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E-Book, Deutsch, 185 Seiten
Schmicker Gladbach 4.0
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-9807311-7-1
Verlag: Schmicker, J
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
Kommissar Artis und der Hindenburgkristall
E-Book, Deutsch, 185 Seiten
ISBN: 978-3-9807311-7-1
Verlag: Schmicker, J
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
Ein bizarrer Mord mitten in der Innenstadt versetzt das beschauliche Mönchengladbach in große Unruhe. Spuren: Fehlanzeige. Doch Kommissar Alexander Artis glaubt die Lösung des Falls in seiner eigenen Vergangenheit finden zu können.
„Von oben lugte er auf die nachtgraue Stadt herab, sah die vertrauten Umrisse – und nahm sie doch nicht wahr. Wichtigeres ging ihm im Kopf herum. Alles war gut gelaufen. Einfach perfekt. Es war ein Triumpf, so wie er sich ihn vorgestellt hatte. Sein Triumpf. Aber irgendwie konnte er es noch nicht richtig auskosten. Es war schließlich erst der Anfang. Der Anfang.“
Jürgen Schmicker lebt, liebt und schreibt am Niederrhein. Nach z.B. „Mord am Bökelberg“, „Die Raute im Herzen“ oder „Borussen-Leo kehrt zurück“ nun sein sechster Roman, gleichzeitig Debüt von Kommissar Alexander Artis.
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Zwei
Margret Berger leerte zuerst, wie gewohnt, den Briefkasten von Dr. Welters & Partner. Dann fuhr sie mit dem ungemütlich rumpelnden Aufzug nach oben, zog die hölzernen Rollläden hoch, öffnete die Fenster weit, um die frische Morgenluft herein zu lassen und setzte Kaffee auf. Erst als sie die ersten Schlucke der neuen Kenia-Mischung genossen hatte, machte sie sich daran, die Post zu öffnen. Sie ging wie immer schematisch vor. Zuerst die Behörden-Post, die an den Absendern und den Freistemplern leicht zu erkennen war. Dann die anderen Briefe in Normalgröße. Und zum Schluss die großen Umschläge. Heute war es nur ein einziger DIN-A-4-Umschlag aus brauner Pappe, innen offenbar mit Folie ausgesteppt, wie sie an der Dicke und am Knistern leicht feststellen konnte. Es schien etwas Unförmiges in dem Umschlag zu sein. Vielleicht ein Warenmuster, dachte sie noch beiläufig. Sie suchte nach dem Absender, aber sie konnte keinen Hinweis entdecken. Außerdem stellte sie fest, dass der Brief keinen Stempel trug. Offensichtlich hatte sich jemand die Mühe gemacht, die Sendung persönlich in den Hausbriefkasten einzuwerfen. Ungewöhnlich zwar, aber Mönchengladbach war nun mal alles andere als eine Millionenstadt und die überwiegende Zahl der Klienten der Kanzlei kam von hier und so kam es doch hin und wieder vor. Das Kuvert war an beiden Seiten mit schwerem, braunem Klebeband zugeklebt und so musste sie die Schere zur Hilfe nehmen, um es zu öffnen. Als der Umschlag endlich offen war, kam eine Plastiktüte zum Vorschein. Etwas ungeduldig zog Margret Berger an einem Zipfel der Tüte. Von der Sekunde an ging alles sehr schnell. Halb zog sie eine durchsichtige Zellophan-Tüte heraus, halb fiel sie ihr von selbst entgegen und dann sah sie ungläubig auf das, was sie da in Händen hielt. In der Tüte steckte etwas seltsam Glitschiges, getränkt in rote Flüssigkeit. Das Rote sah fast aus wie … ja … es sah aus wie Blut. Wie Blut? Unsinn, oder? Margret Berger atmete geräuschvoll ein, dass ihre Nasenflügel bebten und zwang sich, weiter zu machen. Sie öffnete mit zittrigen Händen die Tüte, bewegte sie vorsichtig in Richtung ihrer Nase und schnupperte daran. Ein unangenehm-süßlicher Geruch waberte ihr entgegen. E--S W--A--R B--L--U--T ! Augenblicklich ließ sie alles fallen, als sei es heiß, glühend heiß und sprang auf. Der Stuhl fiel scheppernd hinter ihr zu Boden, aber sie achtete nicht darauf. Wie in Trance spürte sie, dass ihre Zunge sich hektisch über ihre trockenen Lippen bewegte, wie der peitschende Schwanz einer aufgeregten Eidechse über den rissigen Betonboden ihres Gefängnisses. Sie konnte ihre Angst förmlich schmecken. Weit hinten in ihrer Kehle und es erinnerte sie an den Geschmack von verwesendem Fleisch. Endlos lange Sekunden starrte sie auf das seltsame Gebilde, direkt vor ihr auf dem Tisch. Regungslos stand sie da. Erstarrt wie die Eidechse, die vom plötzlichen Untergang der Sonne und dem Ausbleiben der lebenswichtigen, wärmenden Strahlen überrascht worden ist. Ihr Verstand arbeitete fieberhaft, aber ohne jeden Erfolg, denn ihre Gedanken galoppierten wie aufgescheuchte Hühner durcheinander, immer durcheinander. „Ruhig Maggy, ruhig!“ Mit lauter Stimme versuchte sie, sich zur Ruhe zu zwingen, was ihr aber noch nicht einmal ansatzweise gelang. „Ruhig Maggy, ruhig!“ Wenn das da Blut war - und es war Blut, da konnte es gar keinen Zweifel geben - dann war das ekelhafte, glitschige Ding da in der Tüte … ja … ja … was? Langsam, schleichend langsam, sickerte die Erkenntnis zu ihr durch, obwohl sie sich dagegen wehrte. Aber es konnte keinen Zweifel geben. Jetzt brach sich der Ekel endgültig seine Bahn. Margret Berger setzte sich unsicher tapsend in Bewegung und stolperte würgend in Richtung Personaltoilette. Das da, in der Tüte auf dem Schreibtisch, auf ihrem Schreibtisch, war eine Zunge. Die blutige Zunge eines Menschen. Drei
Die Luft im Schlafzimmer war drückend, fast schwül. Es war eine der ersten wirklich lauen Nächte des Jahres. Alexander Artis lag, wenn man von den fehlenden Schuhen absah, komplett angezogen auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er konnte nicht schlafen, seit Stunden schon. Sie hatten gestritten, am Abend, wie öfter in letzter Zeit. Wahrscheinlich war das der Grund. Jedenfalls, jetzt lag er da und wartete auf nichts anderes, als dass die grünlichgelben Ziffern des Radioweckers von Minute zu Minute umsprangen, endlos weiter, bis er die Lust daran verlieren würde, stummer Zuschauer bei dem vorhersehbaren Spiel der Ziffern zu sein und bis es endlich an der Zeit sein würde, aufzustehen. Aber bis dahin würde er sich wohl … Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, denn das Handy meldete sich schnarrend und führte auf dem Birkenholz-Nachttischchen mechanisch klappernd ein Tänzchen auf. Er griff nach dem Gerät und schwang seinen geschmeidigen, muskulösen Körper fast spielerisch hoch, so dass er aufrecht auf der Bettkante saß. „Artis hier.“ „K-Wache, POM Blömkes. Es gibt Arbeit, Herr Kriminalhauptkommissar, leider!“ „Sofort. Moment, bitte.“ Artis erhob sich, so leise er konnte. Er balancierte vorsichtig über Orthos, den triefäugigen Beagle hinweg, der wie gewohnt auf dem Boden direkt neben seinem Bett lag und schlüpfte in das Ankleidezimmer, bevor er mit gedämpfter Stimme weitersprach: „Und, Blömkes, was muss ich wissen?“ „Eine unbekannte männliche Leiche. An der Stadtmauer. Tod … also Tod wahrscheinlich durch Erdrosseln!“ … Erdrosseln … Tod durch Erdrosseln .... Erdrosseln … Erdrosseln … – fraß sich eine hässliche Begriffskette wie eine sich aufreizend schlängelnde, giftige Schlange durch Artis` Gehirn. „Hallo, Herr Kriminalhauptkommissar, sind Sie noch da?“ „Ja … selbstverständlich … erdrosselt … also …?“ Allmählich hatte er das Gefühl, dass er sich wieder einigermaßen im Griff hatte. „Ungewöhnlich, die Sache.“ „Ja es scheint in der Tat ungewöhnlich zu sein, denn es gibt da weitere Auffälligkeiten. So etwas wie Zeichen oder so.“ „Zeichen? Welche Zeichen? Tätowierungen etwa?“, fragte Artis rau. „Wieso? Ich weiß nicht, ich hab in der Hektik nicht alles verstanden. Und die Kollegen vor Ort meinen, der Tote sei so etwas wie zur Schau gestellt!“ „Zur Schau gestellt?“ „Ja, wie eine Demonstration oder eine Inszenierung, oder so!“ „Eine Inszenierung?“ Artis schwieg eine Zeit, dann fragte er: „An der Stadtmauer … An der Stadtmauer … Alter Markt oder? Wenn Sie mir mal bitte helfen …“ „Ja richtig, das ist so eine kleine Straße unmittelbar am Alten Markt. Wenn man die Hindenburgstraße runter fährt, dann ist es die … äh … mal überlegen … ja, dann ist es die zweite Gasse auf der linken Seite, noch vor der Wallstraße.“ „Ja, natürlich“, brummte Artis. „Wer ist denn schon da?“ „Momentan sechs Männer von der Schutzpolizei, und zwar die Besatzungen von Nullzwofünf und Nullzwoacht und zwei Kollegen zu Fuß. Die Wache Abteiberg ist ja direkt um die Ecke. Spurensicherung und Arzt sind schon informiert, ach ja … äh … und dann ist da schon ein Kollege von uns …“ „Ein Kollege?“ „Ja und zwar Verkooyen!“ „Verkooyen? Hauptkommissar Verkooyen?“ „Genau, Karl Verkooyen, der Froschkopf …“ „Blömkes, bitte!“ „Sorry … ist mir so rausgerutscht!“ „Hauptkommissar Verkooyen also? Was macht der denn da? Der ist doch jetzt gar nicht im Dienst, oder hat sich da am Dienstplan was geändert?“ „Keine Ahnung, Herr Hauptkommissar, ehrlich nicht. Aber was ich unbedingt noch sagen muss …“ „Ja?“ „Es hat auch schon eine Festnahme gegeben, praktisch direkt an Ort und Stelle!“ „Eine Festnahme? So schnell? Ungewöhnlich, äußerst ungewöhnlich, mal abgesehen von den anderen Begleitumständen“, sagte Artis. … Tod durch Erdrosseln … Erdrosseln … Erdrosseln … und Zeichen, irgendwelche Zeichen … womöglich … „Ja, ungewöhnlich, aber tut mir leid, da kann ich sonst nichts zu sagen, Herr Hauptkommissar.“ „Ist schon gut“, wehrte Artis ab. „Ich mache mich auf den Weg. Danke und Ende!“ „Ende!“ Artis durchquerte Ankleidezimmer und Schlafzimmer auf Zehenspitzen und warf sich im Bad einige Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Dann führte er mit zielstrebigen Bewegungen den Kamm aus Büffelhorn durch sein Haar, bis er den lästigen, wie so oft störrisch abstehenden Wirbel über der rechten Stirnseite einigermaßen gebändigt hatte. Er unterzog sich im Spiegel einer kurzen Überprüfung, die einigermaßen zu seiner Zufriedenheit ausfiel, wenn er die Uhrzeit und die Umstände...