mit allem, was dazu gehört: Auftritt, Kleidung, Ausdruck, Körpersprache, Umgang mit kritischen Fragen, Krisenkommunikation und dem Thema Lampenfieber. 'Medientraining' ist unverzichtbar für alle, die den Anruf erhalten: 'Hier ist RTL. Können wir Sie morgen als Gast in unserer Sendung begrüßen?' Last but not least ist dieses Buch auch für Journalisten interessant. Denn es vermittelt einen Blick auf die 'andere' Seite und will Verständnis wecken, warum manche Pressestellen Vorbehalte gegenüber Medien haben und wie diese abgebaut werden können. Zusätzlicher Service zum Buch auf: www.erfolgreiches-medientraining.de.
Autoren/Hrsg.
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[13]1Die interaktive Mediengesellschaft
Wir leben in einer Mediengesellschaft. Fast jeder Mensch in unserem Land hat Zugang zu tagesaktuellen Medien, viele nutzen Medien sogar stündlich oder im Minutentakt. Die Meinungsbildung erfolgt zunehmend schneller. Sprach man vor wenigen Jahren noch davon, dass Nachrichten von gestern nichts mehr wert seien, bekommt man inzwischen den Eindruck, dass oft schon die Nachrichten von vor einer Stunde nichts mehr wert sind. Vor allem die rasante Weiterentwicklung der Technik bei Smartphones, immer schnelleren Übertragungsformen und neuen interaktiven Web-Formaten trägt dazu bei, dass auch die Informationsverbreitung immer schneller vonstatten geht. 1.1Einführung des Fernsehens
Erinnern wir uns. In Deutschland wurde 1952 das Fernsehen eingeführt, und zwar fast zeitgleich in West- und Ostdeutschland. Das westdeutsche NWDR-Fernsehen hatte zu Beginn 300 Zuschauer und sprengte bereits 1957 die Marke von einer Million Fernsehschauern. 1959 gelang dem Fernsehen in Westdeutschland der Durchbruch zum Massenmedium. 5.000 Geräte wurden damals täglich verkauft. Auch international setzte sich dieser Trend fort. 1961 gab es bereits in 26 Ländern der Welt weit über 100 Millionen Fernsehteilnehmer. In Deutschland sendeten erst ein, später dann drei staatliche Fernsehprogramme. Weitere Meilensteine bei der Entwicklung des Fernsehens waren 1967 die Einführung des Farbfernsehers sowie 1984 die Einführung des Privatfernsehens durch PKS, die heute in SAT1 aufgegangen sind. Diese Sender nutzten erstmalig die Technik der Breitbandverkabelung, mit denen die Bundespost damals bereits 29 Fernsehprogramme und 24 Stereohörfunkprogramme übertragen konnte. Die Entwicklung des Radios ist sogar noch älter. So spielte dieses Medium bereits in der Vorkriegszeit sowie während des zweiten Weltkrieges eine bedeutende Rolle als Informationsvermittler für die Bevölkerung. Den endgültigen[14] Durchbruch als Massenmedium erlebte das Radio dann Anfang der 1960er-Jahre, als der tragbare Transistor erfunden wurde. Ab Mitte der 1990er-Jahre erlangte dann das Internet zunehmend an Bedeutung als Informationskanal. Viele Zeitungsredaktionen erstellten in dieser Zeit ihre ersten Internetpräsenzen und Nachrichtenportale. Online-Redaktionen wurden erfunden und aufgebaut. Der Autor arbeitete 1996 in einer Onlineredaktion und lernte bereits damals, wie sich der Zeitdruck erhöhte. Lag der übliche Redaktionsschluss eines tagesaktuellen Printmedium noch bei 15:00 oder 16:00, so musste das erste vollständige Nachrichtenangebot für die User bereits bis 10:00 stehen. Copy and Paste sowie sehr schnelles Tippen gehörten dabei mit zu den wichtigsten Fertigkeiten, die man mitbringen musste. 1.2Das Web 2.0
Dann ging es Schlag auf Schlag. 2003 wurde das interaktive Internet erfunden, das Web 2.0. Das Web lernte damit nicht nur Laufen, sondern auch Kommunizieren. Jeder konnte ab sofort minutengenaue Informationen abrufen und – das stellte sicher die größte Revolution in der Nachrichtengeschichte überhaupt dar –, selbst Informationen ins Internet stellen. Die dazu passenden Geräte ließen nicht lange auf sich warten. 2007 stellte Apple das iPhone vor und veränderte damit über Nacht die Welt der mobilen Telefonie. Ab sofort war jeder Mensch, der es wollte und es sich leisten konnte, permanent mit der Medien- und Nachrichtenwelt verbunden. Er konnte damit jederzeit jede Information auf der Welt abrufen, sie mit anderen Informationen vergleichen und natürlich auch seine eigenen Ansichten dazu für andere Nutzer zur Verfügung stellen. Auch die Internetformate zogen nach. Die Social Networks entstanden. In Deutschland sind dies heute vor allem Facebook und Xing, die mittels ausgefeilter Technik jederzeit eine Kommunikation mit jedermann auf der gesamten Welt ermöglichen. Weitere Netzdienste wie Twitter oder YouTube tun ein Übriges, die digitale Kommunikation zu perfektionieren. Somit hat in den letzten 15 Jahren eine Revolution in der Kommunikation und damit in unserem gesamten Leben stattgefunden, die so in den letzten 200.000 Jahren Menschheitsgeschichte einzigartig ist. [15]Selbst die Entdeckung Amerikas verblasst daneben zum Randgeschehen. Denn Kolumbus konnte noch nicht twittern »habe gerade Amerika entdeckt«, und die Facebook-Gemeinde konnte dieses Ereignis noch nicht mit dem »Gefällt mir« Button quittieren oder eine Diskussion darüber beginnen, ob das jetzt wirklich Amerika oder doch Asien ist, worauf der große Entdecker da gerade seinen Fuß gesetzt hat. Ihm blieb auch die ansonsten Minuten später einsetzende Diskussion darüber erspart, ob es jetzt ethisch gerechtfertigt ist, das von den Indianern bewohnte Land für die spanische Krone zu reklamieren. Heute hätte er gerade mal sein Lager unter den Palmen aufgeschlagen und wüsste bereits, was die Welt über ihn denkt und welche Petitionen für und wider seiner Mission auf dem Weg zu irgendwelchen Organisationen oder Regierungen sind. Damals hingegen erfuhr die Welt erst Jahre später von seiner bahnbrechenden Entdeckung. Jahre später! Dieses Beispiel verdeutlicht, was wirklich in den letzten beiden Jahrzehnten in der Welt passiert ist. Die Entwicklung der Nachrichtentechnik hat ganz gravierende Auswirkungen auf unser Fühlen und unser Handeln. Jeder, der heute in den Public Relations oder im Marketing arbeitet, ist mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert und muss Gesetze der Meinungsbildung verstehen, die noch keiner in seiner Gänze überhaupt erfasst oder verstanden hat. Will man öffentliche Meinung beeinflussen oder sich in der Öffentlichkeit positionieren, gleicht das immer häufiger einem Blindflug durch den Nebel, und man hofft, keinen Berggipfel oder Kirchturm zu streifen und dennoch sicher am Ziel aufzusetzen. 1.3Der Mensch bleibt gleich
In dieser aufregenden technischen Revolutionszeit gibt es jedoch eine Konstante. Diese ist der Mensch. Er hat sich nicht verändert, sondern tickt weitgehend nach den Gesetzen und Regeln, mit denen uns die Evolution bereits vor Jahrhunderttausenden ausgestattet hat. Er versucht, Gefahren zu vermeiden, seinen Lebensunterhalt zu sichern und Lustgewinn durch Spiel, Spaß und News zu erlangen. Auch die Regeln und Gesetze der Wahrnehmung und Meinungsbildung gelten noch immer, die Kommunikationsforscher seit den 1970er-Jahren eingehend erforscht und beschrieben haben. Diese können daher immer noch als eine Richtschnur verwendet werden, um zu verstehen, wie der [16]Mensch tickt und auf was er reagiert, was sein Kaufverhalten beeinflusst und wie er seine Meinung bildet und verändert. Doch das Tempo hat sich rasend schnell verändert. Wenn in der Steinzeit vielleicht einmal im Jahr etwas Neues passierte und unseren Spieltrieb anregte, im Mittelalter vielleicht einmal im Monat ein Fremder ins Dorf schneite und etwas von der großen weiten Welt dort draußen erzählte und unsere Phantasie anregte, können wir heute im Minutentakt Meldungen abrufen und damit unseren Spieltrieb und unseren Sinn für Neugierde befriedigen. Wir werden regelrecht überflutet davon. Und das verändert unser Verhalten ganz massiv. Hier tun sich die Forscher schwer, zu verstehen, wie Meinungsbildung inzwischen wirklich funktioniert und wie sich die Menschen mit Twitter, Facebook und fünf News-Apps in der Welt wirklich orientieren. Auf den ersten Blick regiert König Zufall. Die eine Meldung geht sangund klanglos unter, die andere – auf den ersten Blick gleichwertig – setzt sich auf dem Meinungsmarkt durch und füllt auf einmal die Medien und das Internet. Ein Minister muss zurücktreten, ein Produkt muss vom Markt, ein Unternehmen stirbt den schnellen Tod, weil es eine Imagekrise nicht übersteht. Ist das wirklich König Zufall? Das genau ist die Frage. Der heutige Meinungsmarkt wirkt sehr chaotisch. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass auch hier klare Regeln gelten. Wer diese Regeln versteht, kann in diesem Markt sehr gut mitschwimmen und seine Ziele genauso erreichen mit den klassischen Mitteln der PR. 1.4PR-Erfolge durch das Web 2.0
In der PR sind die Chancen auf Erfolg besser geworden. Wer sich heute exponiert, kann dies mit den Mitteln des Web 2.0 sehr schnell erreichen und davon in ganz kurzer Zeit profitieren. Die amerikanische Erfolgsautorin Amanda Hocking wurde mit ihrem Fantasy-E-Book 2010 innerhalb eines Jahres zur Dollar-Millionärin. Sie vermarktete sich dabei ausschließlich über das Internet und nutzte dessen Möglichkeiten in perfekter Weise. [17] Doch auch das Risiko steigt. Karl-Theodor zu Guttenberg, einstiger Politstar der CSU und Verteidigungsminister, musste das erfahren. Er stürzte jäh über Plagiatsvorwürfe in seiner Doktorarbeit. Das Internet spielte dabei eine zentrale Rolle, weil sich die Plagiatsjäger über eine Website organisierten und zudem im Internet kopierte Texte suchen und vergleichen konnten. In kurzer Zeit fanden sie dann Dutzende von kopierten Textstellen. In der »guten alten Zeit«, die gerade mal ein paar Jahre zurückliegt, wäre ein solch schneller Sturz nicht möglich gewesen. Allerdings, das muss man Guttenberg anlasten, waren die Möglichkeiten des Internets in der Zeit, als er seine Dissertation abfasste, bereits bekannt und er hätte damit rechnen können, dass er auf diese Weise überprüft würde. Film 2 Sehen Sie hier Guttenbergs Medienkonferenz zu seinem Rücktritt. Das Risiko eines solch schnellen Sturzes betrifft zunehmend auch Unternehmen, Organisationen und Produkte. Es gehört inzwischen...