Schindlecker / Resetarits | Lukas Resetarits - Krowod | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Schindlecker / Resetarits Lukas Resetarits - Krowod

Erinnerungen an meine Jugend
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8000-8230-8
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erinnerungen an meine Jugend

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-8000-8230-8
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses Buch erzählt Geschichten aus dem Leben des großen Kabarettisten, als er noch keiner war.

Am 14. Oktober 1947, just an dem Tag, als Chuck Yaeger als erster Mensch mit einem Flugzeug die Schallmauer durchbricht, erblickt Erich Lukas Resetarits in Stinatz das Licht der burgenländischen Welt. Knapp vier Jahre später kommt er nach Wien-Favoriten, lernt zügig Deutsch und ministriert Lateinisch bei Kaplan Adolf Holl.
Er studiert Psychologie, arbeitet am Bau und gründet die Beat-Band . Doch statt in Schweden als Rockstar weltberühmt zu werden, verlegt er sich lieber aufs „Gammeln“. Dabei lernt er den Dogenpalast in Venedig von außen und ein Münchener Polizeigefängnis von innen kennen.

Geläutert gründet er daraufhin eine Familie und wird Loadsheet Officer auf dem Flughafen Wien. Dort rettet er eine Königin, sucht Brian Jones’ Koffer und landet nach einem Flug um den Erdball in Sydney bei einem Führungsseminar mit Weinverkostung.

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LEBEN LERNEN IST NICHT LEICHT
EIN EIGENES HAUS IN FLORIDSDORF
Es ist 23 Uhr 30, als sich in einer schwülen Juninacht im Jahre 1966 ein Taxi der Wohnsiedlung am Bruckhaufen in Wien-Floridsdorf nähert. Gute 300 Meter vor dem eigentlichen Ziel, der Rehgasse 1, hält der Fahrer an. „Ich lass Sie da schon aussteigen!“, sagt er zu Erich. „Aha. Und warum?“ „Tut mir leid. Aber ich fahr da nicht rein in die Siedlung. Da leben ja lauter Zigeuner und andere Kriminelle. Das ist mir ehrlich g’sagt zu g’fährlich.“ Erich lacht, bezahlt und gibt entgegen seiner sonstigen Gewohnheit kein Trinkgeld. Dummheit und Vorurteil im Kombiangebot sollen nicht belohnt werden. Auf dem Weg zu seinem Elternhaus trifft er Vivi. Der stammt, genauso wie sein Bruder Vavi, aus einer jener wirtschaftlich sehr erfolgreichen Roma-Familien, die seit Jahren hier am Bruckhaufen leben – in sehr schönen, großen Häusern. „Alles paletti?!“, fragt er rhetorisch, während er Erich gönnerhaft auf die Schulter klopft. „Hast wieder g’schpüht? Mit die G-Men?“ „Ja.“ „Wie war’s?“ „Lässig!“ „Ich muss mir euch endlich einmal anschauen. Bevor du endgültig a Weltstar wirst und di über die Häuser haust!“ Auf Erichs Bandkarriere mit den G-Men wird später noch ausführlich eingegangen. Jetzt wollen wir uns zunächst einmal mit der neuen Heimat der Familie Resetarits beschäftigen, in die sie am Anfang der „Roaring Sixties“ gezogen ist. Gegen Ende der 1950er-Jahre hatte Vater Valentin nach einem erschwinglichen Baugrund in einem Wiener Randbezirk Ausschau gehalten. Von einer entfernten Verwandten kam schließlich der heiße Tipp: In Floridsdorf, am „Bruckhaufen“, gäbe es Pachtgründe mit Baugenehmigung, deren Eigentümer das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg sei. Nach einer ausführlichen Besichtigung des Baugrunds und der Umgebung waren sich Angela und Valentin darüber einig, dass man hier einen optimalen Platz für den künftigen Lebensmittelpunkt gefunden habe. Die junge Siedlung wirkte trotz ihrer relativen Stadtzentrumsnähe durchaus ländlich. Man lebte im Grünen, was noch durch die Tatsache unterstrichen wurde, dass das Naherholungsgebiet „Alte Donau“ fußläufig leicht erreichbar war. Doch ehe der Pachtvertrag dann 1958 unterzeichnet werden konnte, gab es noch eine strenge „ideologische“ Überprüfung. Das Stift ließ offenbar Erkundigungen darüber einholen, ob die interessierte Familie denn auch den Anforderungen entspräche, die an die künftigen Pächter gestellt wurden. Denn erst als die Favoritner Pfarre St. Johann Evangelist – die heute eine Teilgemeinde der Pfarre Zum Göttlichen Wort ist – im wahrsten Sinne des Wortes ihren „Sanctus“ zum tadellos katholischen Leben der Familie Resetarits gegeben hatte, stand einem erfolgreichen Vertragsabschluss nichts mehr im Wege. Nach den Plänen von Vater Valentin wurde das Haus bis 1962 unter tatkräftiger Mithilfe von Freunden und natürlich auch der beiden Buben Willi und Erich fertiggestellt. Zuallererst hatte man eine fest gemauerte Bauhütte errichtet, in der man auch im Winter übernachten konnte. „Mein Vater hat sich auch zum ersten Mal motorisiert!“, erzählt Lukas. „Er schaffte sich einen grünen Puch-Motorroller an, um möglichst rasch zwischen seiner eigenen Baustelle, den Firmenbaustellen und der Wohnung am Humboldtplatz hin und her pendeln zu können. Der Roller war alles andere als brandneu, lief aber noch ganz gut. Lediglich der Kickstarter war eher als Zierde anzusehen. Um den Motor zu starten, musste man im Regelfall den zweiten Gang einlegen, mit dem Gefährt ein Stück rennen, dann die Kupplung auslassen, um sich schließlich John-Wayne-artig in den Sattel zu schwingen.“ Erich, Peter und Vater Valentin Während des Häuselbauens wird Bruder Peter, das Nesthäkchen der Familie, am 23. Februar 1960 geboren. Jetzt ist die Familie fünfköpfig und die Eltern sind erleichtert, dass man in absehbarer Zeit die beengten Wohnverhältnisse in Favoriten verlassen kann, um das eigene Haus in Floridsdorf zu beziehen. Willi und Erich teilen diese Vorfreude nicht. „Ganz am Anfang waren wir alles andere als begeistert von der neuen Umgebung“, erinnert sich Lukas. „Denn gleich in den ersten Tagen hat’s einen Wickel gegeben.“ Für alle, die westlich von St. Pölten oder südlich von Mödling sozialisiert wurden, sei das Wort „Wickel“ übersetzt: Es bedeutet in dem hier gemeinten Zusammenhang so viel wie Streit, Zwist und Auseinandersetzung. Denn als der zehnjährige Willi und der elfjährige Erich nach einer circa dreiviertelstündigen Straßenbahnreise vom Gymnasium auf dem Hubertusdamm am Bruckhaufen in Richtung Baustelle marschieren, „da sperren auf gedrangem Steg zwei Rotzbuam plötzlich ihren Weg“ – um Friedrich Schiller leicht abgewandelt zu zitieren. Die zwei in abgetragene und geflickte Sachen gekleideten Knaben schauen mit düsterer Miene die wie immer picobello und adrett angezogenen Resetarits-Buben abschätzig an. Dann fragt der größere der beiden in bellendem Tonfall: „Wo kummts ’n es zwaa her?“ „Vom Zehnten!“, erwidert Erich mit fester Stimme. „Geht’s weida!“, sagt der Rotzbub und gibt seinem Kumpel ein Zeichen, worauf die beiden beiseitetreten. „Doch kaum waren wir halb an ihnen vorbei, traf mich ein präzise abgezirkelter Faustschlag von hinten an der Kinnlade unter dem Ohr. Für uns war das der Bruckhaufener Willkommensgruß“, erzählt Lukas. Und fügt hinzu: „Wir liefen schnell davon. Das war das erste und letzte Mal, dass ich als Bub einer Rauferei aus dem Weg gegangen bin.“ Stimmt. In den nächsten Jahren wird der Erich bei mancher Rauferei live mit dabei sein. Die beiden Buben, die sich als Wegelagerer betätigt hatten, wohnten im sogenannten „Bretteldorf“. Dieses gehörte zwar schon zum 22. Bezirk, lag aber unmittelbar neben der Siedlung Bruckhaufen, auf der anderen Seite des Hubertusdammes. Bei den dortigen „gutbürgerlichen“ Bewohnern hatte dieses Grätzel einen ähnlich schlechten Ruf wie das „Kreta“-Viertel bei den Favoritnern. Das Bretteldorf war allerdings im Gegensatz zur „Kreta“ eine illegale barackenartige Siedlung, gewissermaßen die „Favelas“ des Bezirks Donaustadt. Das Problem löste allerdings bald darauf die sozialdemokratische Wiener Stadtregierung zur allgemeinen Zufriedenheit: Den im Bretteldorf lebenden Menschen wurden moderne Wohnungen in neu errichteten Gemeindebauten zur Verfügung gestellt, die Baracken wurden abgetragen. Auch die Siedlung am Bruckhaufen hatte eine „illegale Gründungsphase“. Bereits in den 1920er-Jahren errichtete man hier Wohnbauten, entgegen den Vorgaben des damals gültigen Flächenwidmungsplans. Nutzen wir diese kleine Rückblende für einen kurzen Blick auf die Geschichte dieses Gebietes: „Bruckhaufen“ war ursprünglich ein Flurname, der „Insel bei einer Brücke“ bedeutete. Denn Inseln in der Donau wurden früher häufig als „Haufen“ bezeichnet. Bei der Donauregulierung 1870 bis 1875 wurde ein 450 Meter breites „Überschwemmungsgebiet“ in den heutigen Bezirken Floridsdorf und Donaustadt geschaffen. Für die Donau wurde ein neues, 280 Meter breites Flussbett angelegt, während der ursprüngliche Hauptstrom als „Alte Donau“ erhalten blieb. Dazwischen entstand eine neue, große Insel, auf der auch die Siedlung Bruckhaufen liegt. Erste Maßnahmen gegen die Hochwasserbedrohung hatte es übrigens schon fast 100 Jahre davor gegeben. Damals wurde nach Plänen des Ingenieurs Johann Sigismund Hubert, nach dem der Hubertusdamm benannt ist, ein Schutzdamm errichtet, der das Marchfeld vor Donau-Hochwasser schützen sollte. Der Erfolg blieb allerdings aus: Der Damm wurde 1785 fertig, hielt aber bereits dem nächsten, zwei Jahre später auftretenden Hochwasser nicht stand. Die heutige Siedlung Bruckhaufen erstreckt sich „am linken Donauufer zwischen Reichsbrücke und Floridsdorfer Brücke, begrenzt durch Alte Donau, Hubertusdamm und Donaupark“ (Wien-Wiki). Ab 1871 war der Bruckhaufen Teil des „K. u. k. Garnisonsschießplatzes Kagran“ gewesen. Die Kugelfanggasse, an der auch die Ortskirche liegt, erinnert noch heute an den damals errichteten 100 Meter langen und 11 Meter hohen Geschoßfangdamm. Jahrzehntelang gehörten Teile der heutigen Siedlung zu einer riesigen Mülldeponie, die allerdings größtenteils im Bezirk Donaustadt lag. 1961 fasste der Wiener Gemeinderat den Beschluss, die...


Resetarits, Lukas
Fritz Schindlecker, geboren 1953 in Tulln/NÖ, arbeitet seit 1983 als Kabarettautor, Dramatiker und Drehbuchautor. Er verfasste Sketche, Songs und Mikrodramen u. a. für Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer, das „Simpl“ und TV-Serien wie z. B. „Die Lottosieger“. Zusammen mit Erwin Steinhauer sind schon einige Bücher bei Ueberreuter erschienen, zuletzt „Erwin Steinhauer – Der Tragikomiker“.

Schindlecker, Fritz
Fritz Schindlecker, geboren 1953 in Tulln/NÖ, arbeitet seit 1983 als Kabarettautor, Dramatiker und Drehbuchautor. Er verfasste Sketche, Songs und Mikrodramen u. a. für Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer, das „Simpl“ und TV-Serien wie z. B. „Die Lottosieger“. Zusammen mit Erwin Steinhauer sind schon einige Bücher bei Ueberreuter erschienen, zuletzt „Erwin Steinhauer – Der Tragikomiker“.

Fritz Schindlecker, geboren 1953 in Tulln/NÖ, arbeitet seit 1983 als Kabarettautor, Dramatiker und Drehbuchautor.
Er verfasste Sketches, Songs und Mikrodramen u. a. für Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer und das Simpl, Boulevardkomödien wie „Der Steuerfahnder“ oder „4 nach 40“, TV-Serien wie z. B. „Novotny & Maroudi“ und „Die Lottosieger“ und die TV-Doku „Morgenland im Abendland“ mit Josef Hader. 2014 erschien sein historischer Roman „Jakob Mustafa“.

2016 und 2017 veröffentlichte er bei Ueberreuter gemeinsam mit Erwin Steinhauer „Wir sind super!“, „Aufgedeckt“ und „Fröhliche Weihnachterl“. Zuletzt erschien 2021 der Titel "Erwin Steinhauer -  Der Tragikomiker".

Lukas Resetarits wurde am 14. Oktober 1947 in Stinatz/Burgenland geboren. Er ist einer der erfolgreichsten österreichischen Kabarettisten und Schauspieler.



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