E-Book, Deutsch, 236 Seiten
Scheuermann Schoko-Engel
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7407-0209-0
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 236 Seiten
ISBN: 978-3-7407-0209-0
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tanja Eppstein, Inhaberin der Chocolaterie Schoko-Traum, hat mit dem Geschäft, ihren beiden pubertierenden Kindern und einer neuen Liebe alle Hände voll zu tun. Dennoch begibt sie sich in gefährliche Ermittlungen auf eigene Faust. Diese offenbaren eines der dunkelsten Geheimnisse der ehemaligen DDR. Theo Maier, ein Stammkunde Tanjas, wird verdächtigt, im letzten Jahr zwei Frauen brutal vergewaltigt zu haben. Obwohl er in einem spektakulären Prozess freigesprochen wird, glaubt niemand an seine Unschuld. Sein Leben wird zum Spießrutenlauf. Er erschießt sich. Doch in Tanja nagen Zweifel. War Maier tatsächlich der Täter? Wieso mochte er plötzlich keine Zartbitterschokolade mehr? Wer war der Mann in der Bar? Und weshalb ließ der Täter die Schoko-Engel an den Tatorten zurück? Heißhunger auf Schokolade? Stillen Sie ihn mit den Krimis um Tanjas Schoko-Traum, restlos kalorienfrei, jedoch spritzig, humorvoll und spannend. Mit leckeren Schokoladen-Rezepten zum Ausprobieren. Ort der Handlung: Heidelberg und Berlin
Petra Scheuermann wurde in Frankenthal/Pfalz geboren. Seit vielen Jahren lebt sie in Mannheim. Von Beruf Sozialarbeiterin, Heilpädagogin und Erzieherin, widmet sie sich heute hauptberuflich dem Schreiben. Seit 2010 wurden zahlreiche ihrer Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht, einige hiervon bei Literaturwettbewerben nominiert und ausgezeichnet. Die Kriminalromane Schoko-Leiche, Schoko-Pillen und Schoko-Engel wurden in den Jahren 2014 und 2015 veröffentlicht, 2019 wurden sie bei TWENTYSIX neu aufgelegt. Mit Schoko-Killer wurde die Serie um Tanjas Schoko-Traum 2019 fortgesetzt. Die Autorin ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, im SYNDIKAT, bei den Mörderischen Schwestern und dem Literarischen Zentrum Rhein-Neckar e.V. Die Räuber `77. www.petrascheuermann.de
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Mit dem verklärten Blick einer Fernsehwahrsagerin belehrt uns Birgit: »Die Engel sind Boten des Himmels und sie werden geschickt, um euch zur Seite zu stehen, sie helfen und beschützen euch in allen Lebenslagen.« Biggi lebt mit dem Engelkult ihren neuesten Esoteriktick aus und natürlich muss sie ihre besten Freundinnen, Stefanie und mich, in ihre angelesene Mystik einführen. Ich bin nicht sehr empfänglich für diese Art Geheimlehren, aber manchmal ängstigen mich Birgits Weissagungen doch, besonders, wenn sie mir mal wieder orakelt, der Tod befinde sich in meiner unmittelbaren Nähe. »Die Engel sind imstande, alle Fragen, die heiß auf eurer Seele brennen, zu beantworten.« »Na, das ist doch mal eine klare Ansage!«, stelle ich fest. Steffi nippt an ihrer heißen Schokolade Weiße Weihnacht und stöhnt ein wenig. Die neuste Schokoladenkreation kommt bei meinen Freundinnen und Kunden sehr gut an. Birgit greift sich eine Cappuccino-Praline, bevor sie mit ihren Erläuterungen fortfährt: »Die Himmelsboten sind überall, neben uns, über uns …« »Autsch! Aua!«, schreit Stefanie mit schmerzverzerrtem Gesicht. Sie presst ihre rechte Hand fest auf ihren linken Unterbauch. »Was ’n los?«, wollen Birgit und ich gleichzeitig sehr besorgt wissen. »Mist, eben hat mich so ein blöder Engel in den Bauch geboxt.« »Box ihn doch zurück«, schlage ich belustigt vor. Biggi sieht uns grimmig an. »Mädels, euch fehlt eindeutig der spirituelle Ernst.« »Allerdings, der spirituelle Jonas ist mir weitaus lieber.« Wir lachen. »Tja Steffi, das kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass du einen jungen, attraktiven Lover und somit eindeutig einen Bengel, den Engeln vorziehst«, lästere ich. Birgit hat es schon schwer mit uns beiden. »Mensch, die Engel können euch nicht berühren, die haben Astralkörper, die gehen durch euch hindurch und ihr durch sie.« »Stimmt, das habe ich schon einmal in einem Spielfilm gesehen. Da ist ein Sportwagen mitten durch einen Engel gefahren.« Grinsend bestätige ich die Aussage unserer Eso-Freundin. »Biggi, sag dass du diesen Quatsch, den du uns hier erzählst, nicht tatsächlich glaubst«, insistiere ich. Langsam beginne ich, mir Sorgen um unsere gemeinsame Freundin zu machen. »Ja, ja, ich gebe zu, man muss das bildlich gesprochen sehen. Die Engel sind mehr als eine Art Beistand gedacht, quasi als Hilfe, um uns selbst zu helfen.« Das beruhigt mich doch etwas. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen. Birgit mischt einen kleinen Stapel Karten. »Das sind meine Engel-Karten. Insgesamt habe ich hier dreiunddreißig Bilder mit verschiedenen Himmelsboten. Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit ihnen in Kontakt zu treten. Da ihr beide noch sehr ungeübt darin seid, die Engel um Rat zu fragen, würde ich euch vorschlagen, zunächst die Himmelsboten, die sich in eurer unmittelbaren Nähe aufhalten, kennenzulernen. Hierzu muss jede von euch drei Karten ziehen, aber nacheinander. Und die Karten müsst ihr langsam aussuchen, damit ihr den richtigen Engeln auch die Möglichkeit gebt, euch zu finden.« Stefanie beginnt. Birgit hat den Stapel aufgefächert mit verdeckten Bildern auf dem Bistrotisch verteilt. Steffi sucht drei Karten aus und legt sie vor sich auf den Tisch. Jetzt nimmt Biggi die erste der drei Karten auf. »Der Engel der Hingabe.« »Na, das passt doch, Stefanie. Sogar der Himmel weiß, dass du mit deinem jungen Liebhaber Joans nächtelang wilden Sex hast.« Ich bin beeindruckt vom Wissen der Engel. »Hör ich da ein klein wenig Neid heraus?« »Nein, nein, ich gönne dir deinen Bengel Jonas. Ehrlich! Und den nächtelangen wilden Sex auch.« Stimmt nicht so ganz, natürlich beneiden Biggi und ich unsere gemeinsame Freundin um ihr wildes und reges Sexleben. Ich wäre allerdings schon froh, wenn ich überhaupt mal wieder mit einem männlichen Wesen Sex hätte, der müsste nicht einmal besonders wild und auch nicht nächtelang sein. Cem wäre hierzu genau der Richtige. Spätestens seit dem zweiten Pralinenseminar, welches wir gemeinsam in der Schokoladen-Akademie in Mannheim besuchten, ist Cem der Traum meiner schlaflosen Nächte. Schade, aber aus irgendeinem Grund kommt bei uns beiden immer etwas dazwischen. Noch vor zwei Wochen waren wir mal wieder ganz kurz davor. Wir lagen schon nackt nebeneinander im Bett und dann schrillte Cems Smartphone. Mister Superwichtig musste auf der Stelle zurück nach Berlin. Aus welchen Gründen auch immer konnte oder wollte der Mann meiner Träume das alles nicht näher erläutern. Ich erfuhr lediglich, dass Cems umfangreiche Kenntnisse als Profiler unerlässlich seien. Und ehe ich bis drei zählen konnte, lag ich mutterseelenallein in meinem Kingsize-Bett. Warum nur habe ich mein Single-Bett ausgetauscht? Birgit sieht uns an und schüttelt den Kopf. Da ich meinen eigenen Gedanken nachhing, habe ich nicht allen ihren Ausführungen folgen können, ich nehme an, es fehlt uns mal wieder an spirituellem Ernst. »Der Engel der Hingabe bewahrt außerdem deine und die Geheimnisse der Menschen um dich herum. Auch deinen spirituellen Weg erweitert er.« »Oh je, Steffi, da hat das arme himmlische Wesen aber eine Menge zu tun, wenn es deinen spirituellen Weg erweitern muss«, sage ich und greife zu einer Weihnachtspraline in Form eines Tannenbaums. »Mich würde die Sache mit den Geheimnissen mehr interessieren. Hat Jonas ein Geheimnis vor mir? Und wenn ja, welches?« »Steffi, so läuft das nicht. Du hörst einfach zu, was ich dir über die Engel in deiner Nähe zu berichten habe. Nachfragen werden nicht beantwortet. Du kannst in einer ruhigen Stunde den Engel der Hingabe um seinen ausführlichen Rat bitten.« »Also ich bezweifle stark, dass der bereit ist, mir mehr zu erzählen als du.« Birgit hat diesen strengen Deutschlehrerinnenblick, während sie die nächste Karte herumdreht. »Der Engel des Lichts. Er hilft Dinge aufzudecken, die bis dato im Dunkeln lagen. Oft kommt es mit seiner Hilfe zu einer Umkehr. Begrenzungen, Tabus, aber auch Beziehungen werden mit seiner Gunst neu definiert.« »Ich nehme an, auch das legst du mir nicht näher dar.« »Nee, Steffi, da musst du dir schon selbst Gedanken zu machen.« Jetzt nimmt Birgit die letzte Karte zur Hand. »Der Engel der Einsicht. Tja, mit seinem Beistand wirst du neue Erkenntnisse erfahren und auch annehmen können. Er hilft dir, Irrwege zu vermeiden und wieder auf den richtigen Pfad zu finden. Du kannst ihm voll und ganz vertrauen. Er wird dich führen.« »Es wird auch Zeit, Steffi, dass du wieder auf den richtigen Pfad kommst«, gebe ich meinen Senf dazu. »Und das war’s jetzt, oder was?« Stefanie ist eindeutig enttäuscht. »Ich finde, du hast eine Menge von mir oder besser den Engeln erfahren; jetzt musst du ihre Anwesenheit nur noch annehmen und dich von ihnen führen lassen. Und wie gesagt, in einer ruhigen Stunde, kannst du sie um detaillierte Auskunft bitten.« »Isch glaab joh, des wärd nix mit denne Engel un mir.« Stefanie rutscht, seitdem sie mit Jonas zusammen ist, der in ihrer Geburtsstadt Ludwigshafen lebt, immer mal wieder ins pfälzische Platt. Sie lässt eine ihrer Lieblingspralinen, einen Baileys-Trüffel, zwischen ihren weinrot geschminkten Lippen verschwinden. Jetzt komme ich dran; wieder fächert Birgit ihre Karten auf den Tisch. Ich nehme bewusst langsam drei Karten und lege sie verdeckt vor mich hin. Biggi nimmt die erste Karte auf und dreht sie sehr bedächtig um. »Der Engel der Gerechtigkeit. Durch dein Zutun, Tanja, wird jemand Gerechtigkeit erfahren. Dieses himmlische Wesen wird dir bei der Bewältigung der Aufgabe zur Seite stehen.« »Mensch Tanja, bestimmt ermittelst du wieder in irgendwelchen Fällen.« Zu Biggi gerichtet sagt Steffi: »Sorry, ich bin ja schon still.« Diese wirkt äußerst konzentriert, während sie meine zweite Karte aufdeckt. »Der Engel der Erkenntnis. Mit seiner Unterstützung gelingt es dir, Wahrheiten zu sehen, die andere nicht wahrnehmen können. Er gibt dir die Kraft und die Ausdauer, für deine Meinung einzustehen und dein Gegenüber von ihr zu überzeugen.« »Gerechtigkeit und Erkenntnis, nicht schlecht.« Ich bin gespannt auf den Dritten im Bunde. Ich sehe Biggi erwartungsvoll an, während sie meine letzte Karte zur Hand nimmt. »Dein persönlicher Schutzengel. Er wird in der nächsten Zeit mehr als sonst auf dich aufpassen müssen, da du dich in sehr große Gefahr begeben wirst. Aber –, Tanja, keine Angst, dein Schutzengel ist da. Er öffnet dir die Augen und schärft deine Sinne.« »Danke, Biggi«, sage ich, »das war tatsächlich sehr interessant. Und klingt doch gar nicht so schlecht.« Obwohl...