E-Book, Deutsch, Band 27, 188 Seiten
Schierz Die Simpsons, Springfield und die USA
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8288-5233-4
Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Was wirklich hinter der gelben Kleinstadt steckt
E-Book, Deutsch, Band 27, 188 Seiten
Reihe: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag
ISBN: 978-3-8288-5233-4
Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
"Die Simpsons" - gelb, witzig und so viel mehr als Zeichentrick. Seit über 20 Jahren erleben nicht nur die Familienmitglieder der Simpsons-Sippe ihre Abenteuer in der Serienstadt Springfield. Homer bemerkt plötzlich, dass sich Bildung im Leben auszahlt. Bart lernt den viel besseren Lebensstandard der Reichen zu schätzen. Der alte Gil ist die personifizierte Unterschicht, Kernkraftwerkbesitzer Montgomery Burns genau das Gegenteil. Lisa ist Buddhistin, der Fernsehclown Krusty jüdischen Glaubens. Was steckt also hinter der bunten Fassade Springfields? Spiegelt das komplexe gesellschaftliche Treiben in Springfield das Leben der amerikanischen Bevölkerung wider? Carina Schierz deckt demografische, ethnische und religiöse Prozesse in fast jeder Szene der Zeichentrickserie auf und gewinnt so auf anschauliche Art und Weise Erkenntnisse über das heutige Amerika.
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2 Die Simpsons In diesem Kapitel wird die Fernsehserie „Die Simpsons“ genauer betrachtet. Der „Macher“ des Primetime-Krachers, Matt Groening, wird kurz biografisch vorgestellt, die Idee der Simpsons erläutert und die Hauptcharaktere dargestellt. Es wird auch auf andere Persönlichkeiten eingegangen, die für die Serie, aber vor allem auch für diese Arbeit von Bedeutung sind und Hinweise auf die Sozialstruktur geben, die in Kapitel 4 genauer vorgestellt wird. 2.1 Matt Groening Matthew Abram Groening wurde am 15. Februar 1954 in Portland im Staate Oregon/USA geboren. Seine Mutter – eine Lehrerin – ist Norwegerin, die Familie seines Vaters, der ebenfalls Produzent, allerdings für Filme, ist, stammt aus Deutschland. Laut dem Simpsons-Macher sind diese beiden Länder die humorlosesten von allen (vgl. Der Spiegel, 27/2007). In Oregon gibt es ein Springfield, von dem Groening auch zugibt, dass er es als Inspiration für „Die Simpsons“ genutzt habe:
„Das war für mich als Kind die einzige Stadt in meiner Nähe. Es gab damals die Fernsehserie „Father Knows Best”, die in Springfield spielt. Das fand ich sehr aufregend. Als ich dann meine eigene Fernsehserie machen durfte, ließ ich sie auch in Springfield spielen.” (Focus Online) Nicht nur für den Handlungsschauplatz holte sich Groening Hilfe aus unmittelbarer Nähe, auch die Namen der Hauptcharaktere entstammen denen seiner eigenen Angehörigen: Der Trickfilmmacher hat Schwestern namens Lisa und Maggie, seine Mutter heißt Margaret7, sein Vater Homer und sein Großvater Abraham Groening. Der Name Bart fehlt in der Auflistung, aber Groening brauchte auch einen Namen für den kleinen Raufbold und Spaßmacher, der der Persönlichkeit seines Neffen entsprechen sollte, und wollte nicht seinen eigenen verwenden. Er entschied sich für Bart, da dies ein Anagramm für „Brat“ ist, was im Deutschen so viel wie Gör oder Balg bedeutet. Auch Groenings Kinder haben Namen, bei denen es nahe liegt, auf diesen Einfluss zu schließen. Sie heißen Homer und Abe. Der amerikanische Cartoonist und Produzent gewann mit seiner Serie zehn Primetime Emmy Awards, unter anderem für die beste Zeichentrickserie (vgl. Microsoft Encarta Online-Enzyklopädie: Matt Groening), ebenso einen British Comedy Award in 2004. Des Weiteren ist Groening bekannt durch seine Zeichentrickserie „Futurama“ und durch den Comic-Strip „Life in Hell”8, durch den schließlich James L. Brooks auf den Cartoonist aufmerksam wurde und ihm anbot, Kurzfilme mit vollkommen neuer, dynamischer Idee für die Tracey-Ullman-Show zu zeichnen: Die Simpsons entstanden. Die dort gezeigten „Shorts“ wurden ausgebaut und von Groening selbst, James L. Brooks und Sam Simon weiterentwickelt. Der gewitzte Matt hat sich selbst natürlich auch als Charakter bei den Simpsons gezeichnet, ebenso wie viele andere Stars, darunter Bill Clinton, George Bush, Arnold Schwarzenegger, die Popgruppe *N Sync oder Britney Spears. 2.2 Die TV-Serie Dem Einfluss des Fernsehens kann sich in der heutigen Zeit und beim derzeitigen Stand der Technisierung wohl kaum ein Mensch entziehen. Spielfilme, Quiz-Shows, Soaps und Serien, Reportagen, Nachrichten. Für jeden ist etwas dabei. Wurde bisher partiell angenommen, Zeichentrickserien seien nur für Kinder, so ist dies ein Irrtum. Natürlich dienen sie mehr als andere TV-Formate der seichten Unterhaltung der jüngsten Fernsehzuschauer, aber es gibt zumindest eine Serie, deren Ansprüche wahrscheinlich höher liegen als vielleicht vermutet wird: „Die Simpsons”. Wer kennt sie nicht – die gelbste aller Fernsehfamilien – und ihre Geschichten und Abenteuer, die in über 70 Ländern der Welt ausgestrahlt werden (vgl. simpsonsmania.de). Seit nunmehr 22 Jahren flimmern sie über die Bildschirme und sind in Deutschland fester Bestandteil der Fernsehlandschaft ProSieben. Ihren Start hatten die Simpsons in der US-Comedy-Show von Tracey Ullman, in der erstmalig die Simpsons-Kurzepisoden zu sehen waren. Bei Ullman gingen diese „Shorts“ am 19. April 1987 auf Sendung. Im Jahr 1989 hat der Sender Fox Network diese kurzen Folgen zu einer Serie ausgebaut, die seit dem 17. Dezember schließlich im Wochenrhythmus zu sehen waren. Start der Serie in Deutschland war am 28. Februar 1991 auf Premiere, ZDF strahlte die Sendung ab dem 13. September desselben Jahres aus, bis sie ProSieben letztlich 1994 übernahm (vgl. Wikipedia.org: Die Simpsons). Dort ist der „gelbe Wahnsinn“ noch heute zu sehen, nicht mehr wöchentlich, sondern täglich mit je zwei (18:10 Uhr bis 19:10 Uhr), teilweise sogar sechs Episoden (18:10 Uhr bis 19:10 Uhr und 20:15 Uhr bis 22:15 Uhr). Zur Primetime 20:15 Uhr läuft die Serie meist dann, wenn eine neue Staffel beginnt und neue Folgen gezeigt werden. Familie Simpson wohnt in der Stadt Springfield in einem Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika. Matt Groening, der Schöpfer der Simpsons, hat den Namen „Springfield“ nicht nur gewählt, weil dieser der am häufigsten vorkommende Städtename in den USA ist9, sicher aber aus den Gründen, die bereits im ersten Kapitel benannt wurden. Springfield hat alles, was der Mensch zum Leben braucht, und was man von einer Stadt erwartet: Straßen, Parks, einen Fluss, das Meer mit einem Strand, hohe Berge, Wohnhäuser im Stil der typisch amerikanischen Vorstadt, aber auch ein Rathaus, Bildungs- und Sporteinrichtungen, ein Krankenhaus, Einkaufscenter, ein Kino, viele kleine und große Unternehmen. Gegründet wurde Springfield von Jebediah Obadiah Zachariah Jebediah Springfield (Bart köpft Ober-Haupt, I/8), der mit ursprünglichem Namen Hans Sprungfeld heißt und zuvor als Pirat sein Dasein fristete. Er versuchte sogar George Washington zu ermorden, um seinen Reichtum mit dessen Geld zu mehren (Das geheime Bekenntnis, III/13). Er zog los mit Shelbyville Manhattan, um mit ihm zusammen eine Stadt zu gründen. Als die Situation eskalierte, da Shelbyville das Heiraten von Cousinen in seiner Stadt erlauben wollte, entschlossen sie sich, dass jeder seine eigene Stadt gründe. Zeitlich lässt sich dies auf das Jahr 1796 verorten als einige Pilger Maryland verließen, um in den USA ein neues Leben zu beginnen (Auf zum Zitronenbaum, VI/24). Im Jahr 1838 kam Jebediah in den Westen10, dort tötete er einen Bären mit bloßen Händen. Diese Legende erzählen die Springfielder gern und oft. Jebediah Springfield hat die Stadt ihr erstes Krankenhaus zu verdanken, das der Stadtgründer aus Holz und Lehm baute. Im Zentrum der Stadt steht eine große Statue dieses Mannes, die den Bürgern sehr viel bedeutet. So sagt Lisa über diese: „Es ist ein Symbol dafür, dass wir alles erreichen können, was wir nur wollen.“ (Bart köpft Ober-Haupt, I/8) Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt 30.720 (Sicherheitsdienst „Springshield”, XIII/22). In vielen Episoden gibt es Anspielungen auf die oft gestellte Frage, in welchem Staat das Springfield der Simpsons wohl liegen mag. Doch es wird wohl immer ein Mysterium bleiben, denn die Angaben widersprechen sich von Folge zu Folge. Mal steht jemand vor der Landkarte, mal wird jemand unterbrochen oder es taucht plötzlich ein undurchdringbarer Lärm auf. Matt Groening macht das mit stetiger Absicht, vermutlich um zu zeigen, dass „sein“ Springfield eben eine fiktive Stadt ist. Fiktiv vielleicht vom Namen her und der Lage, aber sicher nicht fiktiv in Struktur und Geschehnissen – so die These dieses Buches.
Die Simpsons bestehen aus Hausherr Homer, seiner Frau Marge sowie den Kindern Bart, Lisa und Maggie. Diese fünf bilden die Hauptcharaktere, die im nächsten Abschnitt noch genauer vorgestellt werden (Kapitel 2.3.1). Diese Familie ist alles andere als perfekt. Vor allem Homer Simpson ist nicht der Klügste und tappt daher oft in Fettnäpfchen. Die Serie versucht beispielsweise zu zeigen, wie Homer in diese Probleme gerät und wie er meist mit Hilfe seiner Frau Marge oder auch der Kinder, vor allem Lisa, wieder heraus kommt. Aber die anderen Familienmitglieder sowie auch deren Freunde kommen nicht zu kurz in Bezug auf Geschichten rund um die Grundschule von Springfield, Maggies Nichtsprechen-wollen, Marges Vorstellungen für ihre Zukunft, Barts zahlreichen Streichen oder Lisas vielfältigen Interessen. Es wird ein Springfield gezeigt voll von verschiedensten Charakteren und Individuen, voller Spaß und Spannung – die Gründe, warum das Zusehen dabei nie langweilig wird. 2.3 Charaktere und Eingangssequenz der Comicserie Bei „Die Simpsons“ gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Charaktere und Persönlichkeiten. Die wichtigsten werden im Folgenden kurz vorgestellt. Außerdem wird auf einige Nebenrollen eingegangen, die für die Begründung der von mir gestellten Frage von Bedeutung sein werden. Ein Merkmal der Serie ist, dass es zwar ab und an Geburtstagsfeiern gibt, aber keiner der Charaktere wirklich...