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E-Book, Deutsch, Band 70, 416 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Reihe: Arbeiten zur Praktischen Theologie (APrTh)

Schirr Fürbitten als religiöse Performance

Eine ethnographisch-theologische Untersuchung in drei kontrastierenden Berliner Gottesdienstkulturen

E-Book, Deutsch, Band 70, 416 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Reihe: Arbeiten zur Praktischen Theologie (APrTh)

ISBN: 978-3-374-05417-6
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Gängige Gottesdiensttheorien sehen Fürbitten heute als Akt, den die Gemeinde im Priestertum aller Gläubigen ausübt. Sie bescheinigen den Fürbitten zugleich Verfallserscheinungen wie Didaktisierung, Homiletisierung oder Pastoralisierung. Dabei lassen sich in der urbanen liturgischen Landschaft zunehmend hybride oder migrantische Gemeinden mit neuen Vielfalten an Gebetspraktiken beobachten.
Angesichts dessen erarbeitet die vergleichende Studie ethnographisch das implizite und explizite Wissen von Gott, das hinter fürbittender Kooperation von Menschen ganz unterschiedlicher urbaner Gemeinden steckt. Eine neue Sicht auf Fürbitten als Performance weitet den Blick auf die Aktivitäten aller Anwesenden und fokussiert, was zwischen ihnen bisher ungesehen auch körperlich und akustisch geschieht.

[Interceding as Religious Performance. An Ethnographical-Theological Analysis of Three Contrasting Worship Cultures in Berlin]
Current German liturgical scholarship renders the act of interceding as a pivotal means of participation. Here the congregation is seen and heard. At the same time, it is anticipated that this sovereignty of interceding as an act of the congregation is increasingly threatened by a pastoral takeover, that turns public prayer into minor homilies or lectures. Meanwhile, under the scholarly radar, today’s urban liturgical landscape is pervaded by a new diversity of intercessory prayer styles.
In view of this, a comparative ethnographic study of contrasting worship cultures fleshes out the rich knowledge of God that comes with different ways to intercede. Approaching intercessory prayers as performance exposes yet unseen acoustic and corporeal phenomena of cooperation between everyone present.
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INHALT

Einleitung, Untersuchungsgegenstand und Problemstellung 13

1. Liturgietheoretische Fragestellungen und Forschungsstand 19
1.1 Manfred Josuttis – Methoden und Machtverha¨ltnisse des Betens 21
1.2 Michael Meyer-Blanck – Fu¨rbitten als Inszenierung und Mimesis 23
1.3 David Plu¨ss – VonInszenierung zur Performance 25
1.4 Ursula Roth – Die Theatralita¨t und chorische Qualita¨t des Betens 29
1.5 Transformationsprozesse durch Pluralisierung 32
1.6 Fu¨rbitten empirisch 37

2. Theorien der Performance 51
2.1 Theorien der Performance – ein U¨berblick 51
2.1.1 Performance Studies – Richard Schechner und Victor Turner 53
2.1.2 Erika Fischer-Lichte – Performance als Auffu¨hrung und Herstellung von ›Gemeinschaft‹ 53
2.1.3 Kaivan Eikels – Performance als Ausfu¨hrung 56
2.2 Erga¨nzungen – Performance, Technik und Zitationalita¨t 59
2.2.1 Marcel Mauss – Techniken des Ko¨rpers 60
2.2.2 Citationality und Iterability – Zitierte Techniken der Performance 64

3. Eigene Fragestellung und Hypothesen 69
3.1 Aufnahme des liturgietheoretischen Forschungsstands 69
3.2 Aufnahme aus der Theorie der Performance und ihrer Erweiterung 71
3.3 Forschungsfrage und Hypothesen 74

4. Methoden und Feldzugang 79
4.1 Der empirische Zugriff auf Techniken der Zusammenarbeit durch Ethnographie 79
4.2 Zur ›Theologizita¨t‹ und der Theologischen Reflexion der Untersuchung 88
4.3 Forschungsfelder 92

5. Fu¨rbitten in gemeinsamer Agitation – International Christian Salvation Church 97
5.1 Szenen der Beschreibung kollektivierender Techniken 97
5.1.1 Fu¨rbitten zu Beginn des Gottesdienstes 97
5.1.2 Gebetsleitung durch Gemeindeglieder 107
5.1.3 Impromptu-Beten fu¨r andere und fu¨reinander 112
5.1.4 ›Eskalation‹ des Betens fu¨r andere bei einer ›Child Dedication‹ 118
5.2 Interpretation: Koordiniertes Handeln in den Fu¨rbitten 121
5.2.1 Ko¨rperformierung 121
5.2.2 Kollektivierung durch Zitierungen 132
5.2.3 Anleitung und Widerstand: Verhandlung von Zusammenarbeit zwischen Leitenden und Betenden 141
5.2.4 Koordination durch Gottesbezug 155
5.2.5 Koordinierende Re-Pra¨sentation von Anliegen 164

6. Fu¨rbitten gemeinsam, individuiert und entspannt – Kirche fu¨r Berlin 173
6.1 Szenen der Beschreibung kollektivierender Techniken 173
6.1.1 Erste Szene: Ankommen 173
6.1.2 Szenenfolgen von Fu¨rbitten 178
6.2 Interpretation: Koordiniertes Handeln in den Fu¨rbitten 189
6.2.1 Ko¨rperformierung 190
6.2.2 Kollektivierende Zitierungen 200
6.2.3 Anleitung und Widerstand: Verhandlung von Zusammenarbeit zwischen Leitenden und Betenden 210
6.2.4 Kollektivierung durch Herstellen von Gottesbezu¨gen 221
6.2.5 Kollektivierung durch Re-Pra¨sentation von Notsituationen 229

7. Fu¨rbitten in gemeinsamer einheitlicher Anspannung – Jeremiasgemeinde 241
7.1 Szenen der Beschreibung kollektivierender Techniken 241
7.1.1 Sequenzfolge Ankommen 241
7.1.2 Szenenfolge: Gemeinsam Aufstehen und geteilte Haltung 244
7.1.3 Szene: Kollektivbildung durch Vergegenwa¨rtigung Notleidender 249
7.1.4 Szenenfolge: Kollektivierung in Responsorien und Experimenten 253
7.2 Interpretation: Koordiniertes Handeln in den Fu¨rbitten 259
7.2.1 Ko¨rperformierung 260
7.2.2 Koordination kollektiver Handlungen durch Zitierungen 271
7.2.3 Das Aushandeln des Ablaufs kollektiven Handelns in den Fu¨rbitten zwischen Leitenden und Betenden 278
7.2.4 Die Koordination kollektiven Handelns durch Gottesbezug 290
7.2.5 Koordination von Betenden durch Vergegenwa¨rtigung Notleidender 298

8. Vergleiche kollektivierender Techniken der drei Gemeinden 311
8.1 Gottesbezu¨ge in Mikrointeraktionen der Gemeinde ›vor der Bu¨hne‹ 312
8.1.1 Zwei Ebenen der Interaktion: Dominante und subdominante Gottesanrufungen und-lokalisierungen 312
8.1.2 Mikrointeraktionale Techniken der Gottesanna¨herung durch Klang 314
8.1.3 Mikrointeraktionale Gottesanna¨herung durch Techniken der Bewegung 319
8.1.4 Vor Gott agieren und zugleich go¨ttliche Gegenwart steigern 322
8.1.5 Abweichende Mikrointeraktionen und theologisches Ko¨rperwissen 325
8.2 Organisation von Widersta¨nden und Abbru¨chen durch die Gemeinden 329
8.2.1 Bearbeitung von Widersta¨nden des Ko¨rpers 329
8.2.2 Bearbeitung von Widerstand zwischen Ko¨rpern 330
8.2.3 Theonome Ko¨rperdiplomatie 331
8.2.4 Die ›Fu¨nfte Wand‹: Die Barriere zu Gott als Relativierung menschlicher Differenz 332
8.3 Fu¨rbitten als Lehr-und Lernprozesse 333
8.3.1›Eingefleischte Vorurteile‹ und Vergleichen am eigenen Ko¨rper 334
8.3.2 Lernen durch Hybridisieren 335
8.3.3 Lehren und Lernen in den Fu¨rbitten aus Teilnehmendenperspektive 337
8.3.4 Responsorien als Vermittlungsmethode 339
8.4 Integration der Vielfalt an Gottesanrufungen der Gemeinde 341
8.4.1 Integration durch ›deckelnde‹ Rahmung 342
8.4.2 Integration durch Kombination 343
8.4.3 Integration durch indirekte Auffu¨hrung 346
8.4.4 Integration durch Ummantelung und Mehrdeutigkeit 347
8.4.5 Integration durch Re-Pra¨sentation 350

9. Ergebnisse 351
ThesenkomplexI: ›Horizontale‹ Koordination 352
9.1 Koordination durch Ko¨rperformation 352
9.1.1 Ko¨rperliche Koordination durch materielle Inszenierung 352
9.1.2 Ko¨rperformierung durch Leitende 353
9.1.3 Selbstorganisierte Koordination der Anwesenden durch Klang und Bewegung 354
9.2 Koordination durch Zitierungen von Techniken 356
9.2.1 ›Gemischte Affordanzen‹: U¨berblendung von Zitierungen in der materiellen Inszenierung 357
9.2.2 Koordinierende Irritation durch Zitierung und Hybridisierung 358
9.2.3 Zitierung und Hybridisierung 359
9.3 Zusammenarbeit zwischen Anleitung und Widerstand 360
9.3.1 Anleitungstechniken 361
9.3.2 Widersta¨nde der Betenden gegen die Leitenden 365
9.3.3 Neue Positionen und Beteiligungsmuster der Interaktion 367
Thesenkomplex II: Koordination durch Vergegenwa¨rtigungen von Gott und Menschen in Not 369
9.4 Kollektivierende Bezu¨ge zu go¨ttlicher Gegenwart 369
9.4.1 Gottes Gegenwart durch Kollaboration vieler Ko¨rper auffu¨hren:
Das Herstellen von Gottesbezu¨gen durch die Betenden 369
9.4.2 Unverfu¨gbarkeiten Gottes hinter der ›Fu¨nften Wand‹ 373
9.4.3 Deutung der Erzeugung go¨ttlicher Gegenwart durch Betende 373
9.5. Zusammenarbeit durch die Vergegenwa¨rtigung von Menschen in Not 375
9.5.1 Ko¨rperliche und sprachliche Repra¨sentation anderer 375
9.5.2 Verku¨rzte Zitierungen der Notsituationen fu¨r Zusammenarbeit der Anwesenden 377
9.5.3 Die Reichweite der Anliegen in U¨bertragung der Erfahrungswelt der Teilnehmenden 377
Thesenkomplex III: Integration von Differenz und Pluralisierung durch Gottesbezu¨ge 378
9.6 ›Horizontale‹ Integration der Differenz zwischen Betenden durch Gottesbezu¨ge 378
9.6.1 Differenz und Kooperation 379
9.6.2 Integration von Unterschieden durch Erzeugen u¨berwindbarer Differenzen 379
9.6.3 Integration von Differenzen durch Kombination von Techniken 380
9.6.4 Abbruch vor Gott als Relativierung menschlicher Differenz 381
9.6.5 Theonome Ko¨rperdiplomatie arrangiert Differenzen 382
9.7 ›Vertikale‹ Integration einer Vielheit an Gottesbildern und -anrufungen durch das Herstellen offener Gottesbezu¨ge 383
9.7.1 Leitendenstrategien der Integration diverser Gottesinteraktionen 384
9.7.2 Ummantelung und Vermischung: Gemeinsame Herstellung eines offenen Gottesbezugs durch indirekte Auffu¨hrung durch Leitende und Betende 386
9.7.3 Lehren und Lernen von Ko¨rperwissen: Integration von Vielfalt der Gottesinteraktion durch Betende 387
9.8 Fazit: Fu¨rbitten als Kollaboration der Gemeinde 389
9.9 Praxisimpulse 396
9.10 Spuren und Fa¨den: Ausblicke und Anknu¨pfungmo¨glichkeiten 397

U¨bersicht u¨ber gefu¨hrte Interviews 401
Bibliographie 403


Schirr, Bertram J.
Bertram J. Schirr, Dr. theol., Jahrgang 1982, studierte ev. Theologie in Berlin, Greifswald, Oxford und Göttingen. Er ist Vikar der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Mitglied der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen und der Societas Liturgica, 2017 wurde er an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen mir der vorliegenden Arbeit promoviert.


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