E-Book, Deutsch, Band 7, 240 Seiten
Reihe: Winston
Scheunemann Winston (Band 7) - Samtpfoten auf Phantomjagd
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7320-1428-6
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Witziger Katzen-Krimi für Kinder ab 11 Jahren von der beliebten Bestsellerautorin Frauke Scheunemann
E-Book, Deutsch, Band 7, 240 Seiten
Reihe: Winston
ISBN: 978-3-7320-1428-6
Verlag: Loewe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Frauke Scheunemann, geboren 1969 in Düsseldorf, ist promovierte Juristin. Sie absolvierte ein Volontariat beim NDR und arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin. Ihre Romane um den Kater Winston waren monatelang auf den Bestsellerlisten. Frauke Scheunemann ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und dem kleinen Hund Elmo in Hamburg.
Autoren/Hrsg.
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Ein Auto verschwindet
Dieser ständige Schlafmangel wird mich noch umbringen! Als ausgewachsener Kater brauche ich meine sechzehn Stunden Schlaf – mindestens! Seit ich aber mit zwei kleinen Kätzchen zusammenlebe, bekomme ich davon höchstens noch die Hälfte. Ständig wollen Max und Minu mit mir spielen oder mit mir die Welt erkunden. Ob ich selbst gerade ein wohlverdientes Nickerchen halte, ist ihnen dabei völlig wurscht. Ergebnis: Ich bin mittlerweile nur noch ein Schatten meiner selbst. Und ich kann mich über die beiden nicht mal richtig aufregen, weil es sich dabei um Sohnemann und Töchterchen handelt und diese selbstredend die entzückendsten Katzenkinder der Welt sind. Nur eben leider sehr umtriebig und verspielt, gähn!
Gerade jetzt sollte ich also die Gunst der Stunde nutzen und ein Nickerchen machen, denn Professor Werner Hagedorn, der Mensch, mit dem ich schon seit Jahren zusammenlebe, ist mit Minu und Max in Richtung Tierarzt verschwunden. Die beiden werden geimpft und ich habe mindestens eine Stunde meine Ruhe – herrlich! Ich taumle den Wohnungsflur entlang und bin so erschöpft, dass ich kaum noch geradeaus gucken kann. Jetzt schnell aufs Sofa, oder vielleicht besser in Kiras Bett? Noch bevor ich überlegt habe, wo ich mich hinlegen möchte, fliegt die Haustür wieder auf und fegt mich von den Pfoten. AUA und miau! Was soll das denn?
»Anna! Hast du vielleicht den Wagen umgeparkt?« Werner steht wieder im Flur, die Transportbox mit Max und Minu unter dem Arm. Anna, seine Frau und Kiras Mutter, kommt vom Wohnzimmer zur Haustür und guckt erstaunt.
»Nein, wieso? Ich bin den Wagen schon seit zwei Tagen nicht mehr gefahren.«
Werner schüttelt den Kopf.
»Mann, wo habe ich den denn hingestellt? Ich war mir sicher, dass ich ihn direkt vor Sandros Laden geparkt habe, aber da steht er nicht mehr. Verdammt, ich werde anscheinend alt!«
Er stellt die Box mit den Kätzchen auf den Fußboden und fährt sich mit beiden Händen durch seine vollen grauen Haare. Okay, Werner ist zwar deutlich älter als Anna, aber ich finde, dass er für einen Menschen noch sehr gut in Schuss ist. Er lahmt nicht, er kommt noch überall gut hin und Fell verliert er auch nicht – da gibt es also gar nichts zu meckern.
»Ich war bei Sandro«, überlegt Werner jetzt laut, »da habe ich Schinken und Käse gekauft … und ich meine, ich wäre von dort zu Fuß nach Hause gelaufen. Oder doch nicht?«
Sandros kleines Feinkostgeschäft, in dem man auch etwas essen kann, ist wirklich direkt um die Ecke unserer Wohnung. Wenn Werner dort einen Parkplatz gefunden hat, würde es wirklich gar keinen Sinn machen, noch mal einen neuen Parkplatz zu suchen. Denn die sind in diesem Teil Hamburgs Mangelware und die Menschen beklagen oft und gern, wie lange sie nach so einem seltenen Exemplar suchen mussten. Meiner Meinung nach wäre viel geholfen, wenn sich die Zweibeiner wie jede gute Katze einfach mehr auf ihre eigenen Pfoten – pardon: Füße! – verlassen würden, aber wen interessiert schon, was ein kleiner Kater darüber denkt?
»Frag doch Sandro, ob er dich hat davonfahren sehen«, schlägt Anna vor und das ist eine sehr gute Idee. Sandro ist nämlich ein Freund der Familie und bestimmt hat Werner seine Telefonnummer. Wir haben Sandro sogar schon einmal vor einem miesen Erpresser gerettet, der damit drohte, seine Gäste zu vergiften. Wir – das sind in diesem Fall Kira und ich. Wir sind nämlich ein Eins-a-Spitzen-Detektivteam und haben schon vielen Verbrechern das Handwerk gelegt. Kira ist vor einigen Jahren mit ihrer Mutter Anna bei Werner und mir eingezogen, weil Anna als Haushälterin bei Werner angefangen hat. Zuerst fand ich die Vorstellung, mit einem Menschenkind zusammenzuleben, furchtbar. Aber mit der Zeit ist Kira meine beste Freundin geworden und wir haben unseren ersten Kriminalfall gelöst. Damals war nämlich Anna von Vadim, ihrem Exfreund, bedroht worden, der ihr nicht verzeihen konnte, dass sie lieber mit Werner als mit ihm zusammen sein wollte. Also – das ist jetzt die Abkürzung, aber darauf lief es hinaus. Zu unserem Team gehören außerdem noch Kiras Freunde Pauli und Tom und meine Hofkatzenfreunde Spike, Karamell und Odette. Letztere ist übrigens die Mutter meiner Kinder Minu und Max, aber weil Odette sich nur ein Leben in Freiheit und ohne menschliche Mitbewohner vorstellen kann, bin ich gewissermaßen alleinerziehender Kater. Und bei meinem Kratzbaum: Das ist oft gar nicht so einfach – siehe mein wirklich ausgeprägter Schlafmangel!
Werner telefoniert mit seinem Handy. Ich kann nicht verstehen, was er sagt, aber an seinem Gesichtsausdruck lese ich ab, dass auch Sandro nicht weiß, was Werner mit seinem Auto gemacht hat. Als das Gespräch beendet ist, ist Werner völlig fassungslos.
»Das muss man sich mal vorstellen: Sandro ist sich sicher, dass mein Auto gestern Vormittag noch vor seinem Laden stand. Heute Morgen war es dann nicht mehr da. Er ist davon ausgegangen, dass ich es gestern Abend weggefahren habe. Aber das habe ich nicht! Verdammt – es muss geklaut worden sein!«
Anna schüttelt den Kopf.
»Aber wer stiehlt denn einen alten Ford? Die Karre war doch so gut wie nichts mehr wert«, meint sie dann.
»Wie redest du denn über mein Auto? Es hat mir viele Jahre lang treue Dienste geleistet! Und dir übrigens auch!« Ups, stimmt! Mein Herrchen liebt sein Auto heiß und innig, nie würde er es gegen ein anderes, neueres Modell eintauschen. Solange es noch fährt jedenfalls. Anna muss grinsen.
»Ja, mein Schatz. Das weiß ich – aber der gemeine Autodieb doch nicht! Der sucht doch eher ein Auto, das er für viel Geld weiterverkaufen kann.«
Werner zuckt mit den Schultern.
»Tja, mag sein. Fakt ist aber: Das Auto ist weg. Dann rufe ich jetzt besser die Polizei an.«
Ein lautes Maunzen aus der Box erinnert Werner daran, dass es noch etwas anderes gibt, was er dringend erledigen sollte. Er lacht und bückt sich.
»Jaaa, ihr habt ja recht! Euch hätte ich fast vergessen. Kommt raus, mit dem Tierarzt wird es heute wohl nichts mehr.«
Er öffnet das kleine Gitter in der Box. Minu und Max kommen regelrecht herausgeschossen und flitzen aufgeregt im Wohnungsflur herum.
»Kinder, beruhigt euch!«, mahne ich sie mit strenger Stimme.
»Aber Papa! Wir waren die ganze Zeit in dieser scheußlichen Box eingesperrt!«, miaut Minu empört. »Wir müssen uns jetzt erst mal bewegen, damit wir nicht einrosten!« Die junge schwarze Katzendame schaut mich vorwurfsvoll aus ihren großen Augen an und ich merke, dass ich ihr nicht mehr böse sein kann. Heilige Ölsardine, mein Fräulein Tochter wickelt mich einfach jedes Mal um die Pfote!
Auch ihr Bruder kommt angetrabt. Er hat das seidige, weiche Fell seiner Mutter Odette geerbt und auch ihre tiefschwarzen Augen. Es ist schon lustig: Während ich ein schwarzer Kater bin und Odette eine weiße Katze ist, verhält es sich bei unseren Kindern genau umgekehrt. Wunderhübsch sind sie natürlich allesamt. Kira hätte am liebsten den ganzen Wurf behalten. Aber das war mit Babuschka, ihrer energischen russischen Großmutter, nicht zu machen. Und da Babuschka auch bei uns wohnt und der heimliche Chef der Familie Hagedorn ist, gab’s da überhaupt keine Diskussion. Zuerst war ich sehr traurig, als die Kleinen einer nach dem anderen auszogen, aber mittlerweile muss ich sagen: Zwei Kinder reichen mir vollkommen!
»Hagedorn hier! Ich möchte einen Autodiebstahl melden.« Werner hat mittlerweile die Polizei erreicht. »Ja, geparkt hatte ich ihn vorgestern vor dem kleinen Bistro am Hallerplatz, als ich heute dorthin kam, war der Wagen verschwunden. Ein dunkelblauer Ford Mondeo, ein Kombi. Amtliches Kennzeichen HH-KT 1234.«
Dann brummt er noch ein paarmal Hm, hm und Ah, ja und legt schließlich wieder auf.
»Anna, ich fahr jetzt mal zur Polizeiwache und gebe die Anzeige schriftlich auf. Kannst du bei Frau Dr.Wilmes anrufen und sagen, dass ich es heute nicht mehr mit den Kätzchen zu ihr schaffe?«
Anna lächelt.
»Natürlich. Viel Erfolg bei der Polizei.«
Endlich ist Ruhe eingekehrt! Minu und Max haben sich in ihrem Katzenkörbchen, das in Kiras Zimmer steht, aneinandergekuschelt und schlafen friedlich, Anna sitzt in ihrem Büro und bereitet sich auf ihre nächste Schulstunde vor – sie ist nämlich Refre… Refe… Refari… also so eine Art Nachwuchslehrerin für Musik und lernt gerade, wie man die Kinder in der Schule unterrichtet. Babuschka besucht eine Freundin und Kira ist noch in der Schule. Herrlich! Dann werde ich jetzt mal ein wenig Nachtschlaf auf meinem absoluten Lieblingsplatz nachholen, dem sonnigen Plätzchen auf dem Sofa im Wohnzimmer.
Ich habe gerade die optimale Position für mein Nickerchen ausgemacht und auf genau dem Sofakissen Platz genommen, das von der Sonne schon vorgewärmt ist, da rumpelt es schon wieder an der Haustür. Ach du liebes Katzenklo! Wer kommt denn jetzt schon wieder? Hoffentlich nur der Postbote, der ein Paket abgeben will und dann schnell wieder verschwindet.
Das Rumpeln wird lauter, die Tür wird geöffnet und dann kommt noch ein Fluchen hinzu. Mist! Es ist schon wieder Werner! Warum ist der denn so schnell zu Hause?
»Anna!«, ruft er laut. »Anna, stell dir vor, was passiert ist!« Kurz darauf steht Werner auch schon im Wohnzimmer und lässt sich mit einem lauten Seufzen direkt neben mich auf das Sofa fallen. Durch sein Gewicht fliege ich regelrecht von meinem Kissen und finde mich auf dem Fußboden wieder. Aua! Geht’s noch?!
Anna kommt aus ihrem Büro und setzt sich neben Werner, und zwar genau auf MEINEN Platz! Also den, von dem ich...